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Tourismus Schule, Beruf, Karriere - Interview mit Berufsberaterin

In einem Interview erläutert Berufsberaterin Frau Schneider die für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft benötigten Fähigkeiten, die Berufsaussichten und die Weiterbildungsmöglichkeiten.

BF: Wie sehen Sie die generellen Berufschancen im Tourismus?

Frau Schneider: Wie unzählige Studien und Untersuchungen zeigen, ist der Tourismus wegen der zunehmenden Freizeitorientierung eine Wachstumsbranche, mit ständig erhöhten Beschäftigungszahlen. Die Tourismusbranche unterliegt natürlich auch einer Konjunktur oder wird von Ereignissen wie Terroranschlägen beeinflusst, der mittelfristige bis langfristige Trend ist dennoch sehr positiv. Außerdem können die inländischen Arbeitsplätze im Tourismus nur schwer ins Ausland verlegt werden, wenn der Kunden im Inland beraten werden und auch im Inland Urlaub machen will.

BF: Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sollten Bewerber in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft mitbringen?

Frau Schneider: Serviceorientierung ist ganz wichtig, wenn nicht sogar am wichtigsten. Der Kunde muss nicht nur das Gefühl haben, optimal beraten und versorgt zu sein, sondern das muss das Anliegen aller Mitarbeiter sein. Zur Serviceorientierung gehört deshalb ein freundliches Wesen, das Zugehen auf Menschen, eine sichere Kommunikation und das Hineinversetzen in die Problemlage anderer Menschen. Denn oftmals erkennen die Mitarbeiter im Tourismus ein Problem der Kunden überhaupt nicht schnell genug, so dass die Kunden gefrustet sind. Deshalb ist natürlich eine selbstständige Arbeitsweise, die zupackend ist, vom Vorteil. Von der fachlichen Seite sind gute Noten in den wichtigsten Schulfächern natürlich unabdingbar. Für einige touristische Studienfächer gelten interne NC von 1,3. Da sich auch der Tourismus weiter internationalisiert und ein Ziel der deutschen Tourismuswirtschaft, die weitere Gewinnung von ausländischen Gästen, ist, werden Fremdensprachenkenntnisse immer wichtiger, natürlich vor allem wenn man in einem Kontaktberuf arbeitet, aber auch auf Leitungsebene. Wenn sich Bewerber und Beschäftigte in diesem Bereich eigenständig weiterbilden, dann erzielen sie damit schon einen Pluspunkt für zukünftige Bewerbungen.

BF: Einige Berufe haben sehr unregelmäßige Arbeitszeiten und die Entlohnung bleibt hinter anderen Branchen zurück. Warum ist es trotzdem empfehlenswert, den Berufsweg in der Tourismus- und Freizeitbranche einzuschlagen?

Frau Schneider: Die Arbeitszeiten sind durch saisonale Konjunkturhöhepunkte beeinflusst. Im Sommer machen eben mehr Familien Urlaub als im November. Darauf muss man sich als Beschäftigter einstellen, im Sommer beispielsweise länger zu arbeiten. Aber auch hier gibt es Regeln, an die sich die Arbeitgeber halten müssen. Außerdem finden ständig Gespräche statt, um die Arbeitsbedingungen in dieser Branche zu verbessern, so dass sich Flexibilität eben nicht nur für den Arbeitgeber, sondern auch für den Arbeitnehmer lohnt. So gibt es Projekte, bei denen die Arbeitnehmer saisonal acht Monate voll arbeiten und sich in den restlichen Monaten bei gleicher Bezahlung weiterbilden und selbst Urlaub machen. Dieses Vorgehen wird von den Arbeitnehmern sehr gut angenommen. Hinsichtlich der grundsätzlichen Bezahlung ist es so, dass die guten Berufsaussichten in dieser Branche durch eine etwas geringere Bezahlung als im Durchschnitt aufgewogen werden. Durch ständige Weiterbildung kann man aber seinen Marktwert erheblich steigern, weil sich damit neue Berufsfelder eröffnen.

BF: Bleiben wir gleich beim Thema. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten sind für Beschäftigte in der Tourismus- und Freizeitbranche sinnvoll?

Frau Schneider: Da der Weiterbildungsmarkt sehr unübersichtlich geworden ist, sollte man sich bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Weiterbildung an folgenden Richtlinien orientieren: 1. Was macht mir selber Spaß? Auf welchen Gebieten kann ich mich sehr gut motivieren, so dass die Weiterbildung durch Fleiß auch mit einem guten Ergebnis endet? 2. Welche Vorstellungen haben oder hatten die Vorgesetzten von den fachlichen Fähigkeiten? Auf welchen Gebieten sollte man sich nach deren Meinung weiterbilden? Die Beschäftigten sollten dazu auch die Anforderungen in Stellenanzeigen auswerten, um einen Überblick über die Anforderungen im Touristikbereich zu erhalten. 3. Welche Anbieter bieten Weiterbildungen an oder bildet sogar das eigene Unternehmen intern weiter? Hier muss man vor allem unseriöse von seriösen Anbietern unterscheiden, und ob eine Weiterbildungsmaßnahme von den Inhalten überhaupt den eigenen Ansprüchen genügt. Zudem muss die Weiterbildung marktfähig sein, denn eine Weiterbildung ist wertlos, wenn die Arbeitnehmer dafür zwar viel Geld ausgegeben haben, aber sie von den Arbeitgebern nicht anerkannt wird.

BF: Welche Weiterbildungen sind beispielsweise für Kaufleute für Tourismus und Freizeit empfehlenswert?

Frau Schneider: Da dies ein sehr neuer Beruf ist, gibt es diesbezüglich noch keine genauen Erkenntnisse. Denn die ersten Weiterbildungswünsche entstehen immer aus Defiziten der Erstausbildung. Dann wird häufig nach der Erstausbildung nachqualifiziert, um nicht vermittelte Bildungsinhalte zu erlangen. Das sollte natürlich von Arbeitgeberseite möglichst vermieden werden, aber die Unternehmen, die derzeit Kaufleute für Tourismus und Freizeit ausbilden, sind sehr heterogen und unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Ansprüche an die Mitarbeiter. Da sich dieser Ausbildungsberuf aber gut mit Reiseverkehrskaufleuten vergleichen lässt, will ich die Weiterbildungsmöglichkeiten mal kurz skizzieren: 1. Besteht die Möglichkeit der Auffrischung und Erweiterung des touristischen Wissens: beispielsweise über Destinationen, über neue Kommunikations- und Buchungssysteme oder über die Kundenberatung. 2. Ferner gehören in diesen Bereich diejenigen Weiterbildungen, die das eigene Tätigkeitsfeld ausweiten: weitere Fremdsprachen oder Weiterbildungen im kaufmännischen Bereich (Qualitätsmanagement, Beschwerdemanagement, Projektmanagement). 3. Der berufliche Aufstieg kann durch Teilnahme an entsprechenden Aufstiegsweiterbildungen eingeleitet werden. So ist die Weiterqualifizierung zu Fachwirten, Assistenten oder Referenten - zum Beispiel Tourismusfachwirt/in, Fachwirt/in im Sozial- und Gesundheitswesen, Marketingreferent/in, Assistent/-in für Freizeitwirtschaft - möglich. 4. Daneben gibt es noch eine Reihe von Tourismus-Studiengängen an Fachhochschulen und Universitäten, die eine akademische Ausbildung im Tourismusbereich ermöglichen. Der Einstieg in so ein Studium ist für ausgebildete Fachkräfte im Prinzip bis zum 30. Lebensjahr empfehlenswert, da sich ein Studium unter Umständen auch gut mit der persönlichen Familienplanung verbinden lässt. Bei nebenberuflichen Fernkursen erweitert sich die Zeitspanne sogar noch.

BF: Vielen Dank für das Gespräch und die zahlreichen Tipps.

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