Zusagen, Absagen und kleine Katastrophen mehrfach!

Wie geht es weiter nach Absagen? Was kann daraus gelernt werden? Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Berichte über gute und schlechte Erfahrungen bei der Stellensuche.
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flagellum
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Zusagen, Absagen und kleine Katastrophen mehrfach!

Beitrag von flagellum »

Hallo zusammen!

ich habe neulich zwei Stellen gefunden. Beide sind die Richtung, in die ich gehen möchte, also Finanzbuchhaltung. Ich bin zwar schon 41 J.a., aber ziemlich frisch im Fach und habe erst 10 Monate Berufserfahrung in der Buchhaltung, stehe also auf wackligen Beinen im Fach, könnte man mit Fug und Recht behaupten. Wenn ich das fünf Jahre lang gemacht hätte, dann hätte ich mich schon längst entschieden. Worum geht es aber eigentlich?

Die eine Stelle ist in Arbeitnehmerüberlassung zu realisieren, es läuft über eine große Zeitarbeitsfirma. Der Einsatzbetrieb ist ein gut aufgestelltes Unternehmen, das jemanden für sechs Monate sucht. Der Consultant der Zeitarbeitsfirma hatte mir ursprünglich was von drei bis sechs Monaten erzählt, der Finanzleiter des Einsatzbetriebs sagte aber "mindestens sechs Monate". Sie strukturieren das Unternehmen um, auch die Buchhaltung, und es ist Not am Mann. Sie brauchen jemanden, der von allem etwas mitmacht; also vor allem am Anfang, bis die Rückstände abgearbeitet sind, brauchen sie jemanden, der ein bisschen wie die Feuerwehr funktioniert. Eine Einarbeitung usw sieht also der Plan nicht groß vor, man kann sich aber jederzeit mit Fragen an seine Kollegen und auch an den Finanzleiter wenden, hat man mir als Junior versichert. Es wird aber auf jeden Fall stressig, vermute ich. Ob das aber drei oder sechs Monate am Ende werden oder ob man die Versicherung des Finanzleiters auf die Goldwaage legen kann, dass es sechs Monate sind... ich weiß es nicht und ich werde es nicht erfahren, schätze ich, bis ich eines Tages einfach abbestellt bin.

Die zweite Stelle ist auch in der Finanzbuchhaltung angesiedelt. Die Stelle habe ich über eine Direktvermittlung gefunden, die eine andere Zeitarbeitsfirma übernommen hat. Der Betrieb ist recht groß, 30 Niederlassungen, 5500 Mitarbeiter bundesweit usw. In der Buchhaltung sitzen sechs Leute einschließlich der Teamleiterin. Wie sie ein solches Arbeitspensum schaffen, ist mir schleierhaft, aber offensichtlich schaffen das irgendwie. Die Stelle ist unbefristet und in Direktanstellung, das Gehalt natürlich etwas höher als bei ersterem Stellenangebot.

Jetzt würde vielleicht jeder vernunftbegabter Mensch augenblicklich sagen, dass der Fall und die Entscheidung doch eindeutig und klar liegen: Man würde sich für die zweite Stelle entscheiden. Unbefristet, Direktanstellung, besseres Gehalt: Das sind starke Argumente, die für letztere Stelle sprechen, oder? Pustekuchen jedoch, wenn man die Bewertungen auf Kununu gelesen hat. Dort gibt es einige Bewertungen, und das sind nicht wenige, die von a) Zeitdruck, b) vielen Überstunden und c) keiner Einarbeitung sprechen! Und den Zeitdruck und die Überstunden kann man vielleicht noch verstehen, aber keine Einarbeitung? Wie soll das funktionieren, vor allem für jemanden, der nur 10 Monate Berufserfahrung mitbringt? Es versteht sich doch, dass er deutlich mehr und intensiver eingearbeitet werden muss, damit er sein Aufgabengebiet auch beherrscht.

Ich habe heute die Zusage von letzterem Betrieb erhalten und habe kurz darauf spontan die Teamleiterin angerufen, wollte sie etwas näher kennenlernen, bevor ich etwas unterschreibe (bei der ersten Stelle habe ich bereits unterschrieben und soll Mitte April dort anfangen). Ich habe sie auch mit den Bewertungen konfrontiert, aber es ist nicht viel dabei herausgekommen. Sie meinte, dass sie nicht so großen Wert auf solche Bewertungen legt, sondern sich selbst ein eigenes Bild macht. Sie macht einen netten Eindruck, aber ich kann dem Unternehmen nicht ganz vertrauen. Es ist inhabergeführt und die Bewertungen machen mir schon zu schaffen.

Wenn ich jetzt, wie gesagt, den Job schon fünf Jahre lang gemacht hätte, würde ich sofort das zweite Stellenangebot annehmen und wüsste, zumindest im Großen und Ganzen, dass ich die Aufgaben dort gut meistern kann und werde, ich hätte einfach mehr Selbstvertrauen. Die Dame hat mir mehrfach gesagt, dass man mit seinen Fragen sich auch an sie und seine Kollegen jederzeit wenden kann. Aber reicht das aus?

Wenn ich jetzt die zweite Stelle auch annehme und bei der ersten kündige (den Vertrag für die Arbeitnehmerüberlassung habe ich also bereits, wie gesagt, unterschrieben), dann verliere ich dort auch einen genauso unbefristeten Vertrag. Der Einsatz läuft nur über sechs Monate, aber mein Vertrag mit der Zeitarbeitsfirma ist unbefristet. Und vor allem verliere ich die Zeitarbeitsfirma! Sollte mich der Kunde doch vorzeitig, vor Ablauf der sechs Monate, abbestellen, hätte ich dann zumindest die Zeitarbeitsfirma, die vielleicht einen anderen Einsatz für mich suchen würde. Sollte ich jedoch bei der zweiten Stelle rausfliegen und in der Probezeit gekündigt werden, dann verliere ich alles und muss zum Jobcenter, um ALG II zu beantragen!

Was macht man also in einem solchen Fall? Liegt der Fall eindeutig und ich bin einfach blind und undankbar, dass ich es nicht erkennen kann, oder sind meine Zweifel und das Hin- und Hergerissen sein berechtigt? Wie soll ich vorgehen? Bin dankbar für Ideen oder Anregungen, wenn sich jemand findet, der /die sich diesen Roman antut.
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Wenn ich mir meinen jetzigen Arbeitgeber bei kununu anschaue sehe ich da drei Arten von Bewertungen:
1. die Megaschlechten
2. die Realistischen
3. die Megaguten.
Die Megaschlechten geben überall nur 0 Sterne oder, weil der Bewerter es vercheckt hat, jeweils einen Stern. Sie reden alles schlecht. Klar, es gibt Probleme zwischen Büro und aktiver Belegschaft, aber die sind nicht so schlimm. Man muss annehmen, dass die Schlechtmacher entweder von der Konkurrenz kommen oder aber Leute sind, die wegen Fehlverhaltens gekündigt wurden.
Das genaue Gegenteil sind die megaguten Bewertungen. Da habe ich manchmal das Gefühl, dass die Personalabteilung da mal ein paar Praktikanten dran gesetzt hat, die unsere Firma über den grünen Klee loben. Diese Bewertungen sind genauo unrealistisch wie die Megaschlechten.
Die dritte Gruppe sind die Bewertungen wo ich meine Firma wiedererkenne. Sie sprechen die realexistierenden Probleme an, loben aber auch die in der Firma herrschende Kollegialität. Also schau dir die Bewertungen genau an. Sind die alle gleich oder hast du da unterschiedliche Tenöre?
flagellum
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Beitrag von flagellum »

TheGuide hat geschrieben:Wenn ich mir meinen jetzigen Arbeitgeber bei kununu anschaue sehe ich da drei Arten von Bewertungen:
1. die Megaschlechten
2. die Realistischen
3. die Megaguten.
Die Megaschlechten geben überall nur 0 Sterne oder, weil der Bewerter es vercheckt hat, jeweils einen Stern. Sie reden alles schlecht. Klar, es gibt Probleme zwischen Büro und aktiver Belegschaft, aber die sind nicht so schlimm. Man muss annehmen, dass die Schlechtmacher entweder von der Konkurrenz kommen oder aber Leute sind, die wegen Fehlverhaltens gekündigt wurden.
Das genaue Gegenteil sind die megaguten Bewertungen. Da habe ich manchmal das Gefühl, dass die Personalabteilung da mal ein paar Praktikanten dran gesetzt hat, die unsere Firma über den grünen Klee loben. Diese Bewertungen sind genauo unrealistisch wie die Megaschlechten.
Die dritte Gruppe sind die Bewertungen wo ich meine Firma wiedererkenne. Sie sprechen die realexistierenden Probleme an, loben aber auch die in der Firma herrschende Kollegialität. Also schau dir die Bewertungen genau an. Sind die alle gleich oder hast du da unterschiedliche Tenöre?



Guten Tag, TheGuide. Danke für die Rückmeldung. Ich habe mir zum dritten Mal die Bewertungen auf Kununu angeschaut und es gibt alle drei Arten von Bewertungen, die megaguten, die megaschlechten und die realistischen, wobei ich gestehen muss, dass die "mittleren Töne", die realistischen, wie du sie genannt hast, eindeutig in der Minderheit sind. Es sind -gefühlt zumindest- 7 oder 8 Bewertungen da von insgesamt um die 40 Bewertungen, die einen "mittleren Ton" anschlagen. Sie sind aber recht sparsam in ihren Äußerungen, manche schreiben keinen Text, aber das gilt auch für die sehr schlechten und die sehr guten auch. Das Problem, TheGuide, ist, dass ich noch nie so entzweigerissen war, obwohl ich eigentlich frohlocken sollte, weil ich gleich zwei Zusagen habe. Ich kann aber nicht feiern und tanzen, da ich nicht erkennen kann, welcher Schritt von den beiden der für mich beste ist. Wenn ich den neulich unterschriebenen Vertrag bei der Zeitarbeitsfirma kündige, um die Festanstellung anzunehmen, dann brauche ich mich in Zukunft dort nicht mehr blicken zu lassen. Die Zeitarbeitsfirma würde es mir nicht vergeben, wenn ich dort nur zwei Wochen im Einsatz für sie wäre und dann gekündigt hätte, um eine Festanstellung anzutreten. Ich würde den Rückhalt der Zeitarbeitsfirma verlieren, die für einen einen neuen Einsatz vielleicht vermitteln kann. Bei der Direktanstellung laufe ich ja die Gefahr, entlassen zu werden in den ersten Monaten und dann ALG II beantragen zu müssen, dann fängt der Bewerbungsprozess wieder von vorne an und ich muss auch eine schwere Niederlage in meinem Lebenslauf erklären, warum ich also die Probezeit nicht bestanden habe in der Direktanstellung. In der Zeitarbeit steht diese Gefahr nicht so sehr im Vordergrund, da man eh weiß, dass Zeitarbeitseinsätze in der Regel befristet sind. Wenn ich all diese Tatsachen betrachte, wird es mir schwindlig, ich habe keine Ahnung mehr, was richtig und was falsch ist. Ich habe Pro und Contra Liste bereits erstellt, aber ob sie mir geholfen hat, ist nicht genau einzusehen. Was könnte ich tun? Was wäre Deines Erachtens die richtige Vorgehensweise?
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Es gibt ja verschiedene Zeitarbeitsfirmen. Es gibt sogar eine, die vo der Bundesagentur betrieben wird und deren Ziel es tatsächlich ist, Menschen über die Zeitarbeit in Lohn und Brot (und idealerweise in die Fetsanstellung) zu bringen. Die Mehrheit der Zeitarbeitsfirmen ist dagegen auf Profit aus. Das muss man nicht grundsätzlich verteufeln, aber viele davon scheren sich, um es deutlich zu sagen, einen Dreck um die Belange ihrer Zeitarbeiter. Wenn die Zeitarbeitsfirma dir etwas nicht verzeiht, gehört sie mutmaßlich zu letzterer Klasse. Ich bin sehr für ein gewisses Grundmaß an Loyalität des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber. Aber das ist eben auch keine Einbahnstraße. Die Zeitarbeitsfirma nimmt keine Rücksicht auf dich, du hast keinen Grund ihr gegenüber loyal zu sein. Die Loyalität des Arbeitnehmers verdient sich der Arbeitgeber mit fairer Bezahlung und fairen Konditionen. Wer andere ausbeutet, hat keine Loyalität verdient.

Noch mal zu den Bewertungen, egal ob bei kununu oder bei anderen Portalen: In der Regel melden Leute, die mit einer Leistung zufrieden sind nichts zurück, denn es gibt ja nichts zu beanstanden und Dtld. hat keine besonders ausgeprägte Lobkultur. Sprich: Es gibt fast immer mehr Leute, die negativ zurückmelden als neutral oder positiv. Dadurch wird das Gesamtbild i.d.R. zum Negativen hin verzerrt. Wie sieht es denn mit den kununu-Bewertungen der Firma aus, über die du bei der Zeitarbeitsfirma eingesetzt würdest?
flagellum hat geschrieben:Bei der Direktanstellung laufe ich ja die Gefahr, entlassen zu werden in den ersten Monaten und dann ALG II beantragen zu müssen, dann fängt der Bewerbungsprozess wieder von vorne an und ich muss auch eine schwere Niederlage in meinem Lebenslauf erklären, warum ich also die Probezeit nicht bestanden habe in der Direktanstellung. In der Zeitarbeit steht diese Gefahr nicht so sehr im Vordergrund, da man eh weiß, dass Zeitarbeitseinsätze in der Regel befristet sind.
Und wenn du den Teufel mal nicht an die Wand malst, wie sieht es dann aus?
flagellum
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Beitrag von flagellum »

TheGuide hat geschrieben:Es gibt ja verschiedene Zeitarbeitsfirmen. Es gibt sogar eine, die vo der Bundesagentur betrieben wird und deren Ziel es tatsächlich ist, Menschen über die Zeitarbeit in Lohn und Brot (und idealerweise in die Fetsanstellung) zu bringen. Die Mehrheit der Zeitarbeitsfirmen ist dagegen auf Profit aus. Das muss man nicht grundsätzlich verteufeln, aber viele davon scheren sich, um es deutlich zu sagen, einen Dreck um die Belange ihrer Zeitarbeiter. Wenn die Zeitarbeitsfirma dir etwas nicht verzeiht, gehört sie mutmaßlich zu letzterer Klasse. Ich bin sehr für ein gewisses Grundmaß an Loyalität des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber. Aber das ist eben auch keine Einbahnstraße. Die Zeitarbeitsfirma nimmt keine Rücksicht auf dich, du hast keinen Grund ihr gegenüber loyal zu sein. Die Loyalität des Arbeitnehmers verdient sich der Arbeitgeber mit fairer Bezahlung und fairen Konditionen. Wer andere ausbeutet, hat keine Loyalität verdient.

Noch mal zu den Bewertungen, egal ob bei kununu oder bei anderen Portalen: In der Regel melden Leute, die mit einer Leistung zufrieden sind nichts zurück, denn es gibt ja nichts zu beanstanden und Dtld. hat keine besonders ausgeprägte Lobkultur. Sprich: Es gibt fast immer mehr Leute, die negativ zurückmelden als neutral oder positiv. Dadurch wird das Gesamtbild i.d.R. zum Negativen hin verzerrt. Wie sieht es denn mit den kununu-Bewertungen der Firma aus, über die du bei der Zeitarbeitsfirma eingesetzt würdest?
flagellum hat geschrieben:Bei der Direktanstellung laufe ich ja die Gefahr, entlassen zu werden in den ersten Monaten und dann ALG II beantragen zu müssen, dann fängt der Bewerbungsprozess wieder von vorne an und ich muss auch eine schwere Niederlage in meinem Lebenslauf erklären, warum ich also die Probezeit nicht bestanden habe in der Direktanstellung. In der Zeitarbeit steht diese Gefahr nicht so sehr im Vordergrund, da man eh weiß, dass Zeitarbeitseinsätze in der Regel befristet sind.
Und wenn du den Teufel mal nicht an die Wand malst, wie sieht es dann aus?
Hallo, TheGuide, danke für Deine Rückmeldung. Zu Deiner ersten Frage: Ich habe mir gerade nochmals die Bewertungen des Einsatzbetriebs (die Stelle mit den sechs Monaten) angeschaut. Die Antwort lautet "gemischt bis überwiegend positiv". Es sind allerdings lediglich 9 Bewertungen. Vier von diesen Bewertungen liegen bei einer Gesamtnote von 4,xx, drei davon liegen bei einer 3,xx und zwei liegen bei einer Gesamtnote von 1,xx oder 2,xx. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Das andere Unternehmen, die Direktanstellung, hat 45 Bewertungen, was trotzdem etwas wenig ist verglichen dazu, wie viele Mitarbeiter es beschäftigt, aber es ist auch in der Arbeitnehmerüberlassung tätig, das heißt, dass viele von seinen ungefähr 5500 Mitarbeitern einfach Zeitarbeiter sind und extern beschäftigt werden.

Was Deine zweite Frage angeht: Wenn ich nicht gerade damit beschäftigt bin, den Teufel groß und schwarz an die Wand zu malen -und ich bin ein Meister leider in diesem Fach-, dann fühle ich mich verunsichert und muss mich zum Optimismus zwingen. Die Firma, die in Direktanstellung sucht, ist meines Erachtens typisch Mittelstand, wenn man bei so vielen Mitarbeitern noch von Mittelstand reden kann. Sie ist inhabergeführt und das ist nicht immer ein Plus, da die Führung in solchen Betrieben tendenziell launisch ausfallen kann mit Spitzelwirtschaft, leichte aber permanente Unterbesetzung oft herrscht usw. Konzerne sind da etwas unpersönlicher, aber strukturierter. Vom Eindruck her waren alle, die ich kennengelernt habe, professionell und nicht unfreundlich. Der kaufmännische Leiter löchterte mich mit Fragen und hat die Teamleiterin der Buchhaltung nicht so oft zur Sprache kommen lassen.

Deswegen habe ich nach der Zusage bei der Direktanstellung spontan selbige Teamleiterin angerufen, sie hatte mir ja ihre Visitenkarte gegeben. Ist etwas unkonventionell, ich weiß, aber ich wollte sie etwas besser kennenlernen. Sie hat sich die Zeit genommen. Ich konfrontierte sie auch mit den Bewertungen, sie fragte mich, welche Abteilungen dort erwähnt werden, und meinte, dass sie keinen so großen Wert auf Bewertungen legt, sondern sich eine eigene Meinung bildet. Wenn ich also nicht gerade den Teufel an die Wand male, dann denke ich, dass ich die Probezeit in diesem Unternehmen vielleicht bestehen könnte, wenn sie mir die Zeit geben, in diese Rolle hineinzuwachsen. Sie wüssten, hat sie mir auch am Telefon bestätigt, dass ich nicht so viel Berufserfahrung mitbringe, aber sie trauten mir die Aufgabe zu. Das Problem ist, dass diese Tätigkeit eindeutig Finanzbuchhaltung ist, mit allem, was dazu gehört, Debitoren, Kreditoren usw. Meine Angst besagt, dass ich diese Aufgaben vielleicht nicht zufriedenstellend übernehmen kann und daran scheitere und rausfliege.

Ich bin gerne lernbereit, aber bei meinem letzten Einsatz über eine andere Zeitarbeitsfirma hat man mir im Einsatzbetrieb nicht die Zeit gegeben, die Kollegin kam bei jeder meiner Fragen einfach rüber, machte, anstatt mich machen zu lassen, und schloss gerne mit den Worten ab: "So einfach geht das!". Weil es für sie ja kinderleicht war, mir aber wie eine Wissenschaft vorkam, überspitzt gesagt. Gut, wenn das bei meinem letzten Einsatzbetrieb gegolten hat, dann wird es umso mehr beim sechsmonatigen Einsatz demnächst über die neue Zeitarbeitsfirma gelten. Dort läuft ja aktuell eine Umstrukturierung und man wird mir auch dort wahrscheinlich nicht gerade viel Zeit gönnen, bis ich mich eingefunden habe, sondern man wird erwarten, dass ich mich einfach hinsetze und Rechnungen usw. losbuche. Ob ich das packe, weiß ich nicht. Dort geht es genauso wie bei der Direktanstellung, um Finanzbuchhaltung, also umfassendes Rechnungswesen. Ich verstehe mich gerne als Generalisten, ok, eigentlich als Wannabe-Generalisten, denn ich habe noch einen langen Weg vor mir, bis ich ein generalistischer Buchhalter bin.

Dadurch, dass ich mich momentan ziemlich hin- und hergerissen und innerlich zerrüttet fühle, habe ich Angst, dass ich vielleicht gar nicht objektiv beurteilen kann. Die neue Zeitarbeitsfirma ist nicht unfair. Gut, das Gehalt ist nicht gerade super, aber zumindest haben sie in den letzten Wochen mehrere Stellen, bei denen sie mich vorschlagen wollten und es auch getan haben. Manchmal mit Option auf Übernahme, manchmal nur für ein paar Monate bei einer Auftragsspitze, aber sie hatten zumindest ein paar Stellen. Natürlich müsste man -theoretisch zumindest- bescheuert sein, damit man eine unbefristete Direktanstellung absagt zugunsten einer sechsmonatigen Arbeitnehmerüberlassung. Mir ist bewusst, dass bei der Direktanstellung auch ein bisschen beschönigt wurde, es wurde bestimmt auch retouchiert, das lag in der Luft, aber ich gehe davon aus, dass die Buchhaltung vielleicht doch strukturiert aufgebaut ist. Habe ich etwas mehr Klarheit ins Gespräch eingebracht? Wahrscheinlich nicht, oder? Ich bin selber zu aufgewühlt, merke ich.
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