Wochenarbeitszeit im Vorstellungsgespräch verhandeln

Fragen zum Bewerbungsgespräch und zum Interview: Welche Kleidung ist am besten? Welche Vorbereitung ist nötig? Welche Fangfragen werden gestellt? Wie bekomme ich meine Aufregung in Griff?
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Tom Sailor
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Wochenarbeitszeit im Vorstellungsgespräch verhandeln

Beitrag von Tom Sailor »

Wäre es möglich - so wie man über Gehalt verhandelt - auch über die Wochenarbeitszeit zu verhandeln? Ich habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch bei einer Firma ziemlich auf dem Land. Da müsste ich mit der Bahn hinpendeln. Nun weiß ich noch nicht, wie viele Wochenstunden da erwartet werden. Eine leicht verringerte Zahl an Wochenstunden (kleiner 40) käme mir aber entgegen. Ich bin gewiss kein Weichei. Ich wollte nur mal fragen, ob man da auch verhandeln könnte. Ich würde nicht niedriger als 35h gehen... Ich glaube nicht, dass die Firma Kandidaten im Überfluss hat. So gesehen müssten sie mir schon entgegen kommen können. Wenn ich denn dann mal PKW-Fahrer bin, würde ich eventuell auch wieder mehr arbeiten (können).
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Um was für eine Art von Arbeit geht es denn hier... und wann wäre das Auto verbindlich da?

Grundsätzlich kann man natürlich über alles verhandeln... die Frage ist nur, wie gross die Erfolgsaussichten sind und was der Eindruck ist, den man mit seinem Ansinnen transportiert. In Deinem Fall finde ich die Argumentation schwierig, weil ja allein die Tatsache des fehlenden Autos an sich auf dem Land als schweres Manko betrachtet werden wird. Es ist halt ein gewisser Unsicherheitssfaktor, was Verspätungen und Ausfälle aus den verschiedensten Gründen angeht. Wenn zu dieser Unsicherheit am Anfang des Arbeitstags noch die am Ende hinzu kommt, gerät die Arbeitszeit ja gewissermassen von zwei Seiten aus unter Druck... noch einmal unabhängig von der Tatsache, dass man als Bahnfahrer auf dem Land vielleicht schon einmal per se als "seltsam" eingestuft wird...
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Hallo FRAGEN,

es geht um Content Marketing, also eher um eine Bürotätigkeit. Ich selbst wohne in einer Großstadt (160.000 Einwohner), der Job wäre aber 50km Fahrtweg außerhalb. Es gibt alle Stunde eine Verbindung, die 50 min braucht und alle zwei Stunden zusätzlich eine Verbindung, die 30 Minuten braucht. Es ist halt so, dass ich vor einer Weile auch eine Teilzeitfortbildung (ILS) angefangen habe, die ich auch gerne zu Ende führen würde. Natürlich arbeite ich auch mal länger, wenn es sein muss. Da gibt es schon genug Verbindungen. Klar könnte ich die Fortbildung auch am WE weitermachen aber man will ja auch noch leben... Wäre der Job direkt in der Großstadt und man hätte nicht die Pendelei, sähe das ganz anders aus. Zeitlich gesehen bringt das Auto kaum Vorteil, man wäre halt nur flexibler. Das würde ich aber erst nach der Probezeit angehen!

Zugegebenermaßen sehe ich den Job auch nur als Sprungbrett. Ich hatte eigentlich bis Sommer letzten Jahres eine tolle Stelle in einem größeren, mittelständischen Unternehmen, die aber leider befristet war und wo ich leider auf sehr unschöne Weise sogar noch vor der Zeit freigestellt wurde. MIttelfristig würde ich gerne wieder in solch einer Firma anlanden. Jetzt will ich aber erst Mal überhaupt wieder arbeiten, denn Lust auf ALGII habe ich nicht. Ich habe auch noch weitere VGs - auch in größeren Firmen - aber diese kleinere mittelständische Firma ist nun mal der erste Kandidat in der Serie...
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Tom Sailor hat geschrieben:Es gibt alle Stunde eine Verbindung, die 50 min braucht und alle zwei Stunden zusätzlich eine Verbindung, die 30 Minuten braucht.
Das klingt für mich nach einem völlig normalen Anfahrtsweg heutzutage... also nicht nach einer besonderen Härte, die ggf. irgendeine "Sonderbehandlung" rechtfertigen würde. M. E. würde schon das Erwähnen einer solchen Betrachtungsweise ein ungünstiges Licht auf Dich werfen.
Tom Sailor hat geschrieben:Zeitlich gesehen bringt das Auto kaum Vorteil, man wäre halt nur flexibler.
Was dann im Umkehrschluss hiesse, dass es für den Arbeitgeber letztendlich keine Aussicht auf Änderung der Situation gäbe? Egal, ob mit oder ohne Auto - es sind die 50 Fahrminuten pro Tag, die Du der Wochenarbeitszeit gern abziehen würdest, um unter keinen Umständen bei Deiner Weiterbildung eingeschränkt zu sein? Das wäre dann im Endeffekt so etwas wie eine ganz normale Teilzeitarbeit, oder? Reduzierte Stundenzahl für entsprechend niedrigeres Gehalt?
Tom Sailor hat geschrieben:es geht um Content Marketing, also eher um eine Bürotätigkeit.
Aber vermutlich auch keine, für die es wahnsinnig schwierig wäre, jemand anders zu finden? Und auch keine, bei der es leicht wäre, eine besonders herausragende Kompetenz zu verkaufen? Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass man von solch einer Arbeit einen gewissen Teil im Home-Office erledigen könnte? Wenn dem so wäre, könnte ich mir vorstellen, dass das leichter zu vermitteln wäre als so eine "klassenkämpferische" 35-Stunden-Woche. Am Besten natürlich nach der Probezeit...
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Danke für Deine Antwort. Ja, letzten Endes geht es mir um Teilzeit - aber fünf Stunden weniger ist jetzt ja auch nicht endlos viel. Bei den Kununu-Bewertungen gibt es auch einige, die im Homeoffice arbeiten dürfen. Das stimmt.

Ich glaube nicht, dass die Konkurrenz so groß ist. Hier in der Nähe gibt es größere Firmen mit internationalem Renommee und ich weiß, dass die teilweise Probleme haben, entsprechend qualifiziertes Personal zu bekommen. Südniedersachsen ist eben eher provinziell. Leider haben diese Firmen aber im Moment für mich nichts im Angebot, bzw. der Weg zurück scheint mir verbaut zu sein (hatte mich in der ex-Firma wieder beworben - andere Abteilung - aber nach dem Teleoninterview herrschte dann plötzlich Funkstille und zum avisierten Zweitgespräch kam es nie. Drei Wochen später kam die Absage. Da hat sicherlich intern jemand "nachgeholfen") :roll:
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Noch ein paar Nachträge:
FRAGEN hat geschrieben:Aber vermutlich auch keine, für die es wahnsinnig schwierig wäre, jemand anders zu finden? Und auch keine, bei der es leicht wäre, eine besonders herausragende Kompetenz zu verkaufen?
Also die Stelle ist schon ausgeschrieben für jemand mit Studium oder Ausbildung mit entsprechender mehrjähriger(!) Berufserfahrung! Es geht um das Verfassen von Texten und die SEO-Optimierung aller Inhalte. Die Firma selbst verleiht Montageteams für Klimatechnik, Elektrinstallationen etc. an (Groß-)Baustellen. Insgesamt hat das Unternehmen ca. 800-1000 Mitarbeiter. Ich säße aber eben an einem provinziellen Standort - weil die da wohl herkommen. Die Einladung zum Gespräch kam innerhalb von wenigen Stunden nach der Bewerbung. Also kann ich nicht ganz uninteressant sein.
FRAGEN hat geschrieben:Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass man von solch einer Arbeit einen gewissen Teil im Home-Office erledigen könnte?
Wie gesagt, bei Kununu taucht Homeoffice auch als einer der Benefits auf.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Dann würde ich es wohl komplett über die Homeoffice-Schiene versuchen... und weder zu Anreisemodalitäten noch Wochenarbeitsstunden auch nur ein Wort verlieren. Beides kann m. E. unter keinen Umständen den jetzigen Eindruck verbessern (aber durchaus verschlechtern, wenn sich ein bislang leistungsorientierter Eindruck mit beamtenartigen Denkweisen zu mischen schiene). Und Du weisst ja nicht, wie viel Zeit Du im Endeffekt dort verbringen (müssen) wirst...
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

FRAGEN hat geschrieben:Beides kann m. E. unter keinen Umständen den jetzigen Eindruck verbessern (aber durchaus verschlechtern, wenn sich ein bislang leistungsorientierter Eindruck mit beamtenartigen Denkweisen zu mischen schiene).
Den Satz verstehe ich nicht ganz! Welcher schlechte Eindruck?

Ich habe glücklicherweise noch zwei weitere Gespräche innerhalb der nächsten zehn Tage. Ich denke ich werde es also erst Mal einfach alles so hinnehmen und dann kann ich eventuell den Verhandlungstrumpf ziehen! :-)
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