ich habe demnächst ein Vorstellungsgespräch und bin sehr unsicher, wie ich meine bisherige Anstellung gut verpacken kann. Diese war auf 1 Jahr (zur Erprobung) befristet und wurde nach 10,5 Monaten zum Ende des Jahres gekündigt. Es handelt sich um eine sehr junge Firma, welche vor 2 Jahren noch 4 und inzwischen 20 Mitarbeiter hat. Entsprechend ist vieles noch neu, im Aufbau oder nicht richtig eingeschliffen. Die Belegschaft besteht zur Hälfte aus Arbeitern und zur anderen Hälfte aus Akademikern, welche die Ergebnisse zu Papier bringen. Unter diesen ein Geschäftsführer und einige Teilhaber.
Die Aufgaben waren vielfältig aber überschaubar. Es gab zwei Gebiete mit angenommen je 5 Untergruppen. Sagen wir einfach ich war für Gebiet A Gruppe 1 und 2 zuständig. Da mir Erfahrung fehlte musste ich jedoch öfters mit einem der Teilhaber arbeiten, bin jedoch mit diesem (wie ein Großteil der Belegschaft) nie richtig warm geworden. Nach 3 Monaten habe ich ein Gespräch gesucht und die Lage hat sich leicht verbessert, war aber bald wieder wie vorher. Zeitgleich kam ein erfahrener Mitarbeiter, der u.A. für Gebiet "A+B im Außendienst" eingestellt wurde, jedoch Experte auf genau meinem Gebiet A1+2 war. Wir konnten zwar meist zusammen arbeiten, waren und wohl jedoch recht schnell einig nie Freunde zu werden. Umso besser verstand er sich mit jenem Teilhaber.
Nach ~8 Monaten gab es ein Gespräch mit dem Geschäftsführer. Kritikpunkte waren, dass ich ~15% meiner Zeit in "fremden" Gebieten gewildert hatte, Aufgaben von Arbeitern übernommen habe und zu umgangssprachlich mit Kunden kommuniziere. Außerdem wäre ich nicht effektiv genug (zu langsam). Ich habe folgendes entgegnet:
Für die fremden Gebiete war kein Ansprechpartner verfügbar. Wenn also z.B. nur ein Rechner hängt und ich diesen in 30 min wieder flott machen kann ist das doch besser, als für 200€ den Service zu rufen und 1 Woche zu warten. Der Grund für meine praktischen Arbeiten war ein Urlaub des Mitarbeiters. Ich habe daher seine Aufgaben gemacht und mein Kollege meine. Ansonsten wären Aufträge liegen geblieben und ich hätte nichts am Schreibtisch zu tun gehabt. Also IHMO eigentlich auch die bessere Option. Und für den Kundenkontakt wurden immer zwei Fälle genannt: einer, in dem ich den Ansprechpartner schon jahrelang gut kenne und ein anderer, in dem ich zwar förmlich jedoch ohne Erlaubnis von oben geschrieben hatte. zahlreiche andere Kunden bestätigten mir von sich aus, sich in kompetenten Händen und gut beraten zu fühlen.
Ich habe mir die Kritik trotzdem zu Herzen genommen und fortan die Hilfen in fremden Gebieten auf ~5% und nur nach Rücksprache beschränkt. Große Aufträge lagen nie länger als 1 Woche - vor meiner Zeit waren 2..3 Wochen nicht unüblich. Ich habe alle Aufträge in meinen Gebieten offen sichtbar an mich gerissen und den Kundenkontakt auf ein Minimum und wenn, dann nach Rücksprache mit einem Kollegen beschränkt. Trotzdem wie gesagt 2 Monate später die Kündigung bzw. Absage des Festvertrags...
Die Kritik war sicherlich in Teilen - die ich dann umgehend geändert habe - berechtigt aber für jemanden der frisch von der Uni kommt bestimmt auch nicht ungewöhnlich. Einiges konnte ich jedoch nicht nachvollziehen und vermute, dass hier o.g. Kollegen/Teilhaber-Gespann Geschichten verdreht oder hochgezüchtet an den Geschäftsführer berichtet haben, welcher selbst leider selten vor Ort war. Ich habe mitbekommen, wie von mir berichtete kleine Fehler von Arbeitern 5 min später als andauernde Schlampigkeit an den Teilhaber weiter gegeben wurden, daher wäre das nicht verwunderlich. Auch hat der Mitarbeiter offen gesagt, keine Lust auf Außendienst zu haben, sprich es blieb ihm nur der Rückzug in das von mir besetzte Themengebiet.
Na was meint ihr - wie kann man so etwas am besten verpacken? Etwa so:
Ich habe die Firmengröße als Chance gesehen, rasch ein breites Spektrum zu erlangen und evtl. sogar aktiv beim Wachstum mitzuwirken. Es hat mir aufgrund der vielfältigen Aufgaben und des tollen Teams viel Spaß gemacht zumal selbst in der Zeit meiner kurzen Anwesenheit zahlreiche neue Geräte und einige Mitarbeiter dazu kamen. Leider können Eifersüchteielen wohl nie ganz ausgeschlossen werden, bloß ließ hier die enge Verflechtung der Kompetenzen kaum Möglichkeit, um solchen auszuweichen. als ich merkte, dass fachliche Diskussionen darunter leiden können habe ich das offene Gespräch gesucht, dies hat jedoch nur kurz gewirkt. Da mir ein gutes Arbeitsklima sehr wichtig ist habe ich selbst nach ~6 Monaten begonnen mich auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen (entspricht der Wahrheit), obwohl mir die Kündigung wohl trotzdem sehr schwer gefallen wäre. Diese Entscheidung wurde mir dann abgenommen, da der Vertrag ja nicht verlängert wurde.
Ich freue mich über Anregungen und Kritik. Schließlich geht es bei der jetzigen Stelle um ein Unternehmen mit weit mehr Mitarbeitern und einem - ausgehend von den Berichten mehrerer Bekannter - exzellenten Arbeitsklima. Kurzum: Wenn es wirklich so ist wie erhofft würde ich gern auch mit diesem Arbeitgeber alt werden
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Vielen Dank und Grüße
Dennis