Wie kann ich diese gekündigte Stelle am besten verpacken?

Fragen zum Bewerbungsgespräch und zum Interview: Welche Kleidung ist am besten? Welche Vorbereitung ist nötig? Welche Fangfragen werden gestellt? Wie bekomme ich meine Aufregung in Griff?
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Cruz
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Registriert: 10.08.2012, 03:12

Wie kann ich diese gekündigte Stelle am besten verpacken?

Beitrag von Cruz »

Moin moin,

ich habe demnächst ein Vorstellungsgespräch und bin sehr unsicher, wie ich meine bisherige Anstellung gut verpacken kann. Diese war auf 1 Jahr (zur Erprobung) befristet und wurde nach 10,5 Monaten zum Ende des Jahres gekündigt. Es handelt sich um eine sehr junge Firma, welche vor 2 Jahren noch 4 und inzwischen 20 Mitarbeiter hat. Entsprechend ist vieles noch neu, im Aufbau oder nicht richtig eingeschliffen. Die Belegschaft besteht zur Hälfte aus Arbeitern und zur anderen Hälfte aus Akademikern, welche die Ergebnisse zu Papier bringen. Unter diesen ein Geschäftsführer und einige Teilhaber.

Die Aufgaben waren vielfältig aber überschaubar. Es gab zwei Gebiete mit angenommen je 5 Untergruppen. Sagen wir einfach ich war für Gebiet A Gruppe 1 und 2 zuständig. Da mir Erfahrung fehlte musste ich jedoch öfters mit einem der Teilhaber arbeiten, bin jedoch mit diesem (wie ein Großteil der Belegschaft) nie richtig warm geworden. Nach 3 Monaten habe ich ein Gespräch gesucht und die Lage hat sich leicht verbessert, war aber bald wieder wie vorher. Zeitgleich kam ein erfahrener Mitarbeiter, der u.A. für Gebiet "A+B im Außendienst" eingestellt wurde, jedoch Experte auf genau meinem Gebiet A1+2 war. Wir konnten zwar meist zusammen arbeiten, waren und wohl jedoch recht schnell einig nie Freunde zu werden. Umso besser verstand er sich mit jenem Teilhaber.

Nach ~8 Monaten gab es ein Gespräch mit dem Geschäftsführer. Kritikpunkte waren, dass ich ~15% meiner Zeit in "fremden" Gebieten gewildert hatte, Aufgaben von Arbeitern übernommen habe und zu umgangssprachlich mit Kunden kommuniziere. Außerdem wäre ich nicht effektiv genug (zu langsam). Ich habe folgendes entgegnet:
Für die fremden Gebiete war kein Ansprechpartner verfügbar. Wenn also z.B. nur ein Rechner hängt und ich diesen in 30 min wieder flott machen kann ist das doch besser, als für 200€ den Service zu rufen und 1 Woche zu warten. Der Grund für meine praktischen Arbeiten war ein Urlaub des Mitarbeiters. Ich habe daher seine Aufgaben gemacht und mein Kollege meine. Ansonsten wären Aufträge liegen geblieben und ich hätte nichts am Schreibtisch zu tun gehabt. Also IHMO eigentlich auch die bessere Option. Und für den Kundenkontakt wurden immer zwei Fälle genannt: einer, in dem ich den Ansprechpartner schon jahrelang gut kenne und ein anderer, in dem ich zwar förmlich jedoch ohne Erlaubnis von oben geschrieben hatte. zahlreiche andere Kunden bestätigten mir von sich aus, sich in kompetenten Händen und gut beraten zu fühlen.
Ich habe mir die Kritik trotzdem zu Herzen genommen und fortan die Hilfen in fremden Gebieten auf ~5% und nur nach Rücksprache beschränkt. Große Aufträge lagen nie länger als 1 Woche - vor meiner Zeit waren 2..3 Wochen nicht unüblich. Ich habe alle Aufträge in meinen Gebieten offen sichtbar an mich gerissen und den Kundenkontakt auf ein Minimum und wenn, dann nach Rücksprache mit einem Kollegen beschränkt. Trotzdem wie gesagt 2 Monate später die Kündigung bzw. Absage des Festvertrags...

Die Kritik war sicherlich in Teilen - die ich dann umgehend geändert habe - berechtigt aber für jemanden der frisch von der Uni kommt bestimmt auch nicht ungewöhnlich. Einiges konnte ich jedoch nicht nachvollziehen und vermute, dass hier o.g. Kollegen/Teilhaber-Gespann Geschichten verdreht oder hochgezüchtet an den Geschäftsführer berichtet haben, welcher selbst leider selten vor Ort war. Ich habe mitbekommen, wie von mir berichtete kleine Fehler von Arbeitern 5 min später als andauernde Schlampigkeit an den Teilhaber weiter gegeben wurden, daher wäre das nicht verwunderlich. Auch hat der Mitarbeiter offen gesagt, keine Lust auf Außendienst zu haben, sprich es blieb ihm nur der Rückzug in das von mir besetzte Themengebiet.


Na was meint ihr - wie kann man so etwas am besten verpacken? Etwa so:

Ich habe die Firmengröße als Chance gesehen, rasch ein breites Spektrum zu erlangen und evtl. sogar aktiv beim Wachstum mitzuwirken. Es hat mir aufgrund der vielfältigen Aufgaben und des tollen Teams viel Spaß gemacht zumal selbst in der Zeit meiner kurzen Anwesenheit zahlreiche neue Geräte und einige Mitarbeiter dazu kamen. Leider können Eifersüchteielen wohl nie ganz ausgeschlossen werden, bloß ließ hier die enge Verflechtung der Kompetenzen kaum Möglichkeit, um solchen auszuweichen. als ich merkte, dass fachliche Diskussionen darunter leiden können habe ich das offene Gespräch gesucht, dies hat jedoch nur kurz gewirkt. Da mir ein gutes Arbeitsklima sehr wichtig ist habe ich selbst nach ~6 Monaten begonnen mich auf dem Arbeitsmarkt umzuschauen (entspricht der Wahrheit), obwohl mir die Kündigung wohl trotzdem sehr schwer gefallen wäre. Diese Entscheidung wurde mir dann abgenommen, da der Vertrag ja nicht verlängert wurde.

Ich freue mich über Anregungen und Kritik. Schließlich geht es bei der jetzigen Stelle um ein Unternehmen mit weit mehr Mitarbeitern und einem - ausgehend von den Berichten mehrerer Bekannter - exzellenten Arbeitsklima. Kurzum: Wenn es wirklich so ist wie erhofft würde ich gern auch mit diesem Arbeitgeber alt werden :)

Vielen Dank und Grüße
Dennis
Rhodus
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Beitrag von Rhodus »

Hallo Cruz,

ich weiss zunächst einmal nicht so ganz, worum es Dir bei diesem beitrag geht, um welche Frage es bei dem kommenden Gespräch gehen soll.

Die von Dir angedachte Antwort hat in meinen Augen aber eine gravierende Schwachstelle. Bei mir entsteht der Eindruck, als würde der Arbeitgeber in ein schlechtes Bild gerückt ("leider können Eifersüchteleien ...", "dies hat jedoch nur kurz gewirkt").

Auch wenn man grundsätzlich im Gespräch die Wahrheit sagen sollte, so gibt es doch eine entscheidende Ausnahme: den Ex-Arbeitgeber. Denn es besteht dabei immer die Gefahr, dass sich ein Personalverantwortliche überlegt, wie sich wohl der Bewerber später verhalten wird, wenn er dieses Unternehmen dann verlässt.

Wennes um die Frage geht, warum ein vorangegangenes Arbeitsverhältnis endet, gibt es eine diplomatischere Antwort, bei der man sich noch nicht einmal verbiegen muss:
- man hat im Verlaufe des Jahres feststellen müssen, dass es einfach nicht gepasst hat
Denn Augenscheinlich hattet ihr (Arbeitgeber und Arbeitnehmer) unterschiedliche Auffassungen, die nicht zusammengepasst haben. Und so, wie man eine Beziehung beenden sollte, wenn es nicht mehr passt, gilt dies auch für "berufliche Beziehungen". Das ist für jeden Personalverantwortlichen sofort nachvollziehbar.

Viele Grüße aus Duisburg
Cruz
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Beitrag von Cruz »

Hallo Andreas,

ja genau - es geht um Fragen in der Richtung
"warum wechseln Sie denn schon nach 1 Jahr den Arbeitgeber?"

bzw.
"warum wollen Sie denn nicht mehr in ihrer bisherigen Firma arbeiten?"

oder auch
"warum haben Sie / wurden Sie eigentlich bei ... gekündigt?".

Die Formulierung mit den Eifersüchteleien stammt aus einem Bewerbungsratgeber und wird dort sogar für das Anschreiben vorgeschlagen. Aber Du hast vollkommen recht, dass dieser Satz etwas negativ klingt. Es fällt mir bloß unheimlich schwer, den Ex-AG positiv darzustellen und gleichzeitig zu begründen warum ich nicht mehr dort bin. Darum hätte ich gedacht mit dem einleitenden Satz die positive Haltung zu zeigen und anschließend zu begründen.

Meinst du denn, der von dir vorgeschlagene Satz - der ja durchaus wahr ist - wird einfach so akzeptiert oder wird noch nachgehakt? (z.B. "warum hat es denn nicht gepasst?")

Soll ich erwähnen, dass es Gespräche gab und/oder beide Seiten bereits nach ~6..7 Monaten begonnen haben sich neu zu orientieren oder lässt dies mangelnde Loyalität vermuten?

Viele Grüße
Dennis
Rhodus
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Beitrag von Rhodus »

Hallo Dennis,

natürlich kann man nie ausschließen, dass ein Personalverantwortlicher noch einmal nachharkt. In der Regel wird er das aber nur dann tun, wenn er das Gefühl hat, dass mit der Antwort etwas nicht stimmt. Der Bewerber schlicht und einfach die Unwahrheit sagt.

Im gespräch selber dürfte der Schwerpunkt sicherlich eher auf der frage liegen: warum die Position. Die frage, warum nicht mehr beim Ex-Arbeitgeber hat da nur eine untergeordnete Bedeutung. Insofern wird ein solches Thema nicht zwingend vertieft werden.

Erfahrungsgemäß dürfte die Angabe "es habe nicht mehr gepasst" einem Personalverantwortlichen genügen. Denn er kann ja so etwas durchaus nachvollziehen, hat er doch sicherlich in der Vergangenheit Mitarbeitern gekündigt, weil es aus seiner Sicht nicht mehr gepasst hatte.

Wodurch unterscheidet sich denn der neue Arbeitgeber vom Alten? Die neue Position von der Alten?

Viele Grüße aus Duisburg
Cruz
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Beitrag von Cruz »

Hey Andreas,

wie oben etwas kompliziert beschrieben sind die Firmen relativ gegensätzlich, d.h. vorher 20 Personen in flacher Hierarchie und diese hat 20000 Personen in etwas umfangreicheren Strukturen. Bei der letzten Stelle hatte ich "mein" Gebiet, welches ich vom Kunden über die Messungen bis zum Bericht - dem fertigen "Produkt - betreut habe. bei der neuen Stelle geht es hingegen um größere Prozesse, d.h. man wird sich wohl öfters mit den Ebenen "drüber" bzw. "drunter" zusammen setzen und Ergebnisse sowie weiteres Vorgehen abgleichen.

Trotzem nochmal die Frage z.B. "was hat denn nicht gepasst?": Was wäre denn da die diplomatischste Antwort?
- Das Aufgabengebiet hat mich nicht erfüllt (= ich habe mich falsch orientiert)
- Es wurde mehr gefordert als abgemacht (= Ich bin nicht bereit zusätzliche Leistung zu bringen)
- Es gab Spannungen in der Belegschaft, die der professionellen Arbeit im wege standen (= womöglich war ich die Ursache der Spannung)

...gibt bestimmt noch einige andere Antworten aber zu den meisten fällt mir sofort ein negativer Umkehrschluss ein. Darum würde ich ohne Vorbereitung bei der o.g. Frage nach dem "warum denn?" wohl ins Schlingern geraten.

Viele Grüße
Dennis
Rhodus
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Beitrag von Rhodus »

Hallo Dennis,

was hälst Du denn von der Lösung, dass Du festgestellt hast, dass es in einem kleineren Unternehmen auch nur begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten für Dich gibt und Du deshalb in einem größeren unternehmen besser aufgehoben bist.

So vermeidest Du, negativ über den alten Arbeitgeber zu sprechen (der kann ja nichts dafür, dass er "klein" ist und schaffst den geschickten Übergang zum neuen Unternehmen.

Viele Grüße aus Duisburg
Cruz
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Beitrag von Cruz »

Hey Andreas,

das ist eine gute Idee aber IMHO nicht so einfach mit "es hat nicht mehr gepasst" unter einen Hut zu bringen. Wenn jemand - unabhängig von der Firmengröße - schon nach 10 Monaten an seine Grenzen stößt würde ich nachdenklich werden.

Mann mann mann... ist das kompliziert :roll:

Die Unternehmensgröße als negativen Faktor einzusetzen ist aber sicher ein guter Ansatz - eben weil der "kleine" AG dafür nichts kann und der "große" AG sich im Zweifel geschmeichelt fühlt.

Viele Grüße
Dennis
Rhodus
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Beitrag von Rhodus »

Hallo Cruz,

natürlich hat es nicht gepasst, weil Du feststellen musstest, dass ein kleines Unternehmen Dir nicht die Entwicklungsmöglichkeiten anbietet. Schließlich sind das ja Erkenntnisse, die bei dir auch erst einmal reifen mussten.

Viele Grüße aus Duisburg
Cruz
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Beitrag von Cruz »

Hey Andreas,

ok, dann werde ich es so rüber bringen. Den letzten Satz berhalte ich in der Hinterhand als Joker für ggf. nachfragen. Nur noch etwas ausschmücken.... :)

Hab vielen Dank für die Tipps.

Viele Grüße
Dennis
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