Warum den Vertraulichkeitsvermerk im Anschreiben weglassen?

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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BlackDiamond
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Warum den Vertraulichkeitsvermerk im Anschreiben weglassen?

Beitrag von BlackDiamond »

Da der Vertraulichkeitsvermerk (da ich mich in ungekündigter Stellung befinde, bitte ich Sie, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln) hier immer wieder in Anschreiben auftaucht, gebe ich dazu mal einige Informationen, damit ich und andere nicht immer wieder das Gleiche schreiben müssen:

Der Vermerk ist überflüssig und beleidigt die Intelligenz und das Berufsethos jeden Personalers und jedes Personalentscheiders.

Niemand bekommt gerne seinen Beruf erklärt. Jeder Personaler und Entscheider über Personalsachfragen weiß doch, dass einem Bewerber große Nachteile entstünden, würde er seinen aktuellen Arbeitgeber anrufen, um Informationen über den Bewerber zu erhalten. Deshalb ist es in Deutschland absolut unüblich und das weiß auch jeder - oder wieviele kennst du, bei denen das nachweislich im Bewerbungsprozess passiert wäre? Na bitte. Im Brief darauf hinzuweisen, dass man um Vertraulichkeit bittet, zeigt nur, dass man diesem speziellen Unternehmen so wenig traut, dass man extra betonen muss, was selbstverständlich ist. Würde man sich ernsthaft bei einem solchen Unternehmen bewerben? Sicher nicht.

Eine Ausnahme sehe ich höchstens dann als gerechtfertigt an, wenn die Bewerbung ins Ausland geht und man die Gepflogenheiten dort nicht kennt.
katerfreitag
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Beitrag von katerfreitag »

Klare Worte - schön :)

Ich stimme BlackDiamond vollumfänglich zu.
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TheGuide
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Re: Warum den Vertraulichkeitsvermerk im Anschreiben weglass

Beitrag von TheGuide »

BlackDiamond hat geschrieben: damit ich und andere nicht immer wieder das Gleiche schreiben müssen
Das wird leider nichts helfen, da 90 % der Bewerber nur ihr eigenes Anschreiben ansehen und korrigiert haben wollen, aber kaum vorher recherchieren. Jedenfalls nicht so tief, dass sie von vornherein wissen, was schlecht oder überflüssig ist sondern allenfalls nach gut klingenden Formulierungen, die sie klauen können.
cre
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Beitrag von cre »

Und ich kann wieder nur erwähnen, dass ich diese Ansicht für falsch halte. Personaler sind Profis, die sich nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit persönlich beleidigt fühlen. Und sie sind soweit Profis, dass sie versuchen ihre Arbeit so gut wie möglich zu machen. Das heißt sie müssen eine möglichst geringe Quote von Fehlschüssen beim recruting haben.
Der Griff zum Telefonhörer ist da häufiger als man denkt, mich hat das übrigens auch mal getroffen.

Ich persönlich sehe auch nicht ein, wieso ich jemanden vertrauen soll den ich nicht kenne. Und wenn mich ein AG nicht will, wegen eines Satzes, ja dann hat er Pech gehabt. Ich bin doch nicht Uwe Unterwürfig.

Der Vorteil vom Sperrvermerk ist eben der, dass man vor Gericht was in der Hand hat wenn es ganz schlimm kommt.

Natürlich muss am Ende jeder selber wissen, was er tut. Aber Sachen als grundsätzlich unsinnig zu bezeichnen, nur weil man seine festgefahrene Meinung darüber hat halte ich für falsch. Aber das ist sowieso ein ganz anderes Problem des Forums hier.
Romanum
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Re: Warum den Vertraulichkeitsvermerk im Anschreiben weglass

Beitrag von Romanum »

BlackDiamond hat geschrieben:Jeder Personaler und Entscheider über Personalsachfragen weiß doch, dass einem Bewerber große Nachteile entstünden, würde er seinen aktuellen Arbeitgeber anrufen, um Informationen über den Bewerber zu erhalten.

Für geschulte und professionelle Personaler in größeren Unternehmen aus Ballungsräumen mag das sicherlich stimmen, aber es gibt auf Arbeitgeberseite auch die Geschäftsführungsassistentin, die Personal mal so nebenbei mitmacht, die helfende Ehefrau im Familienbetrieb, die Azubine, die die erkrankte Personalerin vertritt, den stoffeligen Handwerksmeister, die alle weniger geschult und professionell in Personalangelegenheiten sind und die sich (bei einer geringeren Bewerberanzahl als bei großen Arbeitgebern) auch mal öfter informell informieren; gerade auf dem Land und in kleineren Städten, wo jeder fast jeden kennt. Ob dann ein Vertraulichkeitsvermerk etwas am Verhalten ändert oder nicht, ist dann eine andere Frage.


Zerschmetterling
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Beitrag von Zerschmetterling »

Hallo,

ich muss da Romanum recht geben. Nicht alle, die sich mit Bewerbungen und den damit verbundenen Abläufen beschäftigen, sind Profis auf diesem Gebiet... Bei uns z. B. - wir sind nur zu fünft - übernimmt das die Assistentin des GF, in deren Abwesenheit aber auch mal jemand anderes (mich hat es auch schon getroffen). Tatsächlich hat keiner von uns (auch nicht unser GF) groß Erfahrung mit Personalthemen.

VG Zerschmetterling
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Beitrag von TheGuide »

Zerschmetterling hat geschrieben:Tatsächlich hat keiner von uns (auch nicht unser GF) groß Erfahrung mit Personalthemen.
Und, wie oft habt ihr schon bei Fehlen der Vetraulichkeitsklausel beim Arbeitgeber des Bewerbers angerufen?
Zerschmetterling
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Beitrag von Zerschmetterling »

Ich überhaupt nicht, kann natürlich nicht für meine Kollegen sprechen :)

Wollte damit auch nur zum Ausdruck bringen, dass sich nicht jeder bei dem Satz gleich auf den Schlips getreten fühlt oder diesen sonstwie negativ auffasst, der mit Bewerbungen hantiert... Eventuell kann man aus dem Satz vielleicht noch rauslesen, dass man den Bewerber vielleicht nicht gerade zwischen 9 und 17 Uhr anruft, um z. B. einen Gesprächstermin zu vereinbaren, da dieser dann vermutlich im Büro sitzt (so es sich denn um einen Bürojob handelt) und nicht frei sprechen kann.

Ich war eigentlich auch immer der Auffassung, ein potenzieller neuer Arbeitgebr müsse den Bewerber um Erlaubnis fragen, wenn er in irgendeiner Form Kontakt zu dessem aktuellen oder vorherigen Arbeitgeber aufnimmt? Personaldienstleister fragen ja gerne mal von Bewerbern Kontaktdaten früherer Vorgesetzter ab; angeblich als Referenz. In diesem Fall aber wohl eher zur Neukundenaquise. Aber gut - das ist OT :lol:
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Beitrag von TheGuide »

Zerschmetterling hat geschrieben:Ich überhaupt nicht, kann natürlich nicht für meine Kollegen sprechen :)
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die das auch nicht getan haben.
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Beitrag von BlackDiamond »

Ich mir auch. Wie ich schon sagte, wer hat denn jemals davon gehört, dass der aktuelle AG angerufen wurde? Never ever. Dazu braucht man kein Studium in Sachen Personalmanagement, das ist einfach in Deutschland unüblich und jeder weiß, was er damit anrichten würde. Gut, sollte ich in einem Forum wahrscheinlich nicht sagen, das provoziert jetzt bestimmt irgend jemanden, "ich, ich!" zu schreien. :D

Irgendwie kann ich mir das auch nur so vorstellen, dass man sich gerne an Floskeln orientiert, wenn man bei einer Sache unsicher ist, bei der man alles richtig machen will. Und dann wird mit "mit großem Interesse habe ich Ihre Anzeige gelesen" eröffnet und mit dem Vertraulichkeitsvermerk geschlossen, ohne groß darüber nachzudenken, was man damit überhaupt ausdrücken will und wieweit die Floskeln überhaupt sinnvoll sind oder es jemals waren.
Zerschmetterling
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Beitrag von Zerschmetterling »

Naja ebenso wie Personaler auf Floskeln bzw. Bausteine bei Absagen zurückgreifen (gibt ja sogar Absage-Generatoren im Internet), tun dies eben auch die Bewerber :lol:

Ich habe mir den Satz in meinen Anschreiben gespart, allerdings bin ich immer davon ausgegangen, dass Bewerbungen in Unternehmen generell vertraulich behandelt und z. B. auch nach Abschluss des Bewerbungsverfahren gelöscht bzw. vernichtet werden. Wie ich mittlerweile weiß, ich das auch eher Wunschdenken :roll:
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Zerschmetterling hat geschrieben:Naja ebenso wie Personaler auf Floskeln bzw. Bausteine bei Absagen zurückgreifen (gibt ja sogar Absage-Generatoren im Internet), tun dies eben auch die Bewerber :lol:
Ums ganz deutlich zu sagen: Der Personaler sitzt am längeren Hebel.

Abgesehen davon haben Personaler ein paar mehr Absagen zu schreiben als Bewerber Bewerbungen.
Zerschmetterling hat geschrieben:Ich habe mir den Satz in meinen Anschreiben gespart, allerdings bin ich immer davon ausgegangen, dass Bewerbungen in Unternehmen generell vertraulich behandelt und z. B. auch nach Abschluss des Bewerbungsverfahren gelöscht bzw. vernichtet werden.
Das ist das Gesetz!
Zerschmetterling
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Beitrag von Zerschmetterling »

Wohl wahr. Aber wer prüft das denn...? Wir hatten ja vor einigen Monaten auch eine Ausschreibung laufen und die ausgedruckten Bewerbungen wurden aus Zeitmangel der Kollegin bisher noch nicht vernichtet. An die Ordner kommt jeder ran. Ich kenne die genaue Frist jetzt nicht.

Dass die Personaler am längeren Hebel sitzen, ist klar. Allerdings wurde hier ja schon hervorgehoben, dass diese in der Regel Profis sind und der Umgang mit Bewerbern eben ihr Job ist und da die Ansprüche eben höher sind. Dass es nicht möglich ist, individuell auf jeden Bewerber einzugehen und es im schlechtesten Fall Probleme wg. des AGG gibt, wurde ja hier schön öfter diskutiert.
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Aber nur weil das bei euch so gehandhabt wird, ist das ja kein Standard. Die Unterlagen müssen innerhalb bestimmter Fristen vernichtet werden, aber nicht sofort. Eine gewisse Zeit lang wird man sie schon deshalb aufheben, falls jemand klagt. Das sollte man schon auch berücksichtigen.
Aber das ist jetzt schon arg Off Topic.
cre
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Beitrag von cre »

Ums ganz deutlich zu sagen: Der Personaler sitzt am längeren Hebel.
wieso?
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

cre hat geschrieben: Natürlich muss am Ende jeder selber wissen, was er tut. Aber Sachen als grundsätzlich unsinnig zu bezeichnen, nur weil man seine festgefahrene Meinung darüber hat halte ich für falsch. Aber das ist sowieso ein ganz anderes Problem des Forums hier.
Natürlich ist das meine Meinung, was sonst. Festgefahren? Okay, warum ist meine festgefahren und deine nicht? Du bist doch auch nicht bereit, von deiner abzuweichen. Ich kann sie begründen, weil ich aus der Praxis komme und über meine einschlägigen Netzwerke weiß, dass das keine persönliche Einzelmeinung ist, die sonst kein Personaler teilt, sondern vorherrschende, gängige Meinung ist. Was ist es bei dir außer der Wunsch nach Kontrolle?

Vielleicht hätte ich noch besser betonen sollen, dass es dabei nicht um Bewerbungen an 5-Mann-Firmen geht, sondern an die Firmen, die hier auch hauptsächlich als Adressat für Bewerbungen vorkommen. Die Bewerbung beim Dachdecker ums Eck kommt ja hier so gut wie nie vor. Ich dachte, das erschlösse sich aus dem Gesamtzusammenhang, aber gut, dann betone ich das hier nochmal.
Der Vorteil vom Sperrvermerk ist eben der, dass man vor Gericht was in der Hand hat wenn es ganz schlimm kommt.
Jetzt sei ehrlich, das hast du doch damals erst extra rausgefunden, als wir uns schon mal darüber unterhalten haben. ;) Und was würde das nützen? Vertrauen kann man nicht kaufen. Wenn das durch einen Anruf beim aktuellen (!) Arbeitgeber zerstört oder beschädigt wurde, nutzt dir kein theoretisches Schmerzensgeld. Du tust ja so, als,wäre es gang und gäbe, dass aufgrund einer schriftlichen Bewerbung ohne Abstimmung beim derzeitigen AG angerufen würde und derjenige würde dann vorher nachgucken und sagen "ach nee, Mist, in dem Fall kann ich nicht anrufen, weil derjenige geschrieben hat, ich muss es vertraulich behandeln." Und das stimmt doch einfach nicht. Sonst gäbs doch laufend Prozesse.

Das ganze Thema kommt doch deshalb hoch, weil ohne Fachkenntnis aus englischsprachigen Foren und Medien Bewerbungstipps übernommen werden, um verschiedene Stellenportale und Foren aufzuhübschen.
Ich persönlich sehe auch nicht ein, wieso ich jemanden vertrauen soll den ich nicht kenne.
Es ist ja auch nicht so, dass der Vertraulichkeitsvermerk sofort zum Ausschluss führt. Es kann eher ein Indikator für eine Grundeinstellung sein, die du ja hier auch ganz klar zeigst: die eines großen Misstrauens. Das wird dann im Verlauf weiter beobachtet und beurteilt.

Außerdem vertraust du laufend Menschen, die du nicht kennst. Dem Zugführer von der Bahn oder Verkehrsgesellschaft, dem Piloten des Flugzeugs, in dem du sitzt, dem Koch in der Kantine. Ohne ein gewisses Grundvertrauen, dass dein Gegenüber seinen Job so macht, wie es richtig ist, geht es kaum.

Wir geben hier ja auch nur Ratschläge. Die meisten wenden doch diese Floskel an, ohne darüber nachzudenken. So wie die mit dem großen Interesse, mit dem man die Anzeige gelesen hat. Mir geht's doch nicht darum, dass ich die Vertraulichkeitsfloskel ausrotte, das kann ich nicht. Aber mal vorher drüber nachdenken, was man damit eigentlich unterschwellig ausdrückt, kann man ja schon. Wenn man sie trotzdem anwendet, kann ich das doch eh nicht ändern. Also mach, wie du meinst.
cre
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Beitrag von cre »

Natürlich ist das meine Meinung, was sonst. Festgefahren? Okay, warum ist meine festgefahren und deine nicht? Du bist doch auch nicht bereit, von deiner abzuweichen. Ich kann sie begründen, weil ich aus der Praxis komme und über meine einschlägigen Netzwerke weiß, dass das keine persönliche Einzelmeinung ist, die sonst kein Personaler teilt, sondern vorherrschende, gängige Meinung ist. Was ist es bei dir außer der Wunsch nach Kontrolle?
Nun, vielleicht hätte ich da einen hörten Bruch machen sollen. Damit meinte ich nicht, dass das Problem des Forums ist das jemand seine festgefahrene Meinung hat und das war auch nicht speziell auf diesen einen Punkt bezogen, sondern auf die Art und Weise wie den Bewerbern hier Tipps gegeben werden.
Vielleicht hätte ich noch besser betonen sollen, dass es dabei nicht um Bewerbungen an 5-Mann-Firmen geht, sondern an die Firmen, die hier auch hauptsächlich als Adressat für Bewerbungen vorkommen. Die Bewerbung beim Dachdecker ums Eck kommt ja hier so gut wie nie vor. Ich dachte, das erschlösse sich aus dem Gesamtzusammenhang, aber gut, dann betone ich das hier nochmal.
Mag vielliecht daran liegen, dass ich nicht die Zeit und die Muse habe mir hier alle Anfragen durchzulesen, aber ich hatte eher das Gefühl das sich Bewerbungen an Großunternehmen und Mittelständlder in Wage halten.
Jetzt sei ehrlich, das hast du doch damals erst extra rausgefunden, als wir uns schon mal darüber unterhalten haben. Winken
Damit unterstellst du mir zunächst einmal, dass ich mir das damals aus dem Finger gesogen habe. Kannst du natürlich machen, schlechter Stil ist es aber trotzdem. Letztlich kann natürlich jeder im INternet viel behaupten um seine Meinung zu unterstreichen, ich könnte zum Beispiel auch sagen das ihr alle Arbeitslos seid und euch hier herum treibt, weil ihr mit fehlerhaften Tipps dafür sorgen wollt das es niemanden besser geht. Ich sage nicht, dass dem so ist, bei Weiten nicht. Aber du verstehst worum es geht.
Und was würde das nützen? Vertrauen kann man nicht kaufen. Wenn das durch einen Anruf beim aktuellen (!) Arbeitgeber zerstört oder beschädigt wurde, nutzt dir kein theoretisches Schmerzensgeld. Du tust ja so, als,wäre es gang und gäbe, dass aufgrund einer schriftlichen Bewerbung ohne Abstimmung beim derzeitigen AG angerufen würde und derjenige würde dann vorher nachgucken und sagen "ach nee, Mist, in dem Fall kann ich nicht anrufen, weil derjenige geschrieben hat, ich muss es vertraulich behandeln." Und das stimmt doch einfach nicht. Sonst gäbs doch laufend Prozesse.
Sehen wir es mal so, wenn ich mcih meinethalben bei Siemens oder Bosch bewerbe könnte ich noch verstehen wenn der Sperrvermerk weggelassen wird. Gute Recruiter rufen sicherlich nicht einfach so beim ehemaligen Arbeitgeber an. Aber es sind eben nicht alle gut.
Und wenn sie es doch tun und das raus kommt, nützt mir ein Schadensersatz durchaus. Ich weiß nicht wie das bei dir ist, aber bei mir ist Geld ein relativ großer Ansporn dazu regelmäßig morgens zur Arbeit zu gehen und nicht nur wenn ich lustig bin.
Es ist ja auch nicht so, dass der Vertraulichkeitsvermerk sofort zum Ausschluss führt. Es kann eher ein Indikator für eine Grundeinstellung sein, die du ja hier auch ganz klar zeigst: die eines großen Misstrauens. Das wird dann im Verlauf weiter beobachtet und beurteilt.
Letztlich spielt das aber keine Rolle. Wenn ich ein zutiefst misstrauischer Mensch bin, kommt das sowieso früher oder später raus und wenn ich es nicht bin auch.
Das ganze Thema kommt doch deshalb hoch, weil ohne Fachkenntnis aus englischsprachigen Foren und Medien Bewerbungstipps übernommen werden, um verschiedene Stellenportale und Foren aufzuhübschen.
Wenn du mich fragst kommt es daher auf, das Arbeitszeugnisse (auch Zwischenzeugnisse) heute kaum noch das Papier wert sind auf dem sie gedruckt sind. Das wird eher positiv als negativ geschrieben, damit ja keiner dagegen vorgeht.

Außerdem vertraust du laufend Menschen, die du nicht kennst. Dem Zugführer von der Bahn oder Verkehrsgesellschaft, dem Piloten des Flugzeugs, in dem du sitzt, dem Koch in der Kantine. Ohne ein gewisses Grundvertrauen, dass dein Gegenüber seinen Job so macht, wie es richtig ist, geht es kaum.
Es ist eben immer die Frage was man gewinnen kann und was verlieren. Wenn ich Hunger habe muss ich entweder den Koch vertrauen oder hungrig bleiben. Oder wenn ich von A nach B will, muss ich dem Zugführer vertrauen, weil ich sonst nicht hin komme.
Wenn ich allerdings in Festanstellung bin, sieht die Situation anders aus. Dann kann ich nämlich dadurch in meinem alten Job Repressalien erleben oder ihn gar verlieren. Und das alles nur, weil ich einen Satz weggelassen habe. Der mögliche Gewinn (der neue AG stellt mich an, aber mit diesem Satz hätte er es nicht getan) ist für mich geringer als der mögliche Verlust (ich treffe genau die Nase, die bei meinem alten AG anruft und am Ende sitzt ich auf dem Arbeitsamt)
Wir geben hier ja auch nur Ratschläge. Die meisten wenden doch diese Floskel an, ohne darüber nachzudenken. So wie die mit dem großen Interesse, mit dem man die Anzeige gelesen hat. Mir geht's doch nicht darum, dass ich die Vertraulichkeitsfloskel ausrotte, das kann ich nicht. Aber mal vorher drüber nachdenken, was man damit eigentlich unterschwellig ausdrückt, kann man ja schon. Wenn man sie trotzdem anwendet, kann ich das doch eh nicht ändern. Also mach, wie du meinst.
Nun, wenn ich das richtig sehe läuft es hier in etwas folgendermaßen ab. Ein neuer Bewerber kommt rein, stellt seine Bewerbung ins Forum und sofort kommen die üblichen Verdächtigen und pressen sie in ihre Schablone. Und wehe wenn einer der Tipps nicht umgesetzt wird, dann wird besser gar nicht mehr geholfen. So gesehen wird hier dann das selbe verlangt, nämlich die Punkte ungefragt zu übernehmen. UNd wenn jemand anderes was dagegen sagt, verliert man sich in unendlichen Diskussionen. Damit man mich nicht falsch versteht, ich bewundere durchaus die Arbeit die hier einige dahinter setzen. Aber manchmal lese ich das und sage mir nur "Meine Güte, wie kann man jemanden so etwas raten" Da ich allerdigns weder Zeit noch Lust habe hier lange zu diskutieren, äußere ich mich dazu nicht.
Ich gebe auch ganz offen zu, dass ich meine Fähigkeiten eher nicht darin sehe Bewerbungen zu korrigieren. Aber vielleicht würde es helfen wenn man sich erstmal mit dem jeweiligen Fragesteller befasst, bevor man ihm sagt wie er es gefälligst zu machen hat.
In wieweit die Tipps tatsächlich zum Erfolg führen, weiß ich nicht da wir nicht messen können wie viele Leute sich mit den Korrekturen hier erfolgreich beworben haben.
Wenn man sie trotzdem anwendet, kann ich das doch eh nicht ändern. Also mach, wie du meinst.
Das mache ich auch, keine Angst. Ich schätze mal wenn ich meine Bewerbungen hier rein stellen würde, würde das auch zu einer Gesamtkorrektur führen. Vielleicht mache ich es irgendwann mal mit nem zweiten Account, nur um zu sehen wie mir erzählt wird das dies alles Scheiße ist. Aber, oh Wunder, bisher habe ich damit immer hervorragende Ergebnisse erzielt.
katerfreitag
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Beitrag von katerfreitag »

@ cre: So, wie ich Dich einschätze, sind Deine Bewerbungen sicher authentisch. ;) Viele der Fragesteller hier schreiben aber eher irgendwo ab, was dann ja mal das Gegenteil von authentisch ist.

Ich empfinde Diskussionen hier - fast immer - bereichernd. Von daher wäre es schön für mich und wahrscheinlich auch für die Fragesteller, wenn Du Dich mehr einbringen würdest. Schade, dass Du nicht mehr Zeit hast.
Abgesehen davon habe ich noch kein Forum kennengelernt, wo es nicht dass ein oder andere Reizthema gibt, bei dem es immer zu wilden Diskussionen kommt und sich die Foris partout nicht einigen können. Ist auch ok, ich muss nicht mit allen gleicher Meinung sein. Muss auch nicht jeder mit mir konform gehen. Aber der Sichtweise von jemand anderem ausgesetzt, kann ich meine Meinung hinterfragen - sind die Argumente gut oder wenigstens besser als meine, ändere ich meinen Standpunkt. Sonst nicht.
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

cre hat geschrieben:Nun, wenn ich das richtig sehe läuft es hier in etwas folgendermaßen ab. Ein neuer Bewerber kommt rein, stellt seine Bewerbung ins Forum und sofort kommen die üblichen Verdächtigen und pressen sie in ihre Schablone. Und wehe wenn einer der Tipps nicht umgesetzt wird, dann wird besser gar nicht mehr geholfen.
Es ist manchmal wirklich so, dass man den Eindruck hat, da stellt jemand seine Bewerbung ins Forum, um sie verbessern zu lassen, nimmt dann aber gar nichts an. Dann sollten wir aber wenigstens wissen, warum derjenige die gegebenen Hinweise nicht annimmt. Wenn er einen plausiblen Grund dafür nennen kann, ist das ja kein Problem und am Ende steht eben auch nicht die Unterschrift eines Helfers hier aus dem Forum unter der Bewerbung sondern die des Bewerbers. Freie Entscheidung!

Wenn du aber anderer Meinung bist als diejenigen, die hier sonst schreiben, dann äußere das auch. Und zwar nicht global in einem Thema wie diesem hier, sondern konkret am jeweiligen Fall. Der Bewerber muss am Ende dann aus der Pluralität der Darstellungen entscheiden, welche Argumentation ER für die plausibelste hält.
In vielen Fällen wird das nicht die richtige sondern die leichtere Entscheidung sein, also die des geringsten Widerstandes, die am wenigsten Arbeit macht, aber das ist dann nicht unser Problem sondern das des Bewerbers. Wir hätten ihm dann eine Meinungsvielfalt geboten.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

cre hat geschrieben:Nun, wenn ich das richtig sehe läuft es hier in etwas folgendermaßen ab. Ein neuer Bewerber kommt rein, stellt seine Bewerbung ins Forum und sofort kommen die üblichen Verdächtigen und pressen sie in ihre Schablone.
Nimmst Du das wirklich so wahr? Die Bewerber kommen mit freien und individuellen Ansätzen und bekommen dann HIER etwas Uniformes übergestülpt? Ich habe exakt den entgegengesetzten Eindruck: Die Mehrzahl der Bewerber kommen mit ihren festen Schablonen... und kämpfen mit Zähnen und Klauen darum, so viele dieser vermeintlich "abgesicherten" Bausteine wie möglich zu behalten. Die "üblichen Verdächtigen" hingegen reden sich seitenlang den Mund fusselig, um den tief zwischen den Zeilen versteckten Kern einer authentischen Aussage zwischen all den bedeutungslosen Phrasen freizulegen und zu stärken... und schaffen selten mehr als eine rein kosmetische Verbesserung. Meist nicht viel mehr als die Eliminierung von objektiven Sprachfehlern...
cre hat geschrieben:Aber vielleicht würde es helfen wenn man sich erstmal mit dem jeweiligen Fragesteller befasst, bevor man ihm sagt wie er es gefälligst zu machen hat.
Was auf direktem Weg zur Selbstvorstellung der Fragesteller führt. Diese findet in der Regel nicht statt... und auch auf explizite Nachfrage bestenfalls widerwillig und an den entscheidenden Stellen meistens lückenhaft.
cre hat geschrieben:In wieweit die Tipps tatsächlich zum Erfolg führen, weiß ich nicht da wir nicht messen können wie viele Leute sich mit den Korrekturen hier erfolgreich beworben haben.
Stimmt. Rückmeldungen kommen meist nur von denen, die sich ENTGEGEN der Tipps erfolgreich beworben haben. Tenor: "So schlecht kann's ja wohl nicht gewesen sein..."... ;-)
cre hat geschrieben:Vielleicht mache ich es irgendwann mal mit nem zweiten Account, nur um zu sehen wie mir erzählt wird das dies alles Scheiße ist.
Tu das ruhig. Gib Dir richtig Mühe... und lass Dich überraschen... ;-)
cre hat geschrieben:Aber, oh Wunder, bisher habe ich damit immer hervorragende Ergebnisse erzielt.
Die hervorragenden Ergebnisse im Gesamtprozess nehme ich Dir unbesehen ab. Trotzdem zwei kleine Fragen für lange Winterabende: Weisst Du erstens, wie gross der Anteil des Anschreibens am Erfolg war? Und wärst Du Dir zweitens sicher, dass diese Art des Anschreibens auch den Kandidaten helfen würde, die sich mehrheitlich in diesem Forum treffen?
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

FRAGEN hat geschrieben:
cre hat geschrieben:In wieweit die Tipps tatsächlich zum Erfolg führen, weiß ich nicht da wir nicht messen können wie viele Leute sich mit den Korrekturen hier erfolgreich beworben haben.
Stimmt. Rückmeldungen kommen meist nur von denen, die sich ENTGEGEN der Tipps erfolgreich beworben haben. Tenor: "So schlecht kann's ja wohl nicht gewesen sein..."... ;-)
Ich habe da eher einen 50:50-Eindruck.

Wobei das eh eine Frage der Sättigung des Marktes ist. Dort, wo der Markt nicht gesättigt ist (regional oder fachlich), ist es natürlich auch leichter mit einer nicht so guten Bewerbung eine Stelle zu ergattern.
BlackDiamond
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Beitrag von BlackDiamond »

Das Argument, man habe dieses und jenes im Bewerbungsprozess so gehandhabt und den Job bekommen, ergo könne es nicht so falsch sein, habe ich schon so häufig gehört. Diese Annahme ist aber mMn falsch. Man weiß doch als Bewerber gar nicht, ob die jeweilige Art der Handhabung positiv beigetragen hat oder ob man ihm den Job trotz dieser Handhabung angeboten hat. Nämlich weil man im Bewerbungsprozess den Eindruck bekommen hat, dass es doch der richtige Mitarbeiter ist und zwar obwohl er Formulierung A verwendet hat, obwohl sein Anschreiben Mist war oder auch trotz der Tatsache, dass er im Gespräch dies und jenes gemacht hat. Den Job bekommen zu haben heißt nicht automatisch, alles richtig gemacht zu haben.
cre
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Beitrag von cre »

Nimmst Du das wirklich so wahr? Die Bewerber kommen mit freien und individuellen Ansätzen und bekommen dann HIER etwas Uniformes übergestülpt? Ich habe exakt den entgegengesetzten Eindruck: Die Mehrzahl der Bewerber kommen mit ihren festen Schablonen... und kämpfen mit Zähnen und Klauen darum, so viele dieser vermeintlich "abgesicherten" Bausteine wie möglich zu behalten. Die "üblichen Verdächtigen" hingegen reden sich seitenlang den Mund fusselig, um den tief zwischen den Zeilen versteckten Kern einer authentischen Aussage zwischen all den bedeutungslosen Phrasen freizulegen und zu stärken... und schaffen selten mehr als eine rein kosmetische Verbesserung. Meist nicht viel mehr als die Eliminierung von objektiven Sprachfehlern...
Ich nehme es eher so wahr, dass die Bewerber mit festen Schablonen hier rein kommen und dann in andere, feste Schablonen gepresst werden.

Was den Rest angeht, nun vielleicht irre ich mich auch. Es ist lediglich mein Eindruck.
Die hervorragenden Ergebnisse im Gesamtprozess nehme ich Dir unbesehen ab. Trotzdem zwei kleine Fragen für lange Winterabende: Weisst Du erstens, wie gross der Anteil des Anschreibens am Erfolg war? Und wärst Du Dir zweitens sicher, dass diese Art des Anschreibens auch den Kandidaten helfen würde, die sich mehrheitlich in diesem Forum treffen?
Das führt dann zwangsläufig zu der Frage, ob man sich beim Bewerbungsprozess nicht auf andere Sachen stürzen sollte als auf das Anschreiben. Nun, das wird jetzt sehr philosophisch.
Charlie Schmidt
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Beitrag von Charlie Schmidt »

cre hat geschrieben:Ich nehme es eher so wahr, dass die Bewerber mit festen Schablonen hier rein kommen und dann in andere, feste Schablonen gepresst werden.
Hmm, ich glaube, ich weiß, was Du meinst. Es gibt immer wiederkehrende Floskeln in den eingestellten Anschreiben, die fast immer mit ähnlichen Korrekturvorschlägen beantwortet werden. Da gibt es dann so manches Gerangel, bei dem beide Seiten auf ihrem Vorschlag beharren. Das Problem ist hier aber aus meiner Sicht eher, dass der jeweilige Verfasser kein vernünftiges Neuangebot bringt, sondern eben nur seine Floskel verteidigt und so einfach wahnsinnig viel von anderer Leute Energie verschwendet.
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