Von der Zeitarbeit ins Großunternehmen - wie?

Auch im Berufsleben steht man immer wieder vor Herausforderungen und Problemen. Die könnt ihr hier diskutieren.
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Sprachtalent
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Registriert: 18.07.2010, 18:47

Von der Zeitarbeit ins Großunternehmen - wie?

Beitrag von Sprachtalent »

Ich brauche einen Rat von einigen Fachexperten in Sachen Zeitarbeit. Ich bin von Beruf Fremdsprachensekretärin und habe schon mehr als 7 Jahre Zeitarbeitserfahrung, womit ich natürlich nicht sonderlich glücklich bin.

Die meisten Einsätze hatte ich in einem Großunternehmen, in dem ich auch momentan beschäftigt bin. Ich habe mich in dieser Firma schon immer sehr wohl gefühlt. Die Arbeit ist genau mein Ding, ich habe Freude daran und kann mich jederzeit weiterentwickeln. Dazu kommt noch, dass die Leute supernett sind. Ich habe schon mehrere Standort und Abteilungen durch und war wirklich überall glücklich. Nur leider ist es noch nie zu einer Festeinstellung gekommen. Meistens war ich nur Krankheits- oder Urlaubsvertretung. Einmal gab es eine Situation, da war ich ein halbes Jahr in einer Abteilung eingesetzt und wurde danach durch eine andere Zeitarbeiterin ersetzt, die kurz darauf fest eingestellt wurde. Im Gegensatz zu mir machte sie alles was der Chef wollte. Ich war damals noch jung, unerfahren und sah es nicht ein die Fehler meiner Kollegen zu verpfeifen, weil ich niemandem schaden wollte. Das hat mich den Job gekostet.

Seit knapp 3 Monaten bin ich wieder bei einer Leasingfirma angestellt und arbeite erneut für dieses Unternehmen, in dem ich schon so viele wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Der erste Einsatz war eine Krankheitsvertretung von wenigen Wochen. Mein zweiter und jetziger Einsatz wäre eigentlich eine Übergangslösung gewesen. Die ehemalige Sekretärin hat intern die Abteilung gewechselt, und die schon eingestellte Nachfolgerin hat kurzfristig wieder abgesagt. Deshalb ist mein Chef wieder auf Suche. Und weil sich intern nichts ergeben hat, wird die Stelle nun auch extern ausgeschrieben.

In meinem jetzigen Bereich ist sehr viel zu tun. Die Leute sind im Dauerstress und kommen nur schwer mit der Arbeit nach. Das gilt auch für die Sekretariate. Bei mir können es schon mal 50-60 Stunden pro Woche werden, wenn sehr viel zu tun ist. Allerdings bin ich nicht bereit, das auf die Dauer für ein mickriges Zeitarbeitsgehalt zu tun, von dem ich kaum leben kann. Ich bin nämlich auf einen Nebenjob angewiesen und habe momentan kaum Zeit dafür was zu machen, weil ich so lange im Büro bin und einen recht weiten Anfahrtsweg habe (90 Minuten in eine Richtung).

Trotz Stress würde ich mich sehr freuen, hier fest eingestellt zu werden. Das Verhältnis zu meinem Chef ist sehr gut, er lobt mich immer wieder in den höchsten Tönen und hat bereits meinen Vertrag bis zum Ende des 1. Quartals 2011 verlängert. Als ich ihn neulich gefragt habe ob er sich eine dauerhafte Zusammenarbeit mit mir vorstellen könne, meinte er ich könne mich selbstverständlich bewerben und würde eine faire Chance bekommen. Er sei sehr zufrieden mit mir, und es könnte nicht besser laufen. Ich würde alle anfallenden Tätigkeiten zu seiner vollsten Zufriedenheit ausführen, könne mich in der Abteilung gut durchsetzen und sei eine freundliche Erscheinung. Allerdings möchte er eine große Auswahl an Bewerberinnen haben und sich mehrere Kandidatinnen anschauen, bevor er sich endgültig entscheidet. Schließlich wolle er sich absolut sicher sein und seine Entscheidung nicht bald wieder bereuen. Der einzige Punkt, der ihm bei mir etwas Kopfzerbrechen bereitet, das ist mein Fernstudium. Ich habe ihm daraufhin gesagt, dass ich mir im Studium meine Zeit frei einteilen könne und die Arbeit auf jeden Fall absolute Priorität habe.

Warum muss er sich überhaupt noch andere Kandidatinnen anschauen, wenn er so zufrieden mit mir ist? Ich fühle mich so hingehalten und möchte das nicht länger mitmachen. Sollte er sich bis Ende März nicht entschieden haben und mich noch mal über Zeitarbeit verlängern wollen, werde ich ablehnen und mich woanders versetzen lassen. Ich opfere doch nicht auf Ewigkeit für so ein Mini-Gehalt meine komplette Freizeit! Vor einigen Tagen hieß es noch, er würde jetzt erstmal abwarten was an externen Bewerbungen so alles reinkommt und im Januar die Bewerbergespräche machen. Jetzt hab´ ich aber in seinem Posteingang gesehen, dass er eine Frau so schnell wie möglich kennenlernen möchte und sie wohl auch in Kürze zur Verfügung steht, weil ihre Noch-Firma wohl bald pleite sein wird.

Diese Frau ist Mitte 40, ich bin Mitte 30. Und ich weiß von ihm persönlich dass er Bedenken bei Frauen im gebärfähigen Alter hat, weil sie aufgrund von Schwangerschaften schnell wieder ausfallen könnten. Das hat er mir mal erzählt, als ein Kollege bei sich in der Abteilung eine jüngere Frau einstellen wollte.

Was kann ich tun, um endlich eine Festanstellung bei dieser Firma zu erreichen? Ich bin auch bereit meinen Wohnort zu wechseln, wenn es der Job erfordert. Ich habe schon so viel Energie reingesteckt und habe es satt, die ewige Leasingkraft zu sein. Zwar hatte ich zwischendurch 2 Festanstellungen in kleineren Firmen, aber das war echt gar nichts für mich. Grausam, nie wieder. Mein Problem ist, dass ich von dem schlechten Gehalt kaum über die Runden komme und wirklich auf das Geld angewiesen bin. Und als fest angestellte Mitarbeiterin hätte ich fast doppelt so viel Geld pro Monat zur Verfügung. Würdet ihr ihm das an meiner Stelle erzählen?

Ach übrigens, für den Fall dass ihr meint dass Zeitarbeiter bei uns generell keine Chance auf eine Festeinstellung haben, dem kann ich widersprechen. Ich kenne so einige, denen das gelungen ist.
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FRAGEN
Bewerbungshelfer
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Beitrag von FRAGEN »

Ich denke auch, dass er Dich hinhält, Sprachtalent... und wenn Euer Verhältnis an sich so gut ist, kann es tatsächlich sein, dass ihn die Schwangerschafts-Option zögern lässt. Gut möglich, dass er (in SEINER Denkweise, nicht in meiner!) denkst, dass Du den "Biss" verlierst, sobald Du fest angestellt bist. Vielleicht vermutet er, dass Du mit Mitte 30 Dich mit der Realisierung Deines (einfach mal so unterstellten) Kinderwunsches allmählich in Zugzwang siehst... und hält Deine Fragen in der Richtung für den Versuch, Dir dazu die gesetzliche Sicherheit zu verschaffen... gemein, aber möglich...

Den Abteilungswechsel halte ich allerdings nicht für eine Alternative. Immerhin habt Ihr jetzt ein gutes Klima... wovon sehr viele Angestellte ja nur träumen können. Wenn Du in derselben Grundstruktur "nur" die Abteilung wechselst, wird sich an Deinem Status nichts ändern. Ein besseres persönliches Umfeld ist wohl relativ unwahrscheinlich... aber ein schlechteres sehr leicht möglich... ;-)

Ich glaube ich an Deiner Stelle würde meine Hoffnung auf Festanstellung dort begraben (natürlich pro forma trotzdem eine tolle Bewerbung schicken), nach einer anderen (Nicht-ZA)-Stelle suchen... und mich währenddessen damit trösten, dass längst nicht Jede in derselben Situation ein menschlich angenehmes Umfeld hat...
Sprachtalent
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Beitrag von Sprachtalent »

Wir haben nicht über meinen Kinderwunsch gesprochen, denn für mich steht schon seit vielen Jahren fest, dass ich keinen Nachwuchs in die Welt setzen möchte. Aber überzeug´ mal jemanden davon, er könnte schließlich denken ich würde es mir irgendwann mal anders überlegen.

Dabei ging es um einen Abteilungsleiter, der hauptsächlich Frauen in seiner Abteilung hat. Und mein Chef wollte, dass dieser Mann mehr Männer einstellt, weil er keine Lust hatte alle paar Jahre Bewerbergespräche zu führen wegen Schwangerschaftspausen der ganzen jungen Frauen.

Das menschliche Miteinander hier ist sehr angenehm, ja... aber seit ich hier arbeite, habe ich unter der Woche kein Privatleben mehr. Ich habe fast keine Zeit mehr für den Nebenjob, auf den ich wirklich angewiesen bin und auch mein Studium gerät arg zu kurz. Ich habe Probleme, Arzttermine usw. einzuhalten, weil ich meinen Feierabend nie planen kann. Ständig muss ich andere Verpflichtungen kurzfristig verlegen, weil ich oft sehr kurzfristig was dringend fertigmachen und länger arbeiten muss. Und ich sehe es nicht ein, bei einem 35-Stunden-Vertrag 50-60 Stunden pro Woche hier zu arbeiten (abgesehen davon, dass es gesetzlich verboten ist).

Meine Überstunden krieg´ ich eh nicht bezahlt, die kommen alle aufs Gleitzeitkonto für den Fall, dass ich im Anschluss nicht sofort einen Einsatz bekomme. Und das ist es mir einfach nicht wert. Ich will eine gescheite Bezahlung für meinen Einsatz oder ich such´ mir eine Abteilung, in der ich nicht so viel arbeiten muss, aber dasselbe Gehalt bekomme und weitaus mehr Freizeit habe.

Wo bitte soll ich nach einer nicht ZA-Stelle suchen? Was meinst du, wie viele Bewerbungen ich in den letzten Jahren verfasst habe? Meinst du, mich hat auch nur ein Großunternehmen zum Bewerbergespräch eingeladen? Und für so kleine Drecksfirmen bin ich mir zu schade. Ich bin viel zu gut um habe keinen Bock, die Kaffeetante und das Mädchen für alles zu spielen! Abgesehen davon bezahlen die kleinen Firmen kaum mehr als ZA, man wird mies behandelt und das Klima ist meistens unter aller Kanone.

Ich will in einem Großunternehmen arbeiten und bin bereit, sehr viel dafür zu tun. Aber ich sehe es nicht ein, hier massig Überstunden zu schieben und dann durch eine andere Person ersetzt zu werden, die ich auch noch einlernen muss. Am liebsten würde ich meinen Chef anflehen, mich zu nehmen... ich habe nämlich Geldprobleme, da ich zudem noch meine Mutter unterstützen muss, die noch nie richtig gearbeitet hat. Unser Vater ist kurz vor seiner Rente gestorben, und jetzt stehen wir da. Andererseits wäre es mir im Nachhinein sehr unangenehm, wenn er mich dann trotz Bitte nicht einstellt... was ja hier in Deutschland sehr typisch ist, denn Mitleid ist für euch ein Fremdwort.
Phil1983
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Registriert: 08.04.2010, 10:12

Beitrag von Phil1983 »

Hi,

ich kann dich sehr gut verstehen!!!

Ist bei mir haar genau das gleiche. Ich bin 28J, Mittlere Reife, kaufmännische Ausbildung, Berufserfahrung und arbeite auch schon seit 3 Jahren für eine ZA Firma und habe auch meinen Einsatz immer im selben Großkonzern. Es ist eigentlich genau so wie du es beschreibst. Das Umfeld ist geil, die Leute sind nett und ich komme mit allen sehr gut aus, sowohl mit Chef als auch Kollegen und habe auch schon viel privates mit einigen Kollegen unternommen mit denen ich super gut klar komme.

Ich hab auch das problem das ich nicht übernommen werden kann. Die ZA Firma hat mich in so einen Flexi-TV gesteckt, d. h. Einsätze bis zu 4 Jahren ohne Übernahme. Mein Vertrag bei der ZA-Fa. ist befristet und wird je nach Einsatz verlängert immer wieder ein halbes Jahr.

Mein Teamleiter und Personalchef wollen mich auch übernehmen, meine Kollegen machen viel Werbung für mich und ich arbeite echt gut und genau so wie alle Anderen mit genau der selben Verantwortung. Nur sie bekommen es nicht beim Betriebsrat durch weil wir ein Bundesunternehmen sind. Wenn eine Stelle frei ist in der Abteilung muß sie vorrangig von "internen" Leuten besetzt werden. Das sind meistens Beamte Ü50 deren Stellen gestrichen worden und die von einem ganz anderen Bereich kommen und hier von nix ne Ahnung haben und sehr lange und aufwendig eingelernt werden müssen. Ich bin jung und hab die Arbeiten nach langer Zeit voll drauf, aber ich hab nie ne Chance auf Übernahme. Alle sagen zwar sie versuchen es und wollen es usw. usw. aber das hilft mir nicht!!!

Hab meinem Chef alles angeboten. Weiterbildung, nebenberufliches Studium usw. Aber mit dem Zeitarbeits-Minigehalt kommt man nur knapp über die Runden, sparen ist nicht und die Studiengebühren konnte ich mir nicht mehr leisten und musste die VWA nach einem Semester wieder abbrechen weil ich finanziell an der Wand stand. Ich mein Andere machen den selben Job, teilweise weniger und verdienen das doppelte und haben alle Vorzüge und Boni im Unternehmen. Wo ist da bitte die Gerechtigkeit? Zumindest Ansatzweise??

Ich bin die Feuerwehr, bin immer gern gesehen, mach ein guten Job und wenns wo brennt oder Urlaubsvertretung ist, ja dann bin ich DER Mann. Aber irgendwie gedankt mal mit einer Festeinstellungsoption oder anderen Vorzügen wird es einem nicht.

Ich bewerbe mich auch schon massenhaft in meinem Bereich, aber ich finde wirklich keine adequate Stelle und ich werde NIE NIE NIE auch nur eine Bewerbung mehr eine ZA-fa. schicken.

Da ich keinen Ausweg mehr sehe, habe ich den Entschluß gefasst, umzuschulen. In den sozialen Bereich. Pflegekräfte werden stark nachgefragt am Arbeitsmarkt. Wenn ich es irgendwie finanziell stämmen könnte, würde ich ein duales Studium Krankenpfleger/Pflegemanagement machen. Das sind aber noch viele Infos offen.... :cry:

In kleineren Firmen habe ich auch die Erfahrung gemacht, da ist das Betriebsklima nicht wirklich so gut. Da gibt es kein so ein Zusammenhalt wie in Großfirmen wo eben von allen Schichten Leute am Start sind. In einer kleinen Firma ist das viel schwerer mit Kollegen schnell warm zu werden.
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