
Habe mich jetzt mal in der Hoffnung nach hilfreichen Ratschlägen hier bei euch angemeldet.
Um zu meiner eigentlichen Frage zu kommen muss ich allerdings erstmal etwas ausholen. Sorry dafür.

So richtig um eine Bewerbung geht es gar nicht, eher darum, wie ich nun weitermachen soll. Ich (Baujahr 82) habe 99 meinen mittelmäßigen Realschulabschluss gemacht und eher durch die Initiative meiner Mutter einen Ausbildungsplatz bekommen. Damals war ich mitten in der Null Bock-Phase, hatte keine Lust auf Schule und auch gar keine Vorstellung, was ich überhaupt machen will. Ein mehrstündiger Test im BIZ sollte meine Stärken rausfinden und den idealen Job für mich benennen, aber so wirklich was gebracht hat das nicht (ebenso wie die Berufsberatung). Auf Grund mangelnder Alternativen habe ich dann die, von meiner Mutter beschaffte, Ausbildung (zur Modeschneiderin) angetreten und diese 2002 auch erfolgreich absolviert. Danach wurde ich in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen, war in der Firma aber nie glücklich. War halt typische Arbeit in einem Industriebetrieb (stupide Bandarbeit). Die anderen Azubis, die im Laufe der Zeit zu Freundinnen wurden, sind alle kurz nach dem Abschluss gegangen, aber aus mehreren Gründen war ich auf die gute Bezahlung angewiesen und hatte auch da noch keine Idee, was ich alternativ machen könnte/möchte (diese Unschlüssigkeit zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch mein Leben

2007 wurde mir dann betriebsbedingt gekündigt, da die Firma geschlossen und die Produktion verlagert wurde. Kurzzeitig war ich in einer Transfergesellschaft, danach dann knapp ein Jahr arbeitslos, in dem ich erst versucht habe mich um Arbeitsplätze zu bewerben (in meinem erlernten Beruf in Deutschland so gut wie unmöglich) und später auf Grund meiner Leidenschaft zum Lesen dann umgeschwenkt bin und versucht habe eine zweite Ausbildung zur Buchhändlerin zu machen. Ich habe dann auch 2008 einen Ausbildungsplatz bekommen für den ich knapp 100 Kilometer wegziehen musste, aber in der Buchhandlung wurde sich überhaupt nicht um mich gekümmert. Fast vom ersten Tag an war ich auf mich allein gestellt, sollte Kunden beraten und nachdem dann eine Kollegin an Krebs erkrankte und ausfiel musste ich eine komplette Etage alleine leiten. Ständig gab es morgens eine Liste über die verkauften Bücher und bissige Notizen, dass das Soll wieder nicht erreicht wurde. Nach vier Monaten wurde mir das alles zuviel und ich habe alles hingeschmissen. Eventuell hätte ich den Druck dort noch irgendwie aushalten können, wenn mich nicht zusätzlich noch die Entfernung von meinem Freund und die Einsamkeit in der neuen Stadt deprimiert hätten.
Nachdem ich dann wieder arbeitslos war habe ich mir Gedanken gemacht, dass ein Studium vielleicht etwas Solides wäre. Dafür habe ich mich dann 2008 für einen Platz an einem Kolleg beworben, an dem ich dann von 2009-2012 in Vollzeit meine Allgemeine Fachhochschulreife nachgeholt habe. Auch das war wieder mit einigen Strapazen verbunden (ich musste jeden Tag knapp 60km bis zur Schule pendeln, nur Schüler-BaföG, ...), aber mir hat das echt richtig Spaß gemacht. Erst hatte ich Bedenken, da ich in der Realschule sehr ungern zur Schule gegangen bin, denn dort hatte ich nie richtig Anschluss gefunden, fühlte mich einsam und ausgeschlossen, aber am Kolleg war es völlig anders. Mir hat das Lernen Spaß gemacht und ich war mit meiner Abschlussnote von 2,4 auch echt zufrieden. Das hatte ich nicht erwartet, als ich dort angefangen habe. Schon während des ersten Schuljahres habe ich vom Studium der Medieninformatik gehört und fand das sehr reizvoll. Habe mich dann ausgiebig dazu informiert und besuchte auch den Tag der offenen Tür an der Hochschule, der mein Interesse nur noch bestärkte. Vor allem die praktischen Sachen wurden so hervorgehoben und da ich sehr gerne was mit Medien machen wollte konnte ich mir wirklich vorstellen das zu studieren. Da ich 2012 dann meine Fachhochschulreife in der Tasche hatte, ein paar Tage zuvor aber auch 30 geworden war musste ich mich quasi sofort um einen Studienplatz bewerben um nicht meinen BaföG-Anspruch zu verlieren. Ich wurde für das Wintersemester angenommen, aber schon im ersten Semester zeigten sich einerseits extreme Defizite bei der Programmierung, die ich so nicht erwartet hatte und die so auch nicht beim Tag der offenen Tür beworben wurden. Dort hieß es immer nur, dass Medieninformatiker auch viel mit Fotografie, Audio und Video arbeiten und das Programmieren erst nach dem Grundstudium und dem gewählten Schwerpunkt vertiefen würde. Andererseits kam noch erschwerend dazu, dass es ein Ingenieur-Studiengang war (wurde auch erst nach der Immatrikulation bekannt) und ich mich davon einfach überfordert fühlte. Ich weiß, dass ich nicht dumm bin, aber ein Ing.-Studium ist einfach über meinem Niveau, da habe ich kein Problem das zu sagen.
Ich will gar nicht bestreiten, dass ich da eventuell etwas blauäugig war und mich nach dem entfachten Feuer für die Medieninformatik viel zu wenig mit Alternativen beschäftigt habe, aber nun war das Kind halt in den Brunnen gefallen. Allerdings war für mich dann auch klar, dass ich das nicht weiterstudieren möchte. Ich habe mich exmatrikuliert und zu dem Zeitpunkt kam mal wieder die Frage, wie es weitergehen soll. Ich habe mich dann für BWL eingeschrieben (vielseitige Berufswahl und kaufmännische Berufe kann ich mir für mich auch vorstellen) und da gibt es wirklich Fächer, die machen mir irre Spaß (Buchhaltung, Marketing), aber ich komme jetzt ins 3. Semester und bin schon 2x durch Wirtschaftsrecht gefallen. Habe nach dem ersten Mal den Prof gewechselt, aber auch da fehlt mir einfach die geforderte analytische Herangehensweise bei Fallbearbeitungen. Leider ist das bei Recht halt kein reines Lernfach, wo wir Paragraphen auswendig lernen sollen wie Formeln bei der Mathematik.

Theoretisch hätte ich jetzt noch bis zum 5. Semester Zeit um die Prüfung ein letztes Mal nachzuholen, aber innerlich weiß ich eigentlich schon, dass ich es auch im nächsten Anlauf nicht schaffen werde.
So, jetzt sind wir also bei meiner aktuellen Situation. Da gerade Semesterferien sind habe ich viel Zeit nachzudenken. Meine momentane Gefühlslage sagt mir, dass ich nicht für's Studieren gemacht bin und lieber wieder arbeiten und Geld verdienen würde. Allerdings bieten sich mit meinen Qualifikationen nicht so viele Möglichkeiten.
Ich wohne mit meinem Freund zusammen und er macht gerade seinen Techniker. Würde ich also jetzt zum Arbeitsamt gehen, dann stünde mir ALG 2 zu. Zwischen 2008 und 2009 habe ich das nicht bekommen, weil er zu viel verdient hat und in der Zeit habe ich Teilzeit (30-40h/Woche) bei Mc Donald's gejobbt, damit ich was zur Haushaltskasse beitrage. Ich bin also nicht arbeitsscheu, würde aber schon gerne was mit Substanz machen und nicht für den Rest meines Lebens irgendwo als Hilfskraft jobben, nur weil es in meinem Lehrberuf keine Jobs mehr gibt (geht ja auch um Altersvorsorge usw.).
Aus Interesse hatte ich dann mal beim Arbeitsamt angerufen und gefragt, ob mir mit meiner Vita eine Umschulung zu stünde. Ich würde gerne was im Bereich Bürokauffrau, (Lohn-)Buchhaltung machen, aber da komme ich mit meiner Ausbildung auch als Quereinsteiger nicht rein. Am Telefon hatte man mich recht schnell abgewimmelt, eben weil ich im Moment studiere und man mich deshalb nicht beraten würde. Ich bin jetzt irgendwie im Zwiespalt. Die Ausbildung meines Freundes dauert noch 1 1/2 Jahre, danach wird er noch mehr verdienen als 2008, das Arbeitsamt wird sich also gar nicht mehr für mich zuständig fühlen und wahrscheinlich nichts in mich investieren wollen. Aber ich habe schon jetzt BaföG (bisher 3 Semester) und einen Studienkredit (seit einem Semester), die ich nicht noch unnötig länger in Anspruch nehmen will, weil die Schulden ja nicht weniger werden. Mich aber mit der Hoffnung auf eine Umschulung einfach so exmatrikulieren und dann mit gar nix dastehen traue ich mich aber auch nicht, obwohl mein Bauchgefühl sagt, dass ich meinen Bachelor sowieso nicht bekomme.
Ich wollte mal fragen, ob jemand einen ähnlich verkorksten Lebenslauf hat und mir Ratschläge oder Tipps geben könnte, an wen ich mich jetzt wenden könnte, was für Möglichkeiten ich habe etc. Es geht ja in erster Linie erstmal um einen Beratungstermin.
Mich um einen Ausbildungsplatz bewerben kann ich nicht, weil ich da finanziell einfach nicht hinkommen würde. Mit BAB würde das vielleicht noch gehen, das steht mir aber nicht zu, da es nicht meine erste Ausbildung wäre. Aus dem Grund musste ich ja jetzt schon den Studienkredit beantragen, den mein Freund kriegt im Augenblick auch nur BaföG und einen Bildungskredit, weil seine Firma ihn nicht unterstützt.
Ich hoffe auf zahlreiche Antworten, bedanke mich schon mal im Voraus und wünsche euch ein schönes Restwochenende.
