Guten Abend liebe Forenmitglieder.
Ich habe einige Fragen zum Lebenslauf, welche ich mir selbst nicht beantworten kann. Es geht dabei um zustandegekommene (recht große) Lücken im Lebenslauf. Es sind für mich Fragen, über die es mir schwer fällt zu sprechen, aber ich bin mal so frei, mich in der mutmaßlichen Anonymität des Internets darüber auszulassen. Ich bin jetzt schon seit knapp 10 Jahren am studieren. Mal erfolgreich, mal überhaupt nicht. Das lag vor allem an ziemlich schwerwiegenden sozialen und gesundheitlichen Problemen. Das erste Studium (Maschinenbau) war nicht unbedingt etwas für mich, weswegen ich es nach bereits zwei Semestern abbrach, um mit meinem Wunschstudium (Mathematik) weiterzumachen. Dies lief zu Beginn sehr gut, aber wurde irgendwann aufgrund obig beschriebener Probleme zu einem Desaster. Hier konnte ich aber einige gute Leistungen erbringen, musste aber auch dies abbrechen, da ich gewisse Mindestanforderungen der Universität nicht erfüllen konnte. Ich schrieb mich während einer längeren Therapiezeit für ein Physikstudium ein, um eine Studi-Fahrkarte benutzen zu können. Allerdings habe ich keinerlei Leistungen in diesem Studium erbracht. Schließlich und nach erfolgreicher Therapie und Heilung habe ich mich für ein Elektrotechnikstudium entschieden, welches mittlerweile ganz gut läuft.
Nach all dem Text nun hier meine Frage: Soll ich die Studiengänge Maschinenbau und Physik überhaupt erwähnen? Immerhin habe ich keinerlei Leistungen darin erbracht. Des Weiteren könnte es den Eindruck erwecken, ich sei völlig unentschlossen darüber was ich will. Insbesondere weil ich die Studiengänge Maschinenbau und Physik leistungslos abbrach und jetzt im Elektrotechnikstudium bin. Selbst wenn ich diese erwähne, sind es doch trotzdem Lücken, da ich keine Leistungen nachweisen kann. Wie kann ich spätestens in einem Gespräch mit diesen Lücken umgehen? Kann und sollte ich vielleicht ehrlich zugeben, dass ich ernsthafte gesundheitliche Probleme hatte, welche aber definitv vorbei sind?
Vielen Dank schon mal im Voraus für die Antworten
Jason
Umgang mit Lücken
Re: Umgang mit Lücken
Kannst du deine vier Studienzeiten mal in Form des tabellarischen Lebenslaufs hier posten?
Re: Umgang mit Lücken
Hallo,
wie du vielleicht schon vermutest, gibt es - meine ich jedenfalls - hier keinen Königsweg. Denn es können bei jeder Option unangenehme Fragen kommen, und man ein Arbeitgeber wird dich womöglich auch nicht einladen, weil ihm dein Lebenslauf nicht gefällt.
Eine eindeutige Antwort kann und möchte ich daher nicht geben.
Umso wichtiger erscheint mir jedoch Folgendes: Hast du praktische Kompetenzen erworben, für die es Belege gibt? Praktika? Nebenjob? Ehrenamt? - Wenn ja, empfehle ich dir, diese Kompetenzen in deinem Anschreiben sehr stark zu machen, um den Fokus weg von der durchwachsenen Studienkarriere zu richten.
Zudem halte ich es durchaus für eine Option, im Anschreiben kurz auf den durchwachsenen Lebenslauf einzugehen: "aus persönlichen Gründen [...]", und in die eckigen Klammern setzt du etwas ein, womit du auf den mehrfachen Wechsel des Studienfachs eingehst. Nicht mehr. Mach dich nicht klein, sondern demonstriere dem Arbeitgeber, dass du selbstreflektiert bist. Vielleicht findest du auch einen gemeinsamen Nenner all dieser Studienfächer - bei MINT-Fächern halte ich das für möglich. Und damit könntest du wiederum deine Motivation unterstreichen.
Du wirst mit einem solch selbstreflektierten Vorgehen nicht bei jedem, aber vielleicht doch manchem Arbeitgeber punkten. (Bei mir wäre es ein dickes Plus!)
Gruß
Cyb
wie du vielleicht schon vermutest, gibt es - meine ich jedenfalls - hier keinen Königsweg. Denn es können bei jeder Option unangenehme Fragen kommen, und man ein Arbeitgeber wird dich womöglich auch nicht einladen, weil ihm dein Lebenslauf nicht gefällt.
Eine eindeutige Antwort kann und möchte ich daher nicht geben.
Umso wichtiger erscheint mir jedoch Folgendes: Hast du praktische Kompetenzen erworben, für die es Belege gibt? Praktika? Nebenjob? Ehrenamt? - Wenn ja, empfehle ich dir, diese Kompetenzen in deinem Anschreiben sehr stark zu machen, um den Fokus weg von der durchwachsenen Studienkarriere zu richten.
Zudem halte ich es durchaus für eine Option, im Anschreiben kurz auf den durchwachsenen Lebenslauf einzugehen: "aus persönlichen Gründen [...]", und in die eckigen Klammern setzt du etwas ein, womit du auf den mehrfachen Wechsel des Studienfachs eingehst. Nicht mehr. Mach dich nicht klein, sondern demonstriere dem Arbeitgeber, dass du selbstreflektiert bist. Vielleicht findest du auch einen gemeinsamen Nenner all dieser Studienfächer - bei MINT-Fächern halte ich das für möglich. Und damit könntest du wiederum deine Motivation unterstreichen.
Du wirst mit einem solch selbstreflektierten Vorgehen nicht bei jedem, aber vielleicht doch manchem Arbeitgeber punkten. (Bei mir wäre es ein dickes Plus!)
Gruß
Cyb
Re: Umgang mit Lücken
Das kann in Ausnahmefällen und geschickt gemacht eine Option sein, hier liegt aber auch die Gefahr sich in eine Rechtfertigungsfalle hineinzumanövrieren.Cybarb hat geschrieben: ↑08.08.2022, 23:31 Zudem halte ich es durchaus für eine Option, im Anschreiben kurz auf den durchwachsenen Lebenslauf einzugehen: "aus persönlichen Gründen [...]", und in die eckigen Klammern setzt du etwas ein, womit du auf den mehrfachen Wechsel des Studienfachs eingehst. Nicht mehr.
Re: Umgang mit Lücken
Genau, deshalb empfehle ich das auch nur, wenn man a) in der Lage ist, sprachlich sowohl selbstreflektiert als auch selbstbewusst aufzutreten, und b) sich in einem Vorstellungsgespräch so souverän verhält, dass man auf etwaige Fragen antwortet, ohne unter Rechtfertigungsdruck einzuknicken.TheGuide hat geschrieben: ↑09.08.2022, 07:01Das kann in Ausnahmefällen und geschickt gemacht eine Option sein, hier liegt aber auch die Gefahr sich in eine Rechtfertigungsfalle hineinzumanövrieren.Cybarb hat geschrieben: ↑08.08.2022, 23:31 Zudem halte ich es durchaus für eine Option, im Anschreiben kurz auf den durchwachsenen Lebenslauf einzugehen: "aus persönlichen Gründen [...]", und in die eckigen Klammern setzt du etwas ein, womit du auf den mehrfachen Wechsel des Studienfachs eingehst. Nicht mehr.
Ich kann hier auch nur aus Erfahrung sprechen, dass es manchmal (!) positiv gewertet wird, wenn man Skepsis bzgl. des eigenen Lebenslaufs antizipiert und sie von vornherein entschärft.
Re: Umgang mit Lücken
Hallo. Zunächst einmal vielen Dank für die Antworten. Mein Bildungsweg sieht tabellarisch gelistet wie folgt aus:
Maschinenbau (2012-2013)
Mathematik (2013-2016)
Physik (2016-2018)
Elektrotechnik (2018-heute)
Bilslang habe ich in meinem Lebenslauf das Meschinenbaustudium einfach weggelassen und für das Physikstudium "gesundheitliche Auszeit mit vollständiger Genesung und Einsatzfähigkeit" angegeben. Darüber hinaus habe ich erwähnt, dass ich zu dieser Zeit das Studium in Form eines Selbststudiums fortgeführt habe.
Maschinenbau (2012-2013)
Mathematik (2013-2016)
Physik (2016-2018)
Elektrotechnik (2018-heute)
Bilslang habe ich in meinem Lebenslauf das Meschinenbaustudium einfach weggelassen und für das Physikstudium "gesundheitliche Auszeit mit vollständiger Genesung und Einsatzfähigkeit" angegeben. Darüber hinaus habe ich erwähnt, dass ich zu dieser Zeit das Studium in Form eines Selbststudiums fortgeführt habe.
Re: Umgang mit Lücken
bquadrat hat geschrieben: ↑13.08.2022, 10:06 Hallo. Zunächst einmal vielen Dank für die Antworten. Mein Bildungsweg sieht tabellarisch gelistet wie folgt aus:
Maschinenbau (2012-2013)
Mathematik (2013-2016)
Physik (2016-2018)
Elektrotechnik (2018-heute)
Bilslang habe ich in meinem Lebenslauf das Meschinenbaustudium einfach weggelassen und für das Physikstudium "gesundheitliche Auszeit mit vollständiger Genesung und Einsatzfähigkeit" angegeben. Darüber hinaus habe ich erwähnt, dass ich zu dieser Zeit das Studium in Form eines Selbststudiums fortgeführt habe.
Wenn du deinen Lebenslauf erstellst, dann bitte mit umgekehrter Chronologie und den Monaten.
Also z.B. so:
Studium
10.2018 - heute Elektrotechnik
10.2016 - 02.2018 Physik
10.2013 - 04.2016 Mathematik
Das Maschinenbaustudium würde ich an deiner Stelle auch unterschlagen, das Physik-Studium ggf. auch. Sollte deine Erkrankung psychischer Natur gewesen sein, musst du damit rechnen, dass, falls Staat/Bundesland/Kommune für dich als Arbeitgeber in Frage kommen, du keine Chance auf Verbeamtung hast (verschweigen einer psych. Erkrankung ist aber Kündigungsgrund).
Ich will dich nicht entmutigen, aber zur Wahrheit gehört leider, dass du mit drei oder vier Studiengängen (davon mehrere ohne Abschluss) auf dem Arbeitsmarkt nicht erste Wahl bist. Das hat für dich zur Konsequenz, dass du extra-plausibel deine Eignung darstellen musst. Umgekehrt bist du natürlich NICHT chancenlos. Ich würde an deiner Stelle versuchen Praktika als Berufseinstieg zu nutzen. Da können Arbeitgeber risikolos sehen, dass du Potential hast.