Oh - ich kann davon auch ein Lied singen - nur versuche ich bereits seit 13! Jahren in meinen erlernten Beruf (Laufbahn gehob. Dienst - Verwaltungswirt (FH)) zu kommen. Trotz sehr guter / guter Noten und sehr guten Zeugnissen keine Chance bisher bekommen.
Ich kam blöderweise mit meinem Uniabschluss in die Wende damals - da war ich noch jung und voller Hoffnung - alleinerziehend mit einem Kind im Alter von 1 Jahr. Mir fehlte nur noch die Diplomarbeit, aber von heute auf morgen gab es meinen studierten Beruf nicht mehr - Dipl.-Lehrer für Technik und Informatik, also Exmatrikulation ohne Abschluss für alle dieses Jahrgangs.
Da ich ein Kind zu ernähren hatte jobbte ich erstmal im Imbiss und orientierte mich neu. Im September 1991 fing ich dann noch einmal von vorn an - voller Elan - vergebens wie sich heute herausstellt. Ich absolvierte bis 1993 die Ausbildung für den mittleren Dienst allgemeine Verwaltung, weil für den gehobenen Dienst bereits alle Ausbildungsplätze besetzt waren und anschließen die Ausbildung im gehobenen Dienst (FH). Weil ich den mittleren Dienst mit 1 abgeschlossen hatte kam ich direkt anschließend automatisch zur FH und konnte von 3 Jahren auf 2 Jahre verkürzen. Auch diese Ausbildung schloss ich - trotz Verkürzung - mit 9 von 15 Punkten ab.
Da stand ich dann mit Abschlüssen, mit denen man sich sicher nicht verstecken muss - alles neu und Westausbildung! Ich schrieb in den Jahren bis heute unzählige Bewerbungen - keine Chance.
Natürlich war ich nicht faul und machte um mich weiterzubilden auch noch meinen Facharbeiter als Stukkateurin statt arbeitslos zu sein, aber auch das half mir in keinster Weise weiter. Zwischendurch bekam ich mal hier und da völlig in der Tätigkeit unterschiedliche Stellen, die aber nie länger als max. 3 Monate gingen oder immer nur geringfügig waren. Ich bekam aber immer sehr gute Zeugnisse. Es war eine schlechte Wirtschaftslage in der Privatwirtschaft Ost und im öff. Dienst Ost bereits alle Stellen besetzt.
Erst Ende 1998 bekam ich als ABM eine auf 1 Jahr befristete Stelle in einem Eigenbetrieb der Stadt (öff. Dienst). Es war sogar eine Leitungsposition, welche aber auf Grund der schlechten öff. Finanzlage nur mit 5c statt mit 5b vergütet wurde. Auch darüber bekam ich ein sehr gutes Zeugnis.Man hätte mich am liebsten behalten, aber das ging ja nicht. Die kleine Unterschied in der Bezahlung erweist sich - wie ich heute weiß - leider fatal für mich aus. Eine 5c entspricht noch der Laufbahn mittlerer Dienst, während die 5b gehobener Dienst ist. Also arbeite ich 1 Jahr im mittleren Dienst leider nur --> Folge: keine anerkannte Berufserfahrung für den gehobenen Dienst, trotz leitender Position.
Ende 1999 zog ich dann in die alten Bundesländer, denn ich spürte genau, dass ich in den neuen keine berufliche Chance habe. Ich schrieb immer wieder Bewerbungen - nur Absagen. Durch Zufall bekam ich dann 2000 eine Stelle als Stukkateurin, welche ich aber Anfang 2002 wieder verlor wegen Personalabbau. Klar - eine Frau in einem Bauberuf ist die 1. die entlassen wird bei Personalabbau. Weiter schrieb ich Bewerbungen für eine Stelle im öff. Dienst - nichts - nicht eine Einladung zu einem Gespräch - immer nur Bewerbung mit dem üblichen Text zurück.
Aus lauter Frust entschloss ich mich nochmals umzusatteln und ggf. weiterzuqualifizieren und bekam einen Ausbildungsplatz zur Mediadesignerin. Mich interessierte diese Ausbildung sehr, das Arbeitsamt sagte mir 100% Förderung zu wenn ich es schaffe einen Ausbildungsplatz dafür zu organisieren. Ich muss dazu sagen, dass ich einen angeborenen leichteren Herzfehler habe, welchen ich aber bis vor 6 Jahren immer verheimlichte (ich wäre z.B. sonst nie Stukkateur geworden oder hätte nie als Stukkateur arbeiten dürfen). Nur das Arbeitsamt wusste davon - ich bin eigentlich nicht vermittelbar in Tätigkeiten mit körperlichen Anstrengungen, aber keiner merkt mir bisher meinen Herzfehler an.
Ich rief also bei dem Ausbildungsstellenleiter an und fragte ihn welche Bedingungen ich erfüllen müsse um bei der in 4 Wochen beginnenden 3jährigen Ausbildung dabei zu sein. Antwort: Wir sind eigentlich voll und den Test schafft man auch nicht einfach so ohne Vorbereitung - erst Recht nicht wenn man, wie sie, bereits Jahre aus der Bildungsstrecke raus ist. Meine Antwort war damals: "ich wette mit Ihnen, dass ich den Test bestehe - ohne Vorbereitung - ich bin in 30 Minuten bei Ihnen und bestehe." Darauf meinte er: "Sie nehmen den Mund ganz schön voll, aber ... OK - darauf gehe ich ein und wenn Sie den Test schaffen, dann sind Sie dabei, das verspreche ich, denn da fallen so bereits schon viele durch und ohne Vorbereitung, das hat bisher noch keiner geschafft." Also bin ich sofort hin und schrieb den 3stündigen Test ... bestanden mit Note 3 *freu* und er hielt sein Wort.
Diese Ausbildung fing ich aber dann doch nicht an, da ich überraschend 1 Woche vor Beginn eine Stelle in einer technischen Behörde bekam.
Dies ist nun genau heute 6 Jahre her. Zwar war die Stelle nur mit 6b festgesetzt (entspricht also Berufsanfang mittlerer Dienst als Angestellte), aber ich nahm sie freudestrahlend und voller Elan an. Ich dachte mir: "OK, man muss sich eben hocharbeiten und jeder hat mal klein angefangen und dem Staat auf der Tasche liegen will man ja nicht - endlich öffentlicher Dienst - ich bin drin wenigstens mal." Wieder ein Fehler, wie ich heute weiß. Die mir offerierten Aufstiegschancen erwiesen sich durch den Strukturwandel des öff. Diensts der letzten Jahre als nicht mehr existent für mich. Um mich rum sind alle Stellen, die höher als 6 ausgeschrieben sind Bau-Ingenieurs-Stellen - und das bin ich nun mal nicht. Klar auch, dass mich diese Stelle keinesfalls ausfüllen kann. Ich bin nun mal wirklich hoffnungslos überqualifiziert für diese Sachbearbeiterstelle. Dies ist eine Stelle, die nur leichte Zuarbeiten machen darf - ich bin aber bereits gewöhnt selbständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Der Konflikt ist vorprogrammiert.
Ich schrieb natürlich bis heute weiter Bewerbungen für den gehobenen Dienst - alles Absagen ohne zu einem Gespräch geladen zu werden. Ja - da hocke ich nun ... bin mittlerweile 41 ... habe immer noch keine Berufserfahrungen im gehobenen Dienst - bin aber zu alt für als Berufsanfänger.
Früher bekam ich Absagen im Osten weil ich alleinerziehend mit Kind war - heute weil ich keine Berufserfahrungen habe im gehobenen Dienst und bereits seit 6 Jahren auf einem Anfangsposten der den mittleren Dienst entspricht festsitze. Dies - so wurde mir vor 3 Tagen mitgeteilt, ist nun mein absolutes k.o.-Kriterium für eine Stelle im gehobenen Dienst. 6! Jahre auf einer Anfangsposition des mittleren Dienst als eigentlich gehobener Dienst ist für die Karriere tödlich. Damit bin ich nun definitiv im Aus. Ok - das war wenigstens ehrlich, aber hätte man mich zu einem Gespräch eingeladen, dann hätte ich sicher völlig überzeugen können, dass ich mehr Qualifikation habe als ein Bewerber, der gerade von der Verwaltungs-FH kommt.
Ich gehörte zu den ersten ausgebildeten Regierungsassistenten in einem neuen Bundesland (1. Jahrgang) und zu den 2. Jahrgang Regierungsinspektoren die ausgebildet die neu gegründete Verwaltungsfachhochschule absolvierten, aber trotzdem bekamen sehr viele von uns bis heute keine Stelle - besonders die mit guten und sehr guten Abschlüssen. Diejenigen, die gerade so mit Müh und Not bestanden hatten findet man leider alle in der Verwaltung auf guten bis sehr guten Posten wieder. Eine Erklärung habe ich bis heute nicht dafür. Leistung zahlt sich eben doch nicht aus - leider! Heute muss ich leider sagen, dass es stimmt: "Die dümmsten Bauern bekommen wirklich die dicksten Kartoffeln."
Ich will hier sicher niemanden den Elan und die Zuversicht nehmen, aber bei mir macht sich langsam wirklich die Gewissheit breit, dass ich alles umsonst gelernt habe - alles für die Tonne - ich kann leider nichts damit anfangen.
Meine Bewerbung ist völlig in Ordnung - die ist mehrfach von Profis gecheckt und laut ihren Aussagen auch auffallend mit Sorgfalt zusammengestellt. Mein Handicap ist mein Zick-Zack-Lebenslauf bedingt durch die Wende und den generell schlechten Chancen als Berufsanfänger und dass ich - statt als Harz IV - Empfänger hochnäsig dem Staat auf der Tasche liegend auf die mir angemessene Stelle wartete - voller Elan ehrgeizig versuchte aus mir etwas zu machen. Ich habe einen steinigen Weg bisher beschritten - ich habe alle Herausforderungen, die mir dabei gestellt wurden immer stets zur vollsten Zufriedenheit gemeistert - selbst Aufgaben, wo ich völlig ungelernt war - Arbeiten die eine miese Bezahlung hatten und mich keinesfalls forderten. Heute frage ich mich aber: "Wozu? Wozu hat man sich so bemüht? Wozu hat man so viele gute Abschlüsse in der Tasche? Wozu so viele sehr gute Beurteilungen / Zeugnisse?" OK - ich habe eine feste unbefristete Stelle als Angestellte im öff. Dienst, die Bezahlung reicht gerade um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, die Arbeit verlangt mir keinerlei Herausforderung ab ... aber das befriedigt mich in keinster Weise!
Sorry für den langen Text, aber das musste jetzt mal raus und passt hervorragend zum Threadtitel.
Ich habe für mich jetzt beschlossen, dass ich einfach nicht aufgeben kann - mein Ehrgeiz treibt mich einfach weiter, auch wenn es noch so hoffnungslos aussieht. Ich habe während ich dies hier schrieb beschlossen, dass ich jetzt in meinen kommenden 3 Wochen Urlaub einen völlig abnormalen Weg der Bewerbung einschlagen werde, aber ich habe ja nichts zu verlieren - nur zu gewinnen.
Ich werde ein völlig ungewöhnliches Anschreiben für eine Initiativbewerbung schreiben und dies den Bürgermeistern/Landräten/Behördenleitern in einem persönlichen Gespräch in die Hand geben. Dieses Anschreiben wird nicht enthalten was die Personaler immer zu lesen bekommen - nein - es wird meine wahre Geschichte enthalten, meine steten Bemühungen um eine Stelle im gehob. Dienst zu bekommen ohne jemals eine Chance bekommen zu haben zu zeigen was in mir steckt: Nicht nur ein Theoretiker mit sehr guten Abschlüssen und Zeugnissen, sondern auch ein sehr guter Praktiker, der erfolgreich auch ohne Berufserfahrung im gehobenen Dienst in der Lage ist sogar anspruchsvolle leitende Stellen zur vollsten Zufriedenheit innerhalb kürzester Einarbeitungszeit zu besetzen.
Ich habe es satt immer wieder zu hören - aber wir wussten das ja nicht - bei uns heißt eine 6er Bezahlung = Hilfstätigkeiten und nicht Sachbearbeiter (obwohl ich das geschrieben habe!) - wir hatten ja keine Ahnung von ihrer tatsächlichen Qualifikation, das sieht alles so hochgestapelt aus, aber entspricht wohl doch den Tatsachen - wir haben Sie völlig falsch eingeschätzt ... dass Sie mehrere "West-Ausbildungen" haben, haben wir leider völlig übersehen ... usw. usw.
Wünscht mir einfach Glück dabei - ich habe nichts zu verlieren, aber vielleicht endlich was zu gewinnen. Ich muss andere Wege beschreiten - ungewöhnliche, denn auf normalen Weg ist es mir einfach nicht möglich zu beweisen, dass ich wirklich qualifiziert bin und nicht hochstapel. Meine Anlagen beweisen es, aber keiner nimmt diese Ernst und gibt mir eine Chance - wenigstens zu einem Gespräch, noch besser eine Stelle. Muss ich mich eben selbst einladen auf ungewöhnlichen Weg.