Überqualifiziert, zu alt und keine Berufserfahrung

Wie geht es weiter nach Absagen? Was kann daraus gelernt werden? Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Berichte über gute und schlechte Erfahrungen bei der Stellensuche.
connymaus
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Überqualifiziert, zu alt und keine Berufserfahrung

Beitrag von connymaus »

Muss mal eben Luft machen.
Mein Freund ist 30, hat vor nem Jahr seinen Dr. gemacht, alles mit 1,0, aber wenig relevante "Berufserfahrung".
Schon seit einem Jahr intensivste Bewerbungsbemühungen und keiner scheint ihn einstellen zu wollen.
Die Frage ist nun, was soll man da tun?
Man hat 10 Jahre Studium gemacht um dann um einen Job betteln zu müssen?
Die Leute haben vielleicht Angst ihn einzustellen, wer will schon einen intelligenten Menschen einstellen, der einen wohl noch sagt wo es lang geht?
Wenigbezahlte Jobs geht nicht weil überqualifiziert, und alle höher-bezahlten Jobs nicht, weil zu alt und zu wenig Berufserfahrung. Soll Hartz 4 jetzt schon die Antwort sein?

Schon über 70 Absagen und selbst über "Beziehungen" klappts nicht, immer mit der Antwort "Tut uns leid, Sie sind überqualifiziert"

Ist gerade recht frustierend alles. :roll:
Zuletzt geändert von connymaus am 24.07.2007, 21:09, insgesamt 2-mal geändert.
mautz
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Beitrag von mautz »

Warum hat er die Stellen mit 1200€ nicht erst mal angetreten? Also ich finde da nichts schlimmes dran.. Klar hat er hoch studiert und nen super Abschluss, aber muss man wirklich so über einen Job denken? Dass man sich nicht dazu "herablassen" will?
Wenn er weiter und weiter Bewerbungen schreibt und entweder die ihn nicht wollen oder anders herum, wird das mit seiner Berufserfahrung auch nicht besser...
Außerdem sind ja Aufstiegschancen nicht ausgeschlossen und vielleicht bei diesem super-intelligenten Menschen noch etwas schneller.. Aber ich fänd es gut wenn er erstmal eine Sache macht, die ihm in erster Linie Praxiserfahrung bringt, auch wenn die Gehaltsvorstellungen noch nicht zu 100% erfüllt werden..
connymaus
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Beitrag von connymaus »

Das mit den 2 Stellen ist ne lange Geschichte. Bei der einen handelte es sich um eine Stelle im Ausland, wo die Mieten schon allein bei 2 Zimmer Wohnung mit 700-900€ lagen, und weil wir von dem Rest noch 3 Leute ernähren müssen und es auch dort kein Kindergeld oder Wohngeld oder sonst eine Hilfe vom Staat gab, wir wohl oder übel verzichten mussten. Bei beiden Jobs gab es auch keine Aufstiegsmöglichkeiten und das Gehalt war festgesetzt.
Alles nicht so einfach.
Knightley
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Beitrag von Knightley »

Was hat der Freund denn studiert?

Und in welchem Bereich will er am liebsten einsteigen?
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

connymaus hat geschrieben:wer will schon einen super-intelligenten Menschen einstellen
Exakt das ist die Frage... "normale" Betriebe suchen auch "normale" Leute... ;-)

Je nicht-normaler der Betrieb, desto besser müssten die Chancen sein. Es gibt schon Unternehmen, die sich den (scheinbaren!) Luxus eines Think-Tanks, Zukunftslabors o. ä. leisten, wo bewusst jenseits des Tagesgeschäftes Grundlagenforschung betrieben wird und wo man ganz gezielt die herrschende Lehrmeinung in Frage stellt. Da sucht man genau die Leute, die nicht durch die "Niederungen" der Praxis "verdorben" sind... ;-)

Interessant könnten auch Fachzeitschriften sein... wo man die Themen gewissermassen von höherer Warte beleuchtet...
ublindert
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Beitrag von ublindert »

Hallo Connymaus,

in welchem Bereich hat dein Freund seinen Doc gemacht?

Verzeih mir, wenn ich so direkt antworte (ich meine es auf keinen Fall persönlich), aber warum hat sich dein Freund nicht schon früher um Praxisrelevanz und entsprechende Kontakte gekümmert, wenn er "im normalen Wirtschaftsbereich" einsteigen will und nciht in den Wissenschaftsbetrieb?
So aus der Ferne lässt sich natürlich auch schnell nichts raten, das maße ich mir nicht an, aber wahrscheinlich sollte er versuchen, unkonventionelle Wege gehen, sich bei XING anmelden und Kontakte aufleben lassen, viele Unternehmen recherchieren, die in Frage kommen könnten und dann die interessanten "Opfer" richtig einkreisen, auf Messen gehen, vielleicht auch über ein gutes Zeitarbeitsunternehmen?

Und bitte, den Kopf nicht hängen lassen! Das wird schon!
connymaus
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Beitrag von connymaus »

Er hat in intern. WiWi promoviert und Messen und Kontakte gesucht und auch viele waren begeistert von ihm, aber meist entscheidet ja nicht nur einer. Klar hätte er während der Diss eine Stelle als wissenschsftl. Mitarbeiter an einer Uni nebenher machen können. Aber er hat so viele persönliche Projekte am laufen gehabt, die ihm heute mehr auf die Füße fallen als dass sie im nutzen.
Zuletzt geändert von connymaus am 24.07.2007, 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
connymaus
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Beitrag von connymaus »

Jetzt denken wir schon daran uns selbständig zu machen, obwohl das nie unser Traum war.
Zuletzt geändert von connymaus am 24.07.2007, 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Firefox-User
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Beitrag von Firefox-User »

mit 30 zu alt?! Gut, kenne das auch irgendwie selber ... :cry:
Am liebsten sind denen welche, die maximal 25 sind und 10-15 Jahre Berufserfahrung haben.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Firefox-User hat geschrieben:Am liebsten sind denen welche, die maximal 25 sind und 10-15 Jahre Berufserfahrung haben.
5 davon selbstredend im Ausland... ;-)
DennisS
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Beitrag von DennisS »

Sorry, aber da ist irgendwas faul. Kannst du vielleicht mal den Lebenslauf und ein typisches Anschreiben deines Freundes posten?

30 ist normalweise nicht unbedingt zu alt für jemanden mit Promotion. Promovierte Wirtschaftswissenschaftler sind nicht per so "Abgehobenen Theoretiker im Elfenbeinturm", man findet sie in allen (grö0eren) Unternehmen. Es liegt also nicht daran dass es keine Jobs für deinen Freund gäbe.

Bez. überqualifizierte für Stellen: Die entsprechenden Unternehmen tun deinem Freund letzlich einen Gefallen, wenn sie ihn auf ein Stelle für die er deutlich überqualifiziert ist nicht einstellen. Er würde dort mit Sicherheit nicht langfristig glücklich werden (unterfordert, passt nicht in die Arbeitsumgebung von vermutlich niedriger qualifizierten Mitarbeitern).

Du hast ja schon angesprochen dass dein Freund wenig Praxiserfahrung hat - wie wenig denn? Das könnte der Knackpunkt sein.
connymaus
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Beitrag von connymaus »

Hi,
also die Anschreiben habe ich leider nicht hier, die sind bei meinem Freund auf dem Rechner, und ich denke auch nicht, dass die nicht gut genug wären. Sie wurden immer individuell über Tage sorgfältig von meinem Freund geschrieben.

Die meisten sehen ihn eben als Philospophen der still in seinem Kämmerlein sitzen will und Bücher schreiben will, trauen ihm also keinen Manager- oder Lehrberuf zu. Das liegt vor allem daran, dass er einige Bücher geschrieben und veröffentlicht hat und seine letzten praktischen Erfahrungen mehr als 10 Jahre her sind...jedenfalls sehen ihn die meisten als reinen Theoretiker an, der praktische Arbeit nicht gebacken bekommt.
Und er will alles andere als diesen Theoriekram machen, was sein Lebenslauf einfach nicht widerspiegelt. Auch sein etwas schüchternes Auftreten sehe ich als Problem.

Das Problem ist also eher, dass er kaum was anderes vorweisen kann als 10 Jahre Studium und Bücherschreiben... Es ist eben schwierig mit seinem Lebenslauf den Unternehmern klar zu machen, dass er sich von der Vergangenheit ein Stück weit entfernen möchte..
Und große Unternehmen wollen auch lieber Leute mit mind. 4-6 Jahre Berufserfahrung.. oder zumindest irgendeinen Nachweis, dass die Person imstande ist eine bestimmte Tätigkeit auszuüben.

Es ist grad nicht einfach, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, versuche ihn soweit es geht zu motivieren, obwohl mir das angesichts der verzwickten Lage oft schwer fällt.
Bewa
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Registriert: 19.09.2007, 09:15

Beitrag von Bewa »

Hallo...

ich weiß, ich kann von solchen Frustrationen auch ein Lied singen....promoviert in Chemie und 32 J. ....keine Berufserfahrung usw..

es leider heute so, dass es einfach für Berufseinsteiger z.T. sehr schwierig ist einen passenden Job zu bekommen....man ist den zumindest als Naturwissenschaftler zunächst ein vollkommener "Fachidiot".....

Aber ich weiß, dass alle bis jetzt in diesem Bereich einen Job gefunden haben, auch nach mehr als einem Jahr des Bewerbens....

Liebe Grüße

Bewa
Madman
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Registriert: 31.05.2006, 15:16

Beitrag von Madman »

Falls er nichts findet, selbstständig machen. zbsp als berater oder so.
Und als Dr. könnte er sich doch mal bei McKinsey bewerben. Kann mir kaum vorstellen das die ihn nicht nehmen.
Unbekannt
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Registriert: 06.03.2008, 17:44

Beitrag von Unbekannt »

Will er sich nicht mal mit dem Abschluss bei MCK, Bertelsmann, BCG, Siemens und den anderen Top-Unternehmen bewerben? Und ansonsten muss er mal 2 Praktika machen, auch wenn es blöd ist, mit 30 und sich dann da bewerben.
Lucky99
Beiträge: 27
Registriert: 03.10.2006, 14:05

Beitrag von Lucky99 »

Oh - ich kann davon auch ein Lied singen - nur versuche ich bereits seit 13! Jahren in meinen erlernten Beruf (Laufbahn gehob. Dienst - Verwaltungswirt (FH)) zu kommen. Trotz sehr guter / guter Noten und sehr guten Zeugnissen keine Chance bisher bekommen.

Ich kam blöderweise mit meinem Uniabschluss in die Wende damals - da war ich noch jung und voller Hoffnung - alleinerziehend mit einem Kind im Alter von 1 Jahr. Mir fehlte nur noch die Diplomarbeit, aber von heute auf morgen gab es meinen studierten Beruf nicht mehr - Dipl.-Lehrer für Technik und Informatik, also Exmatrikulation ohne Abschluss für alle dieses Jahrgangs. :cry:

Da ich ein Kind zu ernähren hatte jobbte ich erstmal im Imbiss und orientierte mich neu. Im September 1991 fing ich dann noch einmal von vorn an - voller Elan - vergebens wie sich heute herausstellt. Ich absolvierte bis 1993 die Ausbildung für den mittleren Dienst allgemeine Verwaltung, weil für den gehobenen Dienst bereits alle Ausbildungsplätze besetzt waren und anschließen die Ausbildung im gehobenen Dienst (FH). Weil ich den mittleren Dienst mit 1 abgeschlossen hatte kam ich direkt anschließend automatisch zur FH und konnte von 3 Jahren auf 2 Jahre verkürzen. Auch diese Ausbildung schloss ich - trotz Verkürzung - mit 9 von 15 Punkten ab.

Da stand ich dann mit Abschlüssen, mit denen man sich sicher nicht verstecken muss - alles neu und Westausbildung! Ich schrieb in den Jahren bis heute unzählige Bewerbungen - keine Chance.
Natürlich war ich nicht faul und machte um mich weiterzubilden auch noch meinen Facharbeiter als Stukkateurin statt arbeitslos zu sein, aber auch das half mir in keinster Weise weiter. Zwischendurch bekam ich mal hier und da völlig in der Tätigkeit unterschiedliche Stellen, die aber nie länger als max. 3 Monate gingen oder immer nur geringfügig waren. Ich bekam aber immer sehr gute Zeugnisse. Es war eine schlechte Wirtschaftslage in der Privatwirtschaft Ost und im öff. Dienst Ost bereits alle Stellen besetzt.
Erst Ende 1998 bekam ich als ABM eine auf 1 Jahr befristete Stelle in einem Eigenbetrieb der Stadt (öff. Dienst). Es war sogar eine Leitungsposition, welche aber auf Grund der schlechten öff. Finanzlage nur mit 5c statt mit 5b vergütet wurde. Auch darüber bekam ich ein sehr gutes Zeugnis.Man hätte mich am liebsten behalten, aber das ging ja nicht. Die kleine Unterschied in der Bezahlung erweist sich - wie ich heute weiß - leider fatal für mich aus. Eine 5c entspricht noch der Laufbahn mittlerer Dienst, während die 5b gehobener Dienst ist. Also arbeite ich 1 Jahr im mittleren Dienst leider nur --> Folge: keine anerkannte Berufserfahrung für den gehobenen Dienst, trotz leitender Position.

Ende 1999 zog ich dann in die alten Bundesländer, denn ich spürte genau, dass ich in den neuen keine berufliche Chance habe. Ich schrieb immer wieder Bewerbungen - nur Absagen. Durch Zufall bekam ich dann 2000 eine Stelle als Stukkateurin, welche ich aber Anfang 2002 wieder verlor wegen Personalabbau. Klar - eine Frau in einem Bauberuf ist die 1. die entlassen wird bei Personalabbau. Weiter schrieb ich Bewerbungen für eine Stelle im öff. Dienst - nichts - nicht eine Einladung zu einem Gespräch - immer nur Bewerbung mit dem üblichen Text zurück.

Aus lauter Frust entschloss ich mich nochmals umzusatteln und ggf. weiterzuqualifizieren und bekam einen Ausbildungsplatz zur Mediadesignerin. Mich interessierte diese Ausbildung sehr, das Arbeitsamt sagte mir 100% Förderung zu wenn ich es schaffe einen Ausbildungsplatz dafür zu organisieren. Ich muss dazu sagen, dass ich einen angeborenen leichteren Herzfehler habe, welchen ich aber bis vor 6 Jahren immer verheimlichte (ich wäre z.B. sonst nie Stukkateur geworden oder hätte nie als Stukkateur arbeiten dürfen). Nur das Arbeitsamt wusste davon - ich bin eigentlich nicht vermittelbar in Tätigkeiten mit körperlichen Anstrengungen, aber keiner merkt mir bisher meinen Herzfehler an.
Ich rief also bei dem Ausbildungsstellenleiter an und fragte ihn welche Bedingungen ich erfüllen müsse um bei der in 4 Wochen beginnenden 3jährigen Ausbildung dabei zu sein. Antwort: Wir sind eigentlich voll und den Test schafft man auch nicht einfach so ohne Vorbereitung - erst Recht nicht wenn man, wie sie, bereits Jahre aus der Bildungsstrecke raus ist. Meine Antwort war damals: "ich wette mit Ihnen, dass ich den Test bestehe - ohne Vorbereitung - ich bin in 30 Minuten bei Ihnen und bestehe." Darauf meinte er: "Sie nehmen den Mund ganz schön voll, aber ... OK - darauf gehe ich ein und wenn Sie den Test schaffen, dann sind Sie dabei, das verspreche ich, denn da fallen so bereits schon viele durch und ohne Vorbereitung, das hat bisher noch keiner geschafft." Also bin ich sofort hin und schrieb den 3stündigen Test ... bestanden mit Note 3 *freu* und er hielt sein Wort.

Diese Ausbildung fing ich aber dann doch nicht an, da ich überraschend 1 Woche vor Beginn eine Stelle in einer technischen Behörde bekam.

Dies ist nun genau heute 6 Jahre her. Zwar war die Stelle nur mit 6b festgesetzt (entspricht also Berufsanfang mittlerer Dienst als Angestellte), aber ich nahm sie freudestrahlend und voller Elan an. Ich dachte mir: "OK, man muss sich eben hocharbeiten und jeder hat mal klein angefangen und dem Staat auf der Tasche liegen will man ja nicht - endlich öffentlicher Dienst - ich bin drin wenigstens mal." Wieder ein Fehler, wie ich heute weiß. Die mir offerierten Aufstiegschancen erwiesen sich durch den Strukturwandel des öff. Diensts der letzten Jahre als nicht mehr existent für mich. Um mich rum sind alle Stellen, die höher als 6 ausgeschrieben sind Bau-Ingenieurs-Stellen - und das bin ich nun mal nicht. Klar auch, dass mich diese Stelle keinesfalls ausfüllen kann. Ich bin nun mal wirklich hoffnungslos überqualifiziert für diese Sachbearbeiterstelle. Dies ist eine Stelle, die nur leichte Zuarbeiten machen darf - ich bin aber bereits gewöhnt selbständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Der Konflikt ist vorprogrammiert.

Ich schrieb natürlich bis heute weiter Bewerbungen für den gehobenen Dienst - alles Absagen ohne zu einem Gespräch geladen zu werden. Ja - da hocke ich nun ... bin mittlerweile 41 ... habe immer noch keine Berufserfahrungen im gehobenen Dienst - bin aber zu alt für als Berufsanfänger.

Früher bekam ich Absagen im Osten weil ich alleinerziehend mit Kind war - heute weil ich keine Berufserfahrungen habe im gehobenen Dienst und bereits seit 6 Jahren auf einem Anfangsposten der den mittleren Dienst entspricht festsitze. Dies - so wurde mir vor 3 Tagen mitgeteilt, ist nun mein absolutes k.o.-Kriterium für eine Stelle im gehobenen Dienst. 6! Jahre auf einer Anfangsposition des mittleren Dienst als eigentlich gehobener Dienst ist für die Karriere tödlich. Damit bin ich nun definitiv im Aus. Ok - das war wenigstens ehrlich, aber hätte man mich zu einem Gespräch eingeladen, dann hätte ich sicher völlig überzeugen können, dass ich mehr Qualifikation habe als ein Bewerber, der gerade von der Verwaltungs-FH kommt.

Ich gehörte zu den ersten ausgebildeten Regierungsassistenten in einem neuen Bundesland (1. Jahrgang) und zu den 2. Jahrgang Regierungsinspektoren die ausgebildet die neu gegründete Verwaltungsfachhochschule absolvierten, aber trotzdem bekamen sehr viele von uns bis heute keine Stelle - besonders die mit guten und sehr guten Abschlüssen. Diejenigen, die gerade so mit Müh und Not bestanden hatten findet man leider alle in der Verwaltung auf guten bis sehr guten Posten wieder. Eine Erklärung habe ich bis heute nicht dafür. Leistung zahlt sich eben doch nicht aus - leider! Heute muss ich leider sagen, dass es stimmt: "Die dümmsten Bauern bekommen wirklich die dicksten Kartoffeln."

Ich will hier sicher niemanden den Elan und die Zuversicht nehmen, aber bei mir macht sich langsam wirklich die Gewissheit breit, dass ich alles umsonst gelernt habe - alles für die Tonne - ich kann leider nichts damit anfangen.

Meine Bewerbung ist völlig in Ordnung - die ist mehrfach von Profis gecheckt und laut ihren Aussagen auch auffallend mit Sorgfalt zusammengestellt. Mein Handicap ist mein Zick-Zack-Lebenslauf bedingt durch die Wende und den generell schlechten Chancen als Berufsanfänger und dass ich - statt als Harz IV - Empfänger hochnäsig dem Staat auf der Tasche liegend auf die mir angemessene Stelle wartete - voller Elan ehrgeizig versuchte aus mir etwas zu machen. Ich habe einen steinigen Weg bisher beschritten - ich habe alle Herausforderungen, die mir dabei gestellt wurden immer stets zur vollsten Zufriedenheit gemeistert - selbst Aufgaben, wo ich völlig ungelernt war - Arbeiten die eine miese Bezahlung hatten und mich keinesfalls forderten. Heute frage ich mich aber: "Wozu? Wozu hat man sich so bemüht? Wozu hat man so viele gute Abschlüsse in der Tasche? Wozu so viele sehr gute Beurteilungen / Zeugnisse?" OK - ich habe eine feste unbefristete Stelle als Angestellte im öff. Dienst, die Bezahlung reicht gerade um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, die Arbeit verlangt mir keinerlei Herausforderung ab ... aber das befriedigt mich in keinster Weise!
:cry:

Sorry für den langen Text, aber das musste jetzt mal raus und passt hervorragend zum Threadtitel.

Ich habe für mich jetzt beschlossen, dass ich einfach nicht aufgeben kann - mein Ehrgeiz treibt mich einfach weiter, auch wenn es noch so hoffnungslos aussieht. Ich habe während ich dies hier schrieb beschlossen, dass ich jetzt in meinen kommenden 3 Wochen Urlaub einen völlig abnormalen Weg der Bewerbung einschlagen werde, aber ich habe ja nichts zu verlieren - nur zu gewinnen.

Ich werde ein völlig ungewöhnliches Anschreiben für eine Initiativbewerbung schreiben und dies den Bürgermeistern/Landräten/Behördenleitern in einem persönlichen Gespräch in die Hand geben. Dieses Anschreiben wird nicht enthalten was die Personaler immer zu lesen bekommen - nein - es wird meine wahre Geschichte enthalten, meine steten Bemühungen um eine Stelle im gehob. Dienst zu bekommen ohne jemals eine Chance bekommen zu haben zu zeigen was in mir steckt: Nicht nur ein Theoretiker mit sehr guten Abschlüssen und Zeugnissen, sondern auch ein sehr guter Praktiker, der erfolgreich auch ohne Berufserfahrung im gehobenen Dienst in der Lage ist sogar anspruchsvolle leitende Stellen zur vollsten Zufriedenheit innerhalb kürzester Einarbeitungszeit zu besetzen.

Ich habe es satt immer wieder zu hören - aber wir wussten das ja nicht - bei uns heißt eine 6er Bezahlung = Hilfstätigkeiten und nicht Sachbearbeiter (obwohl ich das geschrieben habe!) - wir hatten ja keine Ahnung von ihrer tatsächlichen Qualifikation, das sieht alles so hochgestapelt aus, aber entspricht wohl doch den Tatsachen - wir haben Sie völlig falsch eingeschätzt ... dass Sie mehrere "West-Ausbildungen" haben, haben wir leider völlig übersehen ... usw. usw.

Wünscht mir einfach Glück dabei - ich habe nichts zu verlieren, aber vielleicht endlich was zu gewinnen. Ich muss andere Wege beschreiten - ungewöhnliche, denn auf normalen Weg ist es mir einfach nicht möglich zu beweisen, dass ich wirklich qualifiziert bin und nicht hochstapel. Meine Anlagen beweisen es, aber keiner nimmt diese Ernst und gibt mir eine Chance - wenigstens zu einem Gespräch, noch besser eine Stelle. Muss ich mich eben selbst einladen auf ungewöhnlichen Weg.
plitschplatsch
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Registriert: 18.02.2009, 16:23

Absage: Überqualifiziert

Beitrag von plitschplatsch »

Hallo

Heute habe ich eine schriftliche Absage (Mail) erhalten mit der Begründung: "leicht" überqualifiziert.
Die Stelle interessiert mich nach wie vor und ich würde gerne nachfassen.

Wer hat mir Tipps, wie ich schlagfertig aber höflich kommuniziere, dass ich trotz höheren Weiterbildungen an GENAU dieser Arbeit interessiert bin. Zu Lohngesprächen ist es noch nicht gekommen und ich bin da sehr flexibel. Es handelt sich um einen Teilzeit-Job.
Beispiele??? Danke!
Stella.2802
Beiträge: 92
Registriert: 11.08.2008, 14:08

Beitrag von Stella.2802 »

Hi!

Aus meiner Erfahrung würde ich Dir sagen, dass Deine Chancen schlecht stehen - wenn Du überqualifiziert bist bleibst Du das auch dann, wenn Du Sturheit zeigst. Sorry.
dannchen
Beiträge: 52
Registriert: 12.02.2009, 20:54

Beitrag von dannchen »

Das ist schwierig.
mein onkel hat biologier studiert und mit magma cum laude abgeschlossen, aber indem berufszweig keine arbeit gefunden und musste sich umbilden.... leider ist seine fima pleite und er hat seinen job verloren. jetzt sucht er seit 0 (!) jahren ine arbeit, und hat sich bei ferrero als saisonarbeiter bewoben, einfach, weil er wieder arbeiten will und geld verdienen möchte.

er wurde abgelehnt, aufgrund überqualifiziertheit!

da frage ich mich: ist das gerecht? wenn jemand arbeiten möchte, auch wenns arbeit ist, die evt unter seiner würde ist, sollt er daran doch nich gehindert werden,oder...?

ich habe auch schon eine absage erhalten inder stand ih wäre überqualifiziert.. sie üwürden nur einen sehr guten realabschluss erwarte, und ich würde ja ein durchschnittliches abi machen.... überualifiziert! der unterschied zwischen einem sehr gutem realabschluss und einem durchschnittlichen abi ist ja auch sooo gravierend....

aber nagut ich hab mich damit abgefunden, was die leute wollen, das wollen sie halt.. aber ungerecht ist es doch.
ice_and_fire
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Beitrag von ice_and_fire »

Eigentlich lasse ich ja von alten Threads die Finger weg; da dieser hier aber noch keine 4 Wochen alt ist und mir in dem Thread selbst was fehlt mach ich mal ne Ausnahme.

Ich versuche gerne immer auch auf die Sichtweise der Unternehmer hinzuweisen. Es sieht doch so aus.
Die Anforderungen hat man sich nicht einfach in einem Brainstorming einfallen lassen. Da sind sicherlich einige Experten einige Zeit lang zusammengesessen und haben beratschlagt warum man hier jemanden mit Realschulabschluss will und nicht jemanden mit Abi.

Jetzt kommen von beiden Personengruppe Bewerbungen. Beide sind eigentlich gut qualifiziert. Nur muss ich doch jetzt die Angst haben, dass ich mit meiner Stelle den Realschüler fordern kann, den Gymnasiast aber nicht. Und wir alle wissen ja was passiert, wenn man im Arbeitsleben nicht gefordert wird ... :-(

Im "Beamtentum" ist das sogar noch schlimmer. Da wird z.B. auf die ein oder andere Stelle ein Akademiker (FH) gesucht. Einen Uni-Absolventen MÜSSEN die zurückweisen, selbst wenn sie ihn selbst gern hätten.

Ich finde das auch gar nicht so schlimm und von einem Unternehmen sogar gut wenn man zu den Kritierien steht die man zuvor vereinbart hat. Würde man -was es auch gibt- immer die Abiturienten nehmen (obwohl überqualifiziert) würde man sich wie gesagt selbst ins Bein schießen ... unangenehmer Nebeneffekt könnte nun allerdings werden, dass die Qualität der Schulabschlüsse abnimmt weil in Zukunft jeder Depp (sorry) versucht Abi zu machen und auch noch irgendwie durchgewunken wird (sonst hat der ne statistische Wahrscheinlichkeit von X% Arbeitslos zu werden)
Kann sich eigentlich noch jemand an die Zeit erinnern, da man bei gerechter Berufswahl und sehr gutem Quali ziemlich schnell ne Ausbildungsstelle gefunden hat? :wink:
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bossfan21
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Überqualifikation..

Beitrag von bossfan21 »

Moin,
ich war 8 Jahre bei der Bundeswehr und habe dort etliche Qualifikationen auch im Bereich Verwaltung bekommen. Habe als Übergang zum "zivilen" Berufsleben auch mein Fachabi gemacht.
Jetzt bin ich komplett draußen und mit 28 Jahren und Bürokaufmann für den mittleren Dienst zu überqualifiziert bzw. für den gehobenen Dienst aufgrund meines 3,0 Fachabi-abschlußes zu unterqualifiziert.

Dieses wurde mit in 2 Jahren Bewerbungsdurchläufen und über 70 Absagen, ich bin mittlerweile arbeitssuchend, von einigen Personalern mitgeteilt, dass ich a) zu überqualifiziert oder b) nicht verformbar mit 28-zig bin..

Deshalb frage ich mich, ob und wie es euch da draußen auch so ergeht!?!?!?
Ich bin mittlerweile mit meinem Latein am Ende, da ich mich gerade in der Verwaltung sehr gut aufgehoben fühle und mir nix anderes vorstellen kann, deswegen will ich auch in keine andere Richtung gehen.
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FRAGEN
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Re: Überqualifikation..

Beitrag von FRAGEN »

bossfan21 hat geschrieben:Jetzt bin ich komplett draußen und mit 28 Jahren und Bürokaufmann für den mittleren Dienst zu überqualifiziert bzw. für den gehobenen Dienst aufgrund meines 3,0 Fachabi-abschlußes zu unterqualifiziert.
Das bezieht sich jetzt aber nur auf städtische Verwaltungen, oder?
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Beitrag von bossfan21 »

sowohl als auch... hab mich sowohl bei der städtischen (Stuttgart, Esslingen) als auch beim Land Baden-Württemberg beworben.
Oder meinst du den rein öffentlichen Dienst!?!?

Mich wundert es, da ich mich vor 2 Jahren bei der Polizei in Ba-Wü noch mit dem Hauptschulabschluss beworben habe und da ca 1/3 der Bewerber Fachabi, was ich jetzt habe, hatten.

Habe auch schon von der freien "Wirtschaft" meine Absagen bekommen, es hängt also nicht nur am ÖD... 8)
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

bossfan21 hat geschrieben:Habe auch schon von der freien "Wirtschaft" meine Absagen bekommen, es hängt also nicht nur am ÖD... 8)
Naja... zumindest wirst Du andernorts schon einmal nichts mit der für Dich vielleicht ungünstigen Weichenstellung zwischen "mittlerem" und "gehobenem" Dienst zu tun haben. Beim reinen Schlagwort "Überqualifikation" stellt sich zunächst einmal ja die Frage: "Überqualifiziert wozu genau?" Weder der "Bürokaufmann" noch ein "FH-Abschluss" beiinhalten ja eine Überqualifikation per se. Das wird schon entweder etwas mit den Zielstellen oder einer unpräzisen Selbstpositionierung Deinerseits (evtl. auch beidem zugleich) zu tun haben. Das kann man jetzt nur unmöglich nach diesen mageren Allgemein-Umschreibungen erahnen...

Du kannst ja mal ein typisches Anschreiben posten... und parallel dazu die Sachlage etwas genauer erläutern. Wann und unter welchen Umständen hast Du z. B. die Bürokaufmanns-Ausbildung gemacht? Inwiefern lässt sich Deine "Verwaltungs"-Tätigkeit bei der Bundeswehr damit vergleichen? Wo gab es Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede? Was hat Dir an der Bundeswehr-Verwaltung gefallen... und was sollte für die Zukunft anders sein? Gäbe es evtl. bundeswehr-nahe Zivilkörperschaften, die diese Wünsche abdecken könnten?
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bossfan21
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Beitrag von bossfan21 »

Die Bürokaufm-geschichte habe ich während meiner Bundeswehrzeit gemacht. Danach habe ich 4 jahre ausschließlich in der Verwaltung der Bundeswehr gedient. Also große Unterschiede lassen sich da nicht ausmachen..
Zu meiner Bewerbung: sie wurde auch schon von fachleuten (hesse/schrader) geprüft -sie ist also top!!!


Das Problem (überquali) gabs auch bei meiner freundin, die ein Studium Theaterwissenschaften erfolgreich alsolvierte und danach keinen job fand. Sie bewarb sich im öffentlichen Dienst für ein BA-Studium. Ihr wurde das gleiche gesagt, dass sie aufgrund des Studiums zu überqualifiziert sei.. Nur durch Glück, eine bewerberin sagte kurzerhand ab, bekam sie nach über 1 Jahr Bewerbungs-zeitraum ihre Zusage bei nem Rathaus. Das Witzige dabei war, dass sie ein halbes jahr zuvor an der Uni an diesem Test teilnahm und von über 1000 bewerbern den Rang 210 bekam. Jetzt muss man wissen, dass laut Aussage Uni davon knapp 200 Bewerber schon von den Jahren zuvor in dieser liste aufgelistet sind. Sie war also in den top 10,20 dabei.
Ihre Freundin hatte diesen Test mit rang 800 irgendwas gerade so bestanden. Sie wurde dann auf diese liste aufgelistet und nicht (wie meine Freundin) genommen. Jedoch hatte sie ihren Ausbildungsplatz/praktikumsplatz bei nem rathaus (meine freundin hatte damals noch keinen) schon sicher.
ERGO: Es werden Praktikumsplätze vergeben, obwohl noch nicht mal sicher ist, ob man auch studiert oder letztenendes auf die liste kommt....

Das dies der größte Witz von allem ist, sagen dir sogar die Personaler direkt ins gesicht!!!!!
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