Testbewerbungen zum "warm werden"

Welche anderen Bewerbungsstrategien kennt ihr noch? Fragen dazu bitte hier reinschreiben.
Antworten
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Testbewerbungen zum "warm werden"

Beitrag von ice_and_fire »

ich wollte mal eure Meinung zu dem Thema hören.

Ich selbst muss gestehen, dass ich bei ein paar der vergangenen Bewerbungsrunden eigentlich die ersten Bewerbungen an Firmen geschickt habe, die mich selbst, wie auch die Stelle zwar interessiert haben, eine richtige Liebeshochzeit wäre es aber im Falle eines Falles nicht geworden.

Das habe ich gemacht, weil ich der Meinung war, trotz viel Aufwand durchaus am Anfang "durchschnittliche" Bewerbungen zu schreiben, einen LL zu fabrizieren, der nicht schlecht, aber auch nicht so richtig toll ist und natürlich auch, weil man sich in einer neuen Situation befindet und die evtl. falsch einschätzt, was sich negativ auf das Interview / die Interviews auswirken kann.

Mich würde es mal interessieren, wie ihr das handhabt bzw gehandhabt habt. Und wie ihr generell zu soetwas steht.

Gehört ihr eher zu denen, deren erste Bewerbung(en) an die Traumkandidaten gehen, oder bewerbt ihr euch zuvor auf 1-2 B-Kandidaten um "in die Gänge" zu kommen?

Denkt ihr, dass so etwas überhaupt nützlich ist, oder ist das für euch eh
unnützt?

... und wie ist das den AG gegenüber? Vertretbar, solange durchaus grundsätzliches Interesse von Seiten des Bewerbers besteht; oder gehört das einfach nicht zum "guten Ton"?
Benutzeravatar
FRAGEN
Bewerbungshelfer
Beiträge: 12148
Registriert: 22.07.2006, 18:18

Beitrag von FRAGEN »

Um auf "Geständnis" mit "Geständnis" zu antworten: Ich habe es das letzte Mal so betrieben, dass ich meine Lieblings-Bewerbungen (die durch die Bank initiativ waren) bewusst über mehrere Wochen parallel entwickelt habe, um sie - gerade in der inhaltlichen Abgrenzung gegeneinander - so spezifisch wie möglich hinzufeilen.

Unabhängig davon habe ich in dieser Zeit die Augen offen gehalten, und auf interessante Ausschreibungen (von Arbeitgebern, auf die ich selbst nie gekommen wäre) mit "Schüssen aus der Hüfte" geantwortet. Interessanterweise entstand dabei einiges an "Abfallprodukten", das dann in die ein oder andere "richtige" Bewerbung später eingeflossen ist.
Eauvive
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1292
Registriert: 06.08.2007, 15:01

Beitrag von Eauvive »

Ich gestehe, ich kann nicht, selbst wenn ich will. Dazu habe ich einfach deutlich zu viele Bewerbungen in meinem Leben in den Händen gehabt. Meinen Lebenslauf habe ich vor Jahren einmal optimiert, der wird von mir nur noch aktualisiert bei Bedarf - wobei ich das Design hasse, mich aber nie dazu aufraffen konnte, es zu verbessern..

Zudem tue ich mir schwer mit "Traumkandidaten". Meiner Erfahrung nach lässt sich das anhand einer Stellenausschreibung und/oder eines Firmenprofils einfach nicht beurteilen. Wer der "Philosophie" eines Unternehmens laut Website Glauben schenkt, ist in meinen Augen selbst schuld.

Meine mit Abstand karriereförderlichsten und im Nachhinein angenehmsten Jobs habe ich ohnehin nie auf den ersten Blick erkannt. Da ging der erste Eindruck eher in Richtung: "Okay... meinetwegen.. kann man sich ansehen." Und irgendwann im Laufe des Prozesses kam die Überzeugung. Umgekehrt habe ich es mehrfach erlebt, dass ein Job auf dem Papier zunächst sehr attraktiv wirkte, die Firma ebenso, im Gespräch aber zunehmend deutlich wurde, dass der Job - trotz der Beschreibung entsprechend - nicht zu mir passt oder das Unternehmen nichts für mich ist etc.

So habe ich zum Beispiel - eine schöne Anekdote :) - vor laaaanger Zeit einmal auf Drängen meiner Mutter direkt nach der Schule und einer abgebrochenen Ausbildung Bewerbungen zwecks neuer Ausbildung verschickt. Eigentlich nur, um meine Ruhe zu haben.. Darunter war eine, bei der mir dann zudem die Mappen und die großen Umschläge ausgingen, das Schreiben war aber schon fertig. Also bekam das Unternehmen drei lose, gefaltete Blätte in einem kleinen Umschlag. Eins war das Anschreiben, das andere der Lebenslauf. Dazu eine Zeugniskopie aus Schulzeiten.

Eine geraume Weile später, nachdem ich die Ausbildungsstelle sicher hatte, verriet mir der Entscheider folgendes: "Die Bewerbung war eine Katastrophe. Sowas liebloses habe ich noch nie gesehen. Aber in Ihrem Anschreiben war ein Satz, der so hervorragend formuliert war, dass ich wissen wollte, ob Sie ihn tatsächlich selbst verfasst haben. Also habe ich Sie eingeladen."

Man muss dazusagen, dass ich im vorgeschalteten Einstellungstest auch entsprechend Punkte gemacht hatte :wink:
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Eauvive hat geschrieben: Zudem tue ich mir schwer mit "Traumkandidaten". Meiner Erfahrung nach lässt sich das anhand einer Stellenausschreibung und/oder eines Firmenprofils einfach nicht beurteilen. Wer der "Philosophie" eines Unternehmens laut Website Glauben schenkt, ist in meinen Augen selbst schuld.
Von "Traumkandidaten" spreche ich erst, wenn klar ist, dass die Stelle geeignet ist. Dazu reicht sicher eine Stellenausschreibung nicht. Ich spreche da eher von ausführlicheren Beschreibungen von mehreren Betroffenen - sowohl der Tätigkeit als auch der Firma. Hier zahlt sich natürlich ein entsprechendes Netzwerk aus

Aber du hast in meinen Augen die Message falsch verstanden. Es sollte eher darum gehen, dass man anfangs gar keine optimalen Bewerbungen schreiben kann ... das muss ja nicht heißen, dass man nicht vlt später doch eine optimale Bewerbung für einen scheinbaren Traumkandidaten schreibt, der sich dann aber als Ente entpuppt
Zuletzt geändert von ice_and_fire am 09.12.2008, 20:41, insgesamt 2-mal geändert.
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Eauvive hat geschrieben:Ich gestehe, ich kann nicht, selbst wenn ich will. Dazu habe ich einfach deutlich zu viele Bewerbungen in meinem Leben in den Händen gehabt. Meinen Lebenslauf habe ich vor Jahren einmal optimiert, der wird von mir nur noch aktualisiert bei Bedarf - wobei ich das Design hasse, mich aber nie dazu aufraffen konnte, es zu verbessern..
ist es nicht arg optimistisch zu denken -und du bist ja keine 50- dass man von Jahren den optimalen LL geschrieben hat?
Ändern sich nicht die Ansichten eines selbst, was ideal ist? Bekommt man nicht ab und zu neue pfiffige Einfälle? Was machst du, wenn du z.B. einen chronologischen LL hast und es sich etabliert, den LL umgekehrt chronologisch zu schreiben?
Benutzeravatar
FRAGEN
Bewerbungshelfer
Beiträge: 12148
Registriert: 22.07.2006, 18:18

Beitrag von FRAGEN »

Eauvive hat geschrieben:Zudem tue ich mir schwer mit "Traumkandidaten". Meiner Erfahrung nach lässt sich das anhand einer Stellenausschreibung und/oder eines Firmenprofils einfach nicht beurteilen. Wer der "Philosophie" eines Unternehmens laut Website Glauben schenkt, ist in meinen Augen selbst schuld.
DAS finde ich auch. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Fällen, bei der man sich (z. B. über real existierende Produkte/Projekte, Personal, Service, etc) unabhängig von wohlfeilen HP-Behauptungen von einer "passenden" Philosophie überzeugen kann... möglicherweise sogar ohne dass jemand diesen schon bis zum Exzess strapazierten Begriff überhaupt in den Mund nimmt... ;-)
Dural
Beiträge: 124
Registriert: 18.01.2009, 10:47

Beitrag von Dural »

Wenn man immer in derselben Branche mit derselben Tätigkeit bleibt, dann ist es doch sogar sehr zu empfehlen, den einmal geschrieben Lebenslauf nur noch anzupassen. Denn es heißt doch "never change a winning team". Wenn ich mit einer "Version" ein Stellenangebot ergattern konnte, dann würde ich sie jederzeit wieder ins Rennen schicken.

Wenn ich noch wenig Erfahrung in einem Bereich habe, dann würde ich mich auch nicht auf meine "Lieblingsstelle", soll heißen, die Stelle, die regional am nächsten liegt, die am besten bezahlt wird etc., zuerst bewerben. Denn im Bewerbungsprozess selbst, merkt man erst, worauf der Arbeitgeber Wert legt. Eine richtig gute Bewerbung kriegt man beim ersten Versuch kaum hin. Von daher ist es auch nicht wirklich unfair. Denn die Chance, beim ersten Versuch gleich ein Angebot zu kriegen, sind ohnhin gering. Es wird wohl eher so sein, dass man selbst derjenige ist, der enttäuscht wird.
Eauvive
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1292
Registriert: 06.08.2007, 15:01

Beitrag von Eauvive »

Wieso sollte man seinen Lebenslauf nach Fertigstellung an irgendetwas "anpassen", sofern man nicht ungelernt oder niedrigqualifiziert ist und sich quasi auf ALLES bewirbt?

Und nebenbei: Eine erfolgreiche Bewerbung =/= eine gute Bewerbung. Es hat dann in diesem Fall einfach der Empfänger für eben diese Bewerbung gestimmt. Und der hätte einem ggf. mit einer "guten" Bewerbung gar nicht eingeladen.
Antworten