Ist die Bewerbung schon weg? Das fände ich schade... weil die Situation eigentlich recht interessant ist. Dass ein Betriebswirt mit Strassenbau-Vergangenheit sich bei einem Bauunternehmen bewirbt, ist ja nicht gerade alltäglich. So ganz ausgereift kommt es mir allerdings noch nicht vor:
einsatzbereit hat geschrieben:Initiativbewerbung für eine Anstellung als staatlich geprüfter Betriebswirt mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik
Das ist zunächst einmal eine ziemlich zackige Ansage. Das heisst nichts Schlechtes... aber Du weckst hier mit den ersten Worten eine Vorstellung, die nicht dem Bild entspricht, das Du in den Folgesätzen malst.
einsatzbereit hat geschrieben:Sie suchen vielleicht schon bald für Ihren Standort in Dortmund einen kaufmännischen Mitarbeiter mit Erfahrungen im Asphaltbau und mit sehr guten EDV-Kenntnissen? Dann bin ich der richtige Mann für Sie.
Vergleich diese Charakterisierung mal mit dem Betreff: "Kaufmännischer Mitarbeiter" vs "staatlich geprüfter Betriebswirt" und "gute EDV-Kenntnisse" vs "Wirtschaftsinformatik". Unter einem "kaufmännischen Mitarbeiter" würde ich rein gefühlsmässig jemanden verstehen, der einfache Routineaufgaben (Rechnungsbuchungen, Mahnschreiben u. ä. ...) unter Anleitung abarbeitet... und jemand mit "guten EDV-Kenntnissen" wäre nach landläufiger Auffassung jemand, der mit Word zurecht kommt und ggf. den Drucker wieder ans Laufen bringt. Für diese (Low-Level)-Interpretation spricht auch die Tatsache, dass die "Erfahrungen im Asphaltbau" in der Formulierung als absolut gleichrangig damit erscheinen. Insgesamt hat man das Bild eines sehr bodenständigen Tausendsassas vor Augen, der je nach Bedarfslage mit gleicher Freude Rechnungen abheftet, Computer verkabelt oder Strassen asphaltiert...
Unabhängig von dieser massiven (wenn auch in Wirklichkeit nur scheinbaren) Qualifikationsdiskrepanz zum Betreff finde ich in diesem Fall auch die sprachliche Form der rhetorischen Frage unvorteilhaft. Die sollte man (wenn überhaupt) immer nur dann stellen, wenn man mit einiger Sicherheit davon ausgehen kann, dass die Antwort ein klares "JA!" ist... d. h. in diesem Fall: Wenn anzunehmen ist, dass irgendjemand wirklich auf der Suche nach dem o. g. "Tausendsassa" sein könnte. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass irgendjemand die Frage in dieser Form bejahen könnte. Und Du selbst hast den Sinn des Weiterlesens ohne Not an diese völlig unnötige Frage gebunden!
einsatzbereit hat geschrieben:Fakten, Zahlen und die EDV sind mein Zuhause, dort fühle ich mich wohl. Sie sind der Schlüssel zu unserer heutigen Welt.
Das wäre für mich ein starker Alternativ-Einstieg gewesen - der im Gegensatz zu der vorangegangenen Startfrage auch keinen Bruch zum Betreff geschaffen hätte. Die beiden Einleitungs-Ansätze
HINTEREINANDER beissen sich für mein Gefühl allerdings deutlich...
einsatzbereit hat geschrieben:Mit den Grundwerten Ihres Unternehmens wie Redlichkeit, Respekt und partnerschaftlichen Beziehungen kann ich mich zu 100% identifizieren.
Auch dieser Statz steht wieder völlig allein da... und stellt den dritten Charakterisierungsansatz des Bewerbers dar... der wieder in eine völlig andere Richtung weist. Nach dem "Tausendsassa" und dem "Zahlenmensch" kommt hier der "Ehrenhafte". Es kann zwar durchaus sein, dass diese Aspekte sich in derselben Person treffen... aber als unverbundene Aussagen einer Erstcharakterisiserung wirken sie auf mich ziemlich unstimmig und willkürlich.
einsatzbereit hat geschrieben:Ich strebe eine langfristige und dauerhafte Beschäftigung im kaufmännischen Bereich oder in der EDV Ihres Unternehmens an und die strategische Ausrichtung Ihres Unternehmen bietet beste Chancen für mich, genau dieses zu realisieren.
Die Zielsetzung der ersten Satzhälfte ist derart allgemein, dass die zweite Satzhälfte im Grunde keinen Sinn ergibt. Ich meine... wenn Du bei Licht betrachtet keine Aussage triffst, die inhaltlich über Deinen Ausbildungstitel hinaus ginge: Wie lassen sich dann aus der "strategischen Ausrichtung" Hinweise auf "Realisierungschancen" ableiten? Um
WAS GENAU zu realisieren?
einsatzbereit hat geschrieben:Erfahrungen und Wissen im Asphaltbau habe ich mir während meiner Tätigkeit als Bürokaufmann angeeignet.
Das klingt jetzt wieder so, als würdst Du Dich am liebsten gleich auf den Bock der Walze setzen...
Gleichzeitig kann man ein unwillkürliches "HÄ?" nicht verhindern, wenn man liest, dass Du Dir diese Fähigkeit als Bürokaufmann(!) angeeignet hast. Hier sind wir jetzt im Grunde wieder voll bei dem "Tausendsassa" des Einleitungssatzes... und meilenweit entfernt von dem Betriebswirt/Wirtschaftsinformatiker!
einsatzbereit hat geschrieben:Dieses Wissen möchte ich weiter forcieren, da ich sehr gerne im Baugewerbe gearbeitet habe und mich freue, hier wieder eine Tätigkeit aufzunehmen.
Hier schlägst Du noch einmal (und noch tiefer) in dieselbe Kerbe. Das ist jetzt ohne jeden Zweifel der Raupenfahrer!
einsatzbereit hat geschrieben:Aufgrund meines Fachschulstudiums und meiner beruflichen Praxis verfüge ich über ökonomische Urteilsfähigkeit auf der Basis breiter wirtschaftstheoretischer, wirtschaftspraktischer und rechtlicher Kenntnisse und Fertigkeiten sowie ein vertieftes Verständnis marktorientierten Entscheidens und Handelns.
Und hier reisst Du das Steuer wieder herum - erstmals zu Deiner "eigentlichen" Qualifikation... bzw. jetzt schon fast über diese hinaus. Diese superallgemeinen Begriffe hier klingen im Grunde schon nicht mehr nach einem Studenten oder Absolventen... sondern eher nach einem Vorsitztenden der Hochschulkommission, die Leitlinien zur Organisation von Studiengängen aufstellt... oder so...
einsatzbereit hat geschrieben:Auch habe ich mir ein großes Spektrum an Methoden zur fachgerechten und lösungsorientierten Bearbeitung komplexer unternehmerischer Aufgabe- und Problemstellungen angeeignet.
Hier wird jetzt langsam der "Sinkflug" in Richtung des tatsächlich adäquaten Niveaus eingeleitet... sagen wir: Vom Wirtschaftsweisen auf das Level von den Vorgesetzten Deiner potentiellen Vorgesetzten...
einsatzbereit hat geschrieben:Ich ergreife Initiative, um notwendige Informationen für Entscheidungen zu beschaffen und wäge diese verantwortlich und vorrauschauend ab. Meine Englischkenntnisse setze ich situationsadäquat ein.
Ich unterstütze Sie bei der Gestaltung betrieblicher Geschäftsprozesse, einschließlich der für die Realisation notwendigen Maßnahmen und Tätigkeiten. Natürlich auf der Grundlage von Ihren betriebspolitischen und planerisch-gestaltenden Entscheidungsvorgaben.
Berufsethisch, ökonomisch, ökologisch bewusst und im Kontext nachhaltiger Entwicklung zu handeln ist für mich als Betriebswirt selbstverständlich.
Hmmmmm... da wären wir jetzt - kurz vor Ende einer ungewöhnlich langen Bewerbung - ungefähr auf dem richtigen Level... wenngleich so allgemein, dass der Leser damit vermutlich keine allzu wertvolle Entscheidungshilfe gewinnt.
einsatzbereit hat geschrieben:Im Zuge des Fachschulstudiums fertigte unser Semester eine Projektarbeit, mit dem Ziel der Kosteneinsparung und der Optimierung von Geschäftsprozessen, für ein privates Unternehmen an.
Das könnte m. E. den besten Teil Deiner Bewerbung einleiten: Das klingt (erstmals!) nach greifbaren Inhalten und Fähigkeiten. Hier würde ich jetzt konkreter werden! Zumindest nach allem, was ich bisher weiss, könnte/müsste dieser Abschnitt das Herzstück Deiner Bewerbung sein.
einsatzbereit hat geschrieben:Hier übernahm ich die Aufgabe der Projektleitung und vertiefte so mein Verständnis von Gruppenstrukturen sowie dem positiven Beeinflussen und Leiten von Gruppen. Kooperatives und kommunikatives Verhalten im Team zählen zu meinen Stärken und unternehmerische sowie soziale Verantwortung sind keine Fremdworte für mich.
Hier wird es wieder weich und allgemein...
Hmmmmmm... das ist jetzt doch wieder etwas ausufernder geworden als eigentlich geplant. Was kann man da jetzt machen? Ich glaube nicht, dass ich versuchen würde, das hier jetzt satzweise zu verbessern. Stattdessen würde ich mir die "Greatest Hits" herausgreifen und um diese herum etwas völlig Neues entwickeln.
Starten würde ich für den Moment ruhig einmal mit dem "Fakten, Zahlen, EDV"-Satz... von dort aus dann zum Studium mit der besagten Optimierungsstudie (Hauptteil)... und von da aus dann zu Deiner persönlichen Verbindung zum Thema "Ashaltbau". Letztere könnte als Hingucker (in diesem Fall vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal) wirklich charmant sein... muss aber unbedingt präzise formuliert werden! Es soll natürlich nicht so klingen, als würdest Du am liebsten gleich mit freiem Oberkörper an die Mischmaschine... sondern eher so, als hättest Du aufgrund dieser Erfahrungen ein gutes Gefühl für die Abläufe und Abhängigkeiten derartiger Arbeiten. Der Witz besteht darin, die Erfahrung der Vergangenheit gewissermassen durch die Brille der Zukunft zu betrachten... anstatt einfach den Eindruck zu erzeugen, sie wiederholen zu wollen...
