Sich in Erinnerung rufen, ohne eine Absage zu provozieren

Wie geht es weiter nach Absagen? Was kann daraus gelernt werden? Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Berichte über gute und schlechte Erfahrungen bei der Stellensuche.
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Tom Sailor
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Sich in Erinnerung rufen, ohne eine Absage zu provozieren

Beitrag von Tom Sailor »

Kurz zu meiner Situation: zum 1.1. muss ich mir eine neue Stelle suchen. Der AG und ich halten es aber so, dass es aussehen soll, als ob ich mich aus freien Stücken nach etwas Neuem umsehe. Generell werden mir bei dem Jobwechsel seitens des AG keine Steine in den Weg gelegt. Ich könnte jederzeit - auch außerhalb der Kündigungsfrist (6 Wochen zum Q.-ende) - wechseln. Bei meinen Bewerbungen schreibe ich, dass ich in ungekündigter Stellung bin. Im VG habe ich zuletzt immer auf die Kündigungsfrist verwiesen denn man will ja nicht den Anschein erwecken, man sei gekündigt (was ich formal auch noch nicht bin).

Nun hatte ich vor 2 1/2 Wochen ein VG bei einem deutschen Großkonzern. Von der Stelle bin ich wirklich seeehr angetan. Das VG war in Ordnung. Ich bin immer sehr nervös, habe aber meines Wissens nach keine groben Fehler gemacht. Am Ende sagte man mir, dass die Entscheidung noch bis Mitte November dauern werde, aber in jedem Fall innerhalb meiner Kündigungsfrist falle. Ich solle mich per E-Mail melden, wenn ich bis dahin noch Fragen habe. Nun würde ich mich gerne einfach nochmal in Erinnerung rufen. Ich könnte zum Beispiel sagen, dass ich mittlerweile mit meinem AG über die Wechselwünsche gesprochen habe und jederzeit wechseln könnte. Da ich derzeit nicht am Freitag arbeite, könnte ich auch mal Probearbeiten. Ich würde halt einfach gerne noch mal betonen, dass mir viel an der Stelle liegt. Haltet ihr das für sinnvoll? Ich will halt auch nicht den Eindruck erwecken, eine Entscheidung erzwingen zu wollen...

Hier mal ein Entwurf für eine E-Mail:
Sehr geehrter Herr XXX,

vor knapp drei Wochen hatte ich ein sehr interessantes Vorstellungsgespräch bei Ihnen. Ihre Schilderung von der Aufbruchsstimmung in der neuen Abteilung hat mich angesteckt. Sie erscheint zum einen als Herausforderung entspricht zugleich jedoch meinem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung.

Mein derzeitiger Arbeitgeber ist in der Zwischenzeit von meinem generellen Wunsch nach einer beruflichen Weiterentwicklung informiert und unterstützt diesen. Ich wäre somit bei einem möglichen Eintrittstermin flexibel und nicht mehr an den 1.1. gebunden Dadurch stünde ich theoretisch schon früher zur Verfügung. Da ich wie im Vorstellungsgespräch schon erwähnt derzeit nur 28 Stunden in der Woche arbeite könnte ich zudem auch anbieten, Freitags zu Probearbeiten in Ihr Unternehmen zu kommen.

In jedem Fall bedanke ich mich für die positiven Eindrücke, die ich bei dem Treffen mit Ihnen gewinnen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
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TheGuide
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Re: Sich in Erinnerung rufen, ohne eine Absage zu provoziere

Beitrag von TheGuide »

Tom Sailor hat geschrieben:vor knapp drei Wochen hatte ich ein sehr interessantes Vorstellungsgespräch bei Ihnen. Ihre Schilderung von der Aufbruchsstimmung in der neuen Abteilung hat mich angesteckt.1.) Sie erscheint zum einen als Herausforderung entspricht zugleich jedoch meinem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung.

2.) Mein derzeitiger Arbeitgeber ist in der Zwischenzeit von meinem generellen Wunsch nach einer beruflichen Weiterentwicklung informiert und unterstützt diesen. Ich wäre somit bei einem möglichen Eintrittstermin flexibel und nicht mehr an den 1.1. gebunden Dadurch stünde ich theoretisch schon früher zur Verfügung. Da ich wie im Vorstellungsgespräch schon erwähnt derzeit nur 28 Stunden in der Woche arbeite könnte ich zudem auch anbieten, Freitags zu Probearbeiten in Ihr Unternehmen zu kommen.

In jedem Fall bedanke ich mich für die positiven Eindrücke, die ich bei dem Treffen mit Ihnen gewinnen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
1.) mit der Aussage, dass die Aufbruchstimmung der Abteilung als Herausforderung erscheint, ohne dass du sagst, dass du neue Herausforderungen suchst, deutest du m.E. ein wenig an, dass du dich überfordert fühlen könntest.
2.) Mit der zweiten Aussage machst du im Prinzip deutlich, dass dein AG dich loswerden möchte (wenn das vielleicht auch nicht an dir sondern an der wirtschaftlichen Situation liegt). Das macht dich gleich unattraktiver.
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Danke für das Feedback. Dass ich eine neue Herausforderung suche, war Thema im Gespräch damals. Als Wechselgrund nannte ich, dass ich bei meinem jetzigen AG alles erreicht habe und für mich mehr oder weniger Stillstand herrscht. Auf die Frage am Ende des Gespräches, welches Gefühl ich bezüglich der neuen Aufgaben bei ihnen denn hätte antwortete ich sinngemäß "Ein gutes. Es klingt zunächst nach einem großen paar Schuhe aber das suche ich ja!". "Mehr Action!" fiel seitens der Gesprächspartner auch mal während des Gesprächs (bezogen auf meinen Berufswechsel).

Das mit dem Eintrittstermin ist so eine Sache. Wenn ich nicht erwähne, dass ich da flexibler bin könnte es so gedeuted werden, dass ich vor der nahenden Kündigungsfrist eine Entscheidung erzwingen will.

Mir wurde zum Ende des Gespräches gesagt, ich solle eine kurze Mail schreiben, wenn ich noch Fragen hätte. Da ich am Ende des Gespräches keine Fragen mehr hatte (der einzige Fehler vielleicht) - sie wurden während des Gespräches geklärt - überlege ich eben, mein Interesse noch mal zu verdeutlichen...
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Tom Sailor hat geschrieben:Das mit dem Eintrittstermin ist so eine Sache. Wenn ich nicht erwähne, dass ich da flexibler bin könnte es so gedeuted werden, dass ich vor der nahenden Kündigungsfrist eine Entscheidung erzwingen will.
Ich halte es ebenfalls für sinnvoll, die Info zu bringen. So weit ich das verstanden habe, fand der Guide auch eher die Formulierung als den Inhalt irritierend. Das Verb "unterstützen" klingt auch in meinen Ohren überraschend aktiv für jemanden, dessen persönliches Interesse eigentlich in die andere Richtung gehen müsste... zumindest dann, wenn alles so ist, wie Du sagst. Ich jedenfalls bin beim Lesen an derselben Stelle hängen geblieben.

An dem anderen Punkt (von wegen "Herausforderung/Entwicklung") ging es mir ähnlich. Du hast mit Deiner Antwort jetzt zwar deutlich gemacht, dass die Sachlage allen Beteiligten bekannt und allseits akzeptiert ist... was für mich nun aber die Frage nach dem Sinn des Satzes aufwirft. Bei solchen Rückmeldungen sollte man m. E. immer einen inhaltlichen Schritt über das letzte gemeinsame Fazit hinaus gehen... und unter keinen Umständen einen dahinter zurück. Wenn Du das Thema nun wieder aufgreifst, müsstest Du für meine Begriffe konkreter werden...
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Danke für das Feedback! Was haltet Ihr von dieser Überarbeitung?
Sehr geehrter Herr XXX,

vor knapp drei Wochen hatte ich ein sehr interessantes Vorstellungsgespräch bei Ihnen. Ihre Schilderung von der Aufbruchsstimmung in der neuen Abteilung hat mich gefesselt und entspricht ganz meinem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung und einer neuen Herausforderung bzw. ‚mehr Action’, wie es Ihr Kollege formulierte. In der Zwischenzeit hatte ich auch die Gelegenheit, bei einer Messe das XXX College Ihrer Firma kennenzulernen, was mich in meinem positiven Eindrücken bestärkt!

Bei dem Eintrittstermin hat sich herausgestellt, dass ich doch flexibler bin als zunächst angenommen. Ein Eintritt vor dem 1.1. wäre demnach theoretisch auch möglich. Zudem könnte ich, da ich wie im Vorstellungsgespräch erwähnt derzeit nur 28 Stunden arbeite und in der Nähe wohne, theoretisch Freitags problemlos Probearbeiten bzw. weitere Termine für ein genaueres Kennenlernen anbieten, sollte dies gewünscht sein.

Mit diesem Nachtrag bedanke ich mich für die guten Eindrücke, die ich bei dem Treffen mit Ihnen gewinnen konnte und verbleibe mit freundlichen Grüßen

XXX
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Schon viel besser! Vor allem das "mehr Action" gefällt mir sehr - weil untrennbar mit genau EUREM ganz speziellen Dialog verbunden. Da wird jeder Beteiligte todsicher direkt DICH vor Augen haben. Gut finde ich auch, dass Du danach mit diesem College als echter Neuigkeit nachlegst. Ein bisschen schade dann wiederum, dass Du mit dieser Neuigkeit keine inhaltliche Aussage verbindest. Was genau heisst z. B. "kennenlernen" in diesem Zusammenhang? Und inwiefern hat Dich das in welchen "positiven Eindrücken" bestärkt?

Überlegen würde ich mir demgegenüber die Sache mit der aktuell reduzierten Stundenzahl. Auch wenn sie Deinen Ansprechpartnern schon bekannt ist... rein atmosphärisch betont sie noch einmal den möglichen Verdacht, dass man Dich *eigentlich* loswerden will... bzw. nur noch pro forma im Vertragsverhältnis behält, obwohl es eigentlich keine echte Verwendung mehr für Dich gibt...

Und ganz ganz ganz nebenbei: Mir ist mal von einem Chef ausdrücklich verboten worden, das Wort "Nachtrag" in solch einem Zusammenhang zu verwenden. Unter Geschäftsleuten ist dieser Begriff nämlich mehr oder weniger synomym mit "Mehrkosten"... und schafft so halb unbewusst einen (wenn auch nur geahnten) Hauch von ... hmmm... leicht vermeidbarer Stimmungseintrübung auf Leserseite... ;-)
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Danke, dass Du Dir die Mühe machst! Echt nett! :)
Sehr geehrter Herr XXX,

vor rund drei Wochen hatte ich ein sehr interessantes Vorstellungsgespräch bei Ihnen. Ihre Schilderung von der Aufbruchsstimmung in der neuen Abteilung hat mich gefesselt und entspricht ganz meinem Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung und einer neuen Herausforderung bzw. ‚mehr Action’, wie es Ihr Kollege formulierte. In der Zwischenzeit hatte ich auch die Gelegenheit, bei einer Messe von XXX XXX das XXX College kennenzulernen! Es zeigte mir erneut eindrücklich die Modernität und Zukunftsorientierung Ihres Unternehmens.

Bei dem Eintrittstermin hat sich herausgestellt, dass ich doch flexibler bin als zunächst angenommen. Ein früherer Eintritt wäre demnach theoretisch auch möglich. Zudem könnte ich, da ich in der Nähe wohne, problemlos Probearbeiten bzw. weitere Termine für ein genaueres Kennenlernen anbieten, sollte dies gewünscht sein.

Mit diesen Informationen bedanke ich mich nochmals für die positiven Eindrücke, die ich bei dem Treffen mit Ihnen gewinnen konnte und verbleibe mit freundlichen Grüßen

XXX
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Auf die Gefahr hin, als weltgrösster Korinthenkacker in die Forumsgeschichte einzugehen: Ich wüsste ja schon gern, inwiefern in diesem College die "Modernität" und "Zukunftsorientierung" des Unternehmens zum Ausdruck kommt. Ist es wirklich schon (nur) die reine Existenz solch einer Einrichtung? Oder gibt es vielleicht doch noch eine inhaltliche Präzisierungsmöglichkeit?
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