Politologe Bewerbung Muster Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Wenn ihr Berufsanfänger oder Berufspraktiker seid, dann könnt ihr eure Bewerbungsbeispiele in dieser Rubrik zur Diskussion stellen und die Musterbewerbungen anderer Bewerber bewerten. Auch für Bewerbungen um eine Neben- oder Teilzeitbeschäftigung.
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SerhiyMokhov
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Politologe Bewerbung Muster Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Beitrag von SerhiyMokhov »

Ich bitte um eure Meinung und Verbesserungsvorschläge

Sehr geehrter Herr ,
ich biete Ihnen mit meinem tiefgreifenden Verständnis von internen und externen politischen Prozessen der postrevolutionären Ukraine etwas an, was weit über die Grenzen der alltäglichen Informationsanalysen hinausgeht: Mein substanzielles Wissen über innenpolitische Machtverhältnisse und außenpolitische Beziehungen des Landes, Kenntnisse in der ukrainischen Regionalpolitik sowie eine umfassende fachliche Vernetzung. Eben diese Kompetenzen betrachte ich als eine notwendige Voraussetzung, um gemeinsam mit dem Team des Robert Bosch-Zentrums der DGAP erfolgreich zu werden.
Gestützt auf mein solides Fachwissen in Politikwissenschaft bin ich in der Lage eine objektive Analyse von politischen Entscheidungen durchzuführen und eine systematische Erforschung des turbulenten ukrainischen Politikgeschehens zu leiten. Die Voraussetzung dafür stellt unter anderem eine hohe fachliche Qualifikation dar, die ich während der international ausgerichteten Hochschulausbildung in Dnipropetrowsk (Ukraine), Aachen und Münster erworben habe. Neben den mit überdurchschnittlichem Erfolg gewonnenen fachspezifi¬schen Studienerkenntnissen gehören fremdsprachliche Kompetenz sowie multikulturelle Sensibilität zu meinen individuellen Stärken: Als Muttersprache beherrsche ich Russisch und Ukrainisch. Außer¬dem verfüge ich über sehr gute Kenntnisse in Englisch und Französisch.
Eine solide Grundlage meines Erfolgspotenzials stellt unter anderem meine praktische Erfahrung dar. Auch das Projektmanagement mit seinen Implikationen stellt für mich kein Fremdwort dar. Insbesondere während meiner intensiven Praktikumstätigkeit im Kiewer Auslandsbüro der KAS arbeitete ich an der Organisation, Durchführung und Dokumentierung von verschiedenen KAS-Projekten wie Rundtisch-Diskussionen, Tagungen und (Presse-)Konferenzen mit. Später entfaltete ich die eingeprägten organisatorischen Kompetenzen und strukturierte Arbeitsweise im Rahmen meiner Tätigkeit als akademischer Tutor für die Fächer Politische Theorie und Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft der WWU Münster. Die erfolgreiche Vermittlung von Lerninhalten funktionierte vorwiegend durch die Integration von Studierenden in den Lernveranstaltungen und konnte ausschließlich durch mein attraktives kommunikatives Handeln sowie meine Aufgeschlossenheit herbeigeführt werden.
Derzeit befinde ich mich mit dem Verfassen meiner Ab¬schlussarbeit über die Rolle der OSZE im ostukrainischen Konflikt und der Vorbereitung einer ersten Veröffentlichung souverän auf dem Endspurt meiner akademischen Ausbildung. Deshalb ist die Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen besonders gefragt. Die offerierte Position könnte ich sofort antreten und mich in vollem Umfang den Arbeitsinhalten widmen. Mich reizt die Idee DGAP-Mitarbeiter werden zu können. Dabei freue ich mich bereits jetzt auf jede Heraus¬forderung und bin bereit ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft, Eigenständigkeit und Flexibilität einzusetzen, um die mir zugewiesenen Aufgaben optimal zu lösen.
Die weiteren Informationen zu meinem Werdegang können Sie meinem Lebenslauf und den Zeugnissen entnehmen. Über eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch würde ich mich besonders freuen.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
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TheGuide
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Re: Politologe Bewerbung Muster Wissenschaftlicher Mitarbeit

Beitrag von TheGuide »

SerhiyMokhov hat geschrieben:Gestützt auf mein solides Fachwissen in Politikwissenschaft bin ich in der Lage eine objektive Analyse von politischen Entscheidungen durchzuführen und eine systematische Erforschung des turbulenten ukrainischen Politikgeschehens zu leiten.
Das klingt eher nach einer Post-Doc-Stelle als nach einer Prae-Doc-Stelle. Wollt ich nur gesagt haben.
Eine solide Grundlage meines Erfolgspotenzials stellt unter anderem meine praktische Erfahrung dar. Auch das Projektmanagement mit seinen Implikationen stellt für mich kein Fremdwort dar.
2x hintereinander darstellen (überhaupt ein Verb, das du offenbar gerne verwendest. Im zweiten Beispiel kommt zur Dopplung auch noch das negierte Negativum dazu. Verzichte auf Negationen und Negativa! Drück dich positiv aus!
Insbesondere während meiner intensiven Praktikumstätigkeit im Kiewer Auslandsbüro der KAS arbeitete ich an der Organisation, Durchführung und Dokumentierung von verschiedenen KAS-Projekten wie Rundtisch-Diskussionen, Tagungen und (Presse-)Konferenzen mit.
2x KAS
Die erfolgreiche Vermittlung von Lerninhalten funktionierte vorwiegend durch die Integration von Studierenden in den Lernveranstaltungen und konnte ausschließlich durch mein attraktives kommunikatives Handeln sowie meine Aufgeschlossenheit herbeigeführt werden.
Das allerdings klingt ziemlich selbstverliebt und arrogant. Du setzt damit nämlich deine Kommilitonen und zwar sowohl deine Kollegen als auch deine Tutörlinge herab.
Derzeit befinde ich mich mit dem Verfassen meiner Ab¬schlussarbeit über die Rolle der OSZE im ostukrainischen Konflikt und der Vorbereitung einer ersten Veröffentlichung souverän auf dem Endspurt meiner akademischen Ausbildung.
Auf dem Endspurt ist eine komische Fomulierung, ich würde im Endspurt wählen. Das souverän empfinde ich auch als grenzwertig mit Tendenz zur Arroganz.
Du hast viele objektive Argumente, die für dich sprechen: Deine Erfahrung, deine Landes- und Sprachkenntnisse, deine Abschlussarbeit. Das machst du mit diesen arrogant wirkenden Zwischentönen kaputt.
Deshalb ist die Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen besonders gefragt.
Das musst du nicht erklären. Zudem wirkt der Satz seltsam distanziert. DU suchst eine Stelle. Nicht irgendwer.
Mich reizt die Idee DGAP-Mitarbeiter werden zu können.

Das kann jeder behaupten. Glaubwürdig oder für den Adressaten verwertbar wird das erst, wenn du erklärst, warum.
Dabei freue ich mich bereits jetzt auf jede Heraus¬forderung und bin bereit ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft, Eigenständigkeit und Flexibilität einzusetzen, um die mir zugewiesenen Aufgaben optimal zu lösen.
Den Satz hast du aus einem Buch geklaut, oder? Der klingt so nach schon 1000 mal gelesen. Man findet darin nichts persönliches, nichts stellenspezifisches. Er ist wertlos und erodiert den bereits durch die arroganten Einsprengsel zerstörten guten Eindruck von oben noch mehr.
Die weiteren Informationen zu meinem Werdegang können Sie meinem Lebenslauf und den Zeugnissen entnehmen.

Solche Erklärungen erübrigen sich. Was du argumentativ für deine Einstellung vorzubringen hast, bring vor, alles andere ist die Arbeit der Personaler. Geh davon aus, dass sie ihren Job verstehen und nicht von dir erklärt bekommen müssen.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
To much! Das wirkt beinahe schon speichelleckerisch.
SerhiyMokhov
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Beitrag von SerhiyMokhov »

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Bevor ich die Korrektur durchführe möchte ich Sie fragen inwiefern es nötig sein kann, im Anschreiben anzuerkennen, dass ich nicht allen Forderungen des potenziellen Arbeitgebers entspreche.

Nach dem Motto:
"Mir ist es bewusst, dass ich nicht alle Voraussetzungen erfülle, dennoch kann ich das ... durch ... ausgleichen... in dem ich... ."
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Mit einem solchen Satz katapultierst du dich gleich raus. Da denkt nämlich der Adressat: Dann lohnt es sich auch nicht, weiterzulesen. Deine Bewerbung dient dazu, dich anzupreisen, nicht, dich schlecht zu machen. Für Selbstkritik ist sie der falsche Ort. Wichtig ist, dass du alle Muss-Kriterien erfüllst.
SerhiyMokhov
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Beitrag von SerhiyMokhov »

Vielen Dank nochmal für Ihre Antwort. Ich habe gestern im Netz die Behauptung gelesen, dass das Anschreiben der Ort ist, wo man u. a. über seine Schwäche berichten soll. Deswegen habe ich nochmal nachgefragt.
Anbei nochmal die korrigierte Version meines Anschreibens:

ich biete Ihnen mit meinem tiefgreifenden Verständnis von internen und externen politischen Prozessen der postrevolutionären Ukraine etwas an, was weit über die Grenzen der alltäglichen Informationsanalysen hinausgeht: Mein substanzielles Wissen über innenpolitische Machtverhältnisse und außenpolitische Beziehungen des Landes, Kenntnisse in der ukrainischen Regionalpolitik sowie eine umfassende fachliche Vernetzung. Eben diese Kompetenzen betrachte ich als eine notwendige Voraussetzung, um gemeinsam mit dem Team des Robert Bosch-Zentrums der DGAP erfolgreich zu werden.
Gestützt auf das erworbene Fachwissen in Politikwissenschaft bin ich in der Lage eine objektive einschlägige Analyse von politischen Entscheidungen durchzuführen und eine systematische Erforschung des turbulenten ukrainischen Politikgeschehens zu betreiben. Die Voraussetzung dafür stellt eine hohe fachliche Qualifikation dar, die ich während der international ausgerichteten Hochschulausbildung in Dnipropetrowsk (Ukraine), Aachen und Münster erworben habe. Neben den mit überdurchschnittlichem Erfolg gewonnenen fachspezifischen Studienerkenntnissen gehören fremdsprachliche Kompetenz sowie multikulturelle Sensibilität zu meinen individuellen Stärken: Als Muttersprache beherrsche ich Russisch und Ukrainisch. Außer¬dem verfüge ich über sehr gute Kenntnisse in Englisch und Französisch.
Eine solide Grundlage für mein Erfolgspotenzial bieten unter anderem meine praktischen Erfahrungen, zu deren festen Bestandteil auch die Kenntnisse im Bereich des Projektmanagement gehören. Insbesondere während meiner intensiven Praktikumstätigkeit im Kiewer Auslandsbüro der KAS arbeitete ich an der Organisation, Durchführung und Dokumentierung von verschiedenen Stiftungsprojekten wie Rundtisch-Diskussionen, Tagungen und (Presse-)Konferenzen mit. Später entfaltete ich die eingeprägten organisatorischen Kompetenzen und strukturierte Arbeitsweise im Rahmen meiner Tätigkeit als akademischer Tutor für die Fächer Politische Theorie und Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft der WWU Münster. Die Vermittlung von Lerninhalten funktionierte vorwiegend durch die Integration von Studierenden in den Lernveranstaltungen und konnte durch mein kommunikatives Handeln sowie meine Aufgeschlossenheit erfolgreich realisiert werden.
Derzeit befinde ich mich mit dem Verfassen meiner Abschlussarbeit über den Rollenwandel der OSZE im ostukrainischen Konflikt und der Vorbereitung einer ersten Veröffentlichung über die logische Inkonsistenz innerhalb Alexander Dugins Multipolaritätstheorie im Endspurt meiner akademischen Ausbildung. Ich bin sehr motiviert und bereit mich sofort und in vollem Umfang den Arbeitsinhalten zu widmen.
Ich bin gespannt auf Ihre Entscheidung und freue mich, wenn Sie sich die Zeit für ein persönliches Gespräch nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

SerhiyMokhov hat geschrieben:Ich habe gestern im Netz die Behauptung gelesen, dass das Anschreiben der Ort ist, wo man u. a. über seine Schwäche berichten soll.
:shock: Wer verbreitet denn so einen Unsinn?
Gestützt auf das erworbene Fachwissen in Politikwissenschaft bin ich in der LageKOMMA eine objektive einschlägige Analyse von politischen Entscheidungen durchzuführen und eine systematische Erforschung des turbulenten ukrainischen Politikgeschehens zu betreiben.

Das Komma an dieser Stelle ist kein zwingend zu setzendes. Es ist diese zu+Infinitiv-Sache, wo die Rechtschreibkommission beide Möglichkeiten erlaubt. Ich würde es aber schon aufgrund der Satzlänge zur Strukturierung nutzen.
Später entfaltete ich die eingeprägten organisatorischen Kompetenzen und strukturierte Arbeitsweise im Rahmen meiner Tätigkeit als akademischer Tutor für die Fächer Politische Theorie und Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaft der WWU Münster.

Entfalten ist sicher ein Verb, dass der Personaler nicht jeden Tag liest, auch kein Entscheider in einer politikwissenschaftlichen Einrichtung. Mir klingt das ein wenig zu blumenwiesenpädagogisch. Das eingeprägt empfinde ich als unpassend. Ich würde dann schon schreiben: Am Institut für .... entfaltete ich MEINE .... Kompetenzen...

Du siehst, dass ich das überflüssige später rausgenommen und das Institut nach vorne geschoben habe.
Die Vermittlung von Lerninhalten funktionierte vorwiegend durch die Integration von Studierenden in den Lernveranstaltungen und konnte durch mein kommunikatives Handeln sowie meine Aufgeschlossenheit erfolgreich realisiert werden.
Mir missfällt, dass du hier a) eine Passivkonstruktion kombiniert mit b) können verwendest. Verwende Aktivkonstruktion und verzichte auf das Verb können. Es enthält hier keinen Informationsmehrwert.
SerhiyMokhov
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Beitrag von SerhiyMokhov »

:shock: Wer verbreitet denn so einen Unsinn?

gab.hypotheses.org/695

Unter dem vierten Punkt lässt sich diese Aussage nachlesen.
Romanum
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Beitrag von Romanum »

Also ich kann die Behauptung dort nicht wiederfinden.

Das Wort "Schwäche" kommt im Artikel nur im letzten Satz unter Punkt 1 vor. Meinst du diesen Satz? Inhaltlich ist dort dann aber etwas anderes gemeint als die vorgebliche Behauptung: Man sollte seine Bewerbung von ANDEREN Personen auf Schwächen überprüfen lassen.
SerhiyMokhov
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Beitrag von SerhiyMokhov »

Romanum hat geschrieben:Also ich kann die Behauptung dort nicht wiederfinden.

Das Wort "Schwäche" kommt im Artikel nur im letzten Satz unter Punkt 1 vor. Meinst du diesen Satz? Inhaltlich ist dort dann aber etwas anderes gemeint als die vorgebliche Behauptung: Man sollte seine Bewerbung von ANDEREN Personen auf Schwächen überprüfen lassen.

4) Es ist egal, was sie können, wenn es nicht nachgefragt ist

Was mich besonders erstaunt hat, war, wie wenig die Bewerber/innen auf die Job Description, d.h. das Anforderungs- und Aufgabenprofil der Stellen eingegangen sind. Was Sie in Ihrer Magister- oder Doktorarbeit an erstaunlichen Erkenntnissen gewonnen haben, und mit welchen verantwortungsvollen Aufgaben Sie im Laufe Ihrer Karriere bereits betraut worden sind, ist nur dann von Interesse, wenn diese Dinge etwas mit der Stelle zu tun haben, auf die Sie sich bewerben. Konzentrieren Sie sich auf die Stellenbeschreibung und die erwarteten Qualifikationen, und zeigen Sie mit konkreten Beispielen, auf welche Weise Sie hier der oder die Richtige sind. Hier ist durchaus auch Platz, offen zuzugeben, dass Sie die eine oder andere Anforderung noch nicht erfüllen. Verweisen Sie dann auf ähnliche Herausforderungen, die Sie bereits gemeistert haben. Schließlich: Auch Hobbies sind nur von Belang, wenn sie einen Zusammenhang mit der Stelle haben.
Romanum
Bewerbungshelfer
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Beitrag von Romanum »

"durchaus auch" mildert die Aussage ab, im Zusammenhang mit dem vorhergehenden Inhalt sowieso. Es ist nach Meinung des Autors eine Variante für die Formulierung. Aber es ist kein Soll/Muss.
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