Patchwork-Lebenslauf - Was kommt jetzt?

Fragen zu Ausbildungs- und Studiengängen, Praktikumsmöglichkeiten, Lerninhalten, Lerntipps etc.
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Kramer7
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Patchwork-Lebenslauf - Was kommt jetzt?

Beitrag von Kramer7 »

Hallo allerseits,

zunächst mal etwas zu meinem bisherigen "Werdegang"; ihr werdet erkennen, wo mein Problem liegt.

Für die Lesefaulen, hier die Zusammenfassung: 27, Lebenslauf katastrophal, keine

Mit einem eher schlecht als rechten Hauptschulabschluss hat man nicht viele Optionen, weshalb ich zunächst eine Maurer-Ausbildung angefangen habe.
Das hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht, aber da ich halbe Sachen nicht leiden kann, habe ich es durchgezogen.

Danach war mir aber klar, dass ich lieber etwas lernen will und dafür das Abitur brauche. Das hat dann allerdings auch 4 Jahre gedauert, weil ich vorher noch den Realschulabschluss nachholen musste. Nebenbei hatte ich ungefähr 20 verschiedene Jobs, von denen ich keinen länger als drei Monate behalten habe, weil mich früher oder später immer die Monotonie gepackt hat.

Weil ich leider während der Schule ziemlich faul war, habe ich kaum Naturwissenschaften gewählt und leider auch nur ein 1,8er Abi.

Außerdem habe ich zwischendrin zwei mal ein Jahr, die ich bei der Bewerbung nicht erklären könnte / möchte. In den Jahren war ich quasi arbeits- und obdachlos und habe mich als Straßenmusiker in diversen Städten Europas durchgeschlagen.

Jetzt bin ich am Ende meines BA-Studiums, könnte einen MA / M Ed. in Gymnasiallehramt machen (Geschichte und Englisch), aber ich habe ehrlich gesagt wirklich keine Lust darauf. Das Studium hat mich seit dem zweiten Semester gelangweilt.

Was kommt jetzt?

Am liebsten würde ich ein duales Studium in einer Wissenschaft machen und eine Karriere starten, die auf alternative Energien hinausläuft. Aber da mein Abitur gerade in den Naturwissenschaften nicht gerade gut ist und mein Lebenslauf mich noch mehr reinreiten würde, bin ich wirklich ratlos. Bei Bewerbungsgesprächen schlage ich mich immer gut, aber ich befürchte, so weit werde ich gar nicht kommen.

Ich könnte mich einfach bei Unis bewerben, aber da ich kein BAFÖG mehr bekomme, müsste ich das Studium völlig selbst finanzieren. Zudem weiß ich nicht, wie sich das Erststudium auf die Bewerbungschancen auswirken.

Falls ihr bis hierhin gekommen seid, danke ich für eure Aufmerksamkeit und euren Rat.
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Du hast auf jeden Fall Lebenserfahrungen, die nicht viele Menschen haben. dein Problem ist weniger dein Abischnitt als vielmehr der, dass dich Dinge offenbar recht schnell langweilen. Woran hast du denn wirklich Interesse? Gibt es etwas, was sich durch dein Leben durchzieht?
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

TheGuide hat geschrieben:dein Problem ist [...], dass dich Dinge offenbar recht schnell langweilen.
Ganz spontan aus der hohlen Hand geschossen, würde ich sagen: Exakt das ist der Schlüssel. Nach dem, was Du erzählst, steckt diese Unruhe einfach in Dir drin... und wird vermutlich nicht aus der Welt zu schaffen sein. Von daher hätte ich große Zweifel, ob eine Naturwissenschaft (naturgemäss sehr langfristig angelegt) Deine Berufung sein kann.

Die einzige Chance, länger bei einer Sache zu bleiben, scheint mir eine Sache zu sein, die ihre automatische Veränderung gewissermassen ab Werk eingebaut hat. Irgendetwas, was typischerweise in (möglichst verschiedenartigen) Projekten strukturiert ist, die sich in relativ kurzer Taktung abwechseln. Viele macht so etwas wahnsinnig... für Dich wäre es womöglich die reine Freude... ;-)
Kramer7
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Beitrag von Kramer7 »

Also vielleicht ist es Wunschdenken, aber ich habe gehofft, dass meine Unentschlossenheit eher ein Symptom als die Krankheit ist, i. e., dass ich mich so oft umentscheide, weil ich eben noch nicht das Richtige gefunden habe.

Also bevor ich mich damit abfinde, dass es auf dieser Welt nichts gibt, was mich auf lange Sicht fesseln kann, suche ich lieber noch ein bisschen.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Das sind jetzt ziemlich negative Umschreibungen. Ich meinte das völlig wertneutral. Menschen sind verschieden. Die einen stehen von Geburt an wie eine deutsche Eiche auf "ihrem" Fleck... andere flattern bis zum letzten Tag wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Da gibt es kein "besser" oder "schlechter"... und demzufolge auch keine "Symptome" oder "Krankheiten". Das sind einfach Wesenszüge, wie sie z. B. in Sternzeichen und allen möglichen Charakterlehren nebeneinander stehen. M. E. spart man sich selbst viel Zeit, Mühe und Enttäuschung (bzw. gewinnt viel Freude, Entspannung und Erfolg), wenn man seine Natur erkennt + akzeptiert und genau DARAUS etwas macht. Mit dem Strom anstatt dagegen...
Kramer7
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Beitrag von Kramer7 »

Ich meine das auch wertfrei, vielleicht habe ich mich in der Wahl meiner Metapher vergriffen.

Damit will ich nur sagen, dass ich es nicht für ausgeschlossen halte, dass mich das richtige Studium vielleicht doch packen könnte.

Nur wie kommt man dahin, wenn man zehn Jahre alter als all seine Mitbewerber ist und nicht ein einziges dieser zehn Jahre zielführend genutzt hat?
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Geradlinige Lebensläufe werden in Zukunft immer weniger werden. Du hast einen großen Erfahrungsschatz auf den du zurückgreifen kannst. Versuche trotzdem für dich die Analyse, welches Interesse sich am ehesten wie ein roter Faden durch dein Leben zieht. Ist es vielleicht die aktiv praktizierte Musik?

Wenn du in Richtung einer psychischen oder neurologischen Störung denkst, sei dir noch der Hinweis auf zwei, leider im öffentlichen Bewusstsein geradezu inflationär diagnostizierter Dinge gegeben:
- Hochbegabung
- AD(H)S

Hochbegabung
Da dir die Dinge relativ leicht von der Hand zu gehen scheinen, du dich aber andererseits schnell langweilst, was - bei aller gebotenen Vorsicht! - auf Unterforderung hindeuten könnte, wäre eine Untersuchung, ob du hochbegabt bist, vielleicht mal ganz sinnvoll.
Hochbegabung ist selbstverständlich keine Störung, wird aber gesellschaftlich häufig so wahrgenommen. Ein Hochbegabter den ich kenne, der hat mehrere Studienfächer abgebrochen, weil sie ihn gelangweilt haben. Nach seinem Physikstudium ist der dann nicht etwa Physiker geworden, sondern hat Fahrgastzählungen gemacht. Er hätte seinen Doktor machen können etc. Es kann also sein, dass deine Langeweile seit dem zweiten Semester mich fälschlich auf diese Fährte geführt hat.

ADHS/ADS
AD(H)S ist eine neurologische Störung, vor allem Männer sind davon betroffen und die Störung ist erblich. Im Prinzip werden gewisse Informationen im Gehirn nicht weitergeleitet, weil die Botenstoffe nicht an ihren Bestimmungszielen ankommen. Das führt dann zum Aufmerksamkeitsdefizit und in vielen Fällen auch zu Hyperaktivität. Neben der medikamentösen Behandlung hilft auch Leistungssport zur Anregung der Bildung von Neurotransmittern.
Genauer betrachtet klingt deine Schilderung allerdings eher nicht nach ADHS.
ADHS ist keine Störung der Intelligenz, führt aber häufig zum Scheitern schulischer Laufbahnen.

Ich glaube beides muss ärztlich diagnostiziert werden.
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