Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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Marvomat
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Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Marvomat »

Hallo,

ich habe meine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik anno 2011 erfolgreich, mehr oder weniger mit einem 3er Durschnitt, abgeschlossen.
Ich war damals froh eine Ausbildung zu haben, wurde damit aber bisher noch nie so richtig glücklich. Es fühlt sich für mich einfach nicht erfüllend an, dazu kommt noch, dass in diesem Bereich viel ungelerntes Personal arbeitet und die Aufstiegschancen eher mau sind, man oft wie der letzte Idiot behandelt wird, herablassend angeschaut wird, wenn man gefragt wird, was man beruflich macht und das Gehalt auch eher solala ist. Daher sehe ich in diesem Beruf einfach keine Zukunft für mich, ich möchte das nicht bis zu meiner Rente machen! Interesse an Weiterbildungen habe ich in diesem Bereich auch nicht.

Damals hatte ich mich schonmal als Elektroniker beworben, aber nie erfolgreich. Dabei ist mein Interesse an Elektro- und Computertechnik bis heute nahezu ungebrochen, habe mir hobbymäßig sogar einen Lötkolben angeschafft, um elektrotechnische Bausätze als zeitvertreib zusammenzulöten, oder baue Projekte mit meinem RasperryPi nach und schraube immer noch gerne PC's zusammen, oder helfe in der Familie gerne bei technischen Problemen und werde sogar oft gefragt, warum ich nichts in dieser Richtung gelernt hätte.

Das macht mich alles traurig und wütend zugleich.

Nun würde ich das gerne ändern und mich nochmal als Elektroniker bewerben!

Wie stehen meine Chancen mit Ü30?

Wie verpacke ich das ganze in ein Bewerbungsschreiben?

Ich hoffe sehr, dass ihr mir helfen könnt!

MfG
Zuletzt geändert von Marvomat am 07.10.2022, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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TheGuide
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von TheGuide »

Marvomat hat geschrieben: 06.10.2022, 20:24Wie stehen meine Chancen mit Ü30?
Das ist gewissermaßen das Dilemma: einerseits muss man realistisch sein und darf keine überhöhten Erwartungen wecken. Andererseits: Wenn du es gar nicht erst versuchst, hast du auch überhaupt keine Chance. Also, mit dem Risiko am Ende nichts zu erreichen kann ich dir nur raten, es nur trotzdem, aber eben mit einer realistischen Erwartungshaltung, zu versuchen.

Ein verantwortungsvoller Ausbildungsgeber wird sicher allerdings überlegen, ob er einen gestandenen Mann mit Ausbildung und mutmaßlichem Angestelltengehalt noch einmal in die Situation eines Gehalts des 1. und 2. Lehrjahres bringt. Da musst du schonn überzeugend (aber bloß nicht klagend und wehleidig!) argumentieren.
Nun würde ich das gerne ändern und mich nochmal als Elektroniker bewerben!
Wie verpacke ich das ganze in ein Bewerbungsschreiben?
Nun... das hier ist schon mal ein guter - weil authentischer(!!!) - Anfang:
mein Interesse an Elektro- und Computertechnik bis heute nahezu ungebrochen, habe mir hobbymäßig sogar einen Lötkolben angeschafft, um elektrotechnische Bausätze als zeitvertreib zusammenzulöten, oder baue Projekte mit meinem RasperryPi nach und schraube immer noch gerne PC's zusammen, oder helfe in der Familie gerne bei technischen Problemen
Cybarb
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Cybarb »

Hallo,

ergänzend zu TheGuides Beitrag: Dein Alter und dein bisherige Berufserfahrung könnten ein zweischneidiges Schwert sein. TheGuide beschreibt bereits die eine, negative Schneide. Die positive Schneide könnte daraus bestehen, dass du vielen frischgebackenen Schulabsolventen etwas voraus hast - du kannst auf einen Berufsweg zurückblicken, auf welchem du - hoffentlich! - persönlichkeitsbezogene Qualitäten bewiesen hast, die sich ein Arbeitgeber wünscht:

- Zuverlässigkeit
- Verantwortungsbewusstsein
- Stressresistenz
- Belastbarkeit
- Teamfähigkeit
- Kundenorientierung
- ...

(Vielleicht nicht alle dieser Eigenschaften, aber doch manche oder ganz andere bringst du hoffentlich mit.)

Was jetzt kommt, darf man sicher nicht verallgemeinern, aber so mancher Ausbildungsbetrieb sucht m. W. händeringend nach Lehrlingen, die solche persönlichen Qualitäten mitbringen - findet aber nur unmotivierte Schulabgänger, die nach ein paar Monaten hinschmeißen oder die man mitschleppen muss. Das heißt für dich: Auch wenn du aus deinem bisherigen Beruf als Fachkraft für Lagerlogistik wenige fachliche Qualifikationen in deinen neuen Wunschjob einbringen magst, verfügst du womöglich über persönliche Eigenschaften, die nichtsdestotrotz sehr wertvoll sein können.

Daher mein Tipp: Beziehe dich in deinem Anschreiben durchaus auch zuweilen auf deinen aktuellen Job, indem du darlegst, welche Eigenschaften du besitzt, die sich der neue Betrieb von einem angehenden Elektroniker wünschen könnte. Und wie TheGuide bereits bestätigt hat, ist deine intrinsische Motivation für den Beruf des Elektronikers durchaus spürbar.

Viel Erfolg!
Marvomat
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Marvomat »

Danke schonmal für eure Antworten, dennoch habe ich weitere Fragen.

Welche Zeugnisse würdet ihr denn an meiner Stelle mitschicken?
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TheGuide
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von TheGuide »

Letztes Schulzeugnis vor Ausbildung, Ausbilungs- und Berufsschulzeugnis, mindestens letzte drei Arbeitszeugnisse.
Marvomat
Beiträge: 5
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Marvomat »

Hab leider nur von meinem vorletzten AG ein Arbeitszeugnis, dort war ich bisher am längsten. Bisher habe ich sonst noch nie eins gebraucht und fand es nie notwendig.
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TheGuide
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von TheGuide »

Du hast einen Anspruch auf ein wohlwollendes Arbeitszeugnis. Arbeitszeugnisse sind unerlässlich! Allerdings verfliegt nach verstrichenen drei Jahren der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, du bist dann auf den guten Willen deiner Arbeitgeber angewiesen. Sieh zu, dass die Datierung deiner Arbeitszeugnisse auf den letzten offiziellen Arbeitstag, also i.d.R. den 30. oder 31. des jeweiligen Monats fallen. Wirklich, das ist wichtig und das solltest du nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen!
Marvomat
Beiträge: 5
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Marvomat »

Okay, habe eben eine Mail an der vorherigen AG verfasst, mit der Bitte um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis.
Von dem AG davor habe ich ja bereits eins. Jetzt muss ich nur noch eins vom aktuellen AG beantragen.
Cybarb
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Re: Mit 31 nochmal was neues lernen? Befinde mich in einer Sinnkrise.

Beitrag von Cybarb »

Marvomat hat geschrieben: 08.10.2022, 11:11 Jetzt muss ich nur noch eins vom aktuellen AG beantragen.
Ok, aber bitte Vorsicht, falls dir das nicht bewusst ist: Die Bitte um ein Zwischenzeugnis dürfte zu Fragen führen (ob sie nun ausgesprochen werden oder lediglich im Kopf deines Ansprechpartners aufploppen): Warum fragt der Arbeitnehmer danach? Ist er unzufrieden? Will er sich wegbewerben? Womöglich gar bei der Konkurrenz?
Vielleicht kannst du damit ja gut umgehen, aber sicherheitshalber wollte ich darauf aufmerksam machen, damit du auf entsprechende Reaktionen vorbereitet bist. Manche Arbeitgeber/Chefs können nämlich souverän mit solchen Situationen umgehen, weil sie wissen, was zum Geschäft gehört; bei anderen hingegen führt das sofort zu schlechter Stimmung, die dann natürlich an dir ausgelassen wird...

Manchmal kann man auch konkrete Anlässe nutzen, um um ein Zwischenzeugnis zu bitten, damit die Bitte nicht aus heiterem Himmel kommt:
- Wechsel des Aufgabengebietes
- turnusmäßiges Feedbackgespräch
- Wechsel des Vorgesetzten

Edit: Ich würde sogar sagen: Wenn deine letzten Arbeitszeugnisse nicht bereits uralt sind, dann verzichte im Zweifelsfall lieber darauf, deinen aktuellen Arbeitgeber um ein Zwischenzeugnis zu bitten - zumindest dann, wenn du davon ausgehen musst, dass sich dadurch deine Arbeitssituation deutlich verschlechtert.
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