FRAGEN hat geschrieben:Das Gute vorab: Die Länge wird man ganz sicher in den Griff bekommen...
Ich würde mich sehr wundern, wenn TheGuide grundsätzlich etwas gegen Motivationsargumente hätte. Mit der konkreten
Gestaltung dieser Sätze hat das allerdings nichts zu tun. Da gibt es m. E. tatsächlich noch reichlich Luft nach oben...
Wie gesagt, was Bewerbungsanschreiben angeht, so bin ich etwas aus der Übung und wollte mir ja genau aus diesem Grund hier etwas Hilfestellung holen. Da ist es an sich auch kein Wunder, dass ihr da hier und da etwas auszusetzen habt.
FRAGEN hat geschrieben:
Abgesehen vom Fehlen jeglichen Bewerbungsinhalts sticht hier insbesondere eine krass schulmeisternde Attitüde ins Auge: Da meint jemand, seinem potentiellen Arbeitgeber erst einmal evidenteste Grundlagen vermitteln zu müssen... und das auf eine Art... jungejunge. "Ohne Umsatz kein Gewinn" ist wirklich eine Formulierung von GANZ oben nach GANZ unten... ein "Satz" an die Adresse von jemandem, der weder Substantive konjungieren noch Verben deklinieren kann. Dieses schmierige "Sicher stimmen Sie mit mir überein", das die Möglichkeit impliziert, das dem potentiellen Vorgesetzen diese wirklich vollkommen evidente und unbezweifelhafte Parole eventuell doch nicht klar sein könnte, transportiert trotz völlig anderen Stils einen sehr ähnlichen Subtext. Die meisten real existierenden Chefs haben nach diesem Auftakt vermutlich schon jegliche Leselust verloren.
Die grundsätzliche Idee war, einen etwas spannenderen Einstieg in das Bewerbungsschreiben zu finden, abseits der altbackenen Floskeln "hiermit bewerbe ich mich" etc., welche ich um jeden Preis vermeiden wollte.
Aber offenbar war das leider so nicht in Ordnung - wie gesagt, es war ein erster Versuch, zumal ich aus der Übung bin was Anschreiben angeht.
FRAGEN hat geschrieben:Der Grundgedanke, dass Du in Deiner kaufmännischen Lehre verschiedentliche Marketing-Mechanismen in der praktischen Anwendung kennen gelernt hast (und begeistert davon warst), ist dabei eigentlich in Ordnung - er kommt nur leider erst, als das Porzellan bereits zerschlagen ist... und dann auch noch ein bisschen "von hinten durch die Brust ins Auge". M. E. solltest Du mit der Lehre und Deinen dort gemachten Beobachtungen und Erkenntnissen starten - und zwar positionsgerecht: Als der damalige Auszubildende, der dort etwas gelernt hat - und nicht als ein heutiger Branchenverbandsvorstand, der einem seiner Mitgliedsunternehmer mal eben eins überbraten muss...
Das ist doch schon mal ein äußerst hilfreicher Ansatz, nämlich den Aspekt mit meiner Lehre an den Anfang zu stellen. Allerdings finde ich das so, wie ich ihn hier formuliert habe 'unspannend' und wenig fesselnd.
Wenn ich mich versuche in die Lage von jemandem zu versetzen, der am Tag x Bewerbungen liest, dann würde mich sowas zu Beginn aber auch nicht wirlklich hinter dem Ofen vorlocken.
FRAGEN hat geschrieben:Die weitere Bewerbung wirkt auf mich mit ziemlich heisser Nadel gestrickt. In vielen Sätzen befinden sich scheinbare Kausalitäten, die bei genauerem Nachdenken eigentlich nicht existieren... oder Dinge, die sich entweder irgendwie falsch anhören... bzw. streng genommen überflüssig sind.
yinyangsoul hat geschrieben:Nun möchte ich endlich die Praxis kennenlernen und als Pragmatiker gerne die Kenntnisse meines Studiums in die Tat umsetzen.
FRAGEN hat geschrieben:"Als Pragmatiker die Praxis kennenlernen" klingt z. B. komisch... weil "Pragamatismus" und "Praxis" ohnehin zusammengehören... und insbesondere in einem Fall, wo der Praxisbezug (im Einzelhandel) ja ohnehin schon der Aufhänger war. Du müsstest eigentlich nicht die "Praxis kennenlernen", sondern eher das Gegenteil: Zeigen, dass der alte Praktiker auch mit der Theorie des Studiums etwas anfangen konnte...
OK, Als Pragmatiker die Praxis kennen lernen ist etwas doppelt gemoppelt - allerdings scheint es in deinem Ansatz fast so, als müsste ich mich dafür rechtfertigen, dass ich nach Ausbildung und Berufserfahrung nochmal ein Studium aufgenommen habe. Und natürlich habe ich die Praxis schon kennengelernt - die Praxis des Einzelhandels. Allerdings noch nicht die Praxis einer Marketing-Abteilung. Und um genau diese geht es mir.
yinyangsoul hat geschrieben:Als renommierte Marke in der XXX-Branche genießt Ihr Unternehmen einen guten Ruf.
FRAGEN hat geschrieben:Der weisse Schimmel. Die "renommierte Marke" mit dem "guten Ruf". Der Satz dreht sich im Kreis und kommt zu keiner relevanten Aussage.
Wurde aber so auf den diversen Karriereseiten vorgeschlagen - komisch.
Immerhin soll man ja auch begründen, weshalb man sich ausgerechnet für dieses eine Unternehmen bewirbt. Und nicht zu jedem Unternehmen hat man eine so hoch emotionale Beziehung, dass man entsprechendes zum Ausdruck bringen könnte. Aber wenn du meinst, dieser Satz taugt nichts, dann wird er gestrichen.
yinyangsoul hat geschrieben:Aus diesem Grund erwarte ich bei Ihnen spannende und wertvolle Einblicke in die Welt des Marketings.
FRAGEN hat geschrieben:Das ist so ein kausaler Fehlschluss. Die Marke an sich hat erst einmal nicht viel mit dem Marketing zu tun. Es mag natürlich Fälle geben, wo ein Markenrenommée zum grossen Teil auf ein geschicktes Marketing zurückzuführen ist - aber das wäre dann konkret herauszuarbeiten.
OK, dann wird der Satz gestrichen. Was anderes fällt mir da nicht ein.
yinyangsoul hat geschrieben:Auch Sie profitieren dabei von einem kompetenten Mitarbeiter.
FRAGEN hat geschrieben:Das ist wieder so eine evidente Platitüde wie die zu Umsatz und Gewinn, die den Chef mal wieder indirekt als völlig unterbelichtet darstellt. Sprachlich ist die zwar weniger krass als zuvor... im Kern aber von ähnlicher Arroganz.
Dieser Satz war als Einleitung für den folgenden Abschnitt gedacht, schließlich soll derjenige, der für die Einstellung zuständig ist, ja auch "etwas von mir haben". Man muss sich als Arbeitskraft ja auch anpreisen in einer Form.
Wenn das jedoch für dich alles bloß heiße Luft ist, dann kann ich's ja streichen.
yinyangsoul hat geschrieben:Meine Kenntnisse der MS-Office-Anwendungen habe ich im Sommersemester 2015 erfolgreich mit der Prüfungsnote 1,8 erworben.
FRAGEN hat geschrieben:Dass Du die Kompetenz des "Mitarbeiters" (in diesem Fall ein Marketingexperte!) hier mit dem Handwerkszeug der Sekretärin verdeutlichst, hat schon beinahe etwas Tragikomisches. DEINE Kompetenz sollte sich natürlich in ganz anderen Dingen zeigen!
Ich bin in meinem Schreiben deshalb explizit auf meine MS-Office-Kenntnisse eingegangen, weil diese in fast jeder Stellenbeschreibung angegeben werden. Aus diesem Grund bin ich auch explizit darauf eingegangen.
yinyangsoul hat geschrieben:Dass ich während meiner Berufstätigkeit zu meinen Arbeitsstellen stets lange Pendelstrecken in Kauf genommen habe, zeigt meine Belastbarkeit und Mobilitätsbereitschaft.
FRAGEN hat geschrieben:Noch so ein tragikomisches Missverständnis. Wenn Unternehmer von "Mobilitätsbereitschaft" reden, meinen sie nicht die Bereitschaft, sich jeden Morgen für 20 Minuten in die Strassenbahn zu setzten - sondern dass man auch gerne an die Standorte in Shanghai oder Sao Paulo wecheselt, wenn da Not am Mann ist. Für "Belastungen" gilt dasselbe: Wenn solch ein Wort von Arbeitgeberseite in den Mund genommen wird, denkt man an VÖLLIG andere Drucksituationen. Ganz abgesehen davon, dass man sich fragt, warum der so "Belastete" denn nicht einfach an seine jeweiligen Arbeitsorte gezogen ist...
Zu deinem Argument, weshalb der Belastete nicht an seine jeweiligen Arbeitsorte gezogen ist: Wenn du immer nur mit befristeten Arbeitsverträgen hingehalten wirst (und wenn du mal TV-Reportagen über diverse Handelskonzerne siehst wie unverantwortlich die mit ihren Angestellten umgehen, dürfte dir vielleicht ansatzweise klar werden was da so abgeht), wirst du nicht "auf Verdacht" in den Ort ziehen wo du hinpendelst. Wird der befristete Vertrag dann nämlich nicht verlängert, hast du ein Problem - hast für einen befristeten Job mit miesen Arbeitsbedingungen und mieser Bezahlung Familie, Freunde und Heimat zurückgelassen. Abgesehen davon, dass das Gehalt nie so üppig war, dass ich großartige Umzüge hätte bezahlen können. Ein Umzug wäre schlicht unverhältnismäßig gewesen. Da pendele ich lieber täglich 2 bis 3 Stunden (je nach Zugverbindung - ein Führerschein war angesichts der Urlaubs- und Gehaltsbedingungen nicht drin).
FRAGEN hat geschrieben:yinyangsoul hat geschrieben:Stets neuen Themengebieten gegenüber aufgeschlossen, waren auch meine Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit in der bisherigen beruflichen Laufbahn unverzichtbare Grundvoraussetzungen.
Und leider setzt die Tragikomik sich fort: Jetzt kommen nach den "MS-Office-Kompetenzen" die Stärken "Gewissenhaftigkeit" und "Zuverlässigkeit". Natürlich sind das gute Eigenschaften - aber doch nicht die beruflichen Tugenden eines
MARKETINGSPEZIALISTEN! Das sind Stärken, die wirklich
JEDEM offen stehen - auch und gerade dem, der inhaltlich überhaupt nichts kann.
Ist ja schön und gut - aber wie soll ich wissen, was die beruflichen Tugenden eines 'Marketingspezialisten' sind, wenn ich vorher weder in diesem Bereich gearbeitet noch mich dafür beworben habe?
Klar weiß ich was Marketing ist und was alles dazugehört. Aber wie gesagt: Vorher habe ich mich lediglich für "stinknormale" Einzelhandelsstellen im Verkauf beworben.
yinyangsoul hat geschrieben:Auf diese lege ich, und sicherlich auch Sie, großen Wert. Deshalb bin ich überzeugt diese Fähigkeiten auch in Ihrem Unternehmen bereichernd einbringen zu können.
FRAGEN hat geschrieben:Und jetzt unterstreichst Du die lange Reihe dieser Nicht-Qualifikationen auch - in zwei schwülstigen Sätzen und nicht ohne auch hier wieder den Arbeitgeber verbal mit ins Boot zu holen. Soll er doch quasi bestätigen, dass man den guten Marketingmanager an Word-Benutzung, Zuverlässigkeit und langen Pendelstrecken erkennt...
Ich weiß jetzt zwar was ich falsch gemacht habe, aber irgendwie hab ich kein exemplarisches Beispiel an der Hand, wie es anders sein könnte.
Ich bewerbe mich nicht um eine Chefposition von einer Marketingabteilung, sondern um einen Praktikumsplatz.
FRAGEN hat geschrieben:yinyangsoul hat geschrieben:Nutzen Sie daher Ihre Chance auf eine kompetente und zuverlässige Fachkraft.
Und noch einmal in die gleiche Kerbe! Aua. Aua. Aua. Noch ein Rat von unten nach oben - und immer noch ohne jegliches relevante Argument!
Und was schlägst du exemplarisch vor? Ich weiß zwar was du bemängelst aber nicht weshalb. Man muss sich als Arbeitskraft schließlich anpreisen in einer Form. Würde ich den Satz weglassen, dann wäre das Schreiben aus meiner Sicht so nach dem Motto "Ist mir doch egal ob sie mich einstellen oder nicht, ich habe meine Fähigkeiten und meine Motivation aufgezählt, nun müssen Sie Ihre Schlüsse draus ziehen".
FRAGEN hat geschrieben:yinyangsoul hat geschrieben:Als Anlage zu diesem Schreiben habe ich meine Bewerbungsunterlagen wie z.B. Lebenslauf, Zeugnisse, Lichtbild und eine aktuelle Notenübersicht beigefügt.
Auch das ist wieder eine Selbstverständlichkeit...
Also soll man nicht nochmal auf die Unterlagen hinweisen oder was?
Auch hier weiß ich zwar, was bemängelt wird, aber dennoch nicht, was "üblich" ist.
FRAGEN hat geschrieben:yinyangsoul hat geschrieben:Kontaktieren Sie mich bitte telefonisch oder per E-Mail.
... und noch ein kurzes abschliessendes Kommando, damit man auch nicht vergisst, wer der Chef ist...
Wenn du das so verstehst dass ich mich über den Chef stellen und diesen belehren wollte, dann hast du sowohl mich als auch den ganzen Wortlaut offenbar gänzlich missverstanden.
FRAGEN hat geschrieben:Das einzig gute an der Bewerbung sind (neben dem potentiellen Einstieg mit der Werbepraxis am POS) die genannten Noten. Wie es zu denen kommt, ist mir angesichts des sonstigen Textes allerdings ziemlich schleierhaft. Er wirkt auf mich so gar nicht nach einer "Marketingdenke". Es hat zunächst einmal nichts von zielgruppengerechter Ansprache (> Chef!), auch nichts von der Analyse von deren Bedürfnissen (> die tatsächlich interessanten Qualifikationen)... und am Allerwenigsten vom Schaffen und Erhalten positiver Aufmerksamkeit...
Und nun komme ich mir ehrlich gesagt vollkommen klein und inkompetent vor.
Ich habe wirklich schwer für meine Noten arbeiten und lernen müssen, allerdings scheint man mir selbst die absprechen zu wollen. Als träte man vor Dieter Bohlen, der einem sämtliches Talent absprechen wollte.
Das, was zu kritisieren ist, auch anzusprechen, finde ich in Ordnung.
Deshalb habe ich mich ja auch hier her gewandt.
Zumal ich, wie ich mehrfach betont habe, aus der Übung bin was das Bewerbungsanschreiben angeht.
Aber stellenweise war das was als "Kritik" verstanden wird, manches mal schon an der Grenze zu abwertendem Kommentieren - so habe ich das zumindest in einigen Fällen empfunden. Doch selbst das positive wird hier ins negative gezogen - statt darauf aufzubauen.
Vorsorglich schon mal: Wer mir jetzt mit "nicht kritikfähig" kommt, macht es sich dabei auch etwas zu einfach und tut mir wirklich unrecht. Schließlich muss man ja auch ansprechen können, wenn einem etwas missfällt - und das ist bei mir der Fall was die Art und Weise von der ein oder anderen Kritik angeht. Ich finde, einen Bewerber sollte man unterstützen. Doch auch wenn ich jetzt weiß, welche Stellen des Anschreibens nichts taugen, so komme ich mir jetzt so vor, als sei das Positive auch nichts wert.
Klar, es ist einiges zu verbessern an dem Anschreiben - aber irgendwie hab ich vieles bloß so empfunden, als dass man es zwar bemängelt aber eher in Form von "nieder machen" oder abwertenden Kommentieren - wie Fußball-Kommentatoren, die bei einem Spiel einzelne Spieler kommentieren, wie schlecht sie doch spielen.
Der Ton macht die Musik.
Ich sage nur wie das bei mir ankommt und wie ich das empfinde.
Es geht hier immerhin auch um Menschen, mit denen man umgeht und die entsprechend das was sie vorzuweisen haben irgendwie verkaufen müssen. Kritik ist absolut nötig und erforderlich - aber das hier hatte an manchen Stellen schon ein wenig etwas belehrendes.
Naja, ich bedanke mich dennoch für die Vorschläge, werde es entsprechend abändern und mich zwecks weiterer Hilfe anderweitig umsehen. Vielleicht werde ich nach den Semesterferien doch mal mit meiner Professorin sprechen, zu der ich an sich einen guten Draht habe. Die kritisiert zwar auch deutlich, aber nie so, dass man sich vorkommt als sei man nichts wert. Stichwort 'Feingefühl'.