Lebenslauf nach Krankheit und abgebrochener Umschulung

[ocean1]

Hallo zusammen,

ich bin derzeit etwas verzweifelt, weil ich die Hoffnung irgendwie schwinden sehe, wieder ins Berufsleben einsteigen zu können.
Ich bin 34 und Diplom-Informatiker (FH).
2006 wurde ich krank und verlor meinen Job als Informatiker. Bekam auch ein schlechtes Arbeitszeugnis. Ich war dann 2 Jahre krank (psychisch) und habe nichts gemacht.
2008 begann ich eine berufliche Reha, die ich 2009 wieder aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste.
Danach entschied ich mich umzuschulen und begann 2010 wieder eine Reha und habe 2 Kurzpraktikas gemacht. Diesmal hab ich sie abgeschlossen und eine Umschulung angefangen.
Leider wurde ich wieder krank und musste die Umschulung abbrechen.
Jetzt endlich habe ich es geschafft, die Umschulung erneut aufzunehmen. Ich fühle mich gesund.

Im Lebenslauf habe ich stehen:

10/2006 - 09/2008 private Auszeit mit Regenerationsphase
09/2008 - 03/2011 berufliche Neuorientierung und Qualifizierung, berufliche Rehabilitation

• Praktikum bei der xxx
  Praktikum bei der

Dann kommt die erste Umschulung, die ich abgebrochen habe. Habe sie als Teilnahme an ... deklariert, um nicht sagen zu müssen, dass ich abgebrochen habe:

03/11 - 12 Laborkurse bei der xxx
(Auflistung der Kurse)

04/2013 – 03/2014 Gasthörer an der Uni xxx im Fach Biologie

seit 08/13 Gewerbe im Nebenerwerb: Webdesign, Programmierung und 3D Grafik

seit 03/14 Umschulung zum Laboranten bei der xxx

Von den Praktikas habe ich nur 1 Arbeitszeugnis, was ich aber auch nicht als so gut einschätze. Es waren auch nur Kurzpraktikas. Was würdet ihr an meiner Stelle schreiben und wie mit den Arbeitszeugnissen umgehen ? Seit 2006 sind 8 Jahre vergangen, die ich irgendwie erklären muss.

Ich möchte mich für ein Praktikum im Rahmen der Umschulung bewerben.

Vielen Dank schon mal.

verzweifelte Grüße, ocean

[Romanum]

Hallo,

ist im Rahmen einer Umschulung nicht sowieso klar, dass die Lebensläufe der Bewerber eher ungerade und auch mal in Sackgassen geendet haben?

Bleibe eher bei der Wahrheit: Oder meinst du, dass ein Euphemismus wie "private Auszeit mit Regenerationsphase" besser ankommt als die Tatsache einer Krankheit? Das einzige was du machen kannst, ist es, die zeitlichen Abläufe mehr zusammenzufassen und nicht unbedingt im Lebenslauf chronologisch vorzugehen, sondern die letzten Tätigkeiten durch Ausführlichkeit mehr hervorzuheben.

Weitere Tipps zur Formulierung einer Krankheit im Lebenslauf

[ocean1]

Hallo Romanum,

danke fürs Antworten.
Glaub mir, ich wäre gerne ehrlich, auch wenn ich nach meiner Krankheit gefragt werden würde. Leider wäre das aber ein K.O.Kriterium.
http://www.n-tv.de/ratgeber/Keine-Chanc ... 25376.html

Und solche Artikel findet man zu Hauf.


Private Auszeit klingt schlecht ... da ist Krankheit wohl wirklich besser. Würde "Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit" gehen ? Laut dem Artikel müßte ich aber dann im Gespräch lügen, was ich nicht wirklich gut kann. Und jeder Arbeitgeber wird 1 und 1 zusammenzählen, bei 8 Jahren ohne Job.
Und zwischen Abbruch der Umschulung und Beginn der Gasthörerschaft an der Uni fehlen mir auch wieder Monate aufgrund von Krankheit. 2 mal krank im Lebenslauf, da kann ich einpacken oder ?

(Es geht auch nicht nur um ein Praktikum. Ich mache mir echt Gedanken, was nach der Umschulung wird)

Gruß, ocean1

[FRAGEN]

Von was für Umschulungen reden wir hier eigentlich? Und was hast Du jetzt (fachlich) vor? Kannst Du auch einmal die erwähnenswerten Teile Deines Werdegangs erläutern? Mit den Haken allein werden wir ja nicht allzu weit kommen...

[TheGuide]

Nach einer Depression wirst du i.d.R. nicht mehr verbeamtet, dass du aber auf dem gesamten Arbeitsmarkt keine Chance hättest, halte ich für übertrieben. Und was Pressemeldungen angeht: Die leben von der Sensation bzw. von Empörung.

[ocean1]

Ok. Dann noch die anderen Stellen im LL.

Erstmal die Schulzeit und die Zeit als Informatiker
(was ja jetzt eigentlich für zukünftige Arbeitgeber uninteressant ist, da ich umschule)

Lebenslauf

Persönliche Daten
xxx
Schulischer und beruflicher Werdegang

1985 – 1992 Polytechnische Oberschule
1992 – 1998 Gymnasium, Abschluss: Abitur
1998 – 1999 Freiwilliges Ökologisches Jahr im xxx
1999 – 2004 Studium an der xxx, Abschluß: Dipl. Informatiker (FH)

• 6monatiges Praktikum bei xxx
• 10 Monate als Werkstudent bei xxx

09/2004 – 04/2005 Praktikum als Programmiererin bei xxx
06/2005 – 11/2005 Informatiker bei xxx
12/2005 – 09/2006 Informatiker bei xxx
(das war meine letzte Arbeitsstelle und ich habe ein ganz schlechtes Zeugnis)

Nun meine Krankheitsphase mit diversen Abbrüchen

10/2006 – 09/2008 Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit
09/2008 – 03/2011 Berufliche Neuorientierung & Qualifizierung, berufliche Rehabilitation
(3 Jahre Reha?)

• Praktikum bei xxx
• Praktikum bei xxx
  (beide Praktika waren sehr kurz und ich habe nichts von Relevanz gemacht, habe auch keine Arbeitszeugnisse)

03/2011 – 2012 verschiedene Laborkurse bei xxx

• Mikrobiologie
• Biochemie
• Qualitätssicherung
• physikalische Arbeitsmethoden
• Hämatologie

(das war der 1. Versuch der Umschulung, die ich abgebrochen habe, wieder aus gesundheitlichen Gründen)

2012 - 04/2013 Lücke

04/2013 – 03/2014 Gasthörer im Fach Biologie an der xxx
Seit 09/2013 Gewerbe im Nebenerwerb: Webdesign und Programmierung, 3D Grafik
Seit 04/2014 Umschulung zum Biologielaboranten bei xxx

Die Lücke, kann man da einfahch arbeitssuchend rein schreiben ... weil wenn ich das 2. Mal krank schreibe, kommt das glaub ich nicht gut an.

Was meint Ihr ?

Vielen Dank für Eure Hilfe.

ocean1

[FRAGEN]

Hmmmm... wie sehen denn jetzt Deine generellen Pläne aus? Du möchtest in Richtung "Biologie" gehen? Wie kommt es dazu? Gibt es irgendwelche schwerwiegenden Gründe gegen die Informatik?

Ich frage das nicht aus Jux, sondern weil ich die Chancen da für sehr viel besser halte. Erstens ist der Weg bis zu diesem Abschluss nach wie vor die "gute Phase", wo alles in Ordnung und erklärbar war. Zweitens hättest Du hier über Deine zeitweiligen Nebentätigkeiten auch in der schlechteren Phase eine gewisse Kontinuität... aber das Wichtigste:

Die Informatik scheint mir sehr viel projektbezogener abzulaufen. Anders gesagt: Es ist da sicher einfacher, einem Arbeitgeber erst einmal niederschwellige Angebote zu machen, ohne dass er sich Dir gegenüber erst einmal zu einem grösseren Vertrauensvorschuss durchringen muss. Du müsstest also nicht gleich nach einer "festen" Anstellung zu fragen, sondern könntest Dich erst einmal als freier oder projektbezogener Mitarbeiter anbieten, um überhaupt einmal wieder in Gang zu kommen und aktuelle Punkten in den Lebenslauf zu bekommen...

[ocean1]

Mein genereller Plan war, erstmal den Biologielaboranten zu machen und dann zu arbeiten. Ich interessiere mich für Genetik, Zellkulturtechnik, Biochemie etc. Was ich nicht möchte, ist Labortierhaltung. Später vllt. berufsbegleitend Biologie studieren an der Uni Mainz. Aber das steht auf einem anderen Blatt und hängt davon ab, wie ich klar komme, ob ich die Mehrbelastung verkraften würde, ob ich besser mit Druck umgehen kann als früher (schließlich wird von einem Studierten mehr erwartet etc...)

Ich bin aus dem Informatikerdasein mit einem sehr schlechten Zeugnis ausgeschieden. War dem Druck in der Branche nicht gewachsen. Die 2 Projekte, die ich in meinem Gewerbe gemacht habe, waren von Bekannten und die haben mir alle Zeit der Welt gelassen. Ich habe quasi ohne Druck gearbeitet und das lief gut. Ansonsten habe ich totale Panik wieder zurück zu müssen. Hatte auch immer das Gefühl, dass man von mir mit Diplom so viel erwartete, dass ich das niemals erfüllen konnte. Ich bin nicht besonders gut.

Deshalb hab ich mich entschieden umzuschulen. Biologie interessiert mich sehr, hatte damals im Abi schon Mathe/Bio Leistungskurs. Ist natürlich Jahre her. Klar wird es auch hier Druck geben, aber vllt. nicht mehr so viel, als wenn ich Diplom hätte.

[ocean1]

Beim Vorstellungsgespräch würde ich sagen, dass ich mich umorientieren wollte und nicht mehr den ganzen Tag am Rechner arbeiten wollte.

Nach einer Depression wirst du i.d.R. nicht mehr verbeamtet, dass du aber auf dem gesamten Arbeitsmarkt keine Chance hättest, halte ich für übertrieben.

Ich will ja auch kein Beamter werden. Ich hoffe, Du hast Recht.
was den Arbeitsort angeht, bin ich flexibel und würde in ganz Deutschland arbeiten können.
Aber das kommt wohl ins Anschreiben.

Sonst noch jemand eine Idee für die Lücken ? 2 mal Krankheit ist ein no-go glaube ich.

[TheGuide]

Sonst noch jemand eine Idee für die Lücken ? 2 mal Krankheit ist ein no-go glaube ich.

Die Unwahrheit ist ein No-Go.

[FRAGEN]

Die Unwahrheit ist ein No-Go.

Streng genommen ist die sogar das einzige wirklich 100%ige No-Go. Alles andere ist bestenfalls ein Not-so-good-Go...

[Romanum]

Was du machen kannst, ist auf die Monatsangaben zu verzichten, so verschleierst du auch einige Zeiträume. Und ganz ehrlich: ob du nun 18 oder 28 Monate eine Reha gemacht hast, macht den Kohl auch nicht mehr fett. Alles ein wenig mehr zusammenfassen, ohne Unwahrheiten.

Dann willst du jetzt also die naturwissenschaftliche Laufbahn einschlagen, also muss dies zuerst im Lebenslauf stehen, möglichst so ausführlich wie möglich. Auch wieder: nicht so sehr um Zeiträume und Chronologie oder Lückenschluss kümmern, sondern erst mal das Wesentliche aufschreiben: Inhalte, Inhalte, Inhalte, die den Leser von deinen Fähigkeiten überzeugen. Denn darum geht es doch. So könnte eine Struktur aussehen.

Naturwissenschaftliche Laufbahn

Seit 04/2014 Umschulung zum Biologielaboranten bei xxx

Inhalte, Inhalte, Inhalte

2013 – 2014 Gasthörer im Fach Biologie an der xxx

Inhalte, Inhalte, Inhalte

2011 – 2012 verschiedene Laborkurse bei xxx

Mikrobiologie
Biochemie
Qualitätssicherung
physikalische Arbeitsmethoden
Hämatologie

2008 – 2011 Berufliche Neuorientierung & Qualifizierung, berufliche Rehabilitation

Inhalte, Inhalte, Inhalte

2007 – 2008 Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Krankheit

Informationstechnische Laufbahn

2004 - 2006 Programmiererin

1999 – 2004 Studium an der xxx, Abschluss: Dipl. Informatiker (FH)