Lebenslauf mit großer Lücke nach beruflicher Reha

Fragen zum Lebenslauf: Wie sieht ein tabellarischer Lebenslauf und wie ein handschriftlicher Lebenslauf aus? Welche Daten müssen unbedingt in den Lebenslauf und welche nicht?
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Lillian
Beiträge: 6
Registriert: 28.08.2016, 18:16

Lebenslauf mit großer Lücke nach beruflicher Reha

Beitrag von Lillian »

Hallo! :)

Ich würde mich freuen, wenn ihr meinen Lebenslauf bewerten würdet.

Zunächst zu meiner Person, ich bin in meinen späten 20ern und möchte nächstes Jahr eine Ausbildung beginnen. Nach meinem Realschulabschluss hatte ich eine schulische Ausbildung als Mediengestalterin begonnen, diese aber nicht abgeschlossen. Danach war ich auf Ausbildungsplatzsuche, fand aber keine Stelle. Ich habe noch ein paar Praktika als Mediengestalterin gemacht, aber auch keine Stelle bekommen. Diese Perspektivlosigkeit führte zu einer schweren Depression mit Klinikaufenthalt. Erst vor zwei Jahren (2014) habe ich an einer Maßnahme für eine berufliche Reha teilgenommen und beschlossen, mich in einem anderen Bereich umzuorientieren. Ich habe Praktika als Bürokraft gemacht und festgestellt, dass das auch etwas für mich sein könnte. Derzeit hole ich die Fachhochschulreife nach, damit ich noch etwas Aktuelles im Lebenslauf habe und möchte mich damit bewerben. Kurzum: ich habe eine gewaltige Lücke von mehreren Jahren im Lebenslauf.

Deswegen meine 1. Frage - falls es zu einem VG kommt und man mich auf die Lücke anspricht - würde es reichen, wenn ich antworte, dass ich keine Stelle als Mediengestalterin gefunden habe und auch in diesem Bereich Praktika gemacht habe, danach mich zu einer beruflichen Umorientierung entschlossen habe, die dazu geführt hat, dass mein Interesse für den kaufmännischen Bereich geweckt wurde... (so dass ich nicht in die Verlegenheit gerate, den Klinikaufenthalt erwähnen zu müssen...) Klänge das glaubwürdig? :roll:

Gut, hier ist mein Lebenslauf.

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Ich bin mir nicht sicher, ob ich das FOS-Pflichtpraktikum (mit großem Erfolg bestanden) im sozialen Zweig erwähnen sollte, aber es könnte ein Zeichen für meine soziale Ader sowie Belastbarkeit sein.

Und es ist in Ordnung, meine Mediengestalter-Praktika nicht zu erwähnen, ja? Das läge schon ziemlich weit her und hat auch nichts mit der gewünschten Lehrstelle zu tun. :?

Ich hoffe, dass ich noch Chancen habe...
Romanum
Bewerbungshelfer
Beiträge: 8983
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Beitrag von Romanum »

falls es zu einem VG kommt und man mich auf die Lücke anspricht - würde es reichen, wenn ich antworte, dass ich keine Stelle als Mediengestalterin gefunden habe und auch in diesem Bereich Praktika gemacht habe, danach mich zu einer beruflichen Umorientierung entschlossen habe, die dazu geführt hat, dass mein Interesse für den kaufmännischen Bereich geweckt wurde... (so dass ich nicht in die Verlegenheit gerate, den Klinikaufenthalt erwähnen zu müssen...) Klänge das glaubwürdig? :roll:

Na ja, in den meisten Fällen wird es Nachfragen geben, zum Beispiel wie du deinen Lebensunterhalt bestritten hast und welche Maßnahmen in Absprache mit der Arbeitsagentur erfolgt sind.

Es handelt sich immerhin um eine Lücke von sieben Jahren, die nicht oder schlecht erklärt ist. Glaubwürdigkeit gewinnst du damit überhaupt nicht.

Selbst wenn du jetzt typische Lückenfüller verwenden würdest, kann ich mir nicht vorstellen, dass du diese Unwahrheiten dann eiskalt in einem intensiven Gespräch mit Nachfragen aufrechterhalten kannst.

Es gibt zu der Frage, ob man eine Krankheit im Anschreiben/Lebenslauf erwähnen soll, auch im Forum sehr konträre Meinungen. So eindeutig ist es also nicht. Die eine Fraktion lehnt eine Angabe der Tatsachen (auch im Vorstellungsgespräch) komplett ab, weil eine schwere und lange Erkrankung nun mal bei Personalern auf Vorurteile stößt.

Aber das Leben verläuft nun mal nicht immer genormt; einen Menschen kann einiges aus der Bahn werfen. Du hast deine Krankheit ja nicht in dem Sinne selbst verschuldet. Eine Angabe der Erkrankung ohne langatmige Erklärungen kann deine Glaubwürdigkeit jedenfalls eher erhöhen, als eine große Lücke zu lassen.

Ggf. musst du deine Bewerbungsstrategie ändern. Dass du jetzt so viele Praktika schon wieder absolviert hast, ist jedenfalls super. So können dich die AG kennenlernen und du kannst dich in einer Bewerbung eventuell auf ein vorheriges Praktikum beziehen. Nutze das auch weiterhin

Denn ein "sozialer" AG (z.B. Krankenhaus, Diakonie usw.) hat wahrscheinlich auch mehr Verständnis für deine Situation als ein rein gewinnorientierter AG. Und im Krankenhaus gibt es auch Bürostellen.

Lies dir mal ein paar der folgenden Themen durch und hole dir die entsprechenden Anregungen, wie du Lücken im Lebenslauf angeben kannst. Es sind sicherlich auch ein paar gute Ideen für deine Situation dabei:

mehrjaehrige-krankheitsbedingte-luecke- ... 13365.html

abgebrochenes-studium-und-3-jahre-depre ... 31038.html

rehabilitation-und-oft-arbeitssuchend-i ... 51377.html

lange-krankheitsphase-mit-luecken-im-le ... 58017.html

formulierungshilfe-nach-laengerer-ausze ... 61606.html

https://www.bewerbung-forum.de/lebensla ... slauf.html

https://www.bewerbung-forum.de/lebensla ... slauf.html

luecke-im-lebenslauf-durch-krankheit-t17162.html

luecke-im-lebenslauf-wegen-arbeitsunfae ... 45342.html


Lillian
Beiträge: 6
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Beitrag von Lillian »

Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort.

Ich dachte mir schon, dass mein Versuch, die Lücke zu erklären, nicht besonders glaubwürdig ist. :( Da muss ich echt darüber nachdenken.
Aber die Praktika sowie das Nachholen eines höheren Schulabschlusses sollten hoffentlich Pluspunkte geben. Vorest konzentriere ich mich darauf, eine Einladung zu erhalten.

Ich hab hier auch noch mein Anschreiben zum Korrigieren veröffentlicht.
anschreiben---ausbildung-verwaltungsfac ... 64042.html


Diese Lücke von mehreren Jahren muss ich nicht im Anschreiben erklären, oder? Soll ich überhaupt irgendwo im Lebenslauf "Suche nach Ausbildungsplatz" einfügen? Oder gesundheitliche Gründe angeben? Ach je, das verwirrt mich schon...
BlackDiamond
Bewerbungshelfer
Beiträge: 656
Registriert: 12.06.2016, 13:37

Beitrag von BlackDiamond »

Du musst natürlich gar nichts angeben. Aber machen wir uns nichts vor: die Lücke in deinem Lebenslauf ist sehr groß, das fällt jedem auf. Das ist nunmal der Job eines Personalers, so etwas zu sehen. Wer das trotzdem übersehen sollte, dem fällt spätestens bei deinem Alter auf, dass da was ist.

Du kannst jetzt natürlich nichts dazu sagen und hoffen, dass man dich trotzdem einlädt. Da du es aber der Fantasie des Personalers überlässt, deine Lücke zu interpretieren, wird er auch Gründe vermuten wie: lange rauschgiftsüchtig, Knast oder sowas wie "wahrscheinlich verwöhntes Gör, dem kein Ausbildungsplatz gut genug war und das vom Papa finanziert ein schönes Leben geführt hat". Gut, kann dir egal sein, er wird dich eh nicht einladen. Ich halte es immer damit, möglichst nahe an der Wahrheit zu bleiben, um ein sehr hohes Gut nicht zu gefährden: Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität. Kein Mensch will einen unehrlichen Mitarbeiter, schon gar keinen im Lügen (dazu zählt auch die Lüge durch Auslassen) geübten Azubi.

Ich würde deine Krankheit im LL oder im Anschreiben erwähnen. Nicht mit Namen, nur als "Krankheit". Das zeigt u.a., dass du sie akzeptierst und auch hinter dir gelassen hast. Damit werden dich weniger einladen als wenn du dem typischen Schema eines Azubi-LL entsprichst, aber das ist ja mit der Lücke auf jeden Fall so. Dass du mehr Bewerbungen schreiben musst als andere, weißt du ja schon.

Welche Krankheit das ist, danach wirst du aber im VG direkt oder indirekt gefragt werden bzw. wenn das dann offen bleibt, muss man auch mal Verständnis für den AG haben, dass er das Risiko klein halten will, dass die Arbeit, die man in einen Azubi steckt, nicht vergebens ist. Es liegt dann an dir, deine Leistungsfähigkeit und -Bereitschaft im persönlichen Gespräch rüber zu bringen aber wenigstens weißt du durch die Einladung zum VG, dass dieser AG mal grundsätzlich kein Problem mit einem Nicht-Standard Lebenslauf bzw. mit einer längeren schweren Krankheit hat. Das sollte dann auch ein wenig Druck rausnehmen.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Schön ist bei all dem ja schon einmal, dass Du mit Deiner Fachhochschulreife jetzt einen erstens topaktuellen und zweitens unbestreitbaren Schlusspunkt hinter die ganze Geschichte setzt. Damit zeigst Du unbezweifelbar, dass Deine Leistungsfähigkeit wieder hergestellt ist. Ich finde auch, dass diese erneute Weiterbildung eine schöne Fortsetzung zu dem starken Anfang ist, wo Du im Anschluss an den Hauptschulabschluss ja auch gleich noch die Mittlere Reife gemacht hast. Mit ganz grossem Abstand betrachtet also eigentlich eine schöne "Aufstiegsgeschichte" mit viel Arbeit und Einsatz - mit einem bösen Genickschlag zwischendurch.

BlackDiamonds Gedanken von zuletzt ein bisschen weiterspinnend, könnte ich mir in diesem Fall tatsächlich einen (wenngleich sehr kompakten) LL-Einstieg vorstellen, der das grosse böse Thema "Krankheit" direkt abhakt, bevor es im Anschluss mit den üblichen Bewerbungsaspekten weitergeht.

Start also sinngemäss, dass Du gleich nach der Hauptschule die Mittlere Reife draufgesetzt hast... und dass es bis zur Fachoberschule aufgrund einer langen Krankheit dann leider doch etwas länger gedauert hat. Dann die FOS in leuchtenden Farben... und von dort weiter mit der kaufmännischen Zukunft... so in der Art?!?
Lillian
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Beitrag von Lillian »

Ich danke euch beiden für eure hilfreichen Antworten. Das macht mir schon ein wenig Mut. :)
Romanum
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Beitrag von Romanum »

Hallo Lillian,

hat sich denn schon etwas ergeben?
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