Kurioses Gespräch mit neuem Chef

[alain1989]

Guten Tag

Ich hatte heute ein extrem merkwürdiges Erlebnis bei der Arbeit. Ich arbeite seit 2 Jahre bei einem Techunternehmen. Und mir gefällt es dort auch sehr. Wir haben nun einen neuen "Head of" für unsere Abteilung erhalten. Dieser wurde zu uns versetzt. Ich bin grundsätzlich eine Person, die es mit quasi allen Leute gut auskomme. In diesem Fall mit allen. Der neue Chef macht einen Sympatischen Eindruck. Er hat uns auch schon zu sich eingeladen die ganze Abteilung (ca 20 Leute) und haben bei Ihm grilliert. Jetzt macht er so eine Art "Vorstellungsgespräch" mit jedem einzelnen. Ich habe die Einladung 30min vorher erhalten und schon ging es los. Was dann folgte fand ich, ehrlich gesagt ziemlich kurios. Er sagte "Ich werde damit wir uns ein bisschen näher kennen lernen ein par Fragen stellen. Grundsätzlich war es wirklich toll aber meine Erfahrung hat mich gelehrt immer Skeptisch zu sein. Es kamen folgende Fragen.

1. Wenn du nicht arbeiten würdest, was würdest du den ganzen Tag machen.
2. Was ist dein absoluter Lieblingsplatz
3. Bereust du etwas in deinem Leben?
4. Was ist dein Lieblingsfilm
5. Was findest du deine beste Eigenschaft.
6. Nach 2 Jahren im Betrieb, was würdest du sagen gefällt dir am besten.
5. Wenn du im Gefängnis wärst und du jemanden anrufen müsstest der die Kaution bezahlen soll, wenn würdest du anrufen.

Ich meine mit einem Kumpel hätte ich ja keine Probleme aber bei Vorgesetzten hab ich ständig hab ich immer so einen faden Nachgeschmack, das dies intern analysiert wird und weiterverarbeitet wird. Grundsätzlich glaube ich nicht das Sie mich entlassen wolllen. Ich liege Leistungstechnisch im obersten drittel des Team. Weise herrvoragende Zahlen auf und würde mit jedem einzelnem auch ein am Abend ein Bier trinken so gut verstehen wir uns. Daher sehe ich denn Sinn hinter so einer Übung nicht.

[TheGuide]

Dir wird hier niemand sagen können, was der Zweck der Übung war. Vielleicht ganz harmlos, einfach dass der neue Abteilungsleiter sich ein eigenes Bild von seinen Mitarbeitern machen will. Vielleicht will er wissen, wie ihr so tickt.
Ohne den Teufel an die Wand zu malen, kann es aber durchaus auch so sein, dass euch eine Umstrukturierung bevorsteht und er schauen wollte, wer für das Danach noch in Frage kommt und wer nicht.
Womöglich ging es aber auch darum, die Mitarbeiterzufriedenheit zu ermessen, um Maßnahmen auch in eurem Sinne treffen zu können.

[Tintenstrahl]

Nicht gut, gar nicht gut

Die unmotivierte Privateinladung spricht schon Bände, da wäre ich nicht hingegangen. Wenn man gemeinsam etwas Besonderes geleistet hat oder ein Betriebsjubiläum ansteht, okay, doch einfach so grillieren, verdächtig.

Nun im Geschäft sieben Fragen, davon sechs, die mit der Arbeit nichts zu tun haben. Geht nicht. Jemandem der Oberen scheint es langweilig zu sein, solcher Quatsch kommt dabei heraus. Ansonsten könnte TheGuide eine treffende Vermutung haben.

[alain1989]

Nun vielleicht als Ergänzung sollte ich noch hinzufügen. Er hat dies mit allen gemacht. Ausserdem wir wachsen seit etwa 5 Jahren im zweistelligen Prozentbereich. Wir stellen jeden Monat etwa 15 neue Leute ein, Tendenz steigend. Also dem Unternehmen geht es hervorragend (habe auch einblick ins budget etc)

[FRAGEN]

Hmmmmm... ich finde auch, dass zumindest manche dieser Fragen in einem Arbeitsverhältnis nicht wirklich angebracht sind... würde mir in Bezug auf den Fragenden selbst aber nicht unbedingt etwas Negatives denken. In der Tat auffallend ist das Fehlen jeglichen Fachbezugs. Von daher kann ich mir schwer vorstellen, dass diese Fragen dem Aussortieren von "Low Performern" dienen sollen. Zu diesem Zweck dürften sie wohl kaum brauchbare Ergebnisse liefern. Vermutlich geht es ihm wirklich um's Kennenlernen... und wahrscheinlich ist er sehr, sehr stolz auf diese "originellen" Fragen. Aus seiner Sicht hat diese Fragetechnik wohl den Sinn, gängige Schablonenantworten auf klassische VG-Fragen im Ansatz zu verhindern und so zu individuelleren und wahrhaftigern Antworten zu kommen. Sie macht es gut trainierten Blendern schwerer, ihr Routine-Programm abzuspulen... wobei ich persönlich glaube, dass dieser Vorteil durch den Nachteil der Verunsicherung "normaler" Leute wieder weitestgehend aufgefressen wird. Aber das alles ist natürlich genauso Spekulation wie das bisher Gesagte....

[Romanum]

Es ist schon üblich, dass sich eine neue Führungskraft in persönlichen Gesprächen einen Eindruck von den Mitarbeitern verschaffen will. Man muss schließlich einige Zeit miteinander auskommen. Im Idealfall werden die Mitarbeiter anfangs informiert, wie der Kennenlernprozess ablaufen soll. Außerdem sind berufliche und aufgabenbezogene Fragen hinsichtlich der zukünftigen Zusammenarbeit sicherlich sinnvoller.

Und wenn du mehr Vorlaufzeit gehabt hättest, dann hättest du dich auch besser auf das Gespräch vorbereiten können, denn du als Mitarbeiter willst wahrscheinlich auch wissen, wie der neue Vorgesetzte tickt. Das ist eigentlich ganz wichtig. Denn selbst wenn du zu den Top-Performern gehörst, ist es nun mal so, dass man damit nicht unbedingt "gesehen" wird, weil sich die Führungskraft ja zum großen Teil mit Sachverhalten beschäftigt, die nicht funktionieren.