Jobangebot annehmen: Zeitarbeit, Callcenter, Teilzeit?

Auch im Berufsleben steht man immer wieder vor Herausforderungen und Problemen. Die könnt ihr hier diskutieren.
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Chartrand
Beiträge: 10
Registriert: 11.07.2016, 15:24

Jobangebot annehmen: Zeitarbeit, Callcenter, Teilzeit?

Beitrag von Chartrand »

Hallo zusammen,

ich bin seit Oktober arbeitssuchend und bekomme ALG 2. Letzte Woche bekam ich einen Vermittlungsvorschlag. Dieser ist meiner Meinung nach eine Katastrophe angesichts meiner Qualifikationen. Erstens: Zeitarbeit. Zweitens: Callcenter. Drittens: Teilzeit. Viertens: Arbeit bis 22 Uhr und 4 Tage im Monat Wochenendarbeit.

Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht faul und ich möchte auch nicht vom Staat leben, ohne etwas dafür zu tun. Aber ich möchte keinen Job machen, der mir absolut nicht liegt. Und Callcenter liegt mir nicht. Ich bin ein unsicherer, schüchterner Mensch und überhaupt nicht kommunikativ.

Außerdem ist es, wie bereits erwähnt, viel zu wenig angesichts meiner Qualifikationen. Ich bin 28 Jahre alt, gelernter Industriekaufmann, staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent und habe Fachhochschulreife. Aus diesem Grund habe ich in der Bewerbung auch eine Gehaltsvorstellung angegeben, die für Berufe wie Industriekaufmann, Bürokaufmann usw. durchaus üblich sind mit einem guten Abschluss, aber fürs Callcenter natürlich zu hoch.

Nun, die Zeitarbeitsfirma hat das aber nicht davon abgehalten, mich trotzdem einzuladen. Mir wurde aber bereits mitgeteilt, dass sie meinen Gehaltswunsch nicht erfüllen können, sondern dass es 9,60 Euro die Stunde gibt. Man fragte mich, ob ich mir das trotzdem vorstellen könne und ob ich trotzdem zum Gespräch kommen will. Da ich keinen Ärger mit dem Jobcenter haben will, sagte ich erst einmal Ja.

Aber wie gesagt, eigentlich finde ich dieses Jobangebot überhaupt nicht angemessen für mich. Was denkt ihr, sollte ich jetzt tun? Wenn ich die Zeitarbeitsfirma darüber informiere, dass ich dieses Angebot nicht annehmen will, weil es meiner Meinung nach zu wenig Gehalt angesichts meiner Qualifikationen ist, bekomme ich dann Ärger?
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Juristische Beratung in Online-Foren ist nicht erlaubt. Ich denke auch, dass dieses Forum auch inhaltlich der falsche Ort dafür ist. Sprich mit deinem Sachbearbeiter und setze ihm deine Beweggründe auseinander.
BlackDiamond
Bewerbungshelfer
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Beitrag von BlackDiamond »

Wieso bekommst du denn ALGII, wenn du seit Oktober arbeitslos bist? Du müsstest doch dann ALGI bekommen?

Davon unabhängig erwartet man einerseits eine gewisse Flexibilität von dir, andererseits ausreichend Aktivitäten, um selbst einen Job zu finden, beides sehr zu Recht, wie ich finde. Ich würde mich an deiner Stelle auf ds Gespräch mit deinem Sachbearbeiter bei der Arbeitsagentur so vorbereiten, dass du glaubhaft nachweisen kannst, dass du dich ernsthaft beworben hast und nicht nur auf eine Stelle.

Edit: irgendwie kam mir dein Name bekannt vor. Hab mal nachgeguckt, du bist doch der, der schlau, aber so faul ist, oder? Hier in deinem letzten Thread hast du auch Fragen gestellt, aber dann nie geantwortet.
guten-eindruck-machen-trotz-schlechter- ... ht=#270563
Falls das hier auch wieder so ist, hast du aber beim nächsten mal schlechte Karten, mein Lieber :wink:
Chartrand
Beiträge: 10
Registriert: 11.07.2016, 15:24

Beitrag von Chartrand »

Ich bekomme ALG 2, weil ich von 2012 bis 2013 bereits ein Jahr ALG 1 bekommen habe. Danach habe ich studiert, das Studium aber im Oktober abgebrochen. Und seitdem bekomme ich halt ALG 2.

Ich bewerbe mich ja ausreichend. Ich muss monatlich 7 Bewerbungen schreiben, und habe sowohl im Oktober als auch im November mehr als 7 Bewerbungen geschrieben. Wie gesagt, ich bemühe mich, ich bin nicht arbeitsfaul. Ich wünsche mir einfach einen Job im kaufmännischen Bereich. Es kann sogar Sekretariat sein, es muss nicht mal allzu gut bezahlt sein. Aber ich möchte KEIN Callcenter. Und schon gar nicht Teilzeit. Ich bin jung, ich bin gesund, ich will Vollzeit arbeiten. Außerdem will ich bald eine eigene Wohnung, denn ich wohne noch bei meinem Vater. Wie soll ich das alles bezahlen mit einem 30-Stunden-Job und 9,60 Euro pro Tag?!

Am Mittwoch habe ich das Gespräch. Nächste Woche habe ich ein Gespräch mit meinem Sachbearbeiter, ich soll ihm meine Bewerbungen vorzeigen. Ich spiele in meinem Kopf jetzt zwei Möglichkeiten durch.

1) Ich ruf bei der Zeitarbeitsfirma an und erkläre Ihnen, dass die Stelle für mich nicht in Frage kommt. Nächste Woche erkläre ich meinem Sachbearbeiter dann meine Beweggründe und mach ihm dann anhand meiner Bewerbungsliste klar, dass ich trotz allem viele Bewerbungen schreibe und arbeitswillig bin. Vielleicht ist er ja so nett und versteht das.

2) Ich bitte die Zeitarbeitsfirma um eine Verschiebung des Termins auf nächste Woche, sodass mein Termin mit dem Sachbearbeiter VORHER ist. Dann kann ich ihn um Rat fragen und ihm meine Situation erklären, ohne das Gespräch bereits abgesagt zu haben. Falls der Sachbearbeiter kein Verständnis zeigt, habe ich bis dahin wenigstens gegen nichts verstoßen und kann das Gespräch dann gegebenenfalls doch noch wahrnehmen.

Was denkst du?
Romanum
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Registriert: 12.09.2008, 19:20

Beitrag von Romanum »

Chartrand hat geschrieben:Aber wie gesagt, eigentlich finde ich dieses Jobangebot überhaupt nicht angemessen für mich. Was denkt ihr, sollte ich jetzt tun?

Du solltest dich gut auf dieses Vorstellungsgespräch vorbereiten und dieses auch wahrnehmen. Übung macht den Meister, und anscheinend hast du ja noch nicht so viel Erfahrung.

Stelle dich so dar, wie du bist - mit deinen Stärken und Schwächen. Wenn du jetzt noch der Meinung bist, dass du "ein unsicherer, schüchterner Mensch und überhaupt nicht kommunikativ" bist, dann kannst du das durchaus so nennen - aber bitte reflektiert und nicht allzu negativ. Dagegen kann niemand etwas haben...

Stelle gute Fragen zum Aufgabengebiet dieses Call-Centers, zur Einarbeitung, zur Arbeitsgestaltung usw. Mache dir doch erst mal ein komplettes Bild von dieser Stelle. Bei dieser Gelegenheit kannst du auch immer wieder auf dein kaufmännisches Fachwissen und dein leidenschaftliches Interesse für einen kaufmännischen Beruf hinweisen. Nur im persönlichen Kontakt kannst du mehr erfahren...


Wenn ich die Zeitarbeitsfirma darüber informiere, dass ich dieses Angebot nicht annehmen will, weil es meiner Meinung nach zu wenig Gehalt angesichts meiner Qualifikationen ist, bekomme ich dann Ärger?

Sich aus einem Job heraus zu bewerben, hat auch einige Vorteile. Du bist doch auch zuletzt Student gewesen und hattest vorher so einige private Problematiken? Nach einer beruflichen Pause ist es immer schwierig, GLEICH eine adäquate Stelle zu bekommen - aus sehr logischen Gründen.

Der Grund deiner Ablehnung eines Angebots sollte keinesfalls beim Gehalt liegen. Nur so viel: Es gibt Mittel und Wege, um bzgl. eines Vermittlungsvorschlags "Zeit zu gewinnen". Das Internet ist bei entsprechenden Suchen voll mit Tipps. Ob das immer sinnvoll ist, bleibt allerdings fraglich.
flagellum
Beiträge: 13
Registriert: 04.10.2016, 01:15

Re: Jobangebot annehmen: Zeitarbeit, Callcenter, Teilzeit?

Beitrag von flagellum »

Hallo, Chartrand. Natürlich kann das hier nicht abschließend geklärt werden, aber: Ja, in der Regel erwartet das Jobcenter, dass man jeden Job annimmt, Hauptsache, die Bedürftigkeit ist beseitigt. Mach Dich nicht absichtlich schlecht beim Vorstellungsgespräch, das kann böse enden, manche Zeitarbeitsfirmen melden sich mit Feedback beim Jobcenter, sofern ihnen ein Vermittlungsvorschlag vonseiten dessen vorliegt. Ob und was da der Datenschutz genau erlaubt, sei hier erst einmal dahingestellt.

Wie bereits geschrieben: Zeig Dich auf jeden Fall, wie Du bist. Dass Du z.B. mit so einer Tätigkeit nicht gerade Erfahrung hast, gehört dazu, wenn es der Wahrheit entspricht, genauso wie Deine Ambitionen und Ziele etc, Du bist ein freier Mensch und willst ja so weiterkommen und Dich auch so entfalten können, wie es Deinem Profil und Deiner Person entspricht.

Heuchel den Leuten nichts vor. Manche Zeitarbeitsfirmen bieten es an, dass man bei ihnen zunächst mit so etwas wie Callcenter einsteigt (sie kriegen ja Kohle für die Vermittlung und den Auftrag) und kümmern sich dann im Verlauf um weitere Vorschläge, die zu Deinem Profil dann auch besser passen (ist mir schon mal gesagt und passiert, klar gibt es auch die schweinischen Menschenschinder, aber das ist dann was anderes). Aber Dich weiterhin bewerben wirst Du so oder so, von daher: immer an Deine Ziele denken.

Und "Callcenter-Agent" brauchst Du im Lebenslauf natürlich nicht so angeben. Es haben sich weitaus "schmackhaftere" Stellenbezeichnungen dafür mittlerweile etabliert: Kundenbetreuer, Sachbearbeiter für Kundenbetreuung oder was auch immer das ist, worum es bei dieser Stelle geht.

Ist bei mir auch nicht anders gewesen. Ich habe heute meinen Arbeitsvertrag unterschrieben, werde ab morgen auch nicht mehr im ALG II-Bezug stehen und das ALG II für den Dezember zurücküberweisen, trotzdem nichts lieber als das! Und wenn ich ohne richtige Ausbildung und ohne Berufserfahrung im Bereich etwas gefunden habe, so wirst Du vielleicht viel schneller etwas finden, als es jetzt den Anschein hat. Kopf hoch!
Charlie Schmidt
Bewerbungshelfer
Beiträge: 346
Registriert: 25.02.2016, 09:55

Beitrag von Charlie Schmidt »

Ich denke auch, Du solltest hingehen und Dir anhören, was man Dir anbietet. Falls es Dir nicht zusagt und Du absagen möchtest, solltest Du das nach einer Rücksprache mit Deinem Bearbeiter machen.

Grundsätzlich nicht anschließen möchte ich mich der Meinung, dass es völlig egal ist, aus welchem Berufsverhältnis man sich bewirbt. Ich glaube vielmehr, dass manche Abstriche in eine Einbahnstraße führen, aus der man auch im Rückfahrtgang nicht mehr rauskommt.

Das gilt es aber im Einzelfall sorgfältig zu prüfen und wenn die Tätigkeit im Callcenter zumindest thematisch passt, wäre es eine Möglichkeit im Thema bleiben.
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