Guten Morgen, Inf_SarahK!
Dass Du den Schritt getan hast, auch Dein Anschreiben zu zeigen, war auf jeden Fall richtig! Ich würde zwar nicht von "gravierenden Fehlern" reden... aber das Verbesserungspotential ist hier definitiv sehr viel grösser als beim Lebenslauf!
Es ist zwar schon einmal gut, dass sich das Anschreiben erkennbar auf die Anzeige bezieht... aber die eigene Rolle des Anschreibens zwischen Inserat und Lebenslauf scheinst Du noch nicht so richtig verinnerlicht zu haben. Letztendlich gehst Du hier kaum über diese beiden (dem Leser an dieser Stelle wohl schon bekannten) Dokumente hinaus... und das wäre genau der Sinn des Anschreibens - die gezielte Interpretation und Priorisierung der Sachinformationen, erweitert um Deine persönliche Motivation und gewissermassen mit Leben gefüllt, um es einmal etwas pathetisch zu sagen.
Du hingegen beschränkst Dich weitestgehend darauf, die Inseratsanforderungen in einer Art "ausformulierten Stichpunkten" abzuhaken. Das ist soweit nicht falsch... aber halt auch nur die erste Schicht dessen, was das Anschreiben leisten kann.
Inf_SarahK hat geschrieben:durch meinen Studienabschluss als Diplom-Informatikerin und meine Java-Programmiererfahrung bin ich die ideale Besetzung für diese Stelle.
Hmmmmm... nicht falsch verstehen... aber für
DIE Idealbesetzung reichen diese beiden Punkte wohl nicht aus. Es sind zwar die beiden erstgenannten in der Inserats-Wunschliste... gleichzeitig allerdings wohl auch die üblichsten auf der Angebotsseite. Insofern würde ich die wohl eher als eine Art Zugangsvoraussetzung zum Verfahren als dessen finale Entscheidung sehen. Du bringst zwar später noch eine Reihe von anderen Punkten, mit denen zusammen Du für mich wirklich einen guten Eindruck machen würdest... aber das weiss der Leser ja noch nicht, wenn er spontan den Kopf über diesen erst einmal leicht grössenwahnsinnig klingenden Einstieg schüttelt...
Inf_SarahK hat geschrieben:Die Entwicklung von Software nach Kundenwunsch und die Erstellung von Bedienoberflächen stellen für mich äußerst spannende Tätigkeiten dar.
Das scheinen auch mir die eigentlich entscheidenden Punkte zu sein. Von daher würde ich mir auch dann, wenn noch Erläuterungssätze folgen, eine etwas relevantere Aussage dazu überlegen. "Spannend" finden können ja Viele Vieles. Lässt Dein Verhältnis zu der Arbeit nach Kundenwünschen und den Bedienoberflächen sich nicht irgendwie spezifizieren? Weiterhin würde ich darüber nachdenken, hieraus evtl. die Einleitung zu entwickeln. Dann hättest Du im ersten Schritt gleich etwas, was Deinem Ansprechpartner wirklich unter den Nägeln brennt... und damit auch gleich dessen Aufmerksamkeit.
[Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt, den Du bislang offensichtlich nicht auf dem Schirm hast: Mindestens genau so wichtig wie die Erfüllung der "Anforderungen" ist besagte Aufmerksamkeit. Du bist ja nicht die Einzige, die sich bewirbt, sondern eine von vielen ähnlich Qualifizierten. Von daher sollte man immer darauf achten, in seinem Anschreiben möglichst schnell und möglichst prägnant auf die Dinge zu sprechen zu kommen, die den
UNTERSCHIED zur Konkurrenz machen könnten. Mit allem, was auf die Mehrheit zutrifft, ist letztendlich kein Blumentopf zu gewinnen]
Inf_SarahK hat geschrieben:Während des Studiums arbeitete ich in zwei Projekten an der Umsetzung von Software mit Java nach den Wünschen von Kunden. Einen Schwerpunkt legte ich im Studium auf die GUI-Programmierung. Daher arbeitete ich in den Projekten hauptsächlich an den Bedienoberflächen.
Demnach ist diese Passage z. B. sehr wertvoll... und darum wäre sie auch noch besser, wenn sie noch konkreter wäre. Da wird es für den Leser nämlich
WIRKLICH interessant:
WIE geht sie denn auf die Kundenwünsche ein?
WORAUF achtet sie denn bei der Entwicklung ihrer Bedienoberflächen? Mit solchen Dingen verlässt Du quasi die "Checklisten"-Ebene und trittst quasi auf fachliche Augenhöhe mit Deinen Gesprächspartnern. Wenn Deine diesbezüglichen Appetizer im Anschreiben interessant genug klingen, wird man sie auch gerne in einem persönlichen Gespräch vertiefen wollen....
Inf_SarahK hat geschrieben:Eine Teilaufgabe meiner Diplomarbeit drehte sich um die Durchführung von Änderungen an bestehender Software. Auch dies war eine sehr interessante Aufgabe und ich konnte sie erfolgreich bewältigen.
Dito. Wieder ein gutes Thema... aber letztendlich wieder nur "erwähnt". Den zweiten Satz empfinde ich als beinahe schon provokativ in seiner Gehaltlosigkeit: Du hattest Dir hier den Platz für eine fachlich diskussionswürdige Aussage geschaffen... und verwendest ihn für einen reinen Füllsatz.
Inf_SarahK hat geschrieben:Im Praktikum bei der x GmbH arbeitete ich in der Webentwicklung mit HTML, PHP, JavaScript sowie CSS und entwickelte JSON-Schnittstellen zu Android.
Ich muss dazu sagen, dass ich von Informatik nichts verstehe... aber trotzdem würde ich vermuten, dass eine Messerspitze von "Wie" und "Warum" auch diesem Skill-Nachweis auch unter Profis mehr Bedeutung geben würde. Du musst ja immer daran denken, dass Du auch Deinen Lebenslauf (bzw. auch Dein schon angesprochenes Programmier-Dokument) hast. Wenn Du Teile davon im Anschreiben bringst, solltest Du immer darauf achten, dass an dieser Stelle noch ein gewisser Mehrwert durch die inhaltiche Einbettung in einen grösseren Zusammenhang entsteht.
Inf_SarahK hat geschrieben:Gerne lerne ich dazu und arbeite mich in neue Technologien ein, dies war in den Projekten und im Praktikum häufig erforderlich.
Auch das ist im Endeffekt ein Füllsatz... der ganz sicher entfallen wird, wenn Du beginnst, die spannenden Themen auszuarbeiten.
Inf_SarahK hat geschrieben:Die Entwicklung von Software für Kunden in den Projekten ließ mich eine hohe Kundenorientierung ausbilden.
Das ist vom greifbaren Aussagewert hart an der Tautologie. Auch hier ist das Thema wieder gut - aber die "Aussage" bei Weitem zu dürftig, um einen eigenen Satz zu rechtfertigen. Unabhängig davon würde ich thematische Zusammenhänge auch im Text immer zusammen lassen. Das Thema "Kundenorientierung" hattest Du eigentlich schon einmal weiter oben... wo es inhaltich ebenfalls relativ dünn war. Das Gute: Du hast mit dem Umfang dieser beiden schwachen Sätze genügend Raum, um ein schönes kleines Feuerwerk abzubrennen...
Inf_SarahK hat geschrieben:Da die Entwicklung immer im Team stattfand, konnte ich meine Teamfähigkeit weiter ausbauen.
Noch so ein quasi-tautologisches Ding... "Team weil Team"...
Inf_SarahK hat geschrieben:Meine analytische Arbeitsweise, eine hohe Motivation und eigenverantwortliches Arbeiten leisteten ihren Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung der Projekte und der Diplomarbeit.
Das fiele für mich noch einmal in die Rubrik "Füllsätze": Wird in dieser Form weder nutzen noch schaden... abgesehen vom Platzverlust für wertvollere Aussagen...
Aus meiner Sicht hast Du hier alle Voraussetzungen für ein hervorragendes Anschreiben. Du musst Dir in Gedanken nur einmal die Brille des Empfängers aufsetzen... und Dich auf genau das konzentrieren, was
DEN beim Lesen interessiert und antreibt. Das wird im Endeffekt die Frage sein, welche(r) der Kandidat(inn)en in Abstimmung mit der Kundschaft die besten/schnellsten/schönsten/...? Programm-Optimierungen und/oder Bedienoberflächen zustande bringt. Also: Erstens aus Sicht der Gegenseite und zweitens vom gewünschten Endergebnis her denken...