Hallo liebe Forumsmitglieder,
nachdem ich mich bereits in einer Kanzlei beworben habe, warte ich nun auf eine positive Antwort. Bis dahin möchte ich mir überlegen, wie ich meine verzwickte Situation darstellen könnte, falls es doch hoffentlich zum Vorstellungsgespräch kommen sollte.
Ich habe Jura studiert, bin aber leider durchs Examen gefallen. Um zu retten, was noch zu retten ist, habe ich mich um einen Studienplatz an einer Fernuni beworben, und jenen auch ab dem SS 07 zugesichert bekommen. Der angestrebte Abschluß nennt sich "Bachelor of Laws", wofür mir einige juristischen Module aufgrund meines vorherigen Studiums bereits angerechnet wurden.
Um bereits für die Dauer des Studiums (etwa 2-3 Jahre) etwas Sinnvolles und gut Brauchbares für einen evtl späteren Lebenslauf zu tun, habe ich mich nun in einer Kanzlei als Mitarbeiterin (etwa auf RA- bzw Notariatsangestellten-Ebene) beworben. Im Lebenslauf erwähnte ich, daß ich zwar Jura studiert habe, jedoch keinen Abschluß habe. Die Tatsache, daß ich ab April ein Fernstudium absolvieren werde, habe ich nicht genannt, weil ich zu dem Zeitpunkt zum einen noch keine Zusage der Fernuni hatte, zum anderen, weil ich mich nicht vorab "aus dem Rennen schießen" wollte. Denn ich befürchte, daß das Fernstudium in diesem Fall nicht gut ankommen würde, weil sich der Anwalt denken könnte, daß ich mich nach dem Studium ziemlich sicher nach einem neuem Arbeitsplatz umsehen werde, der meinen Qualifikationenen eher gerecht werden könnte. Um jene Vermutung gar nicht erst aufkommen zu lassen, habe ich diese Angabe weggelassen. Im Anschreiben habe ich geschrieben, daß mein Jura-Studium keinen Abschluß hat, da ich meinen Stärken eher im praktischen Bereich sehe (oder so ähnlich - habe es also offengelassen, ob ich durchgefallen bin oder ob ich abgebrochen habe).
Falls es zum Vorstellungsgespräch kommen sollte, habe ich jedoch vor, das Fernstudium zu nennen, um deutlich zu machen, daß ich unbedingt in Jura einen Abschluß haben möchte (=> spricht für Durchhaltevermögen, Ehrgeiz?). Denn ich finde, daß man im Gespräch die Situation besser erklären kann, als wenn jene Tatsache vorab auf dem Papier steht, ohne daß dazu Stellung bezogen werden kann. Außerdem würde ich sagen, daß ich nach Beendigung des Studiums nicht unbedingt die Absicht habe, mich nach einer anderen Stelle umzusehen. Denn wenn es mir gefällt (und die Bezahlung angehoben werden würde), würde ich vielleicht gerne bleiben wollen.
Das Fernstudium zu verschweigen, fände ich unehrlich, und ich wüßte nicht, wie ich auf Dauer mit dem schlechten Gewissen dort arbeiten könnte. Deshalb hoffe ich, daß der Anwalt dem Studium etwas positives abgewinnen kann, und mir ohne Bedenken bzgl der weiteren Zusammenarbeit nach dem Studium eine Chance gibt.
Was ratet Ihr mir? Ich würde mich über Eure raschen und zahlreichen Antworten sehr freuen, weil die Situation wirklich verzwickt ist, und ich mich natürlich dennoch bestmöglich "verkaufen" möchte.
Kann mir zudem jemand vielleicht noch den ein oder anderen Tipp geben, wo ich mich in meiner Situation sonst noch bewerben könnte?
Gruß
Lexa
Fernstudium im Vorstellungsgespräch nennen?
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Na klar, spricht ein nachfolgendes Fernstudium, um einen Abschluss zu erreichen, für Durchsetzungsvermögen und Biss. Ich kenne einige Durchfaller, die so verfahren sind, aber natürlich gleichzeitig gearbeitet haben, weil man ja auch nicht jünger wird. Angesichts des angeblichen Mangels an Fachkräften sind die Studienordnungen an deutschen Hochschulen sowieso ein Unding - auf persönliche Situationen der Studenten wird überhaupt keine Rücksicht genommen. Wer schon ein paar Jahre erfolgreich studiert hat, kann man kaum Dummheit vorwerfen, aber trotzdem werden sie dann ohne Abschluss der Hochschule verwiesen. Naja, anderes Thema...Falls es zum Vorstellungsgespräch kommen sollte, habe ich jedoch vor, das Fernstudium zu nennen, um deutlich zu machen, daß ich unbedingt in Jura einen Abschluß haben möchte (=> spricht für Durchhaltevermögen, Ehrgeiz?). Denn ich finde, daß man im Gespräch die Situation besser erklären kann, als wenn jene Tatsache vorab auf dem Papier steht, ohne daß dazu Stellung bezogen werden kann. Außerdem würde ich sagen, daß ich nach Beendigung des Studiums nicht unbedingt die Absicht habe, mich nach einer anderen Stelle umzusehen. Denn wenn es mir gefällt (und die Bezahlung angehoben werden würde), würde ich vielleicht gerne bleiben wollen.
Du solltest im Gespräch natürlich klar machen, dass der Job an Nummer 1 steht und das Fernstudium von dir in deiner Freizeit absolviert wird. Du kannst vielleicht noch eingestehen, dass du weißt, dass es hart wird, aber du entscheidest dich bewusst dafür. Außerdem lernst du wieder neue Dinge, die du sicher gut im Job anwenden kannst. Zusätzlich kannst du wichtige persönliche Eigenschaften (Zeitmanagement, Organisationsfähigkeit etc.) gut schulen, was auch im Job zum Tragen kommt.
Brauchen nicht kleine bis mittelständische Unternehmen im Produktionsgewerbe (ca. 50 Mitarbeiter) auch Mitarbeiter mit juristischem Fachwissen? Die leisten sich teilweise noch keinen Volljuristen, benötigen aber juristsiche Einschätzungen von Sachverhalten. Vermute ich jetzt mal so...