Erfahrungsaustausch: Zeit der Arbeitslosigkeit....

Wie geht es weiter nach Absagen? Was kann daraus gelernt werden? Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Berichte über gute und schlechte Erfahrungen bei der Stellensuche.
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ichbindabei
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Erfahrungsaustausch: Zeit der Arbeitslosigkeit....

Beitrag von ichbindabei »

Hallo zusammen,

ich wollte mal in die Runde fragen, wie lange ihr bereits auf Arbeitssuche seid und wieviele Bewerbungen ihr schon geschrieben habt?

Ich bin aktuell seit 3,5 Monaten arbeitssuchend, habe davon 33 Bewerbungen geschrieben alle auf direkte Ausschreibungen (keine initiativ) und hatte bisher 4 Vorstellungsgespräche.

Wie sieht das bei euch da so aus?

LG
ichbindabei
Zerschmetterling
Bewerbungshelfer
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Beitrag von Zerschmetterling »

Ich suche aktiv seit Dezember, habe bisher 44 Bewerbungen geschrieben (auch initiativ) und hatte bislang 5 Gespräche. Hatte eigentlich auf eine größere "Ausbeute" gehofft, allerdings habe ich anscheinend viele Mitbewerber und bin eine Frau im gebärfähigen Alter. Das macht die Sache etwas schwerer :)
ichbindabei
Beiträge: 103
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Beitrag von ichbindabei »

Na das ist ja dann fast so der Durchschnitt wie bei mir ungefähr. Ich bin glaube ich auch noch im gebärfähigen Alter und auch mit vielen Mitbewerbern und dan auch noch in einer Kleinstadt auf dem Dorf.

Zu blöd auch, dass man bei Absagen nicht erfährt, warum man nicht genommen wurde. Dann könnte man vieles bei den Bewerbungen oder für das vorstellungsgespräch verbessern. Denn wenn alle Arbeitgeber darauf antworten müssten, ergebe sich vielleicht mal ein sich wiederholendes Muster, was einen schlauer macht.
schattenmann
~
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Beitrag von schattenmann »

Seit 2008.
Bewerbungen hab ich nach 400 aufgehört zu zählen.
Eine Hand voll VGs. (unter 20)
Absagegründe mannigfaltig über "zu wenig Berufserfahrung" hin zu "fehlender Weiterbildung", einmal sogar "sie sind ein Mann, darum kein Job", und "wir stellen keine Schweizer ein". Klassiker der Absagebegründungen: "zu lange Arbeitslos".

Jetzt BU wegen Nervenzusammenbrüchen und Posttraumatischem Belastungsstörung.

Schönen Dank an das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum, das nicht begreifen konnte, das mich dieses "Powerbewerben" fertig gemacht hat...
Zerschmetterling
Bewerbungshelfer
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Beitrag von Zerschmetterling »

"Zu blöd auch, dass man bei Absagen nicht erfährt, warum man nicht genommen wurde. Dann könnte man vieles bei den Bewerbungen oder für das vorstellungsgespräch verbessern. Denn wenn alle Arbeitgeber darauf antworten müssten, ergebe sich vielleicht mal ein sich wiederholendes Muster, was einen schlauer macht."

Ja, das wäre natürlich sehr hilfreich :) Allerdings ginge das nur dann, wenn es tatsächlich Gründe sind, an denen man selbst auch arbeiten kann - also z. B. wenn man im Gespräch zu schüchtern rüberkommt. Oft genug wird es aber eher so was sein wie "Die passt nicht ins Team" oder "Zu jung/alt/hässlich/hübsch/dick/dünn/die Nase gefällt mir nicht" etc. Oder eben das schon erwähnte Problem der Kombination aus Geschlecht und Alter. Das wird einem natürlich kein AG der Welt offen sagen. Dann wäre er schön blöd. Oder eben auch: man hat gar nix falsch gemacht, aber ein anderer macht den Eindruck, als wäre er eben noch passender für die Stelle.

Ich vergleiche das Bewerben mittlerweile sehr gerne mit dem Daten 8) Da hatte ich auch oft genug die Situation, dass man sich traf, es war ein super netter Abend, man hat sich toll unterhalten und dann hört man nichts mehr von dem Typen. Irgendwann springt man dann über seinen Schatten, meldet sich und wird hingehalten ("Hab grad Stress"/"Telefon kaputt"/"Bin krank"). Toll fand ich ja auch immer so Sprüche wie "Es liegt nicht an Dir, es liegt an mir" :lol: Parallelen sind schon erkennbar. Man muss eben den Richtigen treffen und es muss auf beiden Seiten passen.

Wenigstens das Thema Daten habe ich Gott sei Dank hinter mir :lol:
ichbindabei
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Beitrag von ichbindabei »

Gratulation das du wenigstens nur noch auf einem Gebiet suchen musst :-)

Aber du hast vollkommen recht: erst neulich habe ich mich dabei ertappt wie ich bei einem Mann, der mich kennenlernen möchte, mit dem ich aber grad nur über Internet schreibe, auch in Art Bewerbung gedacht habe so von wegen:

Hey, wenn du mich kennenlernen möchtest, gibt dir verdammt nochmal mehr Mühe. Zeig mir dass du Interesse an mir als PErson hast und frag nicht nur jeden Tag "Wie war dein Tag heute, was haste gemacht" und wenn ich Fragen stelle werd eich mit einem Satz abgespeist. Das kann es doch nicht sein.

Ich denke bei mir ist das Problem nicht dass ich zu schüchtenr und zu ruhig im Gespräch bin, sondern, dass ich eher zu viel "laber", dass ich nicht erkenne wann es zu umschweifend wird. Aber das würde mir auch keiner direkt ins Gesicht sagen :-(
Zerschmetterling
Bewerbungshelfer
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Beitrag von Zerschmetterling »

Ja, das Problem kenn ich auch gut... Komischerweise gerade dann, wenn ich aufgeregt bin, neige ich dazu. Im Coaching wurde mir das gesagt - ich wusste es zwar vorher auch schon, aber nicht, dass es so auffällt :lol: In VGs hatte ich es aber bisher ganz gut im Griff, glaub ich zumindest. Aber da kann man sich ja auch täuschen. Hast Du Tipps dagegen...? Als Training wurde mir geraten, Fragen in einem einzigen Satz zu beantworten. Das klingt einfach, ist es aber nicht unbedingt :)

Wobei ich es erfrischend fände, wenn jemand zu mir sagen würden "Wir haben uns gegen Sie entschieden, weil Sie zu viel quatschen" :wink: Personaler sollten aber eigentlich auch wissen, dass ein VG für den Bewerber eine besondere Situation ist und man sich dann vielleicht nicht so verhält wie sonst. Aber für den ersten Eindruck gibt es leider keine zweite Chance. Außer es gibt noch ein Gespräch :D
Tintenstrahl
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Registriert: 28.09.2015, 16:06

Beitrag von Tintenstrahl »

In den Zeiten von Arbeitslosigkeit, den Ausdruck sollte man verbieten, habe ich den Stellenmarkt von außen betrachten können. Erholung von der Kündigung, Aufarbeitung gehören dazu. Hätte ich bald wieder eine Anstellung gehabt, wäre der Frust bestimmt rasch vergessen gewesen.

Nun geht es jedoch immer tiefer. Über 50 Jahre alt merke ich, daß da etwas anderes am Laufen ist als nur daß ich graue Haare bekommen habe. Arbeitsamt und Sozialamt sind Verwaltungsstellen, sonst nichts. Dort müßte ja ich beschäftigt sein, um mit Fällen wie mir etwas anstellen zu können. Es ist wie in der Schule: Der Lehrer muß das Fach beherrschen, um die Arbeiten seiner Schüler benoten zu können.

Ich habe aufgeschrieben, was ich erlebt habe, das erste Mal 1997-98, als man mich beim Arbeitsamt komplett verarscht hatte, nun wieder seit letztem Herbst beim Sozialamt. Da ich die vergangenen Jahre selbständig war, gab es kein Arbeitslosengeld. Erspartes habe ich seit 1997 nicht mehr, als ich alles Pensionsgeld in die Selbständigkeit steckte.

Man lernt die Sprache der Stellenvermittler kennen. Es wird ja geschwindelt und geschönt, daß sich die Balken biegen. Ich habe auf jeden Fall noch von keiner Stelle gelesen, von der es heißt, die Arbeit wäre eintönig, gefährlich oder perspektivelos. Dafür wird Teamfähigkeit verlangt, als ob es in der Industrie im kapitalistischen Westen Teams gäbe. Da wird blank gelogen. Unter teamfähig verstehen die Bosse gehorsam.

Ich schreibe monatlich 12 bis 15 Bewerbungen auf meinem Beruf. Ich weiß, daß meine Aussichten schlecht sind, weil ich nicht aus dem Saft der anderen stamme, habe ich doch die Berufslehre erst mit 47 angefangen. Weil ich die Matur habe (Abitur), konnte ich die Lehre in der halben Zeit machen, also in zwei statt vier Jahren, und automatisch auf Niveau E. E steht für erweitert, Niveau G ist Grundwissen. Viele Fächer der Berufsschule fielen weg. So können sich Verantwortliche schlicht nicht vorstellen, daß ich ebenso Mechaniker bin wie andere, die vor 35 Jahre ihren Schliff erhielten. Tatsächlich bin ich geübter im Schulebesuchen, als es ein Lehrling ist, und ich habe in der Gewerbeschule, wie sie hier heißt, gut aufgepaßt. Ich bin älter als mein Hauptlehrer und mein Lehrmeister. Die Stellenvergeber sehen auf meinem Lebenslauf sogleich: Aha, gescheiterter Akademiker!

Damit liegen sie natürlich völlig falsch. Kann ich in den Lebenslauf schreiben: Ich habe einen starken Drang zur Selbständigkeit — ? Wohl kaum, das würde noch ein Mal mißverstanden werden. Kann ich vermitteln, daß ich die letzten beiden Anstellungen verloren habe, weil ich zu gründlich vorgegangen war? Kann man überhaupt zu gut sein?

Ich bin sicher nicht der einzige Babyboomer, der mit einer guten Ausbildung nicht mehr in die Arbeitswelt hineinkommt. Diese ist mittlerweile so eindimensional geworden, in den 1930er Jahren hätte man von streamlined gesprochen, daß jeglicher individueller Funke einen Brand verursachen kann. Die noch eine Stellung halten, verteidigen sie mit Krallen und Zähnen. Mein vorletzter Chef, der Produktionsleiter eines Lohnfertigers, etwa 80 Angestellte, ist fachlich unfähig, aber sehr energisch. Sachlich geschieht in seinem Kopf nichts, es geht anders ab mit ihm. Mein letzter Chef, da ging es nur um eine Woche Schnupperarbeit, ist das Gegenteil: diszipliniert, ordentlich, ruhig. Er hätte mich einstellen wollen, doch ich wurde am zweiten Tag krank und mußte abbrechen. Nach einem Monat, als ich ihn anrief, konnte er sich mich nicht mehr leisten, Auftragslage gekippt.

Als Stellesuchender lese ich haufenweise Anzeigen voller Rechtschreibfehler. Die Arbeit wird nicht präzise umschrieben, zu oft stehen da Textbausteine, irgendwo abgeschrieben. Am meisten beschäftigt mich dabei, daß man nicht als Mensch gesucht wird, sondern als Maschinenanhängsel. Heilig schwebt über allem der Computer, dessen Unerbittlichkeit sich alle längst unterworfen haben. Du mußt den Computer richtig bedienen, sonst funktioniert das nicht. Als in England die Industrialisierung losging, gingen die Weber noch mechanische Webereien zerstören. Das ist längst vergessen. Als Arbeitsloser sehnst du dich danach, wieder ein Rädchen im Getriebe sein zu dürfen.

Kennt ihr den Nickel Song?
Lucius Lucullus
Beiträge: 5
Registriert: 04.12.2015, 19:08

Beitrag von Lucius Lucullus »

Ich bin seit 6 Monaten auf der Suche, 1 Gespräch gehabt. Sonst nur Absagen. Obwohl ich ein gutes Dossier vorweisen kann.
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