Hallo Rat- und Jobsuchende,
heute versuche ich euch mal darzustellen, wie man ein Bewerbungsschreiben als Werbung für die eigene Person versteht.
Denn viele Bewerber "verwechseln" das Anschreiben mit dem Lebenslauf und führen darin - fast chronologisch - an, welche Qualifikationen sie besitzen und wo sie diese erworben haben. Aber das will der Personaler nicht vorrangig in einem Anschreiben wissen, weil eben dazu der Lebenslauf dient. Der Personaler will sich in erster Linie ein Bild, eine Vorstellung über die Person machen, die den angebotenen Job gern haben will.
Ein Bewerbungsschreiben ist nichts anderes als ein Werbetext in schriftlicher Form – ein Verkaufstext eben. Damit soll einem potentiellen Käufer ein Angebot so schmackhaft gemacht werden, dass er sich das angebotene Produkt zumindest einmal näher betrachten will. Der Käufer ist der gewünschte Arbeitgeber mit seinem Stellenangebot und das Produkt ist der Bewerber mit seinen Qualifikationen und Fähigkeiten.
99 Prozent aller Produkte werden beworben, egal wo und wie. Das heißt, es werden die Vorteile des Produktes massiv heraus gehoben. Nachteile gibt es keine, bestenfalls bei der Konkurrenz. Und je mehr Vorteile dem Produkt zugeschrieben werden, desto interessanter und schmackhafter wird es in den Augen des potentiellen Käufers. Und wenn dieser noch immer zögert, werden dem Produkt noch diese und jene Zutaten beigemischt, die dem Käufer mehr und mehr suggerieren: Greif zu! Das ist ein echtes Schnäppchen! Das ist die Gelegenheit!
Auf diesem Prinzip beruht die gesamte Werbewirtschaft. Und Erfolg hat nur derjenige, der sich am besten in die Psychologie seiner Käufer hineindenken und somit die Vorteile seines Produktes zielgenau anpreisen kann.
Ihr habt jetzt sicherlich schon die Parallelen dieser Marketingstrategie zu eurem Bewerbungsschreiben entdecken können.
Deshalb solltet ihr ganz schnell das "Schema F" eines Bewerbungsschreibens vergessen, das so oft vor Langeweile nur so strotzt.
Was meint ihr, nach wie viel Bewerbungsschreiben wird der Personalleiter müde und überfliegt zumeist nur noch die nachfolgenden Sätze, weil er dauernd im ersten Satz lesen muss: „Hiermit bewerbe ich mich als…“ Danach folgt in weiteren Sätzen die Aufzählung aller möglichen Qualifikationen in der Form: "Ich kann...", "Ich habe...", "Ich bin...". Da fallen dem Personaler die Augen schließlich ganz zu.
Eine erfolgreiche Werbebotschaft beginnt aber immer mit einem Vorteil, der für den Kunden entscheidende Bedeutung haben muss. Und das muss auch in jedes Bewerbungsschreiben rein!
Deshalb empfehle ich jedem Bewerber, sich erst einmal über diese Fragen Gedanken zu machen und Antworten zu finden (und zwar, bevor er das Anschreiben beginnt):
1. Welche drei entscheidenden Vorteile erwartet das Unternehmen von mir?
2. Welche sind meine drei besten Stärken?
3. Worin sehe ich meine beste Qualifikation?
Wenn ihr euch dazu ganz konkrete Antworten zurecht legt, habt ihr die Grundlagen geschaffen, die aus einem Bewerbungsschreiben einen echt guten Werbetext in eigener Sache machen.
Tilo