Chemiker Lebenslauf nach Promotion

Fragen zum Lebenslauf: Wie sieht ein tabellarischer Lebenslauf und wie ein handschriftlicher Lebenslauf aus? Welche Daten müssen unbedingt in den Lebenslauf und welche nicht?
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Rydberg
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Chemiker Lebenslauf nach Promotion

Beitrag von Rydberg »

Hallo zusammen!

Ich hätte gern mal ein paar Meinungen, Anstöße, Ideen, was auch immer.
Ich bin Dipl-Chem und bin Ende 2012 promoviert worden. Nach 7-monatiger Weltreise bin ich seit Juni 2013 voll im Bewerber-Karussel und es läuft gelinde gesagt gar nicht.
Nicht eine einzige der etwa 60 Bewerbungen hat zu einem Vorstellungsgespräch geführt. Meine Vita ist nicht gerade als klassisch "glatt" zu bezeichnen, weswegen ich den Fokus auch nicht auf "klassische" Stellen für Chemiker richte. Trotzdem hätte ich zumindest mal ein paar Vorstellungsgesprächen gerechnet, zumal ich auch so einiges anzubieten habe, was in der Kombination schon fast einzigartig ist:

Ausbildung
08/2008–10/2012 Dr. rer. nat. (Chemie), Note: Magna cum laude
10/2007–07/2008 Diplom-Chemiker, Note: sehr gut (1,3)
10/2002–10/2007 Chemie-Studium
10/1997–10/2002 Pharmazie-Studium (abgebrochen)
11/1998 Ausbildung zum Rettungssanitäter
06/1996–07/1997 Zivildienst (Rettungsdienst)
09/1993–03/1996 Ausbildung zum Pharmazeutisch Technischen Assistenten
1993 Abitur

Fachkunde im Strahlenschutz
03/2010 Spezialkurs im Strahlenschutz für Medizinphysikexperten
09/2009 Grundkurs im Strahlenschutz
06/2009 Grundkurs im Strahlenschutz

Praktische Erfahrung
beruflich
08/2008–02/2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeitsgruppe Prof. Dr. T. Unichgut,
(Betreuung von Studenten in Praktika und Seminaren, Planung und Aufbau von komplexen Experimenten, Wartung und Instandhaltung von Lasersystemen)

studienfinanzierende Tätigkeiten
10/2009–06/2012 Dozent, Schmiede für StrSch, Jürgensdorf
(Betreuung von Kursteilnehmern im Nuklidlabor: Umgang mit umschlossenen und offenen Strahlungsquellen, Dosimetrie, Berechnung von Äquivalentdosen, Umgang mit Kontaminationen)
10/2000–08/2008 Rettungssanitäter, Rettungsclub, wo der Pfeffer wächst
(Rettungsdienst und Krankentransport.)
11/1998–10/2000 Rettungssanitäter, Johanniter-Unfall-Hilfe, Jürgensdorf
(Rettungsdienst und Krankentransport, Erste-Hilfe-Ausbilder)

Auslandsaufenthalt
11/2012–06/2013 Weltreise

Was ist mit diesem Lebenslauf nicht in Ordnung? Warum läd mich niemand zum Vorstellungsgespräch ein? Was macht mich für Firmen wie den TÜV (als Strahlenschutz-Sachverständiger z.B.), Berufsgenossenschaften (Arbeitsschutzfachkraft für Labore z.B.), mittelständische chem./techn. Unternehmen (Laborleitung z.B.) oder Forschungsinstitute wie Helmholtz, Max-Planck, Fraunhofer so uninteressant?

Liegt es tatsächlich am Alter? Oder am fehlenden Network?

Ich bin ein wenig ratlos. Mir fällt nicht viel ein, außer genau so wie bisher weiterzumachen. In einem halben Jahr wird die Lücke im CV die magische Grenze von einem Jahr überschreiten. Was dann?

Habt ihr Ideen, Tipps? Was entgeht mir hier gerade?
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FRAGEN
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Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von FRAGEN »

Rydberg hat geschrieben:Was ist mit diesem Lebenslauf nicht in Ordnung? Warum läd mich niemand zum Vorstellungsgespräch ein? [...] Was entgeht mir hier gerade?
Vollkommen aus der hohlen Hand geschossen: Dir scheint zu entgehen, dass es auch andere Gründe für Nicht-Einstellungen als unvorteilhafte Lebensläufe gibt... zumal Deiner ja absolut nicht in diese Kategorie zu fallen scheint. Mir zumindest ist da prima vista nichts "Krummes" aufgefallen. Auffallen tut mir allerdings Deine Konzentration auf diesen Aspekt... die wiederum der Grund dafür sein könnte, dass Du anderen Bewerbungsbestandteilen weniger Liebe gewidmet hast. Wie sehen denn Deine Anschreiben aus? Wie Dein Passbild? Was präsentierst Du an sonstigen Anlagen?
Rydberg
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Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von Rydberg »

FRAGEN hat geschrieben:Wie sehen denn Deine Anschreiben aus? Wie Dein Passbild? Was präsentierst Du an sonstigen Anlagen?
ad 1)
Meine Anschreiben sind unterschiedlich, weil ich ein breites Spektrum an Stellenausschreibungen bediene. Ich versuche, jeweils auf die Stelle einzugehen. Allerdings bin ich sicherlich auch kein Anschreiben-Poet, versuche aber Standard-Floskeln zu vermeiden und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Persönlich halte ich von Anschreiben gar nichts. Ich ziehe den Nutzen dieses Geschwafels in Zweifel. Möglich, dass das unterschwellig in meine Schreiben einfließt.

ad 2)
Ich benutze kein Passbild, sondern ein "richtiges" Bewerbungsbild.

ad 3)
die üblichen Anlagen: Promotions-Urkunde, Diplom-Zeugnis, Arbeitszeugnis, RettSan- und PTA-Zeugnisse sind immer dabei. Die Strahlenschutz-Zertifikate nur bei entsprechenden Stellen.


Leider ist es aufgrund des AGG nicht möglich, eine konstruktive Rückmeldung aus den Bewerberprozessen zu erhalten. Ich hänge absolut in der Luft.
Du hast sicher Recht: Es gibt etliche andere Gründe für eine Nicht-Einladung. Auffällig ist allerdings, dass es Ex-Kommilitonen mit quasi der gleichen Ausbildung in Vorstellungsgespräche und auch in Jobs schaffen. Die sind dann grob 7-10 Jahre jünger als ich und haben den im Direktvergleich geradlinigeren CV. Daher meine Befürchtung, dass es daran liegen könnte.
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TheGuide
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Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von TheGuide »

Rydberg hat geschrieben: Persönlich halte ich von Anschreiben gar nichts. Ich ziehe den Nutzen dieses Geschwafels in Zweifel. Möglich, dass das unterschwellig in meine Schreiben einfließt.
Mit diesen drei Sätzen bringst du doch eine Botschaft rüber. Sie sind demnach nicht Geschwafel (Definition Geschwafel: Viel Gerede, wenig Aussage). Do musst du auch deine Anschreiben gestalten: Klare Aussagen über deine Motivation und Kompetenz zur Stelle, kein Geschwafel.

Nur als Option: Gerade in MINT-Fächern ist der Quereinstieg ins Lehramt - du hast ja Tutorien gegeben - gut möglich.
Rydberg
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Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von Rydberg »

TheGuide hat geschrieben:Klare Aussagen über deine Motivation und Kompetenz zur Stelle, kein Geschwafel.

Nur als Option: Gerade in MINT-Fächern ist der Quereinstieg ins Lehramt - du hast ja Tutorien gegeben - gut möglich.
Ich versuche, die Schwafelei zu vermeiden. Klappt leider nicht immer, aber ich arbeite daran.

Quer-/Seiteneinstieg ins Lehramt mag auf den ersten Blick sinnvoll klingen. Ich hab das im Blickfeld, bin allerdings nicht wirklich motiviert in der Richtung.
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

Was ich sagen will: Du sollst Anschreiben verfassen, die kein Geschwafel sind. Denn wenn du Anschreiben per se für Geschafel hältst, dann könnte das dein Grundproblem sein.
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FRAGEN
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Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von FRAGEN »

Rydberg hat geschrieben:Quer-/Seiteneinstieg ins Lehramt mag auf den ersten Blick sinnvoll klingen. Ich hab das im Blickfeld, bin allerdings nicht wirklich motiviert in der Richtung.
Das hätte mich persönlich auch gewundert - da Bewerbungsschreiben und Pädagogik sehr viel miteinander zu tun haben: Insbesondere den Willen zur Kommunikation und das Denken aus Person und Interessenlage des jeweiligen Gegenübers heraus.
Rydberg hat geschrieben:Ich versuche, die Schwafelei zu vermeiden. Klappt leider nicht immer, aber ich arbeite daran.
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Du in Gedanken den richtigen Gegensatz zur "Schwafelei" bildest. Der wäre m. E. nicht einfach "Stillsein"... sondern die individuellstmögliche Aufbereitung der jeweils relevanten Information für den Moment. Ich denke z. B., dass bei mehreren der von Dir genannten Jobs ein großer Teil der tatsächlichen Anforderung darin liegt, dass sich weit weniger intelligente Menschen bei Dir schlicht und einfach in guten Händen fühlen. Diesen Eindruck müsstest Du mit Deinen Worten transportieren...

Und noch einmal: Ausgerechnet der LEBENSLAUF ist ganz sicher NICHT das Problem...
nordlaender
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Beitrag von nordlaender »

Hallo,

so krumm finde ich deinen Lebenslauf gar nicht. Wahrscheinlich müssen "nur" die Gegebenheiten vernünftig dargestellt und ins rechte Licht gerückt werden. Außerdem glaube ich, dass du dich auf die falschen Stellen bewirbst.
Rydberg hat geschrieben:Ich bin Dipl-Chem und bin Ende 2012 promoviert worden. Nach 7-monatiger Weltreise
Wie baust du diesen Sachverhalt in deine Bewerbungen ein ?
Rydberg hat geschrieben:Nicht eine einzige der etwa 60 Bewerbungen hat zu einem Vorstellungsgespräch geführt. Meine Vita ist nicht gerade als klassisch "glatt" zu bezeichnen, weswegen ich den Fokus auch nicht auf "klassische" Stellen für Chemiker richte. Trotzdem hätte ich zumindest mal ein paar Vorstellungsgesprächen gerechnet, zumal ich auch so einiges anzubieten habe, was in der Kombination schon fast einzigartig ist:
Vielleicht liegt genau, in dieser Ausrichtung deiner Bewerbungen dein Problem. Wie schlägst du, für den Personaler, die Brücke um dich einzuladen.
Rydberg hat geschrieben:Ausbildung
08/2008–10/2012 Dr. rer. nat. (Chemie), Note: Magna cum laude
10/2007–07/2008 Diplom-Chemiker, Note: sehr gut (1,3)
10/2002–10/2007 Chemie-Studium
10/1997–10/2002 Pharmazie-Studium (abgebrochen)
11/1998 Ausbildung zum Rettungssanitäter
06/1996–07/1997 Zivildienst (Rettungsdienst)
09/1993–03/1996 Ausbildung zum Pharmazeutisch Technischen Assistenten
1993 Abitur
Wie erklärst du, in deinen Unterlagen, das abgebrochene Pharmazie-Studium nach 10 Semestern ? Wenn es eine Fehlentscheidung deinerseits gewesen ist (Interesse hättest du spätestens nach 2-3 Semestern abgebrochen oder, aufgrund deiner Kenntnisse aus der Ausbildung gar nicht aufnehmen dürfen. Dieser Sachverhalt ist im Anschreiben sachlich, wenn möglich für die Bewerbung positiv, darzustellen. Kein Personaler will gern spekulieren
Rydberg hat geschrieben:Fachkunde im Strahlenschutz
03/2010 Spezialkurs im Strahlenschutz für Medizinphysikexperten
09/2009 Grundkurs im Strahlenschutz
06/2009 Grundkurs im Strahlenschutz
Wie passt dieses Thema in dein Gesamtkonzept ? Auch dies mußt du, für den Leser positiv in einen Kontext bringen. Bringe für den Leser einen roten FAden in die Unterlagen.
Rydberg hat geschrieben:beruflich
08/2008–02/2012 Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Arbeitsgruppe Prof. Dr. T. Unichgut,
(Betreuung von Studenten in Praktika und Seminaren, Planung und Aufbau von komplexen Experimenten, Wartung und Instandhaltung von Lasersystemen)
studienfinanzierende Tätigkeiten
10/2009–06/2012 Dozent, Schmiede für StrSch, Jürgensdorf
(Betreuung von Kursteilnehmern im Nuklidlabor: Umgang mit umschlossenen und offenen Strahlungsquellen, Dosimetrie, Berechnung von Äquivalentdosen, Umgang mit Kontaminationen)
10/2000–08/2008 Rettungssanitäter, Rettungsclub, wo der Pfeffer wächst
(Rettungsdienst und Krankentransport.)
11/1998–10/2000 Rettungssanitäter, Johanniter-Unfall-Hilfe, Jürgensdorf
(Rettungsdienst und Krankentransport, Erste-Hilfe-Ausbilder)
Deine bisherigen Tätigkeiten haben, wie dein Studium entweder wissenschaftlichen oder medizinischen Hintergrund. Das ist also auch der Bereich, in dem deine Erfahrungen von Relevanz sind.
Rydberg hat geschrieben:Auslandsaufenthalt
11/2012–06/2013 Weltreise
Mit welchem Ziel ? Welchen positiven Effekt hat das auf die Stelle auf die du dich bewirbst ? Auch dies sollte, aufgrund der Länge, möglichst positiv in einen Kontext gesetzt werden.
Rydberg hat geschrieben:Was ist mit diesem Lebenslauf nicht in Ordnung? Warum läd mich niemand zum Vorstellungsgespräch ein? Was macht mich für Firmen wie den TÜV (als Strahlenschutz-Sachverständiger z.B.), Berufsgenossenschaften (Arbeitsschutzfachkraft für Labore z.B.), mittelständische chem./techn. Unternehmen (Laborleitung z.B.)
Diese Unternehmen sind technisch / ingenieurwissenschaftlich geprägte, mit Ausnahme der BG, Wirtschaftsunternehmen. Mit deiner Ausbildung fehlt die der „Stallgeruch“. Du hast keine Erfahrung / Berührungspunkte mit dem Umfeld. Gersade bei mittelständischen Unternehmen ist der „Stallgeruch“ wichtig. Aus diesem Grund ist eine Leitungsposition für dich aussichtlos. Du mußt Erfahrung sammeln, von daher versuche es über große Dienstleister, die auch den technisch / wissenschaftlichen Bereich bedienen wie z.B. Ferchau oder Hays. Zur Not versuche es freiberuflich und schaffe dir durch ein paar erste Projekte Referenzen. Halte nach sehr kleinen Firmen / Start ups Ausschau und nimm zu diesen Kontakt auf, da hier die persönliche Note oft wichtiger als der Lebenslauf ist. Schau dir mal den DAAD an, vielleicht ist das was für einen ersten Einstieg.
Eine andere Variante ist, ein Einstieg als Vertriebstechniker z.B. für Laser oder für Medizintechnik. Ein solcher Klinkenputzer Job ist besser als keiner.
Rydberg hat geschrieben:oder Forschungsinstitute wie Helmholtz, Max-Planck, Fraunhofer so uninteressant?
Bei diesen scheiterst du sicher vor allem mit deinem Lebenslauf und dem Alter. Die renomierten Institute können sich in der Regel ihre Bewerber aussuchen und dafür ist dein Lebenslauf doch einwenig zu komplex.
Rydberg hat geschrieben:Liegt es tatsächlich am Alter? Oder am fehlenden Network?


Beides spielt auch eine Rolle ist aber sicherlich nicht das Hauptkriterium. Arbeite schnellsten an deinen Kontakten indem du Fach- und bewerbermessen besuchst und an Veranstaltungen entsprechender Verbände (z.B. VDI-Gesellschaft für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC) teilnimmst, ggf. sogar selbst in einem aktiv wirst.
nordlaender
Bewerbungshelfer
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Registriert: 04.12.2008, 22:16

Re: keine Chance mit "krummem" Lebenslauf?

Beitrag von nordlaender »

Rydberg hat geschrieben: Persönlich halte ich von Anschreiben gar nichts. Ich ziehe den Nutzen dieses Geschwafels in Zweifel. Möglich, dass das unterschwellig in meine Schreiben einfließt.
Nutze das Anschreiben als Chance deine Erfahrungen und Vorteile gegenüber anderen hervorzuheben und in Bezug auf die Stelle zu setzen, Außerdem kannst du hier den "roten Faden" in deinem Lebenslauf aufzeigen.

Das Anschreiben ist wie ein seriöer Werbeflyer zu sehen und mit entsprechender Sorgfalt aufzuarbeiten.
Max Xaver
Beiträge: 1
Registriert: 26.12.2013, 22:55

Beitrag von Max Xaver »

Hallo Rydberg,

darf ich fragen, wie alt du bist oder ein anderes Diskriminierungsmerkmal ( Frau im Männertypischen Beruf, Migrationshintergrund, etc) hast.

mfG Max Xaver
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