Büroangestellte Bewerbungsschreiben - überqualifiziert

Eine initiative Bewerbung lohnt immer dann, wenn keine konkrete Stellenausschreibung vorliegt. Worauf ihr achten musst, ist Thema in diesem Forum.
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Sasha
Beiträge: 7
Registriert: 15.04.2012, 22:01

Büroangestellte Bewerbungsschreiben - überqualifiziert

Beitrag von Sasha »

Hallo. Ich muss mich im Moment zum ersten Mal seit 12 Jahren irgendwo bewerben. Ich habe schon etliche Beiträge hier gelesen und versucht, Eure Tipps so gut es geht zu verarbeiten.

Zu meiner Situation: ich war seit Anfang 2000 in einem mittelständischen Unternehmen beschäftigt, habe dort intern einige Male die Abteilung gewechselt. Von der einfachen Sachbearbeiterin zur Einkäuferin, dann Assistenz der Geschäftsführung.
Nach der Geburt meiner Kinder arbeitete ich dann halbtags als Vertriebsassistentin.
Seit ca. 1 Jahr haben wir bedingt durch eine Umstrukturierung der Abteilung einen neuen Chef und damit begann das Mobbing.
Kurz und gut, zum Ende dieses Monats endet mein Arbeitsverhältnis kurzfristig (2 Wochen Kündigungszeit), da mein Chef mir gedroht hat, er würde sonst einen Grund für eine fristlose Kündigung (er)finden.

Ich kann mich aufgrund der Empfehlung eines Freundes im örtlichen Kreiskrankenhaus als Stationssekretärin bzw. medizinische Schreibkraft bewerben, beides liegt zwar unter meiner Qualifikation, aber aufgrund der Nähe zum Wohnort und weil ich aufgrund der ganzen Aufregung um das Mobbing erst mal etwas ruhiges suche, will ich einer dieser beiden Stellen haben.

Daher bitte ich um Beurteilung dieses Bewerbungsschreibens.

DANKE!

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Initiativbewerbung als Büroangestellte


Sehr geehrte Frau XXX.

Ihr Mitarbeiter XXX hat mich auf einen Bedarf an medizinischen Schreibkräften und Stationssekretärinnen im Krankenhaus XXX aufmerksam gemacht.

Derzeit arbeite ich als Assistentin des Vertriebsleiters 20 Wochenstunden. Zu meinen Aufgaben gehören das Verfassen, das Versenden und die Nachverfolgung von Angeboten sowie die allgemeine telefonische und schriftliche Korrespondenz mit unseren Kunden.
Nach einer gravierenden Änderung der Vertriebsstruktur ist es aus organisatorischen Gründen leider nicht mehr möglich, diese Aufgaben innerhalb einer Teilzeitstelle zu bewältigen. Deshalb suche ich nach Möglichkeiten, meinen beruflichen Weg außerhalb der Firma meines jetzigen Arbeitgebers fortzusetzen.

Das Sie als familienfreundlicher Arbeitgeber bekannt sind und ich, bedingt durch die Einschulung meines Sohnes im September, weiterhin einer Teilzeitarbeit nachgehen möchte, hat mich dazu bewogen, mich bei Ihnen zu bewerben.

Eine sorgfältige Arbeitsweise und Sicherheit in der Rechtschreibung zeichnen mich aus. Das Microsoft-Office-Paket ist mir umfassend vertraut. Ich verfüge über ein sehr gutes sprachliches und schriftliches Ausdrucksvermögen und zudem über sehr gute Kenntnisse der englischen Sprache. Fachspezifisches Vokabular in meinen Wortschatz aufzunehmen ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Eine schnelle Auffassungsgabe sowie eine selbstständige Arbeitsweise vervollständigen meine berufsspezifischen Qualitäten.


Ich freue mich bereits darauf, weitere Fragen bei einem persönlichen Gespräch mit Ihnen zu beantworten.

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PS: Im Lebenslauf habe ich angemerkt, dass die Kinder im Krankheitsfall betreut sind.
Rhodus
Bewerbungshelfer
Beiträge: 4165
Registriert: 01.07.2011, 16:10

Beitrag von Rhodus »

Hallo Sasha,

das Schöne bei Bewerbungen ist, dass Du alleine bestimmen darfst, wie Du Dich präsentierst. Du bist also nicht verpflichtet, Dein ganzes Können zu präsentieren, mit der Folge, dass du als überqualifiziert eingestuft werden könntest.

Deshalb solltest du notfalls von dem bekannten noch einmal kurz erfragen, welche Aufgaben genau die Schreibkraft zu übernehmen hat. Und genau dieses JKönnen präsentierst du dann im Anschreiben im Lebenslauf. Gehört etwa nur das "reine Schreiben" zu den Aufgaben, solltest Du Tätigkeiten wie das Verfassen von Angeboten oder die telefonische "Korrespondenz" aus der Bewerbung rausnehmen, da diese Dich sofort als überqualifiziert einstufen lassen.

Ein bewerber darf sich zwar nicht mit Tätigkeiten rühmen, die er nicht kann. Das bedeutet aber nicht, dass er sich nicht "schlechter" präsentieren darf.

Je nachdem, wer der Mitarbeiter ist, solltest Du diesen im Übrigen namentlich nennen. Danach solltest du dann direkt den Satz mit dem familienfreundlichen Arbeitgeber anbringen und erwähnen, dass Du gerne diesen unterstützen möchtest; klingt besser als "bewogen, mich zu bewerben".

Hast Du übrigens eine abgeschlossene Ausbildung?

Viele Grüße aus Duisburg
Romanum
Bewerbungshelfer
Beiträge: 8983
Registriert: 12.09.2008, 19:20

Beitrag von Romanum »

Fachspezifisches Vokabular in meinen Wortschatz aufzunehmen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
Orientiere dich mal an solchen Musterbewerbungen:

Bild
Sasha
Beiträge: 7
Registriert: 15.04.2012, 22:01

Beitrag von Sasha »

Danke für die raschen Antworten.
Rhodos hat geschrieben: Deshalb solltest du notfalls von dem bekannten noch einmal kurz erfragen, welche Aufgaben genau die Schreibkraft zu übernehmen hat.
Es handelt sich um zwei verschiedene Aufgaben. Das eine ist eine reine Schreibtätigkeit (Abtippen der Arztberichte nach Diktiergerät), das andere mehr eine Assistentenstelle, die auch "normalen" Bürokram, wie telefonieren, Termine koordinieren, etc... beinhaltet.

Da aber beide Stellen von der selben Person vergeben werden, kann ich ja schlecht 2 Bewerbungen mit unterschiedlichen Qualifikationen schreiben.
Ich will halt nur klar stellen, dass ich wegen der Kinder vor allem eine Teilzeitstelle am Vormittag suche, was ich genau tue, ist eigentlich nebensächlich.
Je nachdem, wer der Mitarbeiter ist, solltest Du diesen im Übrigen namentlich nennen. Danach solltest du dann direkt den Satz mit dem familienfreundlichen Arbeitgeber anbringen und erwähnen, dass Du gerne diesen unterstützen möchtest; klingt besser als "bewogen, mich zu bewerben".
In meiner Bewerbung nenne ich den Mitarbeiter auch namentlich (ist mit ihm abgesprochen). Den anderen Teil stelle ich um.
Kann ich dann "Da Sie als familienfreundlicher Arbeitgeber bekannt sind, möchte ich Ihr Team gerne künftig unterstützen." schreiben? Eigentlich sollte man ja würde/möchte etc.. vermeiden, aber alles andere ergibt hier ja keinen Sinn, oder?
Hast Du übrigens eine abgeschlossene Ausbildung?
Ja, Abitur. Warum?
Zuletzt geändert von Sasha am 16.04.2012, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
Sasha
Beiträge: 7
Registriert: 15.04.2012, 22:01

Beitrag von Sasha »

Romanum hat geschrieben:
Fachspezifisches Vokabular in meinen Wortschatz aufzunehmen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit.
Danke!
ichbindabei
Beiträge: 103
Registriert: 29.09.2010, 00:02

.....

Beitrag von ichbindabei »

Ich würde dir eher die Sekretärinnen Stelle empfehlen, wenn du als med. Schreibkraft noch nie gearbeitet hast, dann ist das nicht einfach.

Ich habe letztes Jahr mich fortgebildet als Med. Schreibkraft, habe gelernt Arztbriefe richtig zu gliedern, Nach Phonodiktat zu schreiben, die Grundbegriffe der Terminologie (Anatomie, Physiologie, Psychologie etc...). Die Prüfung war echt leicht. Die Grundbegriffe zu erlernen war auch echt leicht - wie englisch lernen.

Allerdings hatten wir so ein Med. Lexikon und was da alles so an Fachbegriffen drin steht ist echt nicht wenig oder leicht.

Die Prüfung dazu habe mit 1 abgeschlossen. Danach bewarb ich mich auf eine ausgeschriebene Stelle als Med. Schreibkraft in einer Klinik und da mußte man für 60 Ärzte die Fachbriefe schreiben. Mit den Ärzten hatte man nie persönlichen Kontakt, kannte die Stimme nur vom Diktat Band.

Ich durfte 3 Stunden Probearbeiten und habe dann gemerkt. Der Job ist kein Zuckerschlecken. Zumal es gar nicht alleine um die Fachbegriffe geht. Ich hatte schon Schwierigkeiten auch den normalen Text zu verstehen, weil ein Arzt ausländer war, der andere hatte einen Wahnsinnsdialekt und der andere hat leicht gelispelt und hörte sich an wie Boris Becker mit seinen zig Äh`s und langen Pausen, so dass ich den Zusammenhang des Textes nicht richtig verstand.

Also so als unerfahrene würde ich den Job nicht machen wollen. Man muß echt super gut raushören können und echt total gut in Phonodiktat sein.

Und ich denke so während der arbeit das Vokabular aufzunehmen ist nicht drin. Man sollte schon im Vorfeld wissen, zu welchem Bereich zum Beispiel folgende Termini gehören: Vaskulo, pankreato, enzephalo, zerebro, laryngo, thracheo, abdomino, intestino, ösophago, Cervical, etc....und auch das Verständnis für Präfixe und Suffixe sollte schon vorhanden sein.

Kannst du dir das alles vorstellen, oder hast du eher ne andere Vorstellung davon?????
Rhodus
Bewerbungshelfer
Beiträge: 4165
Registriert: 01.07.2011, 16:10

Beitrag von Rhodus »

Hallo Sasha,

zunächst einmal ist das Abitur keine Ausbildung.

Unabhängig davon kommt es bei personalverantwortlichen besser, wenn man klar sagt, welche der beiden Teilzeitstellen man gerne einnehmen möchte. Denn diese Bewerber gelten als motivierter, leistungsbereiter, denn die Bewerber, denen es letztklich "gleich ist, was sie machen".

Mit der festlegung bringt man sich aber auch nicht hinsichtlich der anderen Position aus dem Spiel. Es ist gut möglich, dass man im Rahmen eines Vorstellungsgespräches gefragt wird, ob man sich auch gut vorstellen könne, die andere Position zu übernehmen.

Viele Grüße aus Duisburg
Sasha
Beiträge: 7
Registriert: 15.04.2012, 22:01

Re: .....

Beitrag von Sasha »

ichbindabei hat geschrieben:Man sollte schon im Vorfeld wissen, zu welchem Bereich zum Beispiel folgende Termini gehören: Vaskulo, pankreato, enzephalo, zerebro, laryngo, thracheo, abdomino, intestino, ösophago, Cervical, etc....und auch das Verständnis für Präfixe und Suffixe sollte schon vorhanden sein.

Kannst du dir das alles vorstellen, oder hast du eher ne andere Vorstellung davon?????
Ich habe etwas über ein Jahr in den USA gelebt und dabei für ein behindertes Kind mit Hydrocephalus und PEG-Sonde gesorgt. Dabei habe ich mir viele medizinische Vokabeln angeeignet, die so ähnlich auch von deutschen Ärzten verwendet werden. Ich lese auch öfters mal medizinische Literatur, auch auf englisch, die meisten Wörter, die du angeführt hast, sind mir also auch ohne Wiki ein Begriff.

Trotzdem danke für die Info, wird mir bei einem eventuellen Vorstellungsgespräch sicher hilfreich sein.
Sasha
Beiträge: 7
Registriert: 15.04.2012, 22:01

Beitrag von Sasha »

Rhodos hat geschrieben: zunächst einmal ist das Abitur keine Ausbildung.
Sorry. Ich bin eigentlich aus Österreich (habe bisher auch hier gearbeitet) und die "Matura" ersetzt hier eine Ausbildung, je nach Wahl der Schule.

Die Matura, die ich habe, ist gleichwertig mit einer Lehre als Bürokauffrau (Schwerpunkt: Gastronomie und Tourismus) oder Buchhalterin (wobei ich darin keine praktische Erfahrung habe, aber einige meiner ehemaligen Schulkolleginnen sind heute Buchhalterinnen).

Warum ist das so wichtig?
Rhodus
Bewerbungshelfer
Beiträge: 4165
Registriert: 01.07.2011, 16:10

Beitrag von Rhodus »

Hallo Sasha,

dann solltest Du das auch so präsentieren, dass Du über eine entsprechende Ausbildung verfügst.

Denn ich gehe davon aus, dass es auch in Österreich Quereinsteiger gibt, die im üro arbeiten möchten, über eine entsprechende "Ausbildung" zu verfügen. Du hast im Vergleich zu denen aber eben diesen Pluspunkt, den du entsprechend hervorheben solltest.

Viele Grüße aus Duisburg
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