Bewerbung um einen Ausbildungsplatz für Hauptschüler

[wichtel]

Hallo,

ich schreibe hier quasi für meinen (kleinen) Bruder, der nicht wirklich der motivierteste ist, was die Ausbildungssuche bzw das Bewerbung schreiben anbelangt.

In der Schule ist er nicht der Hit, er hat gerade das Zwischenzeugnis der Abschlussklasse mit nem 4.2er Schnitt nach Hause gebracht. Er könnte ja, aber das ist ein anderes Thema. Er hat schon mehrere Praktikas erfolgreich absolviert (als Schreiner, Kindergarten und Supermarkt glaube ich auch), daher ist er praktisch echt gut. Nur mit den Noten haperts halt.

Den QA wird er wohl nicht schaffen, wenn er sich nicht auf den Hosenboden setzt, daher ist die Auswahl an Ausbildungsplätzen natürlich sehr gering. Jetzt aber die Frage. Wie verpacke ich diese ganzen unschönen Fakten über ihn und stelle ihn positiv in den Vordergrund?!

Meine eigenen Bewerbungen sahen immer gleich aus, aber das ist auch schon viele Jahre her - ich habe keine Ahnung was man also "heutzutage" in eine Bewerbung schreibt, was sich geändert hat etc.

Ausbildungsbeginn wäre dieses (!) Jahr, ich weiss, er ist wahnsinnig spät dran aber besser jetzt als gar nicht. Und bevor er Hartzilein wird, helf ich ihm mal lieber...

Ich habe hier nur alte Bewerbungen von mir abgeheftet die für einen Arbeitsplatz sind. Daher fällt das schon flach.

Habt ihr irgendwelche Ideen was man so unbedingt schreiben sollte und was eher nicht? Ich dachte an Passagen wie:

"Meine Schulnoten mögen nicht die Besten sein, dafür bin ich im praktischen Leben zielorientiert, flexibel, zuverlässig, pünktlich blahblah"

Aber das kommt sicher auch nicht wirklich gut an, oder?



Ihr seht, ich habe absolut keine Ahnung wie ich helfen kann, was man schreiben kann und wäre euch wirklich sehr, sehr dankbar wenn ihr mir ein wenig Hilfe geben könntet.

Vielen Dank im Voraus!
wichtel[/quote]

[Knightley]

Früher oder später finden die meisten in die richtige Spur, aber manchmal kann das dauern. Hier im Forum sind auch öfers Leute um die 25, die in diesem Alter einsehen, in Jugendzeiten viel Zeit verschenkt und noch nicht so richtig den Durchblick gehabt zu haben. Von daher sind größere Geschwister nicht das schlechteste, auch wenn man als Geschwisterchen mit "Arschtritten" nicht so sehr auf viel Gegenliebe trifft.

"Meine Schulnoten mögen nicht die Besten sein, dafür bin ich im praktischen Leben zielorientiert, flexibel, zuverlässig, pünktlich blahblah"

Schule bildet ja auch einen großen Teil des Lebens ab, so dass von den Leistungen in der Schule durchaus Rückschlüsse auf das Verhalten geschlossen werden können. Aber das Problem mit den schlechten Noten hatten schon einige. Über die Google-Forumssuche findest du ein paar Formulierungen, wenn du "Schlechte Noten" oder "Trotz schlechter Noten" oder ähnliche Kombinationen eingibst.

Darüber hinaus lassen sich im Anschreiben natürlich die Praktika gut thematisieren. Dabei ist es noch nicht so wichtig, ob diese auch zum gewünschten Ausbildungsberuf passen, sondern dass man ins Berufsleben hineingeschnuppert hat.

[Dural]

Würde man nach der Hauptschule überhaupt Hartz IV bekommen? Afaik ist man bis 18 Jahre schulpflichtig und bis zum Abschluss der ersten Ausbildung können die Eltern zum Unterhalt herangezogen werden. Die Gesetze sind vor ein paar Jahren außerdem für junge Arbeitslose verschärft worden. Die müssen bis 25 Jahre? bei den Eltern wohnen und bekommen kein Geld mehr für eine eigene Wohnung beim Amt.

Aber jetzt zum eigentlichen Thema:

Das größte Problem ist, dass man in jeder Ausbildung die Beufsschule schaffen muss. Deswegen würde ich mich nur auf solche Ausbildungen bewerben, bei denen die schulischen Anforderungen in der Ausbildung sehr gering sind. Da würde ich den Berufsberater fragen, welche Ausbildungen da in Frage kommen.

Ich würde im Anschreiben nicht auf die Noten eingehen, sondern nur schreiben, dass mir die Schule nicht liegt, praktische Arbeit aber umso mehr. Ich würde die Praktika aufzählen und einige Punkte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Sozialverhalten, Fleiß mit Beispielen belegen. Ich würde es den Bruder aber auf jeden Fall selbst formulieren lasen, denn solche Ausdrücke wie "zielorientiert" verwendet doch kein Hauptschüler. Wenn erkennbar wird, dass jemand anderes die Bewerbung formuliert hat, wird der ganze Inhalt komplett unglaubwürdig. Und das wäre schade.

[FRAGEN]

Ich würde es den Bruder aber auf jeden Fall selbst formulieren lasen, denn solche Ausdrücke wie "zielorientiert" verwendet doch kein Hauptschüler. Wenn erkennbar wird, dass jemand anderes die Bewerbung formuliert hat, wird der ganze Inhalt komplett unglaubwürdig. Und das wäre schade.

Sehe ich genauso! M. E. kannst Du Deinem Bruder nicht anders helfen, als durch den ein oder anderen beherzten Tritt in den Allerwertesten! Die wichtigste Frage (LANGE vor Bewerbungsformulierungen): Was will er denn werden? Die Praktika, die Du nennst, klingen in der Zusammenstellung (Schreiner, Kindergarten und Supermarkt)vollkommen zufällig... schon allein deshalb wäre die "Zielorientierung" auch unabhängig von der Wortwahl ein Witz...

Du kannst ihm in Diskussionen als Sparringspartner dienen - vor allem, wenn es um die Standortbestimmung geht: Wo liegen seine Interessen? Worin ist er am Besten? Die Zeitknappheit sollte jetzt nicht zu Schnellschüssen verleiten. Wie sagt der Japaner?

Wenn Du es eilig hast: Geh langsam!
Wenn Du es noch eiliger hast: Mach einen Umweg!

Klingt bescheuert - aber stimmt fast immer...

[insider]

Ich denke, dass in diesem Fall ein anderer Weg evt. besser wäre. Der "kleine" Bruder sollte sich (angemessen gekleidet) auf den Weg machen und persönlich in den Firmen die ihn interessieren vorsprechen. So hinterlässt er, wenn er wirklich ein freundlicher, zielstrebiger, ... junger Mann ist einen ersten, guten Eindruck. Das dicke Ende, also das schlechte Zeugnis steht so nicht im Vordergrund... "FÜR DEN ERSTEN EINDRUCK GIBT ES KEINE ZWEITE CHANCE"

Erst wenn sich jemand für ihn Interessiert, wird dann die Bewerbungsmappe abgegeben und das Zeugnis fällt auf......Wobei man dann schon im persönlichen Gespräch darauf vorbereiten kann....

Diese Möglichkeit ist zwar sehr aufwendig, birgt aber gute Chancen. Gerade Leute mit schlechten Noten können so "die Tür öffnen"

Was haltet Ihr von dieser Idee???

LG Hendrik

PS: Wenn dann das Anschreiben auch noch originell und eiwandfrei ist, steigen die Chancen nocheinmal.....

[wichtel]

das klingt alles super, erst mal danke für eure tipps.

ja, was interessiert ihn? gammeln, rauchen & saufen. dazu noch ein paar lügen, unseriöse tauschgeschäfte (ich tausche mein 100.- Skateboard gegen 10,- Schuhe und so Scherzchen ) und ausschlafen. ich weiss nicht ob's an der pubertät liegt oder einfach an seinem Wesen. Fakt ist, dass ich nicht will das meine Mutter ihm in den Allerwertesten kriecht und sein verkorkstes Leben bezahlt aber ich kenne ja die 25-jahre-regelung, von dem her wird er ihr so lange wie möglich auf der tasche liegen.

praktisch hingegen, in den praktikas, ist er super erfolgreich. er ist zuverlässig, pünktlich und hängt sich voll rein. auch wenn er danach wie ein baby ins bett fällt weil ers nich gewohnt ist mal den arsch hochzukriegen. das problem ist - auch noch - dass wir auf nem dorf wohnen, also dort die jobmöglichkeiten mehr als gering sind. ohne auto kommste nicht weit, aber er hat ja 'n mofa also wäre das nicht unmöglich.

aber das mit dem persönlichen vorstellen klingt wirklich gut, daran hab ich depp gar nicht gedacht. ich werde mal sehen was sich hinbiegen lässt und ihm ordentlich in den hintern treten, dass er sich endlich aufrafft. mit seinen noten hat er ohnehin nicht viel auswahl und darf nicht wählerisch sein. selbst schuld.

aber danke nochmal!