Hallo liebes Forum,
ein Bekannter hat mich gebeten eine Bewerbung für ihn zu schreiben. Ich bin jetzt nicht die Bewerbungs-Expertin, aber ich habe mich mal an einer versucht
Das erste, was ich hier im Forum gelesen habe ist, dass "mit großem Interesse" nicht mehr geschrieben werden soll und als altmodisch gewertet wird. Er bewirbt sich aber um eine Stelle als gewerblicher Mitarbeiter, ich wüsste jetzt nicht, welche besonderen Qualifikationen ich als Einleitungssatz reinschreiben könnte.
Er ist gelernter Maurer und bewirbt sich bei der Firma OBO (-Ohne Bohren), die ja für ihre Schrauben bekannt ist. Er schreibt eine Initiativbewerbung, da ist das mit dem EInleitungssatz ohnehin schwierig. Er würde gerne im Lager, aber auch in anderen Stellen eingesetzt werden.
Ich schicke Euch mal den Anfang und es wäre sehr lieb, wenn ihr mir Eure Verbesserungsvorschläge nennen würdet.
"Sehr geehrte Frau ...,
mit Interesse habe ich durch persönliche Nachfrage erfahren, dass Sie weitere Mitarbeiter in diversen Bereichen suchen und daher bewerbe ich mich initiativ um eine Stelle.
Ich bin momentan akribisch auf der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle und bin so durch Gespräche in meinem Bekanntenkreis auf sehr positive Resonanz bezüglich Ihres Unternehmens gestoßen. Beschäftigte Ihres Unternehmens berichten von hervorragenden Arbeitsverhältnissen und einem optimalen Arbeitsklima, sodass ich mich entschlossen habe mich um eine Arbeitsstelle bei Ihnen zu bewerben."
Danke!
Liebe Grüße,
Irma
Bewerbung als gewerblicher Mitarbeiter
Re: Bewerbung als gewerblicher Mitarbeiter
Echt? Steht das so hier irgendwo? M. E. geht es hier nicht um "Modernität", sondern darum, in der Kürze der Bewerbung und der Grösse der Konkurrenz a) möglichst schnell zum Punkt zu kommen und dabei b) möglichst gut erinnerbar zu sein. Es geht einfach darum, keine kostbaren Wörter für Dinge zu verbrauchen, die ohnehin klar sind und für jeden der Bewerber gelten. Stattdessen sollte man versuchen, sich auf die Dinge zu konzentrieren, mit denen man sich von den anderen Bewerbern ABHEBEN könnte. Ob man im ersten Satz von "grossem Interesse" oder (wie Du) lediglich von "Interesse" redet macht diesbezüglich nicht den geringsten Unterschied.irmi28 hat geschrieben:Das erste, was ich hier im Forum gelesen habe ist, dass "mit großem Interesse" nicht mehr geschrieben werden soll und als altmodisch gewertet wird.
Das wäre doch schonmal was. Längst nicht jeder "gewerbliche Mitarbeiter" hat eine reguläre Ausbildung abgeschlossen. Wenn er dann jahrelang in diesem Job gearbeitet haben sollte, wäre das noch besser.irmi28 hat geschrieben:Er bewirbt sich aber um eine Stelle als gewerblicher Mitarbeiter, ich wüsste jetzt nicht, welche besonderen Qualifikationen ich als Einleitungssatz reinschreiben könnte. Er ist gelernter Maurer
Dass Du Dich inhaltlich auch mit den Besondernheiten der Zielfirma auseinander setzt, ist ausgesprochen gut. Das ist etwas, was auch viele "höher" qualifizierte Bewerber vollkommen ausser Acht lassen. Am Besten ist es immer, wenn sich zwischen den positiven Besonderheiten des Bewerbers und denen seiner Zielfirma eine direkte Verbindungslinie ziehen lässt. Also mal rein zur Verdeutlichung in Deinem speziellen Fall: Wenn er im ersten Satz schriebe "Als gelernter Maurer hatte ich es ohnehin noch nie so mit dem Schrauben..."... hätte er die Tatsache seiner Ausbildung auf eine Art mit der Firmenidentität verbunden, die sich vermutlich jeder spontan merken könnte.irmi28 hat geschrieben:und bewirbt sich bei der Firma OBO (-Ohne Bohren), die ja für ihre Schrauben bekannt ist.
Jetzt wäre es gut, sich einmal genauer mit der Firma, ihren Erzeugnissen und Produktionsprozessen zu beschäftigen. Habe ich es richtig verstanden, dass Ihr da Leute kennt? Dann solltet Ihr die einmal fragen... nachdem Ihr von der Homepage oder sonstigen Quellen schon einmal eine Grundlage hättet. Es ginge darum, möglichst viel über die Tätigkeiten zu wissen, die dort für ihn infrage kämen. Dann kann er seine Selbstvorstellung nämlich im nächsten Schritt zielgerichtet auf diese möglichen Tätigkeiten hin optimieren. Heisst: Er kann genau die Eigenschaften und Erfahrungen aus seinem bisherigen Berufsleben nennen, die man für ebendiese Tätigkeiten braucht.irmi28 hat geschrieben:Er würde gerne im Lager, aber auch in anderen Stellen eingesetzt werden.
Da musst Du ihn jetzt einmal richtig löchern... wobei ich davon ausgehe, dass er sich anfangs sträuben wird ("ist doch nichts Besonderes" oder "ist doch ohnehin alles klar"). Da musst Du als gute Freundin zu seinem eigenen Besten hart bleiben. Einfach anfangen - ohne Angst vor Banalität und/oder Angeberei. Auswählen kann man immer noch... aber ohne im ersten Schritt überhaupt eine Auswahl zu haben, wird das schwierig...
Ich denke Du weisst jetzt schon, dass man die ersten Sätze nur dadurch "verbessern" lassen, dass man sie komplett vergisst. Obwohl man Deine Bemühungen bzgl. der Formulierungen spürt, ist inhaltlich einfach keiner dabei, der einem Firmeninhaber in irgendeiner Weise Appetit auf den tatsächlichen Arbeitsbeitrag Deines Freundes machen könnte...irmi28 hat geschrieben:Ich schicke Euch mal den Anfang und es wäre sehr lieb, wenn ihr mir Eure Verbesserungsvorschläge nennen würdet.
Zweiter Punkt: Es ist für den/die Helfende(n) niemals gut, quasi über den Kopf des tatsächlichen Bewerbers hinweg zu schreiben. Wenn sich ein Maurer bewirbt, muss das auch wie ein Maurer klingen. Natürlich nicht wie ein schlechtgelaunter Maurer nach dem 10. Bier... sondern wie einer, der einem wichtigen Menschen einen wichtigen Sachverhalt ruhig und vernünftig erklärt. Aber halt nicht wie die alte Deutschlehrerin ebendieses Maurers! Sobald man sieht, dass die Bewerbung von jemand anders kommt, ist die ganze Mühe wertlos. Dann ist das wie der Sprinter, dem das Doping nachgewiesen wird. Aus der Wertung, aus dem Rennen...
So gesehen wäre es sogar das Allerbeste, wenn er seine Bewerbung selber schriebe... und Du Dich mehr oder minder auf eine Art "Coaching"-Funktion beschränkst. Wenn Ihr dabei bleiben solltet, dass Du sie verfasst, müsstest Du gucken, dass Du dabei auf jeden Fall weitere Handwerker-Details und "O-Ton"-Passagen von ihm bekommst. Du allein wirst das richtige Gewerbeflair (was IHM unbewussterweise perfekt im Blut liegt) niemals authentisch hinbekommen. Ich übrigens auch nicht...