Berufsschule - Mal ehrlich...

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User81
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Berufsschule - Mal ehrlich...

Beitrag von User81 »

Ich hatte ja schon einige Jahre Studium auf dem Buckel bis ich mich nochmal zum Wechseln entschied.

Anscheinend bestätigen sich innerhalb kürzester Zeit sämtliche Vorurteile gegen Berufsschullehrer die ich nie so richtig glauben wollte... Faul und Inkompetent...

Da ich Pädagogik und Englisch studiert habe, beende ich fast jede Stunde mit einem dicken Kopfschütteln. Das Niveau der kaufm. Berufsschulausbildung ist einfach nur langsam und man bekommt fast nur Inhalte Vorgesetzt die man in der Regel sowieso schon kennt, oder man lernt sie eben recht schnell. Warum dann fast drei Wochen lang ein und dasselbe Theme besprochen werden muss, und sich die Stunde fast gleichen ist mir ein Rätsel.

Besoner in Englisch muss ich aufpassen. Der Lehrer gerät bei Nachfragen (die ich mir zum Glück noch verkneifen konnte) schonmal ins schwimmen, und man merkt, dass er auf die Frage nicht vorbereitet war (wie denn auch, wenn man streng nach Buch geht und eine Aufgabe nach der anderen machen lässt).
Zudem habe viele meiner Uni-Dozenten bei vielen grammatikalischen Sachverhalten zugegeben, dass es nicht immer DIE Lösung gibg (past progressive, will bzw. going to future). Der Berufsschullehrer sieht das etwas anders und beharrt (noch) auf seiner Meinung. Von meinem Studiumshintergrund weiß er zumindest von meiner Seite aus nicht.

Meine Ausbildung ist schon verkürzt, aber in der Schule gefordert werden ist was anderes. Teilweise denke ich mir bei den einfachen Fragen schon sowas wie "Die Antwort ist so eindeutig und einfach, dass das jetzt jawohl nicht wirklich die gesuchte Antwort sein kann". Während ich dann kurz grübel wo der Haken ist meldet sich irgendein 19-jähriges Blondchen (ist aber so ne ganz nette) und sagt das was mir zuerst in den Sinn kam...

Hat jemand ne Idee wie man der Situation am besten umgehen kann? Besonders Englisch finde ich so langweilig, dass ich zu den ewigen Grammatikaufgaben (in der Stunde, schriftlich) nicht wirklich motiviert bin und den Kram am liebsten schnell mündlich runterrattern würde... Dazu noch erzwungen Konversation a la "erzähl doch mal zwei Minuten lang was du letztes Wochenende gemacht hast".
Würde der mir business-english beibringen wäre es ok, aber dieser Kinderkram nervt (ok, ich bekomme die Grammatik so auch nicht erklärt, aber aber weder mit meinem gesprochenen noch mit dem schriftlichen Englisch Probleme; ähnlich wie im deutschen Sprachgebrauch. Frag mal einen Germanistikstudenten im fortgeschrittenen Semester nach grammatikalischen Sachverhalten. Er wirds nicht wissen, spricht und schreibt aber wahrscheinlich sauber Deutsch).
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Was soll man dazu sagen? Das Problem nennt sich "Überqualifikation"... und die Stimmung, in die Du gerade hinein gerätst, ist der wichtigste Grund, warum man bei der Vergabe von Lehrstellen an ehemalige Studenten in aller Regel so zögerlich ist. Das passiert ja alles nicht zum ersten Mal auf der Welt... und die, die dort am Limit ihrer Möglichkeiten agieren, können nichts dafür.

M. E. wäre es das Geschickteste, die Herausforderung für Dich selbst umzudefinieren: Nicht als die inhaltliche Lösung der Lehrinhalte (die für Dich evident ist)... sondern eine positive und konstruktive Atmosphäre mit allen Beteiligten zu schaffen. Ich meine... exakt die Menschen, mit denen Du jetzt schwer auszukommen glaubst, werden ja auf Jahre Deine Kollegen und (noch schwieriger) Vorgesetzten sein... und ein respektvolles Verhältnis zu denen wird für Dich schon mittelfristig eine berufliche Überlebensfrage darstellen...
User81
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Beitrag von User81 »

Vielleicht ist das ja falsch rübergekommen, aber mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern komme ich super aus. Nur die unterirdisch schlechten Lehrer (bis auf eine Ausnahme) treiben mich in die Verzweiflung.


Ich hab auch schonmal gegoogelt ob ich mir Inhalte des Studiums u.U. in der Berufsschule anrechnen lassen kann, aber leider hab ich die Thematik immer nur anders herum gefunden. Mit meinem Klassenlehrer möchte ich eigentlich nicht darüber sprechen ohne mich vorher genauestens informiert zu haben, denn das könnte auch nach hinten losgehen und ich somit ziemlich arrogant wirken...
Lucky Luke
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Beitrag von Lucky Luke »

Na ja, User81, was soll man dazu anderes schreiben als das, was FRAGEN schrieb? Die Berufsschule ist schon für Abiturienten nicht sehr anspruchsvoll und ich habe auch einen Mitschüler in meiner Berufsschulklasse, der vorher genau unser Hauptfach studiert hatte und nur aus Geldmangel sein Studium abbrechen musste. Dazu ist Englisch noch seine Muttersprache und unser Englischlehrer, kurz vor der Pensionierung, kaut seit Schuljahresbeginn auf einem Thema herum. Mein Mitschüler nimmt's gelassen, denn er hat nur ein Ziel vor Augen: in jedem Fach eine Eins zu bekommen.

Ja, in manchen Bundesländern kann man sich vom Berufsschulunterricht befreien lassen. Da musst du halt einmal Freund Google bemühen, wenn das dein Ziel ist. Nur stattdessen müsstest du dann ja in den Betrieb und dich mit deinem Mit-Azubi herumärgern.

Warum sprichst du nicht einmal mit deinem Klassenlehrer und sagst, dass der Unterricht dich aufgrund deiner Vorbildung unterfordert. Und ob du dich nicht ab und an während des Unterrichts um schwächere Mitschüler kümmern dürftest?
bettyb
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Beitrag von bettyb »

Ehrlich gesagt finde ich deine Denke nicht besonders intelligent. Was erwartest du dir denn von deinem Beitrag? Oder musst du dich einfach mal aussprechen? Oder erwartest du Anerkennung für deinen "überragenden" Intellekt?
Ich hatte ja schon einige Jahre Studium auf dem Buckel bis ich mich nochmal zum Wechseln entschied.
Für mich heisst das, dass das Studium für dich zu anspruchsvoll war.

Als ich damals mein Fachhochschulreife nachgeholt habe, war ich auch weiter als die Lehrer, da ich früher schonmal das Gymnasium nicht erfolgreich besucht habe. Ich habe mich nicht darüber aufgeregt sondern mich über die Einser gefreut.
User81
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Beitrag von User81 »

Wir haben in der Klasse einige ehemalige Studenten und viele Abiturienten, und alle sind der gleichen Meinung, dass das Niveau nicht sonder loch ist. Der Notenschnitt der gesamten Klasse ist meiner Meinung nach auch überdurchschnittlich gut.

Schule und Abi waren damals genau wiedas Studium auf einem Niveau, dass einen in der Regel permanent gefordert hat. Berufsschule hingegen ist meiner Meinung nach in keinster Weise auch nur annähernd fordernd, sondern wenn überhaupt nur stupides reinpauken von Wissen.

Wäre mein Intellekt so überragend, bzw. hätte es die Bachelorreform nie gegeben, wäre ich noch an der Uni. So schlau kann ich also nicht sein, zumal ich an der Uni auch nur zum Durchschnit gehört habe.

Die Einser sind toll, nur stört es mich einfach, dass man fast nie gefordert wird. Ich freue mich schon fast auf Zwischen- und Abschlussprüfung weil ich dann zwar auch Massenweise Wissen in mich reinsaugen muss, aber das ist dann wenigstens mal mit etwas Aufwand versehen.
Coralina
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Registriert: 30.07.2010, 13:15

Beitrag von Coralina »

Dass viele Berufsschullehrer von ihrem Fach nicht ausreichend Ahnung haben, stimmt oft leider schon :P
Bei mir hatten die kaufmännischen Lehrerinnen oft EDV-mäßig wenig Ahnung und waren von Buchführung teilweise selber so verwirrt, dass sie es auch den Leuten, die es eigentlich konnten, nicht mehr gescheit erklären konnten
:lol:

Allerdings kann ich ganz ehrlich Leute, die sich permanent unterfordert fühlen, nicht ganz verstehen. Ich konnte in der Berufsschule auch wesentlich besser Englisch, als die anderen in meiner Klasse (hab in Englisch Abi geschrieben), aber ich war einfach froh, dass es für mich so kinderleicht war. Andere müssen sich total abzappeln und rumquälen, ich würde mich einfach freuen, dass ich das nicht muss - und im Idealfall den anderen helfen :wink:

Die Berufsschule ist ja nur ein kleiner Teil vom Beruf, da muss man halt durch. Also ich hätte mich gefreut, wenn ich da locker die Einser aus dem Ärmel geschüttelt hätte und nicht so einen Kampf mit Buchführung hätte ausfechten müssen :wink:
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