Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Auch im Berufsleben steht man immer wieder vor Herausforderungen und Problemen. Die könnt ihr hier diskutieren.
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BobbyBrown
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Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von BobbyBrown »

Hallo. Meine Freundin (22) hat eine Ausbildung als Zahnmedizinische Fachangestellte 2019 abgeschlossen und hat anschließend angefangen sowohl als ZFA als auch als Zahnmedizinische Verwaltungsangestellte in der selben Praxis zu arbeiten. In ihrem Arbeitszeugnis wurde jedoch letztere Berufsbezeichnung aufgeführt. Da wurde sie jedoch aufgrund der Corona Krise nach einem Jahr gekündigt und hat dann als Verkäuferin 1 Jahr übergangsweise in einer Bäckerei gearbeitet. Jetzt ist sie wieder als ZFA seit einem Jahr tätig und möchte jedoch komplett die Branche wechseln. Am liebsten würde sie eine Bürotätigkeit z.B als Kundenbetreuerin oder -beraterin annehmen, weil sie es liebt Menschen zu beraten und ihnen weiterzuhelfen. Sie ist sehr kommunikativ, empathisch und hat Erfahrung mit Kunden/Patienten und ihren Bedürfnissen. Sie scheint jedoch mit dieser Berufsausbildung in ihrem Job gefangen zu sein, da bei Bürotätigkeiten fast immer eine Kaufmännische Ausbildung gefordert wird. Obwohl sie in ihrer Ausbildung einen kaufmännisch Teil hatte, danach sogar zwei kaufmännische Berufe ausgeübt hat, kommen immer nur Absagen bei Bewerbungen an solche Stellen. Was ich auch überhaupt nicht verstehe ist, warum für eine Bürotätigkeit zwingend eine kaufmännische Ausbildung vorausgesetzt wird. Sowas kann man schließlich auch erlernen. Und ganz so unerfahren ist sie in dem Bereich nun auch nicht. Was kann man da machen? Wie kann sie raus aus dieser Branche ohne eine erneute Ausbildung anfangen zu müssen bzw. was kann man sonst noch mit der ZFA Ausbildung anfangen ohne als solche tätig sein zu müssen?
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TheGuide
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Re: Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von TheGuide »

Wie viele Bewerbungen hat sie denn verfasst und wie viele Absagen hat sie bisher bekommen? Denn zunächst einmal bedeutet eine Absage ja nicht, dass das Gegenüber einen für ungeeignet hält, sondern, dass es besser passende Bewerber gibt. Aus Sicht des Personalers ist eine Absage eigentlich nie persönlich gemeint, auch wenn sie den Bewerber natürlich immer persönlich trifft.

Kannst du mal eine anonymisierte Bewerbung hier einstellen, damit man mal sehen kann, ob an der Bewerbung selbst etwas im Argen liegt? Weil wir hier im Forum können am Ende nur die Formalia bewerten.
BobbyBrown
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Re: Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von BobbyBrown »

Hallo. Danke für die Antwort. Bisher haben wir um die 20-25 Bewerbungen abgeschickt. Davon nur eine Einladung, zwei telefonische Rückmeldungen (beide Funkstille trotz der Versprechung dass sie am nächsten Tag anrufen; jetzt sind es schon 3 Tage her) und der Rest entweder Absagen oder wir warten noch auf Rückmeldung. Bei der einen Einladung wollte sie dann doch nicht, weil es sich herausgestellt hat, dass sie von Tür zu Tür laufen und Versicherungen andrehen muss.

Die Bewerbung wollte ich tatsächlich hier reinschicken um mal zu erfahren, ob die vielleicht veraltet wirkt. Ich habe zuletzt vor 15 Jahren gelernt wie man Bewerbungen schreibt.
Sehr geehrte Frau xxx,

durch Ihre Anzeige auf Ihrer Webseite bin ich auf Ihr Stellenangebot zur Kundenbetreuerin aufmerksam geworden. Ihre spannende Aufgabenstellung und meine Motivation einer neuen Herausforderung entgegenzutreten waren meine Intentionen für diese Bewerbung.
Im Jahre 2019 habe ich meine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten mit kaufmännischem Anteil absolviert und war anschließend als Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin tätig. Zurzeit bin ich als Zahnmedizinische Fachangestellte in einer Zahnarztpraxis in xxx, tätig.

Zu meinen Aufgaben gehören neben zahnmedizinischen Tätigkeiten auch kundenorientierte Aufgaben, wie dem Empfang der Patienten, die Erfüllung von Patientenbedürfnissen und die Beratung und Information der Patienten sowohl persönlich als auch telefonisch. Während meiner Tätigkeit als Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin gehörten zu meinen Aufgaben die Patientenbetreuung, das Rechnungs- und Mahnwesen und die Erstellung von Kosten- und Heilplänen. (Der Part wird je nach Anforderung minimal angepasst)

Zu meinen Fähigkeiten gehören Belastbarkeit, kunden- und serviceorientiertes Handeln, Teamfähigkeit und IT-Affinität. (der Part wird ebenfalls angepasst). Durch die Arbeit mit Menschen in meinem Berufsleben, konnte ich mir auch zwischenmenschliche Fähigkeiten wie die Konfliktlösungs- und Kommunikationsfähigkeit erwerben. Des Weiteren bereitet mir die Arbeit mit Menschen sehr viel Freude. Wie Sie anhand meiner Zertifikate entnehmen können, bin ich auch an Weiterbildungen und Seminaren sehr interessiert, um meine bisher erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und um mir neue Kenntnisse anzueignen. Weiterhin würde ich gerne mein stets freundliches Erscheinungsbild in Ihrem Unternehmen wiedergeben wollen.

Sehr gerne stehe ich Ihnen für ein weiterführendes Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Ich frage mich auch, ob ich die Verkäufer Tätigkeit in die Bewerbung mitpacken sollte oder ob es reicht, wenn sie dies aus dem Lebenslauf entnehmen. In manchen Bewerbungen hatte ich dies mit reingepackt, jedoch nicht in allen. Da habe ich dann nach dem Part mit der Tätigkeit als ZVA diesen Satz mit angehangen:
Während meiner Tätigkeit als Verkäuferin bei der xxx GmbH konnte ich meine zuvor erworbenen kundenorientierten und kaufmännischen Fähigkeiten weiter ausbauen und optimieren.
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TheGuide
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Re: Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von TheGuide »

BobbyBrown hat geschrieben: 19.10.2022, 10:35 durch Ihre Anzeige auf Ihrer Webseite bin ich auf Ihr Stellenangebot zur Kundenbetreuerin aufmerksam geworden.
Fundort in den Betreff, das reicht. Der erste Satz sollte - mit maximal zwei Kommata - alleine für sich stehen können. Also in diesem einen ersten Satz sollte die Quintessenz der Bewerbung stehen.
Ihre spannende Aufgabenstellung und meine Motivation einer neuen Herausforderung entgegenzutreten waren meine Intentionen für diese Bewerbung.
Dieser Satz ist relativ nichtssagend. Zudem steht hier nichts, was irgendwie individuell auf deine Freundin UND die Arbeitsstelle zugeschnitten wäre.

Im Jahre 2019 habe ich meine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten mit kaufmännischem Anteil absolviert und war anschließend als Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin tätig. Zurzeit bin ich als Zahnmedizinische Fachangestellte in einer Zahnarztpraxis in xxx, tätig.
Lebenslaufnacherzählung.
Wiederholungen.
Zu meinen Aufgaben gehören neben zahnmedizinischen Tätigkeiten auch kundenorientierte Aufgaben, wie dem Empfang der Patienten, die Erfüllung von Patientenbedürfnissen und die Beratung und Information der Patienten sowohl persönlich als auch telefonisch. Während meiner Tätigkeit als Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin gehörten zu meinen Aufgaben die Patientenbetreuung, das Rechnungs- und Mahnwesen und die Erstellung von Kosten- und Heilplänen.
(Der Part wird je nach Anforderung minimal angepasst)
Das ist ein Problem. Jede Bewerbung sollte individuell geschrieben, nicht bloß angepasst sein. So kommen dann solche Sätze ohne Individualität zustande. Nur, wenn ihr jede Bewerbung individuell schreibt (und nicht bloß anpasst) könnt ihr wirklich adäquat auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber eingehen.
Zu meinen Fähigkeiten gehören Belastbarkeit, kunden- und serviceorientiertes Handeln, Teamfähigkeit und IT-Affinität.
Das sind - bis auf Teamfähigkeit - alles keine Fähigkeiten, sondern Stärken.
Durch die Arbeit mit Menschen in meinem Berufsleben, konnte ich mir auch zwischenmenschliche Fähigkeiten wie die Konfliktlösungs- und Kommunikationsfähigkeit erwerben. Des Weiteren bereitet mir die Arbeit mit Menschen sehr viel Freude.
Bitte nicht durch und bitte keine Modalverben. Beides weicht die Aussagen auf. Das Komma vor konnte ist falsch.
Wie Sie anhand meiner Zertifikate entnehmen können, bin ich auch an Weiterbildungen und Seminaren sehr interessiert, um meine bisher erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern und um mir neue Kenntnisse anzueignen.
Weiterhin würde ich gerne mein stets freundliches Erscheinungsbild in Ihrem Unternehmen wiedergeben wollen.
???

In das Anschreiben gehören vor allem Argumente für die Einstellung. Es ist die Bewerbung einer Zahnarzthelferin und nicht die einer Bürokraft. Das muss sich ändern. Und die ganzen Wiederholungen sind abzuschalten.
BobbyBrown
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Re: Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von BobbyBrown »

Hallo. Danke für die ausführliche Bewertung. Ich habe mir schon gedacht, dass diese Bewerbung größtenteils veraltet ist. Zu meiner Zeit hat man Bewerbungen so geschrieben (bzw. wurde uns so beigebracht).

Sollte man im Part wo die Aufgaben kommen, auch das reinschreiben was in der Stellenausschreibung gefordert wird? Ich kann ja schlecht etwas dazu dichten wenn im Arbeitszeugnis was ganz anderes drinsteht. Deswegen dachte ich mir, dass da nicht viel Spielraum für Veränderungen bzw. Anpassungen ist.

Wenn ich den ersten Satz weglasse und der zweite Satz nichtssagend ist, wie sollte ich dann die Bewerbung beginnen? Direkt mit dem Werdegang und den Aufgaben?

Wie sollte man argumentieren, dass man für die Ausschreibung geeignet ist? Mit Fähigkeiten/Stärken?
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TheGuide
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Re: Als ZFA gefangen in dem Beruf?

Beitrag von TheGuide »

BobbyBrown hat geschrieben: 19.10.2022, 22:23 Sollte man im Part wo die Aufgaben kommen, auch das reinschreiben was in der Stellenausschreibung gefordert wird? Ich kann ja schlecht etwas dazu dichten wenn im Arbeitszeugnis was ganz anderes drinsteht. Deswegen dachte ich mir, dass da nicht viel Spielraum für Veränderungen bzw. Anpassungen ist.
In der Jobbeschreibung gibt es gewisse Anforderungen. Das Anschreiben dient dazu, dem Adressaten zu zeigen, dass man die Anforderungen erfüllt: welche stellenspezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten habe ich? Wann/wo/wie erworben?
Alles andere interessiert den Adressaten nicht. Natürlich nichts dazudichten. Aber es bringt nichts, wenn man sich auf eine Stelle als Bürokraft bewirbt, mit zahnmedizinischen Kenntnissen zu punkten. Im Anschreiben sollte das Wort zahnmedizinisch max. einmal vorkommen, nämlich als Beleg für den Erwerb der Verwaltungskompetenzen.
Wenn ich den ersten Satz weglasse und der zweite Satz nichtssagend ist, wie sollte ich dann die Bewerbung beginnen? Direkt mit dem Werdegang und den Aufgaben?
Der Werdegang - also die Lebenslaufnacherzählung - hat im Anschreiben gar nichts zu suchen. Der Lebenslauf liegt doch in tabellarischer Form (hoffentlich) bei. Er muss nicht noch einmal in ausformulierter Form dargereicht werden (Ausbahme: es wird offiziell verlangt, was manchmal - und dann immer in handschriftlicher Form! :shock: - beim höheren Dienst in Bundesbehörden noch der Fall ist, aber meist einfach als Aussiebekriterium benutzt wird. Das ist dann aber ein eigenes Schriftstück neben tabellarischem Lebenslauf und Abschreiben).
Der erste Satz sollte so gestaltet sein, dass er alleine als Ultrakurzbewerbung dienen könnte. Er sollte die plausible Motivation umfassen, warum diese Stelle (keine Schleimerei bitte!) und das beste Argument (aus dem Bereich Kenntnisse/Fertigkeiten) für die Einstellung.
Wie sollte man argumentieren, dass man für die Ausschreibung geeignet ist? Mit Fähigkeiten/Stärken?
Genau. Wobei die Fähigkeiten (Fertigkeiten/Kenntnisse) wichtiger sind als die Stärken (positive, bei der Arbeit einsetzbare Charaktereigenschaften). Letztere sind aber immer noch so wichtig, dass sie nicht unter den Tisch fallen sollten.
Man kann so eine Bewerbung hierarchisch aufbauen (je wichtiger, desto weiter vorne): Motivation, Fertigkeiten, Stärken, wobei man die Bereiche aber nicht strikt voneinander abgrenzt, wie ich schon schrieb: in den ersten Satz gehört neben der Motivation (warum will ich diese Stelle?) auch schon das beste Argument aus dem Bereich Fertigkeiten (welche fachspezifischen Kenntnisse bringe ich mit? Wann/wo/wie erworben?).
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