Eine Bewerbung nach Krankheit zu schreiben, ist eine Herausforderung, die du meistern wirst. Krankheiten gehören leider zum Leben dazu. Sie halten oftmals über Monate oder Jahre an, bis sie letztendlich erfolgreich überwunden werden können.
Für Menschen im arbeitsfähigen Alter ist mit der Genesung aber häufig die Leidenszeit noch nicht zu Ende. So erweist sich nach der Gesundschreibung die gewünschte Rückkehr ins Arbeitsleben als sehr steinig.
Das Schreiben einer Bewerbung nach Krankheit mutet wie eine Herkulesaufgabe an. Denn einige Arbeitgeber hegen gegenüber Langzeiterkrankten eine gewisse Skepsis, vor allem auch bei Krebs-, Sucht- und psychischen Erkrankungen.
Es gibt dennoch viele Arbeitgeber, die die Auswirkungen solcher Krankheiten aufs Berufsleben realistisch einschätzen. Diese Arbeitgeber musst du überzeugen: mit deinen Qualifikationen, Kenntnissen und Fähigkeiten.
In diesem Ratgeber präsentieren wir dir Formulierungen und Tipps, um deine Bewerbung nach Krankheit perfekt zu schreiben.
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Inhaltsverzeichnis zur Bewerbung nach Krankheit
- Wie Krankheit im Anschreiben erwähnen?
- Beispiele für Formulierungen für Angabe einer Krankheit im Anschreiben
- 9 wichtige Tipps für deine Bewerbung nach Krankheit
- Tipps und Musterbewerbungen bei Erkrankung im Bewerbungsforum
- Bewerbungsstrategie bei vorheriger Krankheit: persönliche Kontaktaufnahme
- Angabe einer längeren Erkrankung im Lebenslauf
- Wie Krankheit im Vorstellungsgespräch erwähnen?
- Schlussgedanken zur Bewerbung nach Krankheit
Wie Krankheit im Anschreiben erwähnen?
Wenn du dir die Frage stellst, wie du am besten deine Krankheit im Anschreiben erwähnen kannst, dann ist Kürze das wichtigste Prinzip.
Denn ein Anschreiben bietet nicht ausreichend Platz, um langatmig eine Krankheitsgeschichte zu erklären. Da ist schließlich auch nicht der Sinn eines Bewerbungsanschreibens.
Dennoch möchten viele Bewerber so vorgehen. Sie denken, die Personaler würden die Bewerbung andernfalls wegen nicht erklärter Lücken sofort negativ bewerten. Aber das ist ein Trugschluss.
Denn Personaler suchen nicht nach Bewerbern, die am besten ihre Lücken erklären. Stattdessen suchen sie fähige Mitarbeiter, die die Stelle optimal ausfüllen.
Es ist zwar grundsätzlich sinnvoll, mit der Krankheitsgeschichte als Bewerberin offen umzugehen.
Da die Fragen nach den dadurch entstandenen Lücken sind ja durchaus berechtigt. Dennoch solltest du die Thematik nur kurz im Bewerbungsschreiben anreißen.
Beispiele für Formulierungen für Angabe einer Krankheit im Anschreiben
Die folgenden Formulierungen sollen dir als Muster für eigene Überlegungen dienen, deine Krankheit im Anschreiben zu erwähnen. Eine Formulierung zu einer längeren Krankheit kommt am besten ins letzte Drittel des Bewerbungsschreibens.
„Nach einer langen Erkrankung, von der ich vollständig genesen bin, starte ich nun endlich mit hoher Motivation und voller Leistungsfähigkeit im Berufsleben durch.“
„Mit meinem erfolgreichen Ausbildungsabschluss habe ich den Grundstein dafür gelegt, nach langer Krankheitsphase im Arbeitsleben Fuß zu fassen.“
„Nach einer beruflichen Pause aufgrund einer schweren Erkrankung will ich in einem innovativen Umfeld durchstarten. Mein Fachwissen konnte ich durch Eigeninitiative aktuell halten und teilweise sogar erweitern. Sie gewinnen mit mir einen Mitarbeiter, der voller Energie ist, wieder praktisch zu arbeiten.“
“Nach meiner vollständigen Genesung bin ich wieder voll einsatzbereit, um alle mit dem Beruf verbundenen Tätigkeiten zuverlässig und kompetent auszuführen.”
“Nach vollständiger Genesung meiner zwischenzeitlichen Erkrankung habe ich meine schulische Laufbahn mit gutem Erfolg abgeschlossen.”
“Eine sehr schwere Krankheit von 12/2017 bis 02/2021 hinderte mich in dieser Zeit daran, voll ins Berufsleben einzusteigen. Nun bin ich wieder voll einsatzfähig.”
“Nach drei Jahren der unfreiwilligen beruflichen Auszeit möchte ich jetzt endlich in einem technischen Umfeld meinen beruflichen Werdegang fortführen.”
Nimm die Musterformulierungen immer nur als Anregung für deine eigenen Überlegungen. Denn jede Bewerbungssituation ist individuell. Erst durchs eigene Nachdenken findest du eine geeignete Formulierung, die perfekt zu dir passt.
Weitere Formulierungen und Tipps zur Gestaltung des Lebenslaufs bei Krankheit erhältst du im folgenden Artikel: Krankheit im Lebenslauf angeben.
9 wichtige Tipps für deine Bewerbung nach Krankheit
Es gibt keine Zauberformel, mit der du eine Lücke aufgrund einer Krankheit in deiner Bewerbung ungeschehen machen kannst. Aber das musst du auch gar nicht.
Die folgenden Tipps sollen dir dabei helfen, eine überzeugende Bewerbung trotz Erkrankung zu schreiben. Dafür musst du manchmal neue Sichtweisen einnehmen.
➤ #1 Tipp für Bewerbung nach Krankheit: Kümmere dich um dein Wohlbefinden
Viele Krankheiten treffen einen Menschen wie aus heiterem Himmel; sie sind einfach Schicksal. Aber du kannst auch selbst etwas für deine physische und psychische Gesundheit beitragen. Denn das Leben ist nicht nur zum Arbeiten!
Unternimm alles dafür, dass du gesund wirst, gesund bleibst und auch das Leben genießt. Denn Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Der Bewerbungsprozess darf für dich kein unnötiger Stress sein.
➤ #2 Tipp für Anschreiben nach Krankheit: Konzentriere dich auf das Positive
Denke beim Bewerbung schreiben nicht zuerst daran, was du kaschieren kannst, sondern daran, was du fachlich und persönlich mitbringst. Du bist schließlich voller Tatendrang.
Wenn Bewerber ein sehr markantes Problem haben, neigen sie nämlich oft dazu, diesem Problem weite Teile ihrer Aufmerksamkeit beim Bewerben zu schenken. Das ist zwar nachvollziehbar, aber bindet sehr viel Energie, ohne irgendeinen Gegenwert dafür zu schaffen.
Die Gedanken kreisen um diesen einen Minuspunkt: eine lange Krankheit. Aber dieser Sachverhalt ist einer von 100 denkbaren Punkten, die auf eine negative Entscheidung hinwirken können. Gleichzeitig können dem aber genauso gut 101 positive Punkte entgegenstehen.
Daher solltest du als Erstes eine Negativ-Fokussierung auf die längere Krankheit abstellen. Lasse das Thema Krankheit bei deinem Bewerbungsschreiben erst einmal außen vor und kümmere dich um deine potenziellen Pluspunkte.
Versetze dich gedanklich in einen Zustand, als wenn es diese Krankheit nicht gegeben hätte.
➤ #3 Tipp für Bewerbung mit Krankheit: Vermeide den Tunnelblick
Viele Bewerber mit Lebenslauflücken begehen den großen Fehler, alle Bewerbungsabsagen nur auf die Lebenslauflücken zurückzuführen. Der Rest des Bewerbungsprozesses und der Bewerbungsunterlagen werden nicht mehr analysiert und optimiert.
Dabei kann der Grund für Bewerbungsabsagen auch einfach darin liegen, dass du dich auf die falschen Stellen bewirbst oder dass deine Anschreiben deine fachliche Eignung gar nicht übersichtlich darstellen. Vermeide diesen Tunnelblick und analysiere deine Bewerbungsabsagen umfassender.
➤ #4 Tipp für Bewerbung nach Erkrankung: Führe eine Bestandsaufnahme deines Leistungsprofils durch
In deinen Bewerbungsunterlagen informierst du über deine Qualifikationen, dein Fachwissen, deine beruflichen Erfahrungen, deine Stärken usw.
Deshalb musst du dir erst mal einen Überblick darüber verschaffen, was du kannst. Das ist oftmals mehr, als du denkst!
Die Erstellung eines individuellen Leistungsprofils ist die Grundlage für dein Anschreiben und dein Lebenslauf.
Deswegen nimm dir ausreichend Zeit, um die wesentlichen Fragen zu deinem Fachwissen, deinen Qualifikationen, deiner Berufserfahrung, deinen Stärken usw. zu stellen.
➤ #5 Tipp für Anschreiben nach Krankheit: Gehe kleine Schritte
Auch wenn du weißt, wohin du willst, ist es manchmal ratsam, nicht gleich das große Ziel direkt anzusteuern. Gehe kleine Schritte in die richtige Richtung!
Du kannst auch berufliche Abzweige gehen und bei Bedarf ein paar Schritte zurückgehen. Nur Mut!
So kann es zum Beispiel sein, dass du nach einem Schulabschluss oder einem Studienabbruch in ein psychisches Loch aufgrund privater Probleme gefallen bist.
Dann kommst du mit einem erneuten Schulbesuch, Praktika, Weiterbildungen oder 450-Euro-Jobs deinem Ziel einer Ausbildung oder einer Vollzeitstelle häufig schneller näher.
Und häufig eröffnen sich durch kleine Schritte und Umwege auch ganz neue Perspektiven.
➤ #6 Tipp für Anschreiben nach Erkrankung: Sammele Informationen
Es gibt viele staatliche Hilfen für Umsteiger, Neueinsteiger, Quereinsteiger usw. Leider stehen diese Informationen dazu nicht an einem zentralen Ort. Deshalb musst du danach recherchieren und dir auch von Behörden und anderen Personen Rat holen.
Nur alleine vor sich hin zu werkeln, kostet dir unnötig viel Zeit und Kraft. Die Arbeitsagentur, die Landessozialministerien und die Gemeinden sind wichtige Anlaufstellen für dich, um Unterstützung für deine berufliche Rückkehr zu erhalten. Auf den folgenden Seiten findest du schon viele Tipps und Hilfen:
- Informationen und Leistungen zur beruflichen Rehabilitation
- Tipps zur Rückkehr in den Beruf nach Krankheit oder Unfall
- Tipps zu Leistungen für den Neustart vom Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke
- REHADAT-Förderfinder-App: Recherche für Fördermöglichkeiten für Menschen mit Behinderung
- Übersicht der Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft ambulante Rehabilitation für weitere Infos
- Schritt für Schritt zurück in den Job: Eingliederung beim bisherigen Arbeitgeber
➤ #7 Tipp für Lebenslauf nach Krankheit: Weiche von der üblichen Lebenslaufgestaltung ab
Gerade als Bewerber mit langen Lebenslauflücken bist du bei normalen schriftlichen Bewerbungsunterlagen im Nachteil. Ändere also ruhig einmal die Gestaltung und Reihenfolge der Lebenslaufeinträge.
Du kannst beispielsweise nach der Rubrik „Persönliche Daten“ sofort mit einer Rubrik „Besondere Kenntnisse“ fortfahren.
Oder du ordnest deine beruflichen Erfahrungen thematisch, sodass deine wichtigsten Berufsstationen zuerst erscheinen, ohne Beachtung der “richtigen” Reihenfolge der Zeiträume und gegebenenfalls ohne Angabe von Zeiträumen.
➤ #8 Tipp für Bewerbung mit Erkrankung: Gib eine Schwerbehinderung an
In vielen Stellenausschreibungen stehen Sätze wie: “Schwerbehinderte Menschen werden bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt.” Natürlich können das auch reine Lippenbekenntnisse sein.
Du solltest dir aber auf keinen Fall die Chance nehmen lassen, auch ausnahmsweise einmal einen Vorteil aus deiner Situation zu ziehen, wenn du über einen Schwerbehindertenausweis verfügst.
Abgesehen davon ist die Angabe einer Schwerbehinderung in der Bewerbung ebenso hinsichtlich der Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsbedingungen nicht ganz unerheblich. Das Ausmaß hängt natürlich vom Grad und der genauen Ausprägung einer Behinderung ab.
Und mal ehrlich: Bei einem Arbeitgeber, der dir aus einer Schwerbehinderung einen Strick dreht, wirst du eh nicht glücklich werden, oder?
➤ #9 Tipp für Bewerbung nach Krankheit: Suche an verschiedenen Orten nach Jobs
Baue dir ein Netzwerk zu Arbeitgebern auf (Besuch von Job- und Fachmessen, telefonischer Kontakt, Initiativbewerbungen) und studiere nicht nur passiv Stellenbörsen. Werde aktiv Gestalter deines Bewerbungsprozesses!
Tipps und Musterbewerbungen bei Erkrankung im Bewerbungsforum
Du bist mit deiner Bewerbungssituation nicht allein. Lies dir im Bewerbungsforum die Bewerbungen von anderen Bewerbern durch und lerne von den Ratschlägen:
Bewerbungsstrategie bei vorheriger Krankheit: persönliche Kontaktaufnahme
In einem persönlichen Gespräch lässt sich vieles besser erklären und die Gesprächspartner bekommen einen unmittelbaren Eindruck voneinander. Warum also bis zu einem Vorstellungsgespräch warten?
Gerade in kleineren Unternehmen ohne eigene Personalabteilung ist die persönliche Übergabe einer Bewerbung eine sinnvolle Bewerbungsstrategie. So hast du direkt die Möglichkeit, eventuelle Vorurteile beim Arbeitgeber abzubauen.
In einem persönlichen Gespräch, eventuell sogar mit dem Chef oder der Chefin, kannst du von Angesicht zu Angesicht zeigen, wie motiviert du bist und welche Stärken du besitzt. Im Gespräch erklärst du dann auch ehrlich die Situation mit der durch die Krankheit entstandenen Lücke.
Nicht jeder Gesprächspartner wird auf die persönliche Kontaktaufnahme ablehnend reagieren. Daher kannst du dann auch oft deine Bewerbungsmappe vor Ort aushändigen. Zudem bekommst du häufig weitere wertvolle Informationen.
So kennen deine Gesprächsteilnehmer vielleicht andere Arbeitgeber mit einem Personalbedarf oder können dir anderweitig helfen.
Natürlich funktioniert diese Bewerbungsstrategie nicht bei allen Jobs. Sie ist vor allem sinnvoll bei Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben und generell kleineren Arbeitgebern vor Ort. Wenn solche Arbeitsstellen für dich infrage kommen, dann probiere diese Vorgehensweise mal aus.
Wenn du keine Angst bei der Kontaktaufnahme hast und den Aufwand nicht scheust, kannst du so verschiedene Stellenangebote erhalten.
Vor allem musst du als Bewerber nicht wochenlang auf eine Antwort des Arbeitgebers warten, sondern kannst an der Reaktion des Gesprächspartners erkennen, ob das vorgetragene Anliegen positiv aufgenommen wird.
Angabe einer längeren Erkrankung im Lebenslauf
Deine Erkrankung hat in einem konkreten Zeitraum dein Leben bestimmt. Alles drehte sich um deine Krankheit. Eine weitere zu starke Auseinandersetzung mit der Erkrankung blockiert dich aber.
Ein Anzeichen für deine Blockade ist die Suche nach Tricks, um eine vermeintliche Lebenslauflücke zu kaschieren oder zu verschweigen.
So findest du aber keinen positiven Weg für dich. Die Beschäftigung mit deiner “Lebenslauflücke” sollte grundsätzlich immer erst ganz am Schluss deines Bewerbungsvorhabens stehen.
➤ Lücke durch Krankheit nicht mit Beschönigungen “verschleiern”
Wenn du während einer längeren Erkrankung in einem Beschäftigungsverhältnis (oder in einem Ausbildungsverhältnis jeder Art) standest, gibst du dieses Beschäftigungsverhältnis (oder das Ausbildungsverhältnis jeder Art) im Lebenslauf auch als solches an.
Da Fragen der Arbeitgeber nach überstandenen Erkrankungen im Vorstellungsgespräch sowieso unzulässig sind, ist eine gesonderte Angabe des Krankheitszeitraumes im Lebenslauf nicht notwendig.
Wenn du während einer längeren Erkrankung in keinem Beschäftigungsverhältnis (oder in einem Ausbildungsverhältnis jeder Art) standest, dann stellt sich für dich die Frage, wie du diesen Krankheitszeitraum benennen könntest.
Außerdem kann eine lange Krankheit zu einem Ausbildungsabbruch oder Studienabbruch oder zu längeren Bildungszeiten geführt haben. Viele Bewerber wollen den Krankheitszeitraum dann „verschleiern“ oder „positiv umdeuten“.
Die gängige Ratgeberliteratur macht dazu viele unplausible, realitätsferne und für den Personaler durchsichtige Vorschläge, die häufig im Widerspruch zur Wahrheitspflicht stehen.
Mit erfundenen Auslandsaufenthalten, selbstständigen Tätigkeiten oder langen Weiterbildungen entfernst du dich als Bewerberin weit von der Wahrheit.
Viele Tipps zur Darstellung einer Krankheit im Lebenslauf erhältst du im verlinkten Artikel.
➤ Mut zur Wahrheit bei langer Erkrankung
Je länger die Lebenslauflücke aufgrund einer Erkrankung ist, desto schwieriger wird die Darstellung im Lebenslauf. Es gibt kein Patentrezept.
Aber der Mut zur Wahrheit ist durchaus eine Option. Auch psychische Erkrankungen sind nicht mehr generell so verpönt, wie noch vor einigen Jahren.
Letztendlich schreibst du deine Bewerbung nicht für alle Personalverantwortlichen, sondern für diejenigen, die menschlich auf Schicksalsschläge reagieren. Bei solchen Personalverantwortlichen kommst du auch mit Offenheit an.
Denn diese Offenheit entspricht vielleicht auch der Arbeitgeberphilosophie. Oder die Personalverantwortlichen honorieren es einfach, von einem Bewerber nicht hinters Licht geführt zu werden.
Du solltest diese Offenheit jedenfalls einmal ausprobieren. Mit Offenheit verhinderst du auch, dass sich ein Beschäftigungsverhältnis auf einer Beschönigung oder gar einer Lüge aufbaut. Das kann dann in der täglichen Arbeit oftmals sehr belastend sein.
➤ Themenzentrierter Lebenslauf bei Erkrankung: Konzentration auf das Wesentliche
Eine Bewerbung mit Anschreiben und Lebenslauf dient immer der Präsentation der Qualifikationen, des Wissens und der Fähigkeiten. Im Lebenslauf wird dabei allgemein auf eine chronologische Reihenfolge der Berufserfahrung zurückgegriffen.
Langzeitkranke stehen allerdings vor dem Problem, dass sie für bestimmte Zeiträume keine Berufserfahrung vorweisen können. Aber sie erfüllen generell mit ihren Qualifikationen und ihrem Fachwissen die Anforderungen der gewünschten Stelle.
Daher ist es die naheliegendste Lösung, die chronologische Reihenfolge aufzulösen und damit nicht in Zeiträumen, sondern in Kompetenzen und Fachwissen zu denken. Daraus folgt eine andere Lebenslaufgestaltung, die sich auf das Wesentliche konzentriert.
So drängen die für die Aufgabenerfüllung im Beruf völlig bedeutungslosen und vor allem nicht beeinflussbaren Erkrankungen in den Hintergrund. Ein themenzentrierter Lebenslauf gibt dir die Möglichkeit, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Wie Krankheit im Vorstellungsgespräch erwähnen?
Fragen nach früheren Krankheiten, von denen der Bewerber genesen ist, sind im Vorstellungsgespräch unzulässig. Der Arbeitgeber darf nur Fragen nach aktuellen Erkrankungen stellen, die die Leistungsfähigkeit im gewünschten Beruf einschränken könnten.
Falls du im Anschreiben und Lebenslauf Angaben zu einer längeren Erkrankung gemacht hast, solltest du darauf in einem Vorstellungsgespräch nur kurz eingehen. Lenke dann den Gesprächsfaden wieder in Richtung Kompetenz und Stärken.
Unter Umständen bietet es sich aber an, auf Stärken, die zum Überstehen der Erkrankung beigetragen haben, besonders zu verweisen.
Gerade auch bei psychischen Erkrankungen ist es eine Alternative, wenn du darstellst, was du daraus gelernt hast. So könntest du zum Beispiel angeben, dass du seelische Probleme nicht zu lange ignorieren solltest oder wie du mit Widerständen umgehen musst.
Es sollte für die Gesprächspartner im Vorstellungsgespräch so erkennbar sein, dass du aus dieser Lebensphase etwas gelernt hast, gestärkt aus dieser herauskommst und voller Motivation bist.
Personaler besitzen viel Menschenkenntnis. Deswegen muss dein Auftreten (Gestik, Mimik, Sprache) auch mit deinen Aussagen, wieder voll belastbar und motiviert zu sein, übereinstimmen.
Andernfalls werden die Personaler die Diskrepanz feststellen und weitere Nachfragen stellen, obwohl du das Thema eigentlich kurz abhandeln wolltest.
Schlussgedanken zur Bewerbung nach Krankheit
Denke immer daran, dass ein Arbeitgeber ein möglichst gutes Team zusammenstellen möchte. Dafür ist oftmals eine sehr viel offenere und flexiblere Mitarbeiterauswahl notwendig, als viele Bewerber vermuten.
Denn Mitarbeiter wachsen nicht auf Bäumen; die perfekte Mitarbeiterin schon mal gar nicht.
Die mögliche Bandbreite an sinnvoll einsetzbaren Fachkräften mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen ist in jeder Hinsicht oft ganz erstaunlich. Genauso wie es die Vielfalt der Menschen im Allgemeinen ist.
Deine Krankheit hat dir kostbare Zeit gekostet. Das ist aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen und irgendetwas zu verleugnen.
Du wirst es beim Bewerben vermutlich etwas schwerer haben. Aber es gibt auch reichlich Arbeitgeber, die deine Situation einschätzen können und deine Vorteile zu schätzen wissen.
Daher fokussiere dich nicht auf eine vermeintliche Lücke, sondern auf dein Können und dein Leistungsangebot an den Arbeitgeber.