Die Frage nach den persönlichen Stärken wird in fast allen Vorstellungsgesprächen gestellt. Du kannst dich auf die Stärken-Frage daher auch so gut vorbereiten.
Beachte:
Du musst dich in einem Vorstellungsgespräch nicht verstellen und brauchst keine Stärken “erfinden”.
Denn:
Schließlich willst du mit deinen ganz individuellen Stärken einen Arbeitgeber finden, der dich so schätzt, wie du bist. Bleibe also bei deinen Antworten immer authentisch.
Warum fragt der Arbeitgeber nach deinen Stärken?
Mit der Frage nach den persönlichen Stärken wollen die Fragesteller eine reflektierte Selbsteinschätzung von dir erhalten. Dabei können die Personaler auch erkennen, wie gut du dich auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet hast und wie du mit Stress umgehst.
Daher geht es in einem Vorstellungsgespräch nicht um das Aufsagen von vorformulierten Beispielen. Deine Antwort auf die Stärken-Frage ist das Ergebnis eines intensiven Nachdenkens über die eigene Persönlichkeit.
Stärken-Beispiele für die Beantwortung sind daher nur eine Anregung. Betrachte sie immer kritisch. Denn kein Arbeitgeber möchte eine auswendig gelernte Stärken-Liste hören.
Beispiele und Formulierungen für Stärken im Vorstellungsgespräch
Die Darstellung der Stärken musst du immer mit nachvollziehbaren Beispielen aus dem Berufsleben oder anderen Lebenslaufstationen verbinden. Eine reine Aneinanderreihung von beliebigen Stärken reicht also nicht aus.
Die Gesprächspartner versuchen mit Nachfragen im Bewerbungsgespräch herauszufinden, ob du dich mit den eigenen Stärken auseinandergesetzt hast. Außerdem hinterfragen sie, wie deine Persönlichkeit zum Arbeitgeber und zu den durchzuführenden Aufgaben passt.
Du solltest also beispielhaft angeben, in welchen beruflichen Situationen sich eine von dir genannte Stärke gezeigt hat oder zeigen kann sowie welchen Einfluss sie auf das Arbeitsergebnis hatte.
Wenn du dagegen noch Schüler, Studentin oder Auszubildender bist, dann machen sich Stärken-Beispiele aus der Familie, dem Freundeskreis oder der Schule auch gut.
Bitte nimm die folgende Auflistung nur als Anregung und denke intensiv über deine ganz individuellen Stärken nach, die dich als Persönlichkeit ausmachen und mit denen du die Aufgaben einer potenziellen Stelle erledigen willst.
➤ #1 Beispiel Stärke: Teamfähigkeit
“Ich bin sehr teamfähig und kann mich schnell in ein neues Team integrieren. So habe ich Freude am Umgang mit Menschen. In einem kollegialen Team kann man voneinander lernen und einander unterstützen, sodass die Ziele gemeinsam erreicht werden.”
Teamfähigkeit ist in fast jedem Beruf unerlässlich. Aber was dies im Detail bedeutet, ist vielen Bewerbern nicht klar.
Finde daher im Vorstellungsgespräch für diese Stärke Beispiele aus der Vergangenheit: Verweise auf die Teamarbeit bei letzten Arbeitgebern und die dadurch erreichten Ziele. Wie wurde die Teamarbeit organisiert? Was war dabei deine Aufgabe? Wie hast du dich bei Schwierigkeiten im Team verhalten?
Als Schüler kannst du alternativ auf Gruppenarbeiten in der Schule oder auf Aktivitäten in der Freizeit (Sport, Musik, Vereine) hinweisen. Schildere dabei immer die konkrete Situation, wie das teamfähige Handeln im Einzelnen aussah und wie sie positiv das Arbeitsklima und Arbeitsergebnis beeinflusst hat.
Ein weiteres Beispiel:
“Zur Teamfähigkeit gehören für mich besonders Eigenschaften wie Sachlichkeit, Kritikfähigkeit, Empathie und Kooperationsfähigkeit. Durch diese Eigenschaften wird entschieden, ob die Teamarbeit gut oder schlecht verläuft. Dass mir eine gute Teamarbeit sehr wichtig ist, habe ich bei meinen bisherigen Arbeitgebern bewiesen.”
Diese Antwort enthält eine Definition, was der Bewerber unter Teamfähigkeit versteht. Das Definieren der Eigenschaft ist grundsätzlich eine gute Antwortmöglichkeit bei der Stärken-Frage.
➤ #2 Beispiel Stärke: Kreativität
“Ich bin kreativ und kann gleichzeitig zuverlässig methodisch arbeiten.”
Beispielhafte Begründung:
“Bei meinem letzten Arbeitgeber waren ständig neue Ideen gefragt, um die Dienstleistungen und die Prozesse zu optimieren. Darüber hinaus wurde die Fähigkeit zur Kreativität von meinen letzten beiden Arbeitgebern in den Arbeitszeugnissen ausdrücklich gelobt.”
➤ #3 Beispiel Stärke: Hohe Motivation
“Ich besitze immer eine hohe Motivation und Einsatzbereitschaft, mich in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten.”
Diese Stärke muss anhand deiner beruflichen Erfahrung nachvollziehbar sein.
➤ #4 Beispiel Stärke: Flexibilität
“Ich bin sehr flexibel, sodass ich bereit dazu bin, für einen Job umzuziehen oder zu reisen. So gehörten Geschäftsreisen ins europäische Ausland zu Lieferanten zu meinem Aufgabengebiet.”
Das Beispiel sagt noch einmal aus, dass Reisebereitschaft nicht nur vorhanden ist, sondern Geschäftsreisen in der Vergangenheit gerne unternommen wurden.
➤ #5 Beispiel Stärke: Organisationsfähigkeit
“Ich koordiniere gerne Termine und Arbeiten und behalte dabei auch in stressigen Situationen stets den Überblick. So liefen bei mir als Leiterin alle Fäden zur Organisation des Abiballs zusammen, sodass alle Programmpunkte frühzeitig umgesetzt wurden und alle Mitwirkenden den Abiball genießen konnten.”
Auch wenn es sich nur um ein Beispiel aus der Schule handelt, zeigt sich hieran, dass die Angabe des Nutzens der Stärke sehr überzeugend wirkt.
➤ #6 Beispiel Stärke: Stressresistenz
“Ich verliere in stressigen Situationen, zum Beispiel bei einem hohen Arbeitsunfall, selten den Überblick. Bei einem hohen Arbeitsanfall schalte ich dann einen Gang runter, um die Aufgaben konzentriert erledigen zu können und Fehler zu vermeiden. Diese Stärke wurde von Kollegen immer ausdrücklich gelobt, sodass sie sich an mir orientieren konnten.”
Mit dem Verweis auf die Vergangenheit zeigt der Bewerber, wie die Stärke im Arbeitsalltag zur Geltung kommt und welchen Nutzen sie auch für die Zusammenarbeit hat.
➤ #7 Beispiel Stärke: Kritikfähigkeit
“Ich kann mit Kritik sehr gut umgehen und versuche mich immer in den Standpunkt des Kritikers hineinzuversetzen, um über Änderungsmöglichkeiten nachzudenken. Jeder kann sich jederzeit verbessern und in jedem Alter noch etwas dazulernen.”
Der 2. Satz zeigt dann selbst schon mal die Kritikfähigkeit und Lernbereitschaft.
➤ #8 Beispiel Stärke: Zuverlässigkeit
“Ich bin sehr zuverlässig. Wenn ich etwas zusage, dann mache ich es auch zu 100 %.”
Begründung für eine Schülerin:
“So habe ich in der Schule nie gefehlt, habe Hausaufgaben immer erledigt, bin immer pünktlich und hole mir bei auftretenden Problemen zur Lösung geeignete Hilfe.”
Ein weiteres Beispiel:
“Ich halte mich an getroffene Zusagen zu 100 %. Denn ich bin sehr organisiert und kann den Arbeitsaufwand für die verschiedensten Aufgaben aus Erfahrung sehr gut einschätzen. So mache ich keine Zusagen für die Zukunft, wenn ich heute schon weiß, dass die Zeit für die Aufgabenbewältigung knapp bemessen ist.”
➤ #9 Beispiel Stärke: Verantwortungsbewusstsein
“Ich übernehme auch gerne Verantwortung und besitze eine hohe Selbstständigkeit, sodass ich Arbeitsaufgaben ohne Anweisung und zur Zufriedenheit der Vorgesetzten erledige.”
Beispielhafte Begründung:
“So habe ich während meines letzten Praktikums zur höchsten Zufriedenheit meines Arbeitgebers ein Marketing-Projekt für ein mittleres Unternehmen in Eigenregie geplant, durchgeführt und ausgewertet.”
Persönliche Stärken mit Anforderungsprofil abgleichen
Die Nennung von Stärken ist oberflächlich betrachtet sicherlich noch der leichtere Teil bei der Stärken-Schwächen-Frageim Vorstellungsgespräch. Allerdings ist vielen Bewerbern die Beantwortung ebenfalls unangenehm.
Denn:
Zum einen denken sie nur selten über ihre positiven Seiten nach. Zum anderen wollen sie sich nicht so stark in den Vordergrund rücken. Dann mildern sie Stärken eher ab, um nicht als arrogant wahrgenommen zu werden.
Dabei geht es nicht so sehr darum, dass du Stärken erfindest oder mit ihnen angibst. Stattdessen musst du tatsächlich über die dich auszeichnenden Stärken nachdenken und dann überzeugend präsentieren.
Aber leider sind sich viele Bewerber über ihre Stärken gar nicht richtig bewusst, weil sie diese als eine Selbstverständlichkeit ansehen.
Je mehr Klarheit du über deine tatsächlichen Stärken hast, desto überzeugender und authentischer trittst du bei der Beantwortung in einem Vorstellungsgespräch auf.
Bei der Angabe der Stärken solltest du darauf achten, dass der größte Teil deiner persönlichen Stärken auch im Anforderungsprofil der Stelle erwartet wird.
Generell lässt sich auch bei den Stärken sagen, dass wenige “gute” Stärken besser als viele “schlechte” Stärken sind. Wobei sich “gut” und “schlecht” auf die Nachvollziehbarkeit und Stellenrelevanz der jeweiligen Stärken beziehen.
Zum guten Schluss: Stärken im Vorstellungsgespräch nennen
Neben der konkreten Beantwortung der Stärken-Frage interessiert die Personaler vor allem aber der souveräne Umgang mit dieser Frage und das individuelle Selbstbild des Bewerbers.
Deshalb gehört es zu einer guten Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch, sich mit den eigenen Stärken ausführlich auseinanderzusetzen. Du musst eine Strategie für die Beantwortung ausarbeiten. Zudem musst du für die typischen vorformulierten Antworten auf die Stärken-Frage, die den Personaler eher entnerven, nachvollziehbare Alternativen finden.
Daher solltest du den Bewerbungsprozess nutzen, um grundsätzlich über deine Persönlichkeit, deine Stärken und Schwächen, deine Fähigkeiten und deine Ziele nachdenken. Aber nicht in einem taktischen Sinn, was in einem Vorstellungsgespräch gut klingen könnte, sondern ganz real.
So verstehst du dich selbst besser, kannst in einem Vorstellungsgespräch selbstsicherer auftreten und erhältst letztendlich wahrscheinlicher einen Job, der dich mit den zugehörigen Aufgaben zufriedenstellt.
Denn die Frage nach den Stärken und Schwächen im Vorstellungsgespräch ist kein willkürlich aufgestelltes Hindernis, welches du mit der vermeintlich “richtigen” Beantwortung aus dem Weg räumen könntest. Aber leider glauben das viele Bewerber und berauben sich damit der Chance, dem Arbeitgeber auf Augenhöhe zu begegnen.
Wenn du nur vorgefertigte Antworten auf die Stärken-Frage übernimmst, dann sparst du vielleicht Zeit in der Vorbereitung. Aber du wirst in einem Vorstellungsgespräch kaum authentisch auftreten können. Somit verspielst du die Chance, die Bandbreite deiner gesamten Persönlichkeit darzustellen.
Außerdem werden sich gute Personaler nicht mit vorgefertigten Antworten, die sie fast jeden Tag hören, zufriedengeben, sondern Nachfragen stellen und in die Tiefe gehen. Wenn du darauf nicht vorbereitet bist, dann kommst du unnötig ins Schleudern.
Verzichte deshalb darauf, wahllos ein paar Begriffe aneinanderzureihen, sondern denke über dich und deine individuellen Stärken intensiv nach.