Hi,
erstmal vorneweg etwas über die Stelle: Sie suchen einen Sachbearbeiter, der studiert hat (Bachelor) für 20-25 Stunden in der Woche und auf 2 Jahre befristet. Ein Verein, der im Bereich medizinische Forschung tätig ist. Man übernimmt Aufgaben wie Organisation von Projekt-Anträgen, Datenbank-Pflege und Vor- und Nachbearbeitung von Gremiensitzungen.
Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Nun gehe ich davon aus, dass ich begründen muss, warum ich in Teilzeit arbeiten möchte und glaubhaft machen soll, dass ich so lange in dieser Position arbeiten möchte, wie sie das erwarten/haben möchten. Zudem muss ich vielleicht erklären, was ich die letzten 4 Monate gemacht habe (arbeitslos).
Meine Fragen an Euch zusammengefasst:
-Was ist eine gute Begründung für einen gesunden, jungen, kinderlosen, unverheirateten und männlichen Absolventen in Teilzeit zu arbeiten?
-Wie wichtig ist es, dass ich sage, dass ich mir sicher bin, dass ich 2 Jahre genau diese Aufgaben übernehmen möchte?
-Wie stelle ich die letzten 4 Monate Arbeitslosigkeit da?
Im Folgenden habe ich diese Fragen nochmal in Teilfragen unterteilt, damit man auf meine genaue Situation eingehen kann, wenn man das möchte.
Motivation für Teilzeit
1. Wäre es sinnvoll sein Interesse an der Teilzeit-Stelle damit zu begründen, dass man nebenher Musik produzieren möchte (entspricht der Wahrheit)?
Würde man dann nicht Schwierigkeiten haben, den Verdacht auszuräumen, man könne jederzeit aufhören, sobald es mit der Musik erfolgreich wird? Reicht es, wenn man mitteilt, dass man sich sicher ist, dass die Musiksache noch mindestens 1,5 Jahre benötigen würde, bis sie anfangen könnte, ein kleines Einkommen zu erzeugen? Und dass man die Erfahrung gemacht hat, dass man am Besten sowohl einem "geregelten" Beruf nachgeht, als auch Musik macht - dass sich beides ergänzt und langfristig miteinander harmoniert?
2. Welche Begründungen für Teilzeitarbeit (20-25 h) sind denn für einen unverheirateten, kinderlosen und gesunden Mann sonst etwas, dass sie nicht denken lässt, dass meine Besetzung eine Fehlentscheidung wäre, weil ich nicht unbedingt lange genug bleibe, sondern dies nur übergangsweise machen möchte?
-Einfach sagen, dass man seine Freizeit sehr schätzt? Was ist, wenn Ihnen das nicht stichhaltig genug ist und Sie vermuten, dass man doch Lust auf die besser bezahlte Vollzeitstelle hat?
-Einfach vom Hobby Musikmachen sprechen und es damit begründen?
3. Gibt es einen Vorschlag, den ich machen kann, mit dem ich den Fall meines Ausscheidens oder Wechsels zu einem kleineren Problem mache? Z.B. durch das Versprechen, dass ich eine Nachfolge in meiner privaten Zeit (nach offiziellem Ausscheiden oder an freien Tagen) einarbeiten würde? Oder sollte ich zeigen, dass ich gar nicht daran denke, dass ich die Stelle jemals abgebe?
Erwartungshaltung des Arbeitgebers bzgl. der Dauer
Wenn ein Verein eine auf 2 Jahre befristete Teilzeit-Sachbearbeiter-Stelle (20-25 h) für Leute mit absolviertem Bachelorstudium ausschreibt, erwarten die dann, dass man auf jeden Fall die vollen 2 Jahre dort in dieser Stelle arbeiten möchte, obwohl:
-man irgendwann vielleicht andere Aufgaben/neue Herausforderungen haben und befördert / anders eingesetzt werden möchte als Absolvent und bei diesen Aufgaben (ohne viel Verantwortung/Komplexität)?
-man vielleicht zu Vollzeit wechseln möchte?
-man vielleicht Teilzeit macht, weil man nebenher etwas aufbaut, was irgendwann diese Beschäftigung ablöst?
-die Stelle nicht so anspruchsvoll ist, dass man lange zur Einarbeitung braucht und man relativ einfach ersetzt werden kann
4 Monate Arbeitslosigkeit
1.Soll ich aufdecken, dass ich mich in dieser Zeit nicht nur nach einer neuen Stelle umgeschaut und beworben, sondern auch im Selbststudium mein Wissen über die Musikproduktion vertieft habe?
Oder kommt das nicht gut, weil es bedeutet, dass Lohnarbeit für mich nicht allerhöchste Priorität hat?
2. Habe ich keinen Grund zu befürchten, dass ich als „faul“ oder unfähig gelte, wenn ich nach 4 Monaten noch keinen Job habe und mich währenddessen nur um genau das gekümmert habe? Oder ist es besser so dazustehen, als jemand, der nicht alles daran setzt in Lohnarbeit zu kommen, bevor er sich privaten Projekten kümmert?
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Sorry für die vielen Wörter. In der obigen Zusammenfassung steht schon das Wesentliche und ich würde mich schon über generelle Tipps oder Meinungen sehr freuen.
Vorstellungsgespräch Sachbearbeiter Teilzeit: Meine Motivation
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So spontan würde ich mit einer gesunden Work-Life Balance argumentieren und die Musik eher als Hobby mit hohem Stellenwert verkaufen.
Musik hat immer noch den Beigeschmack nach „brotloser Kunst“ und ich sehe auch das Risiko, dass Du als etwas weltfremder Träumer rüberkommst... aber das mag auch daran liegen, dass ich letztens DSDS geguckt hab Andererseits ist das einfach aktuelle Popkultur und Mainstream.
Musik hat immer noch den Beigeschmack nach „brotloser Kunst“ und ich sehe auch das Risiko, dass Du als etwas weltfremder Träumer rüberkommst... aber das mag auch daran liegen, dass ich letztens DSDS geguckt hab Andererseits ist das einfach aktuelle Popkultur und Mainstream.
Danke für den Input. Bei der Begründung Work-Life-Balance sagen andere: man käme nicht belastungsfähig/leistungswillig rüber. Zudem sagen welche: Das kann auch einer behaupten, der nur grad keine Vollzeitstelle bekommt und weg ist, sobald er die Chance hat.
Aber in Kombination mit "Hobby Musik" kann man ja gegen diesen Eindruck angehen.
Bezüglich "weltfremder Träumer": zeigt nicht die beabsichtigte Kombination aus geregeltem Beruf und Zeit für die Kunst, dass man eben nicht weltfremd, sondern sich der Unsicherheit der Kunst bewusst ist und zudem schätzt, dass man durch den Job eine feste Struktur im Leben hat?
Ich möchte auch keine Casting-Retorte werden, sondern elektronische Musik produzieren. Ich denke hier ist der "Träumer"-Faktor auch noch mal geringer, da man es besser erlernen kann und es z.B. nicht auf "Charme" ankommt. Das muss ich im Gespräch dann wohl klar benennen, falls ich es erwähne...
Aber in Kombination mit "Hobby Musik" kann man ja gegen diesen Eindruck angehen.
Bezüglich "weltfremder Träumer": zeigt nicht die beabsichtigte Kombination aus geregeltem Beruf und Zeit für die Kunst, dass man eben nicht weltfremd, sondern sich der Unsicherheit der Kunst bewusst ist und zudem schätzt, dass man durch den Job eine feste Struktur im Leben hat?
Ich möchte auch keine Casting-Retorte werden, sondern elektronische Musik produzieren. Ich denke hier ist der "Träumer"-Faktor auch noch mal geringer, da man es besser erlernen kann und es z.B. nicht auf "Charme" ankommt. Das muss ich im Gespräch dann wohl klar benennen, falls ich es erwähne...
Zuletzt geändert von OrangeMan am 08.03.2016, 00:24, insgesamt 1-mal geändert.
In diesem Fall würde ich vermuten, dass Du mit der exakten Wahrheit goldrichtig liegst. Sieh's doch mal anders herum: Was bieten die denn... und für wen? Welcher studierte Mensch könnte solch einen befristeten Teilzeitjob mit sehr engem (und voraussichtlich auch nicht erweiterbaren) Verantwortungsbereich denn als ernsthafte Karriereperspektive sehen? Aus meiner Sicht, ist jemand wie Du (voll leistungsfähig, jedoch mit Primärinteresse in anderer Richtung) da wirklich die beste Wahl... zumal es ja ohnehin nur um einen kurzen Zeitraum (Mutterschutz-Vertretung?) geht. Und das "Risiko", dass Du in dieser kurzen Zeit von 0 auf 100 die Popcharts aufmischst, ist rein statistisch ja nun wirklich kein allzu grosses. Das meine ich an dieser Stelle ausdrücklich ermunternd... und nicht entmutigend...
Danke, toll, diesen Eindruck habe ich nach meinen Überlegungen auch zunehmend gewonnen.
Dann werde ich jetzt daran arbeiten, dass sie mir glauben können, dass ich das 2 Jahre so machen will.
Tatsächlich könnte ich echt nur ne Vertretung sein, danke auch für diese Erkenntnis! Mir passt das, aber anderen gefällt das bestimmt nicht immer... gut für mich.
Dann werde ich jetzt daran arbeiten, dass sie mir glauben können, dass ich das 2 Jahre so machen will.
Tatsächlich könnte ich echt nur ne Vertretung sein, danke auch für diese Erkenntnis! Mir passt das, aber anderen gefällt das bestimmt nicht immer... gut für mich.