Vorstellungsgespräch bei einer Grafikagentur

Fragen zum Bewerbungsgespräch und zum Interview: Welche Kleidung ist am besten? Welche Vorbereitung ist nötig? Welche Fangfragen werden gestellt? Wie bekomme ich meine Aufregung in Griff?
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ikka5
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Vorstellungsgespräch bei einer Grafikagentur

Beitrag von ikka5 »

Hallo zusammen, ich bin schon seit einer Weile am mitlesen und bin richtig begeistert von der Haupteite und vor allem der Unterstützung im Forum. Bin m, türkischer Abstammung, in der Schweiz geboren und bin mittlerweile fast 24.

Ich melde mich nun, da ich heute meine allererste Einladung bekommen habe, und ich bin jetzt schon endlos nervös, da ich sowas nie gemacht habe. Am Donnerstag, den 24.01.2008 ist das Gespräch.

Der gelernte Grafiker ist hier in der Schweiz eine geschützte Berufsbezeichnung, also habe ich mich als Grafikerlehrling bei 3 verschiedenen kleinen Grafikagenturen beworben. Die Agentur, bei der ich mich zuletzt beworben habe, hat sich schon gemeldet (am Mittwoch abgeschickt, heute schon eine Antwort). Die anderen beiden Firmen lassen sich scheinbar Zeit, ich werde mich aber nächste Woche mal telefonisch melden.


Also um zu meinem Anliegen zu kommen: Ich habe eine 7-seitige Bewerbung abgeschickt, inklusive Zeugnissen etc. sind es 12 Seiten (siehe Bewerbung im Anhang). Die Bewerbung enthält schon einige Arbeitsbeispiele von mir, natürlich habe ich diejenigen Arbeiten ausgewählt, die meiner Meinung nach zu meinen besten und repräsentativsten gehören. Nun verlangt die Agentur von mir eine kurze Präsentation von (weiteren) Arbeiten. Es ist halt so, dass ich meiner Meinung nach kaum noch Arbeiten habe, die ich denen zeigen kann. Was soll ich da machen und falls ich was finde, wie soll ich denen meine Arbeiten am Besten näher bringen?

Falls ihr Lust dazu habt, könnt ihr meine Seite besuchen, auf der mehr Arbeiten sind. Vielleicht findet ihr die eine oder andere Arbeit, die ihr für geeignet hält. Website: http://www.z-shrine.com/Art-Indexer/


Ein weiteres Problem stellt meine problematische Vergangenheit dar. 2003 ist mein Vater nach 1-jähriger Krankheit verstorben. Das hat mich seelisch zurückgeworfen, so dass ich meine Matura (Abitur) nicht machen konnte, ich musste also die Schule abbrechen. Um mich wieder aufzurappeln und mich vom psychischen Schulstress zu entziehen, habe ich 1 Jahr bei der PaketPost als Allroundarbeiter angestellt. Nun ja, nach diesem Jahr hatte ich mich wieder gefasst und war bereit, weiterzugehen und machte die Aufnahmeprüfung für den einjährigen Vorkurs an der Schule für Gestaltung (Voraussetzung für eine Grafikerlehre) - erfolgreich bestanden. Mit voller Freude ging ich zur Schule, doch schon bald kam der nächste Schlag. Ich hatte mit Rassismus, Vorurteilen, Inakzeptanz etc. zu kämpfen. Und zwar hatte ich diese Probleme nicht mit den Mitschülern. Die Lehrer waren diejenigen, die mir alles versaut haben. Schliesslich hatten die mir den Spass so verdorben, dass ich die letzten 2 Monate des Vorkurses nicht besucht und somit kein Abschluss habe.

Nun ja, falls dieses Thema im Gespräch vorkommen sollte, wie soll ich darauf antworten? Zuerst das Gymnasium abgebrochen und dann den Vorkurs... Was soll machen? :(


Ich entschuldige mich für den Text, der länger geworden ist als geplant.

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vanissi
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Beitrag von vanissi »

also ich bin erstmal baff das ist alles sehr genial was du da gemacht hast- daher ich weis als künstler ist man kritsch aber ansich gibt es viele proben die du mitbringen kannst.
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Vielen Dank für das Kompliment. Nun es ist so, dass die Arbeiten auf meiner Homepage auch nicht mehr die aktuellsten sind (aus dem Jahr 2005) und ich sie nicht als aussagekräftig genug betrachte. Aber ich werde mal schauen, ob ich ein paar weitere Arbeiten finden kann.
Wie viele Arbeiten sollte ich deiner Meinung nach überhaupt mitbringen? In dem Brief, den ich gestern bekommen habe, steht folgendes drin:

Präsentation: Gerne würden wir ein paar (weitere) Arbeiten von Ihnen sehen.

Heisst das, dass ich auch Arbeiten mitbringen kann, die ich schon in der Bewerbung gezeigt habe? Und wie soll ich die Arbeiten am Besten präsentieren, ich bin darin nicht sonderlich gut.


Und die Tatsache, dass ich die besagten Schulen abgebrochen habe, zerreist mir den Kopf.

Im Brief steht weiter: Bei Verhinderung bitten wir Sie, uns bis am Dienstag, 22.1.08, Bescheid zu geben.

Denkt ihr ich sollte vorher anrufen und bestätigen, dass mir der Termin passt?
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Hallo ikka5!

M. E. machst Du Dir die Sorgen an den falschen Stellen: Wenn das Niveau Deiner Arbeitsproben nicht reichen würde oder Dein Lebenslauf nach deren Meinung inakzeptabel wäre, hätte man Dich niemals eingeladen. Ich denke, dass die Herausforderung jetzt hauptsächich in der menschlichen Seite liegt - in der Art, wie Du Dich gibst und (nicht ganz so wichtig) wie weit Deine bisherige Auseinandersetzung mit dem Thema "Design" gediehen ist. Und wenn Du mich fragst: Ziemlich weit... ;-)

Man wird vor allem versuchen, einzuschätzen, wie Du Dich gegenüber Vorgesetzten und Kollegen verhältst; platt gesagt: Ob man mit Dir zusammen arbeiten kann. Von daher auch Vorsicht beim Thema "Rassismus"... das kann leicht nach einer faulen Ausrede klingen!

Rein inhaltlich würde ich mir einen kleinen Vortrag zu jeder meiner Arbeiten zurecht legen: Was der Kunde wollte, wie Du das umgesetzt hast und wie ggf. der handwerklich-technische Ablauf war...
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Danke für deine beruhigende Antwort. Ich werde mich auf jeden Fall bemühen für das Gespräch, denn ich habe wirklich viele Schwierigkeiten in der Vergangenheit gehabt. Und ich bin bereits 24 Jahre alt und es wird Zeit, dass ich endlich mal eine gesicherte Zukunft habe.

Zum Thema Rassismus: Naja, einer meiner Lehrer kam zu mir in den ersten Lektionen und sagte mir ins Gesicht, dass er überrascht sei, dass ich so gut Deutsch sprechen kann. Ich musste für die Schule ein Lebenslauf abgeben und meine Ausweispapiere, da sollte ersichtlich sein, dass ich in der Schweiz geboren bin und mit dieser Sprache aufgewachsen bin. Und sonst hatte ich auch grössere Auseinandersetzungen mit ihm, weil ich mit ihm als Menschen nicht klar kam. Die Lehrer versuchten oft, die passierten Sachen als Missverständnisse zu erklären, weil sie wussten, dass ich im Recht war.

Eine andere Lehrerin hatte Vorurteile gegenüber mir. Eine zu erledigende Aufgabe ging ich recht langsam und ein vielleicht "naiv" an. Da meinte sie zu mir, dass ich nicht so schüchtern sein soll, denn ich gäbe mich ja so rebellisch. Zur Info: Ich ging normalerweise mit meinen Baggy-Pants, Baseball-Cap und Long-T-Shirts in die Schule.
Naja, Vorurteile stossen bei mir sowieso hart auf...
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Ich habe nicht gesagt (oder auch nur gedacht), dass Du im Unrecht gewesen wärst. Wie sollte ich auch? Ich kenne Dich nicht und war an der Schule nicht dabei...

Wollte lediglich zu bedenken geben, dass ein betrieblicher Ausbilder im Prinzip auch eine Art "Lehrer" ist... der bei dem Thema "Ärger mit Lehrern" vermutlich schnell hellhörig wird. Nimmt man dazu, dass Du für einen Azubi schon etwas älter bist und vermutlich eine sehr selbstbewusste Ausstrahlung hast, könnte der ein oder andere in Deiner Person vielleicht kommenden Ärger wittern...

Positiv formuliert: Einer der wichtigsten Punkte im Gespräch wird darin bestehen, freundlich und ausgeglichen zu wirken... wie jemand, der in der Lage ist, sich einzufügen und im Bedarfsfall auch fachliche Autorität akzeptieren kann.
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Ja schon, ich wollte dir nur zeigen, womit ich zu kämpfen hatte. Ich bin ein ehrlicher Mensch, doch wehre ich mich vehement gegen Unrecht, da ich jeden Menschen als gleich sehe, sofern ich sie nicht besser kenne. Deswegen fiel es mir schwer, meinen Lehrer als Menschen zu respektieren, denn er hatte mich auch nicht mit dem nötigen Respekt gewürdigt.

Ich sehe mich selber als einen hilfsbereiten, das Gute suchenden Menschen mit einer guten Grundhaltung. Hätte ich mich ihm da vielleicht unterwerfen sollen? Das ist ein Schwachpunkt von mir, dass ich mich immer wehre gegen Unrecht, obwohl ich die Sache einfach unbeachtet lassen könnte.
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Hallo zusammen. Gestern hatte ich also mein allererstes Vorstellungsgespräch. Das Gespräch dauerte etwas mehr als eine Stunde.

Die Agentur hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen, besonders dass sie 3 Tage nach dem Abschicken der Bewerbung geantwortet haben. Nicht nur das, alle waren extrem sympathisch und waren sehr locker drauf.

Zunächst haben sie kurz die Agentur vorgestellt und dann ging es sofort zu den Standardfragen, die sie jeder/m BewerberIn stellen. Naja meiner Meinung nach hätte es besser laufen können, ich hatte ständig das Gefühl, dass sie mich abwimmeln wollen. Sie waren begeistert von meinen Arbeiten, ich habe auch ein paar ältere Sachen mitgenommen, unter anderem auch Charakterdesigns. Diese haben sie nur noch bestaunt und sogar gemeint, dass ich vielleicht bei einem Spieleentwickler besser aufgehoben wäre, da ich sonst nur mein Talent vergeude... Egal was ich gesagt habe, wie sehr ich auch versuchte, sie von mir zu überzeugen - ich hatte das Gefühl, dass alles vergebens war...

Es klingt jetzt vielleicht zu negativ formuliert, was ich hier schreibe, ich meine die haben mich hochgelobt, auch für meine gestalterischen Arbeiten. Ach ich weiss nicht... Ich weiss nur, dass ich zu gerne bei dieser Agentur arbeiten würde... Meint ihr eine Nachfassmail wäre hier angebracht, um ihnen nochmal das Gefühl zu geben, dass ich die Stelle gerne hätte, oder glaubt ihr das wäre zu viel des Guten?
Knightley
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Beitrag von Knightley »

Aber warum hätten sie dich "abwimmeln" sollen? Warum laden sie dich erst ein und führen ein einstündiges Gespräch, wenn sie sowieso keine Interesse haben? Wäre doch ein wenig unlogisch. Eventuell hättest du noch fragen sollen, wonach die denn genau suchen und was der geeignete Kandidat tun und können muss. (Wenn du das nicht sowieso schon gemacht hast.)

Mit "Nachfassen" haben hier einige ja gute Erfahrungen gemacht. Wie viele Bewerber wurden denn insgesamt eingeladen, und wann wird mit denen gesprochen? Falls die das gesagt haben.
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Ich weiss nicht... Von den Arbeiten her, die ich denen gezeigt habe, war ich sicher geeignet als Lehrling, aber vielleicht stimmte die "Chemie" halt nicht. Die haben mich auch gefragt, was ich mache, falls ich die Stelle nicht bekomme, und ich habe ehrlich geantwortet, dass ich noch nichts in Aussicht habe, doch wahrscheinlich die Aufnahmeprüfung für die Fachklasse für Grafik machen werde. Und da meinten die auch, dass sie es überhaupt nicht empfehlen würden... Ich hatte allgemein den Eindruck, dass sie ein falsches Bild von mir haben, dass ich mir vielleicht etwas Anderes vorstelle oder so. Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt... Darüber hinaus seien sehr viele Bewerber am Ausbildungsplatz interessiert und das Niveau der Arbeiten dieses Jahr sehr hoch. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass das Gespräch einfach nicht gut gelaufen ist...

Gleich vor mir hatte ein anderer das Vorstellungsgespräch und der sei "wie ich" gestalterisch auch sehr begabt. Ansonsten haben sie alle diejenigen, die den gestalterischen Vorkurs gemacht haben, eingeladen und seien überhäuft worden mit den Bewerbungen.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Dass Du nur zum "Abwimmeln" eingeladen worden bist, kann ich mir ebenfalls schwer vorstellen. Zeit ist Geld, denkt der Unternehmer... in der Werbung vielleicht noch etwas mehr als anderswo... ;-)

Was mir - auch vor dem Hintergrund Deiner bisherigen Postings - plausibel vorkäme: Du strahlst Deinen Unwillen zur "Unterwerfung" so deutlich aus, dass Ausbilder, Lehrer etc., die auf einen gewissen Respekt angewiesen sind, sich zu einer Art "Vorwärtsverteidigung" genötigt sehen. Dass die vielen Hinweise auf Deine Konkurrenz eine Art sind, um Dir indirekt mitzuteilen: "Benimm Dich bloss, falls wir Dich nehmen! Wir finden sofort Ersatz, wenn Du uns dazu zwingst!"... ;-)

Kein "Abwimmeln", sondern ein "Disziplinieren", sozusagen...
ikka5
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Beitrag von ikka5 »

Hmm ok danke für deine Antwort ^^ Naja, ich weiss ja nicht, ob ich diese "Haltung" so stark ausgestrahlt habe während dem Gespräch.

Aber es scheint mir plausibel, die haben mich auch gefragt, ob ich ein Problem mit der Distanz hätte (ca. 20km - mit der Bahn ca. 30 Minuten) und ob ich die Flyeraufträge weiterhin annehmen würde, falls ich die Stelle bekäme. Da bisherige Lehrlinge anscheinend während der Arbeitszeit an anderen Dingen gearbeitet haben.

Naja wie gesagt, die ganze Atmosphäre im Betrieb war mir sehr sympathisch, alle Mitarbeiter sind extrem offen und freundlich. Allerdings getraue ich mich dennoch nicht, eine Nachfassmail zu verfassen, da ich das Gefühl habe, dass ich mich damit ins Abseits stelle...
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