Sind Noten das wichtigste?

Wie geht es weiter nach Absagen? Was kann daraus gelernt werden? Lass andere an deinen Erfahrungen teilhaben. Berichte über gute und schlechte Erfahrungen bei der Stellensuche.
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Paul24
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Registriert: 18.03.2010, 00:28

Sind Noten das wichtigste?

Beitrag von Paul24 »

Ich bin Fahrzeugtechnikstudent und bewerbe mich gerade bei Firmen wegen Diplomarbeit. Ich mache mir im Moment viele Sorgen über meine Zukunft. In jeder Stellenausschreibung sehe ich "gute bzw. sehr gute Studienleistungen" usw. als Voraussetzungen und ich weiss nicht wie ich da eine Chance haben werde.

Mein Vordiplom habe ich mit einer 2,0 geschafft. Die Probleme kamen für mich im 4. und im 5.Semester. Meine Mutter ist in dieser Zeit an Krebs gestorben und zudem ist einige Monate später die Beziehung mit meiner Freundin nach 4 Jahre zu Ende gegangen.

Ich habe mit der Situation nicht gut umgehen können und war für über ein Jahr ziemlich deprimiert. Ich habe versucht mit dem Studium normal weiter zu machen aber meine Leistungen haben sich während dieser Zeit ziemlich verschlechtert, und es gibt bei mir nun mehrere Noten von diesen Semestern, die ich nur mit "ausreichend" oder "befriedigend" bestanden habe.

Nachdem diese schwere Zeiten mit der Zeit vorbei waren ist alles wieder ok bei mir und ich war zum Beispiel im letzten Semester mit einem Durchschnitt von 1,7 einer der besten des Studienganges.

Das Problem ist dass wenn ich mir meine Notenbestätigungen vom Hauptdiplom ansehe ich zur Zeit genauso viele "befriedigend" und "ausreichend" habe wie "gut" und sehr gut". Ich bin jetzt mit der Zeit wieder auf ein Gesamtdurchschnitt von "gut" gekommen, aber dennoch sind meine Noten nicht gerade die besten.

Zudem bin ich jetzt im Moment über der Regelstudienzeit. Normalerweise studieren die Leute 8 Semester und machen dann Diplomarbeit. Wegen meiner Depressionen habe ich mindestens ein Semester verloren. Ich habe auch für einem Jahr als Werkstudent gearbeitet worum ich insgesamt 2 Semester mehr als normal für das Studium brauchen werde.

Ich mache mir nicht zu viele Sorgen wegen der Diplomarbeitsstelle denn ich werde schon irgendwas kriegen, sei es bei einer Firma oder als Plan B in meiner Hochschule. Aber ich mache mir doch heftige Gedanken für die Zukunft.

Ich denke, ich hab das Potential ein sehr guter Ingenieur zu werden. Und ich bringe auch andere Sachen mit: Auslandserfahrung, ich bin selber nicht deutscher, spreche fliessend 3 Sprachen (englisch, spanisch, deutsch), Praktikas und Werkstudententätigkeit.

Aber dennoch habe ich im Moment das Gefühl, dass mir die anderen Faktoren über meine ganze Karriere negativ belasten werden.

Ich verstehe, dass bei hohen Bewerberzahlen die Leute mit mittelmässigen Noten und langer Studienzeit ausgefiltert werden können. Aber dennoch finde ich es schade, dass ich jetzt vielleicht nie mehr an einem Traumjob kommen werde.

Für die Leute, die mit Bewerbungen etwas Erfahrung haben wollte ich ein Paar Fragen stellen:

- Würdet ihr bei Internetbewerbungen für Diplomarbeit den aktuellen Notenspiegel bei den Bewerbungsunterlagen mit reinlegen oder würdet ihr das weglassen und nur das Vordiplomzeugnis zeigen?

- Wenn ihr den Notenspiegel beifügen würdet, würdet ihr bei Anschreiben irgendwie versuchen schlechten Studienleistungen zu begründen?

- Ist die Regelstudienzeit ein sehr wichtiger Faktor auch wenn man gute Werkstudentenzeugnisse vorliegen kann?

- Wenn man Ausländer ist, weichen die Personaler normalerweise von deren üblichen Weise einem Bewerber zu bewerten oder macht das überhaupt keinen Unterschied?

Danke vielmals.
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
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Beitrag von ice_and_fire »

Hallo Paul24

Ich denke wirklich, dass du dir zu viele Gedanken machst. Was spricht denn eigentlich gegen dich?

Ein Studium von 10 statt 8 Semstern?
Ein Durchschnitt der "nur" "gut" ist?

Das sind doch alles nur erste Faktoren, die über die Zeit ihr Gewicht sowieso verlieren. Außerdem werden Diese von wiederum guten Faktoren wie Auslandserfahrung oder Sprachkenntnissen wett gemacht.
Was bleibt ist also ein guter Bewerber. Das wird für Dich an der einen Stelle nicht klappen, an der anderen Stelle klappt es dafür dann ... no worries

Was ich eher betonen möchte ist, dass es andere Faktoren gibt. Diese sind z.B. deine Zielstrebigkeit. Mache bitte keine Plan-B-Diplomarbeit, wenn sie dir für deinen Weg nichts bringt.
Außerdem bringen praktische Erfahrungen und fachliches Wissen natürlich gerade auch am Anfang eine Menge ... all das könnte ich bislang im Wort "roter Faden" kombinieren.

Und dann kommt für mich noch ein weiterer Punkt. Kontakte! Ich sage absichtlich nicht Vitamin B, da Kontakte für mich nur bedeuten, dass du Anlaufstellen hast. Gerade nach einer DA, mit der jeder zufrieden war, kann ein Diplomant i.d.R. ja auch im Unternehmen bleiben
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
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Re: Sind Noten das wichtigste?

Beitrag von ice_and_fire »

Paul24 hat geschrieben: - Würdet ihr bei Internetbewerbungen für Diplomarbeit den aktuellen Notenspiegel bei den Bewerbungsunterlagen mit reinlegen oder würdet ihr das weglassen und nur das Vordiplomzeugnis zeigen?
In der Regel erwarten die Unternehmen schon mehr als das Vordiplomszeugnis ... das Vordiplom liegt dann ja auch schon lange genug zurück
Paul24 hat geschrieben: - Wenn ihr den Notenspiegel beifügen würdet, würdet ihr bei Anschreiben irgendwie versuchen schlechten Studienleistungen zu begründen?
Nein; erstens ist das eh ein schmaler Grad, den eigentlich niemand richtig beschreiten kann, zweitens hast du wahrscheinlich gar nichts zu erklären und drittens sollst du Stärken verkaufen & nicht Schwächen entschuldigen
Paul24 hat geschrieben: - Ist die Regelstudienzeit ein sehr wichtiger Faktor auch wenn man gute Werkstudentenzeugnisse vorliegen kann?
Sie ist wie bereits geschrieben nur ein Faktor. 10 statt 8 Semester z.B. sprechen nicht für dich. Sie brechen dir aber auch nicht das Genick und können durch z.B. gute Zeugnisse (Stichwort Praxis) sogar ganz vergessen gemacht werden.
Überleg mal, ein einziger Ausrutscher bei einer Prüfung zum ungünstigen Zeitpunkt im Studium und schon hast du ein Zusatzsemester gewonnen
Paul24 hat geschrieben: - Wenn man Ausländer ist, weichen die Personaler normalerweise von deren üblichen Weise einem Bewerber zu bewerten oder macht das überhaupt keinen Unterschied?
da bin ich überfragt. Aber auf Akademikerniveau, wird die Art und Weise vermutlich die gleiche bleiben.
pluto7
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Registriert: 04.11.2009, 19:34

Beitrag von pluto7 »

das meiste was ich zu Deiner Frage sagen wollte hat ice ja schon gesagt :wink:

Zu Deiner Frage mit dem "Ausländer sein", das kommt natürlich wie immer auf die Firma an, es gibt solche und solche. Ich kenne zufällig eine Firma (sehr groß), die bevorzugt Ausländer einstellt (und zwar jetzt bei den Akademikern) weil sie gerne als international und tolerant (und was weiß ich) angesehen werden möchte. Also auch das gibt es. Da würde ich mir an Deiner Stelle nun auch keinen riesen Kopf drum machen.
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