Quereinstieg Zweiradmechaniker mit 45

[mistermol]

Hallo Miteinander

Ich bin 45, gelernter Koch und eigentlich seit ich 16 bin in der Gastronomie tätig. Ich versuche schon länger irgendwie einen Weg zu finden der Gastronomie den Rücken zu kehren und in einen anderen Beruf einzusteigen.
In den meisten Fällen scheitert es an der Qualifikation, so dass ich dann doch immer wieder in die Küche zurück gehe.
Immer wieder wird der Wunsch jedoch deutlich in der Radbranche tätig zu sein.

Heute hab ich mich seit längerer Zeit mal wieder mir der Situation auseinandergesetzt und ein Bewerbungsschreiben aufgesetzt.
Ich würde gerne von Euch wissen, was man in den Schreiben verbessern könnte.
Sicher ist eine zweite Ausbildung im Alter mit viel Aufwand und Schweiß verbunden. Aber es wäre ja nicht das erste Mal das es jemanden gelingt.

Ich bin für jeden Tip dankbar. Hier das Anschreiben.

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Sehr geehrte Damen und Herren

Seit meiner frühen Jugend liebe ich Fahrräder und Radsport. Olaf Ludwig ist noch heute eines meiner Idole aus Kindertagen.

Ich liebe es auf meinen Fahrrädern in der Stadt und der Natur umweltfreundlich unterwegs zu sein und dabei auch noch etwas für meine Gesundheit zu tun. Selbstverständlich erledige ich auftretende Reparaturen an den Rädern unserer Familie eigenständig. Stoße ich dabei auf Schwierigkeiten, versuche ich geduldig der Ursache nachzugehen, um dann mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl eine Lösung zu finden. Dadurch konnte ich mir einige Erfahrungen aneignen. Immer wieder erfreue ich mich an der erfolgreichen Fertigstellung einer Reparatur und einer gelungenen anschließenden Probefahrt. Ein funktionierendes einwandfrei laufendes Velo ist einfach eine runde Sache und macht glücklich.

Den Beruf des Zweiradmechanikers zu erlernen, erfüllt mich mit Freude und Zufriedenheit. Ich will meine Kenntnisse vertiefen und meine Leidenschaft zum Beruf machen.

In meinen bisherigen Berufsleben habe ich als Koch in der Gastronomie in einer Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen gearbeitet. Belastbarkeit, kundenorientiertes Auftreten und Teamwork sind für mich unabdingbare Eigenschaften um erfolgreich zu arbeiten.

Da ich im Moment in einen ungekündigten Arbeitsverhältnis tätig bin unterliege ich den gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfristen.

Ich freue mich über eine Einladung zu einen Vorstellungsgespräch.

Mit besten Grüßen
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Vielen Dank und bis bald Gruß A

[TheGuide]

Sehr geehrte Damen und Herren

Seit meiner frühen Jugend liebe ich Fahrräder und Radsport.

Wenn du in der Schweiz lebst, ist das okay (wobei die konkrete Ansprache immer besser ist, als die sehr geehrten Damen und Herren). Wenn du in Österreich oder Deutschland lebst, dann wird die Anrede zwingend mit einem Komma beendet und danach geht es klein weiter.

Dadurch konnte ich mir einige Erfahrungen aneignen.

Dadurch eignete ich mir ... an.

Da ich im Moment in einen ungekündigten Arbeitsverhältnis tätig binKOMMA unterliege ich den gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfristen.

Dein Anschreiben finde ich insofern überzeugend, als dass ich dir alles glaube. Auch die Kompetenz nehme ich dir voll ab. Wäre ich allerdings Inhaber einer Fahrradwerkstatt, glaube ich nicht, dass ich dich einstellen würde. Einfach weil ich annähme, dass du einfach gerade in einer Midlife Crisis bist. Das soll dich nicht entmutigen. Aber sei darauf gefasst, dass du Absagen bekommst und verzweifle daran nicht.

[mistermol]

Hi,

vielen Dank für deine schnelle Antwort und die konstruktive Kritik. Ich werde darauf eingehen. Bist du denn der Meinung man könne den Text insofern ändern dass es sich nicht mehr nach Midlife Crisis anhört.
Meine Ziel war es eigentl nie in die Gastro zu gehen, nur irgendwie macht man dann doch immer weiter, weil man ja auch im Hamsterrad drinnen sitzt und auch seinen Verpflichtungen nachzugehen hat.

Ja , man muss darauf gefasst sein Absagen zu erhalten, der Weg einer 2. Ausbildung sollte doch aber auch verdeutlichen dass man es entsprechend ernst meint und nicht nur einen Hirngespinst nacheifert.

Gruß A.

[TheGuide]

Ich wüsste jetzt eigentlich nicht - abgesehen von der Anrede (Komma, klein weiter) und dem Modalverb (konnte aneignen > eignete an) - was du besser machen könntest. Ich würde es halt versuchen, aber darauf gefasst sein, dass es nicht klappt, nicht weil die Leute mir nicht abnehmen, dass ich das kann, sondern eben aus dem benannten Grund, dass sie es für ein Symptom der Midlife Crisis halten, dass du mit Mitte 40 aus dem Berufsalltag aussteigen und etwas Neues machen willst und dafür erhebliche Gehaltseinbußen in Kauf nimmst. Jetzt wirst du eine Gesellen- oder Meistergehalt erhalten(?), keine Ahnung, wie hoch das ist, und würdest zurückfallen auf ein Gehalt des ersten Lehrjahrs (was wird das sein, 700 €?).

[mistermol]

mmh... schon möglich, allerdings ist ja bekanntlich Geld nicht alles im Leben.
Bis zur Rente unglücklich aber mit Geld in der Küche zu stehen, kann ja nicht wirklich ein Lebensziel sein.
Aber dennoch vielen Dank und bis bald.

[Romanum]

Meine Ziel war es eigentl nie in die Gastro zu gehen, nur irgendwie macht man dann doch immer weiter, weil man ja auch im Hamsterrad drinnen sitzt und auch seinen Verpflichtungen nachzugehen hat.

Sehe deinen Werdegang doch nicht so negativ. Du hast in den letzten drei Jahrzehnten doch schließlich auch etwas geleistet und erreicht. Wenn du deinen Lebenslauf mal intensiv bilanzierst, dann wirst du auch viel Positives finden - und dann bist du auch selbstbewusster und beschreitest energischer neue Wege.

Wenn du dich dagegen quasi für deinen Werdegang "schämst", dann beeinflusst dies deine Außenwirkung negativ.

Ja , man muss darauf gefasst sein Absagen zu erhalten, der Weg einer 2. Ausbildung sollte doch aber auch verdeutlichen dass man es entsprechend ernst meint und nicht nur einen Hirngespinst nacheifert.

Der Ausbildungsberuf heißt mittlerweile Zweiradmechatroniker.

Gibt es denn aktuell freie Ausbildungsplätze, auf die du dich bewirbst? Die Ausbildungsplätze werden doch vorrangig bei Fahrradhändlern mit Werkstattbetrieb angeboten. Da könntest du doch mal auch direkt den persönlichen Kontakt aufnehmen, dich vorstellen und nähere Infos einholen. So lernt man sich kennen und erhält Informationen aus erster Hand.

Außerdem gibt es mancherorts auch überbetriebliche Umschulungen im Bereich Zweirad.