Liebes Forum,
nach meiner Ausbildung und Arbeit als PR-Referent bekam ich die Möglichkeit zu promovieren. Das Projekt ist nun abgeschlossen, ich darf den Titel jedoch erst nach Veröffentlichung offiziell tragen.
Die letzten Monaten haben nun leider gezeigt, dass sich meine Promotion in einem geisteswissenschaftlichen Fach eher negativ auf meine künftigen Berufschancen auswirkt. Deshalb habe ich kurzerhand meine Promotion verschwiegen und nur mitgeteilt, dass ich in dieser Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni war, was letztlich auch der Wahrheit entspricht.
Nun bin ich der Meinung, dass dieses Thema früher oder später auf den Tisch muss, da ich stolz auf die Leistung bin und meinen Titel spätestens nach der Veröffentlichung der Diss auch tragen möchte.
Hier meine Frage: Wie könnte ich im Vorstellungsgespräch damit umgehen? Was wäre ein geschickter Weg?
Das Thema weiterhin verschweigen und den Job bekommen? Oder offensiv ansprechen, um dann wieder festzustellen, dass es vielfach problematisiert wird, wenn "einfache" Mitarbeiter einen Titel tragen (ohne dies jedoch zu glorifizieren), den der Vorgesetzte oder Geschäftsführer nicht führt.
Bin sehr gespannt auf Eure Meinung.
Juri
Promotion verschweigen und später offenbaren?
Hallo Juri G,
zunächst einmal wäre es interessant, in wie weit sich die Promotion negativ auf die Berufschancen ausgewirkt hat.
Wurde Dir konkret mitgeteilt, dass man Dir wegen der Promotion absagen müsse? Oder wie kommst du darauf?
Die Promotion im Lebenslauf zu verschweigen, ist jedenfalls höchst problematisch. Denn wenn diese "Unterschlagung" offenkundig wird, wird sich unweigerlich die Frage stellen, was Du noch alles verschwiegen hast.
Kommt Das im vorstellungsgespräch "auf den Tisch", ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Dui am Ende eine Absage bekommen wirst. Denn die so hervorgerufenen Zweifel an deiner Glaubwürdigkeit dürften es einem Personalverantwortlichen schwer machen, Dir gleichwohl den Arbeitsvertrag anzubieten. Auich bei einem Arbeitsverhältnis ist ehrlichkeit und Offenheit ein entscheidendes Kriterium.
Kommt das erst später heraus, nachdem der Vertrag unterschrieben wurde, führt es vielleicht nicht sofort zu einer Anfechtung des Arbeitsvertrages wegen arglistiger Täuschung; gleichwohlö ist die gefahr groß, dass ir bei erst bester gelegenheit gekündigt wird, da das Vertrauensverhältnis zerstört ist.
Im Übrigen sollte es mit Deinem Titel keine Probleme geben, solange Du nicht dazu tendierst, Deinen Titel nicht wie eine Monstanz vor Dir herträgst und in Besprechungen ständig darauf hinweist, dass du ja einen titel hättest, um Deine Argumentation so zu untermauern.
Denke immer daran, dass ein Titel zwar schönes "Lametta" ist, auf das man sicherlich auch stolz sein darf; ein solcher Titel aber noch lange nicht besagt, dass man auch gleichzeitig über die entsprechenden beruflichen Kompetenzen verfügt.
Die Qualität eines Rechtsanwaltes zeigt sich erst später, wenn es darum geht, ob er auch erkennen kann, was wirtschaftlich betrachtet für einen Mandanten die beste Lösung ist, vollkommen losgelöst von der Frage, ob dieser nun Recht hat oder nicht. So kann es dann in einem Unternehmen zwar sein, dass der Justitiar dem Chef zur Klage empfiehlt, weil dieser ja Recht habe; der chef sich dagegen entscheidet, weil er aus seiner Lebenserfahrung her weiss, dass dieser Rechtsstreit sich wirtschaftlich nicht rechnet; eine ompetenz, die dem Justitiar fehlt.
Viele Grüße aus Duisburg
zunächst einmal wäre es interessant, in wie weit sich die Promotion negativ auf die Berufschancen ausgewirkt hat.
Wurde Dir konkret mitgeteilt, dass man Dir wegen der Promotion absagen müsse? Oder wie kommst du darauf?
Die Promotion im Lebenslauf zu verschweigen, ist jedenfalls höchst problematisch. Denn wenn diese "Unterschlagung" offenkundig wird, wird sich unweigerlich die Frage stellen, was Du noch alles verschwiegen hast.
Kommt Das im vorstellungsgespräch "auf den Tisch", ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass Dui am Ende eine Absage bekommen wirst. Denn die so hervorgerufenen Zweifel an deiner Glaubwürdigkeit dürften es einem Personalverantwortlichen schwer machen, Dir gleichwohl den Arbeitsvertrag anzubieten. Auich bei einem Arbeitsverhältnis ist ehrlichkeit und Offenheit ein entscheidendes Kriterium.
Kommt das erst später heraus, nachdem der Vertrag unterschrieben wurde, führt es vielleicht nicht sofort zu einer Anfechtung des Arbeitsvertrages wegen arglistiger Täuschung; gleichwohlö ist die gefahr groß, dass ir bei erst bester gelegenheit gekündigt wird, da das Vertrauensverhältnis zerstört ist.
Im Übrigen sollte es mit Deinem Titel keine Probleme geben, solange Du nicht dazu tendierst, Deinen Titel nicht wie eine Monstanz vor Dir herträgst und in Besprechungen ständig darauf hinweist, dass du ja einen titel hättest, um Deine Argumentation so zu untermauern.
Denke immer daran, dass ein Titel zwar schönes "Lametta" ist, auf das man sicherlich auch stolz sein darf; ein solcher Titel aber noch lange nicht besagt, dass man auch gleichzeitig über die entsprechenden beruflichen Kompetenzen verfügt.
Die Qualität eines Rechtsanwaltes zeigt sich erst später, wenn es darum geht, ob er auch erkennen kann, was wirtschaftlich betrachtet für einen Mandanten die beste Lösung ist, vollkommen losgelöst von der Frage, ob dieser nun Recht hat oder nicht. So kann es dann in einem Unternehmen zwar sein, dass der Justitiar dem Chef zur Klage empfiehlt, weil dieser ja Recht habe; der chef sich dagegen entscheidet, weil er aus seiner Lebenserfahrung her weiss, dass dieser Rechtsstreit sich wirtschaftlich nicht rechnet; eine ompetenz, die dem Justitiar fehlt.
Viele Grüße aus Duisburg
Danke für Deine Antwort.
Zur negativen Wirkung: Mir ist lediglich aufgefallen, dass ich mit Angabe des Titels weniger Resonanz erhalte als mit. Ich denke, hier kann man Eins und Eins zusammenzählen.
Zur Antwort: Leider klärt dies nicht ganz mein Problem. Denn erstens liegt das Kind schon im Brunnen und Montag ist das konkrete Vorstellungsgespräch, was demnach bedeuten würde, dass ich den Termin gleich wieder absagen könnte. Wie soll ich also das Thema angehen? Irgendwelche Ideen?
Und deshalb zur weiteren Erläuterung: technisch gesehen war ich Mitarbeiter der Universität, wobei die Promotion nur ein Teil meiner Aufgaben war. Außerdem darf ich den Titel noch nicht tragen. Insofern lüge ich nicht, wenn ich meine Promotion verschweige, sondern nenne eben nur einen Teil meiner Aufgaben nicht, der darüber hinaus noch nicht abgeschlossen ist.
Den Vertrauensvorschuss riskieren ich damit in jedem Fall. Da muss ich Dir zustimmen. Trotzdem kann insbesondere in der deutschen Unternehmenslandschaft nicht jeder damit umgehen - das ist leider auch Fakt, egal, wie offen Du damit bist. In der deutschsprachigen Kultur, siehe Herr und Frau Magister in Österreich, wird sehr darauf geschaut, was der andere hat, um sich wiederum davon abzugrenzen bzw. einen draufzusetzen.
Insofern brauche ich eine elegante Lösung, die Vertrauen wahrt, dabei aber trotzdem eine Erklärung für mein Handeln liefert.
Zur negativen Wirkung: Mir ist lediglich aufgefallen, dass ich mit Angabe des Titels weniger Resonanz erhalte als mit. Ich denke, hier kann man Eins und Eins zusammenzählen.
Zur Antwort: Leider klärt dies nicht ganz mein Problem. Denn erstens liegt das Kind schon im Brunnen und Montag ist das konkrete Vorstellungsgespräch, was demnach bedeuten würde, dass ich den Termin gleich wieder absagen könnte. Wie soll ich also das Thema angehen? Irgendwelche Ideen?
Und deshalb zur weiteren Erläuterung: technisch gesehen war ich Mitarbeiter der Universität, wobei die Promotion nur ein Teil meiner Aufgaben war. Außerdem darf ich den Titel noch nicht tragen. Insofern lüge ich nicht, wenn ich meine Promotion verschweige, sondern nenne eben nur einen Teil meiner Aufgaben nicht, der darüber hinaus noch nicht abgeschlossen ist.
Den Vertrauensvorschuss riskieren ich damit in jedem Fall. Da muss ich Dir zustimmen. Trotzdem kann insbesondere in der deutschen Unternehmenslandschaft nicht jeder damit umgehen - das ist leider auch Fakt, egal, wie offen Du damit bist. In der deutschsprachigen Kultur, siehe Herr und Frau Magister in Österreich, wird sehr darauf geschaut, was der andere hat, um sich wiederum davon abzugrenzen bzw. einen draufzusetzen.
Insofern brauche ich eine elegante Lösung, die Vertrauen wahrt, dabei aber trotzdem eine Erklärung für mein Handeln liefert.
Kann ich nicht wirklich nachvollziehen warum so ein Titel negativ ausgelegt werden sollte. Titel sind Schall und Rauch wie es so schön heißt.
Wie sagte mein ehemaliger Chef zu mir als es um den Druck meiner Visitenkarten ging?: Mir ist es scheissegal was Sie da drauf schreiben. Wegen mir können Sie Dr. Dr. von und zu drauf schreiben.
Nichts desto trotz kannst Du natürlich auf Deinen Titel stolz sein. Dennoch kommt für mich das Gefühl rüber als ob bei Dir alle Gedankengänge um diesen Titel gehen. Vielleicht hast Du Deinen Titel im Anschreiben etwas zu dick aufs Butterbrot geschmiert? Ich würde die Promotion kurz im Gespräch erwähnen aber kein großes Traraaaa drum herum machen. Wobei letztendlich gilt: Du musst deinen Dr.-Titel angeben und kannst ihn nicht einfach weglassen.
Wie sagte mein ehemaliger Chef zu mir als es um den Druck meiner Visitenkarten ging?: Mir ist es scheissegal was Sie da drauf schreiben. Wegen mir können Sie Dr. Dr. von und zu drauf schreiben.
Nichts desto trotz kannst Du natürlich auf Deinen Titel stolz sein. Dennoch kommt für mich das Gefühl rüber als ob bei Dir alle Gedankengänge um diesen Titel gehen. Vielleicht hast Du Deinen Titel im Anschreiben etwas zu dick aufs Butterbrot geschmiert? Ich würde die Promotion kurz im Gespräch erwähnen aber kein großes Traraaaa drum herum machen. Wobei letztendlich gilt: Du musst deinen Dr.-Titel angeben und kannst ihn nicht einfach weglassen.
-
- Beiträge: 55
- Registriert: 29.08.2011, 21:11
gleiche Erfahrung
Ich muss leider JuriG zustimmen. Ich habe genau den gleichen Eindruck. Hatte bei meinen früheren Jobsuchen deutlich mehr Feedback als heute.
Der Titel wirkt sich deshalb negativ aus, weil momentan eher niedrige Löhne bezahlt werden und man als promovierter Mitarbeiter ein entsprechendes Gehalt erwartet.
Vor 4 Jahren haben sie ständig Leute mit Dr. gesucht. Momentan werden in der Industrie sehr wenige Stellen für promovierte ausgeschrieben. Oft werden in einer Stellenanzeige studierte und ausgebildete Leute für die selben Aufgaben gesucht. Was schon an sich ein Unding ist! (Man sucht ja auch nicht Arzt oder Krankenschwester für Herzchirurgie) -Entweder möchte der AG jemanden mit viel Hintergrundwissen und Selbständigkeit oder jemanden, der einfach alles abarbeitet, was ihm gesagt wird. Und für sowas ist man mit Studium und Promotion teilweise echt zu Schade.
Aber selbstständig denkende und arbeitende Mitarbeiter, die eine hohe Fachkompetenz vorweisen, sind meiner Erfahrung nach, nicht sehr gefragt und beliebt.
Der Titel wirkt sich deshalb negativ aus, weil momentan eher niedrige Löhne bezahlt werden und man als promovierter Mitarbeiter ein entsprechendes Gehalt erwartet.
Vor 4 Jahren haben sie ständig Leute mit Dr. gesucht. Momentan werden in der Industrie sehr wenige Stellen für promovierte ausgeschrieben. Oft werden in einer Stellenanzeige studierte und ausgebildete Leute für die selben Aufgaben gesucht. Was schon an sich ein Unding ist! (Man sucht ja auch nicht Arzt oder Krankenschwester für Herzchirurgie) -Entweder möchte der AG jemanden mit viel Hintergrundwissen und Selbständigkeit oder jemanden, der einfach alles abarbeitet, was ihm gesagt wird. Und für sowas ist man mit Studium und Promotion teilweise echt zu Schade.
Aber selbstständig denkende und arbeitende Mitarbeiter, die eine hohe Fachkompetenz vorweisen, sind meiner Erfahrung nach, nicht sehr gefragt und beliebt.
Das Feedback im erwähnten Vorstellungsgespräch spiegelt den Tenor dieser Diskussion ganz gut wieder. Habe das Projekt Promotion kurz erwähnt, ohne den Titel oder die Leistung besonders hervorzuheben und hatte darauf null, wirklich null Reaktion. Entweder es wurde überhört oder die Leistung, ein solches Projekt in weniger als drei Jahren teilweise neben dem Job durchzuziehen, wird tatsächlich wenig geschätzt. Eigentlich soll es ja gerade den Durchhaltewillen, strukturiertes, selbstständiges Arbeiten und Organisations- und Planungstalent beweisen - im Gespräche konnte ich davon leider nichts merken. Da ging es dann doch eher um meine Erfahrungen aus der vorherigen Tätigkeit, ohne diese erweiterten "Soft-Skills" auch nur kurz zu aufzugreifen. Da nimmt man sich selbst lieber so weit zurück und belässt es dabei, um nicht noch den Anschein zu erwecken, man gehe mit der Promotion hausieren. Schade eigentlich...