Netzwerken - Networking - Vitamin B

Welche anderen Bewerbungsstrategien kennt ihr noch? Fragen dazu bitte hier reinschreiben.
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scura
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Netzwerken - Networking - Vitamin B

Beitrag von scura »

Eigentlich muss ich den Thread übersehen haben... (?) Falls dieses Thema schon irgendwo stattfindet, bitte weist mich darauf hin! Ich hab bei meiner Recherche im Forum bislang jedoch kaum was Ausführliches zum Thema Netzwerken gefunden. Kaum! Denn Bewerbungsgegner hat dazu einiges zu sagen! Ich hoffe, ich darf so ausführlich zitieren! :?:
Bewerbungsgegner hat geschrieben:Meine wichtigste These ist:
Bewerbungen sind aus vielen vielen Gründen nicht das optimale Mittel, um eine Arbeit bzw. einen Mitarbeiter zu finden. Es ist viel besser, schon lange bevor es zu einer Stellenanzeige oder einer Bewerbung kommt, dafür zu sorgen, dass man bei den entscheidenden Leuten persönlich bekannt ist.

Warum? Weil Arbeitgeber, die jemanden suchen, automatisch zuerst überlegen, wen sie persönlich kennen, der passen könnte. Das ist wesentlich sicherer und weniger Arbeit als ein Bewerbungsverfahren zu starten.

Wenn man das bei der Arbeitssuche berücksichtigt, d.h. systematisch dafür sorgt, in dem Umfeld, in dem man arbeiten möchte, persönlich bekannt zu sein, dann klappt es auch. Und es braucht keine 100 oder 500 Anläufe wie bei den Bewerbungen, sondern nur 1 bis 2.
lesemaus16 hat geschrieben:ich möchte dir was deine These über Bekannschafen im Berieb angeh zum
Teil wiedersprechen.
Nach meinen Erfahrungen die ich bisscher gesammelt habe, is es bei der Geschäfsleitung nich sehr Beliebt wenn man Bekanntschaften hat die einem helfen einen Bestimmten Job zu bekommen(besonders bei Erstbewerbungen im Betrieb)
Ich habe oft den Ra gehör das man erst wenn man sich richig Eingearbeitet hat seine Kontakte nutzen könnte.
Was hällstt du davon?
Bewerbungsgegner hat geschrieben:Das mit den Bekanntschaften ist ein sehr wichtiger Punkt.

Ich unterscheide beim Vitamin B immer zwischen gutem und schlechtem Vitamin B.

Schlechtes Vitamin B ist das, was du angesprochen hast, also Beziehungen, die eigentlich nur als Mittel zum Zweck herhalten müssen. Nach dem Motto "Kannste nicht mal was für mich jobmäßig machen?" Man kann diese Beziehungen als Instrumente der Vetternwirtschaft, Amigowirtschaft, z.T. der Korruption und ähnlichen Dingen sehen. Klarer Fall: So etwas ist abzulehnen und kommt tatsächlich nicht gut bei Unternehmenschefs an. Wenn zu mir als Chef jemand kommen würde und mich anhauen würde "Hey, ich hab' nen Sohn, der könnte mal was gebrauchen", dann wäre ich auch etwas angenervt und würde das ablehnen.

Gutes Vitamin B entsteht dagegen über Netzwerke und Kontakte, die man sich selbst aufgebaut hat - und zwar auf Basis seines persönlichen Interesses. Wenn zu mir als Chef also jemand kommt, der mir erklärt, dass er von sich aus für mich sehr gerne ganz bestimmte Aufgaben übernehmen möchte, und zwar ausgerechnet das, was ich zufälligerweise gerade perfekt brauchen kann und was mir dazu verhilft, mein Geschäft voranzutreiben, dann ist das was anderes. Ebenso wenn er mir dann erklärt, dass er von sich aus aus eigenem Interesse auf viele Leute zugegangen ist und diese einfach gefragt hat. Wenn er dabei dann einen meiner leitenden Angestellten kennengelernt hat oder auch einen meiner Lieferanten oder Konkurrenten, umso besser: Er scheint dann ganz genau zu wissen, was in der Branche abgeht, wer da die wichtigen Personen sind und worauf es ankommt. Das gibt mir die Sicherheit, dass er ganz genau weiß, wo er hin möchte und warum er das möchte. Und es vermittelt mir den Eindruck, dass er ohne große Umschweife direkt mit der Arbeit beginnen kann, aus eigenem Antrieb sehr schnell dazulernen wird und sich mir gegenüber auf jeden Fall loyal verhalten wird und Einsatz zeigen wird - schließlich hat er sich es ja genau überlegt und sich selbst dafür entschieden. Und zwar nicht aus der Not heraus, "irgendwie" Geld mit "irgendeinem Job" verdienen zu müssen, sondern weil er das so wollte. Ob derjenige dann über langjährige Erfahrung verfügt oder erst eingearbeitet werden muss, was für einen Lebenslauf und welche Qualifikationen er hat, wie alt er ist, wo er herkommt usw., das alles wäre mir in diesem Fall als Chef relativ egal, weil ich genau weiß, dass er sehr schnell reinkommen wird und sowieso schon weiß, worauf es ankommt.

Ich hoffe, das erklärt das ein wenig, wie ich die Sache mit den Kontakten sehe.
Ich weiß eigentlich schon länger, dass für mich als Geisteswissenschafterin Netzwerken das A und O wäre, um einen adäquaten Job zu kriegen. Die wirklich interessanten, für Mag.phil. in Frage kommenden Jobs werden entweder auf dem verdeckten Stellenmarkt vergeben, sprich intern oder über Netzwerke/Vitamin B, - oder es kommen auf ein Inserat ???-zig Bewerbungen, von denen dann die in diesem Forum schon häufiger angeführte eierlegende Wollmilchsau eingestellt wird - oder doch wieder jemand, der seine Beziehungen halt erst in diesem Moment aktiviert hatte. :wink:

Versteht mich nicht falsch! Ich bin deswegen nicht (mehr) böse auf die Welt und ihre Regeln. :mrgreen: Mitterweile kann ich die Argumente von Bewerbungsgegner sehr gut nachvollziehen, nur hatte ich bislang eben immer Probleme, diese Erkenntnis bewusst in die Praxis umzusetzen:
- Die besten Kontakte, die sich mir in meinem bisherigen Leben geboten haben, hab ich versemmelt, weils eben "schlechtes Vitamin B" gewesen wäre. Wenn ich mit wem nicht auf einer Wellenlänge bin, will ich mit dem auch nicht unbedingt in Verbindung bleiben, - so guts auch für mich wäre.
- Naivität muss man sich aberziehen. Menschenkenntis ist nötig! (Oder: Männner, die meine Väter sein könnten, sehen es selbst nicht immer so.)
- Wenn man Vitamin B hat und nützt, dann sollte man sich im Job auch bewähren, weil eine schlechte Leistung auf den Menschen zurückfällt, der einen empfohlen hat. Da war ich bislang a bissl zu selbstkritisch. Ich arbeite dran.
- Und last but not least: online social networking - xing &co. Was habt Ihr damit für Erfahrungen gemacht? Mein kleines Problem dabei (mal abgesehen davon, dass ich mich jahrelang aus Prinzip dagegen verweigert hatte): vor einiger Zeit hab ichs endlich geschafft, mich bei xing anzumelden, war dabei allerdings schon ziemlich überfordert, weil ich nunmal keinen Beruf habe, den ich angeben könnte. Hab mich dann eben mal grob und für die Zukunft eingeschätzt und seither - nix weiter getan. Ich hab ja (noch) nichts vorzuweisen, meinen Lebenslauf stell ich da sicher nicht rein- da würde sich berechtigterweise jeder fragen, was ich hier eigentlich will! Ja, und was ich dort will, weiß ich ja auch (noch) nicht. Schauma mal, wies sich entwickelt. 8)

Diese meine Einleitung wurde jetzt um einiges ausführlicher, als ich es eigentlich vorhatte. Ich hoffe, das Thema stößt auf Interesse und ich würd mich über Eure Erfahrungen und Meinungen dazu freuen!

lg scura


In der Originalfassung stand an dieser Stelle ein "Ps:", das mit diesem Posting in keinem Zusammenhang stand. Ich wollts nur irgendwo unterbringen ohne Beiträge zu "sammeln" und ohne jenes Thema, wo die Meldung eigentlich hingehört hätte, wieder in den Vordergrund zu drängen. Da es in diesem Zusammenhang hier aber missverständlich aufgenommen werden könnte, hab ichs in der 1. Bearbeitung entfernt, dabei aber vergessen, den Grund dafür anzugeben. Das wurde in der 2. Bearbeitung nachgeholt.
Zuletzt geändert von scura am 27.07.2009, 18:33, insgesamt 2-mal geändert.
ice_and_fire
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Re: Netzwerken - Networking - Vitamin B

Beitrag von ice_and_fire »

scura hat geschrieben:Ich hab bei meiner Recherche im Forum bislang jedoch kaum was Ausführliches zum Thema Netzwerken gefunden.
Das verwundert mich insofern nicht, da dies eher ein Forum ist, dass bei Bewerbungen unterstützen soll. Networking soll ja ohne die gewohnte Bewerbung erfolgreich sein. Außerdem werde ich tunlichst nicht via Forum networken. Da besucht man Fachtagungen, hält Kontakte warm und pflegt auch den außerberuflichen Umgang mit Kollegen; dennoch hast du recht, man sollte mal über dieses Thema reden
scura hat geschrieben: Versteht mich nicht falsch! Ich bin deswegen nicht (mehr) böse auf die Welt und ihre Regeln. :mrgreen:
Meine erste Regeln -noch vorm Networking weil das Teil dieser ersten Regel ist- ist, dass man verstehen muss wie die Welt / das System (herrlich ;-) ) funktioniert. Man muss es nicht bewerten, sondern nüchtern begreifen. Erst dann ist man in der Lage sich das alles zu nutze zu machen
scura hat geschrieben: - Die besten Kontakte, die sich mir in meinem bisherigen Leben geboten haben, hab ich versemmelt, weils eben "schlechtes Vitamin B" gewesen wäre. Wenn ich mit wem nicht auf einer Wellenlänge bin, will ich mit dem auch nicht unbedingt in Verbindung bleiben, - so guts auch für mich wäre.
Verstehe ich das richtig, du zählst diese Leute zum schlechten Vitamin B, weil du dich zu einer Freundschaft mit Ihnen "zwingen müsstest"? Das können dennoch wichtige Kontakte sein. Das ist m.E. eine Grundsatzentscheidung. Wie weit will ich meinen Prinzipien treu bleiben. Als ein Teil einer Gemeinschaft muss ich doch sowieso Abstriche machen; ich habe doch auch in der Arbeit immer wieder mit Leuten zu tun, die mir nicht passen. Ich finde es spannend, das zu finden was einen verbindet.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist ja die Exklusivität. Es gilt dich auch für diese Herren interessant zu machen.
scura hat geschrieben:
- Wenn man Vitamin B hat und nützt, dann sollte man sich im Job auch bewähren, weil eine schlechte Leistung auf den Menschen zurückfällt, der einen empfohlen hat. Da war ich bislang a bissl zu selbstkritisch. Ich arbeite dran.
Schaffe Schaffe Häusle baue ;-) Nee im Ernst. Keiner kann von dir erwarten, dass du 3 Doktortitel hast; keiner kann erwarten, dass du 7 Sprachen fließend sprichst. Das einzige was man erwarten kann, wird und was eigentlich jeder von sich erwarten sollte ist sein Bestes. Ich hoffe nicht, dass es als Antrieb dafür die beschriebene Situation braucht. Auch interessant ist, dass selbst eine 1A-Leistung bereits eine Form von Networking sein kann. Zumindest wenn man die Leistung auch halbwegs verkaufen kann ;-)
scura hat geschrieben:
- Und last but not least: online social networking - xing &co. Was habt Ihr damit für Erfahrungen gemacht? Mein kleines Problem dabei (mal abgesehen davon, dass ich mich jahrelang aus Prinzip dagegen verweigert hatte):
Ich weiß ja nicht. Sicher sind solche online Portale ne Möglichkeit einen Überblick zu halten. Aber wie bereits oben beschrieben finde ich Networking übern PC pervers. Schließt sich das nicht aus? Trainier ich etwa am PC soziale Kompetenz? Oder andere Dinge, die wichtige Soft-Skills fürs Networking sind?
scura
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Beitrag von scura »

Netzwerken erspart einem nicht immer die Bewerbung und/oder das Vorstellungsgespräch. Oft ermöglicht es einem schlicht einen kleinen, aber möglicherweise entscheidenden Einblick in den verdeckten Stellenmarkt und stellt für mich insofern eine alternative "Strategie" der Stellensuche dar. Deswegen dachte ich, es passt. :wink:

„Man kann das System für sich oder gegen sich arbeiten lassen. Es zu bewerten oder zu ignorieren ändert nichts daran.“
Keine Ahnung, wer das so oder so ähnlich gesagt hat, aber klingt logisch und insofern gebe ich Dir auch recht, ice_and_fire. :)
Ich wollte allerdings nicht Menschen als „schlechtes Vitamin B“ bewerten, sondern habe mir den Begriff von Bewerbungsgegner abgekupfert:
Bewerbungsgegner hat geschrieben: Schlechtes Vitamin B ist das, was du angesprochen hast, also Beziehungen, die eigentlich nur als Mittel zum Zweck herhalten müssen. Nach dem Motto "Kannste nicht mal was für mich jobmäßig machen?"
Damit wollte ich einen Beweggrund fürs Kontakte pflegen beschreiben, der, wenn er für sich alleine steht, nicht der meine ist.
Natürlich hast Du recht: im Berufsleben hat man auch mit Menschen zu tun, die einem persönlich nicht unbedingt zusagen, mit denen man aber trotzdem sehr gut zusammenarbeiten kann und aufgrund gemeinsamer Interessen doch auch ein persönliches und vermutlich beiderseitiges Interesse daran besteht, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Ich habe auch nicht den Fall gemeint, wenn einem ein Mensch in dem einen oder anderen Zusammenhang sowieso immer wieder mal über den Weg läuft. Auch da liegen die gemeinsamen Interessen dann schon irgendwie und irgendwo auf der Hand. Aber mit jemandem von sich aus aktiv und ausschließlich aus dem Grund in Verbindung zu bleiben, weil einem dieser Mensch irgendwann in ferner Zukunft nützlich sein könnte, z.B. weil er eine gewisse Position inne hat.... ja, ist vielleicht eine Grundsatzentscheidung. :wink:
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Verstehe ich alles gut... trotzdem fällt mir auf, dass Du Dich gerade explizit auf den unangenehmen Grenzfall zu konzentrieren scheinst: Du fragst Dich (nur?), wie moralisch es ist, einer potentiell nützlichen Person - allgemein gesprochen - etwas vorzutäuschen. M. E. ist es das nicht... und der persönliche Spass daran dürfte sich ebenfalls in Grenzen halten... vor allem, wenn einem ein so verstandenes "Networking" auf Dauer zur zweiten (und auf ganz lange Sicht vielleicht ersten?) Natur wird...

Ich würde allerdings vermuten, dass diese Fälle nicht unbedingt die Mehrheit denkbarer Kontakte repräsentieren. Anders gesagt: Man kann ganz bestimmt einen Teil seiner Freizeit dazu nutzen, sich auf relativ entspannte Art seinen beruflichen Interessen in einer Form zu widmen, die zu Kontakten mit auf verschiedene Arten spannenden "Artgenossen" führt. Die Tagungen, die I&F erwähnt, sind da ein gutes Beispiel... Vorträge, Messen, Seminare... wasweissich... und warum nicht auch Fachforen im Internet, in denen man sich inhaltlich austauscht. Einfach so... ohne verbissen irgendwelche Strategien zu verfolgen. Einfach eintauchen... und kommen lassen, was da kommen soll und will... ;-)

Vielleicht Freunde auf gleicher Ebene, vielleicht auch Kontakte zu "höheren"... und wenn beides nicht - dann vielleicht mehr Spass bei der Arbeit durch vermehrte Kenntnis von Hintergründen und Nebenaspekten... ;-)
scura
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Beitrag von scura »

so wie ich es lange gesehen habe, scheint es bei mir wohl in richtung "selbsterfüllende prophezeiung" gegangen zu sein. :roll:
ice_and_fire hat geschrieben: Man muss es nicht bewerten, sondern nüchtern begreifen.
auch wenn eingefahrene denkstrukturen aufweichen, sind sie noch nicht verschwunden.
Eure statements sind für mich sehr erhellend! danke dafür! :wink:
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