nach langer Elternzeit Rückkehr in alten Beruf formulieren?

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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Neustart 2015
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nach langer Elternzeit Rückkehr in alten Beruf formulieren?

Beitrag von Neustart 2015 »

Guten Morgen und einen schönen 1. Mai :-)

Folgende Situation: Ich bin gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, habe allerdings seit der Geburt meines Kindes vor 8 1/2 Jahren nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet. Es war eigentlich in meinem bisherigen Lebensentwurf auch nicht vorgesehen, dass ich jemals wieder in diesen Beruf zurückkehre. Nun kommt aber alles etwas anders...

Ich war in den letzten 8 Jahren allerdings auch nicht untätig, sondern habe mir ein Kleingewerbe aufgebaut und nähe seit 8 Jahren Kinderschühchen. Also etwas ganz anderes, das eigentlich ja thematisch nicht so wirklich gut in den Bürobereich passt ;-)

Wie sollte ich diese Zeit taktisch am besten formulieren, wenn ich mich in meinem ehemals erlernten Bereich wieder bewerben möchte?

Vielen Dank vorab für Eure Hilfe!

LG
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Als Frau bist Du ja in der glücklichen Lage, dass Erziehungs- bzw. Familienzeiten als völlig normaler Teil des Lebenslaufs betrachtet werden, den niemand in irgendeiner Form erklären muss... auch wenn sie Jahre und Jahrzehnte dauern. An Deiner Stelle würde ich diese simple (und vor allem: fragenlose) Option ziehen und im Lebenslauf auch gar nicht mehr machen. Im Anschreiben ist es dann natürlich wichtig, den glaubhaften Eindruck zu vermitteln, fachlich nach wie vor up to date zu sein... aber das ist ja ein anderes Thema...
Neustart 2015
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Beitrag von Neustart 2015 »

Danke schon mal! Ok, vielleicht ist das ja wirklich besser so. Ich wollte nur nicht den Eindruck vermitteln, 8 Jahre nur Däumchen gedreht und Kaffee getrunken zu haben ;-)
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Selbst das wäre gesellschaftlich akzeptiert... auch wenn es natürlich für Dich spricht, dass Du Dein aktives Wesen gerne zeigen würdest. Du weisst nur nicht, welche Assoziationen und Schlussfolgerungen sich beim Leser einstellen. In Deinem Fall sähe ich da bei Dir spontan zwei Fallen: Die erste ist das Thema "Von der Selbständigkeit ins Angestelltenverhältnis"... was Viele als sehr schwierig ansehen. Nicht nur wegen des ggf. gefühlten Rückschritts von der eigenen Entscheidung zur Ausführung von Anweisungen, sondern auch wegen der Annahme, dass die Betreffende ihre Selbständigkeit finanziell und/oder organisatorisch an die Wand gefahren hat. Die zweite Falle wäre die inhaltliche: Kinderschuhe sind ja der grösstmögliche Kontrast zur Paragraphenwelt... und (wenn man so denkt) geradezu ein Symbol für eine bewusste und umfassende persönliche Abkehr von Deiner ursprünglichen Tätigkeit - in die Du jetzt wieder zurück willst. Das ist allein wegen dem "Raussein" schon schwierig genug. Da muss m. E. nicht noch der Verdacht hinzu kommen, dass man es *eigentlich* gar nicht mehr will.

All diese Gedankengänge fallen weg, wenn Du einfach nur "ganz normal" pausiert hast, um Dich Deiner Familie zu widmen. Das ist vom Gefühl her ein Cut, nach dem man in der Vorstellung der Aussenwelt im Prinzip jederzeit wieder nahtlos ansetzen kann, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte. Nicht gearbeitet zu haben, ist sozusagen "harmloser", als in expliziter Gegenrichtung gearbeitet zu haben...

Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass es hier auch begründete Gegenmeinungen gibt. Bin da selbst mal gespannt... ;-)
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TheGuide
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Beitrag von TheGuide »

FRAGEN hat geschrieben:Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass es hier auch begründete Gegenmeinungen gibt. Bin da selbst mal gespannt... ;-)
Ja, ich habe echt drüber nachgedacht, ob ich dir widersprechen soll...

Was den Schritt Selbständigkeit :arrow: Angestelltenverhältnis angeht, sehe ich das grundsätzlich genauso wie FRAGEN.
Jetzt kommt aber der gemeine Teil! Anders als FRAGEN sehe ich die Eltern- und Erziehungszeit gar nicht so positiv. Frauen, die lange Zeit in die Erziehung investieren sind vielleicht gute Mütter, gesellschaftlich sind sie aber die Verlierer! Sprich: Bei allem, was die Arbeit in einem Beruf unterbricht, wird das dem Berufstätigen immer angekreidet werden. Eine Ausnahme sind Ämter. Für einen Arbeitgeber wirst du acht Jahre aus dem Beruf raus sein, egal, ob du Kinderschühchen genäht hast oder dich nur um familiäre Angelegenheiten gekümmert. Insofern ist es von diesem Standpunkt aus m.E. fast egal, ob du die Kinderschühchen erwähnst, oder nicht. Ich würde sie eher erwähnen, um, wie du sagst, zu verdeutlichen, dass du in dieser Zeit durchaus auch einer - eben zeitlich leichter einteilbaren - (Neben)Erwerbsarbeit nachgegangen bist.
Du musst also imho ein Argument finden, warum die acht Jahre aus dem Beruf kein Hinderungsgrund sind, schnell wieder einzusteigen. Normalerweise bin ich - außer bei Schülern und Studenten - gegen ein Praktikum als Form der Selbstausbeutung, in einem solchen Fall wäre das aber vielleicht ein sinnvoller Schritt für den beruflichen Wiedereinstieg. (Ist jetzt ers mal nur ein unausgegorener Gedanke).
Neustart 2015
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Beitrag von Neustart 2015 »

Das Ding ist, dass ich eigentlich gar nicht wieder in meinen alten, eigentlichen Beruf zurück WILL (ich mochte ihn nie und war damals froh, ihn nicht weiter ausüben zu müssen), aber muss :-( Habe mich frisch von meinem Mann getrennt und bin zwar momentan durch Trennungsunterhalt noch ganz gut aufgestellt, bekomme aber in absehbarer Zeit diesen eben nicht mehr und werde darum dazuverdienen müssen, weil ich von meinem Gewerbe allein mein Kind und nicht ernähren kann. Wie gerne würde ich nur mit den Schühchen weitermachen.... Diese Sache, in die ich täglich viel Herzblut und meine ganze Freude hereinstecke, ganz aufzugeben, kann ich mir nicht vorstellen.

Wenn es so läuft wie ich es mir erhoffe und erträume, würde ich die Schühchen weiternähen und "nebenbei" noch einen 20 Stunden-Job im Bürobereich annehmen.... so hatte ich mir das in etwa vorgestellt. Das wird sicherlich schon schwierig genug, dort etwas Passendes zu finden...
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Neustart 2015 hat geschrieben:Das Ding ist, dass ich eigentlich gar nicht wieder in meinen alten, eigentlichen Beruf zurück WILL (ich mochte ihn nie und war damals froh, ihn nicht weiter ausüben zu müssen), aber muss :-( [...] Wie gerne würde ich nur mit den Schühchen weitermachen.... Diese Sache, in die ich täglich viel Herzblut und meine ganze Freude hereinstecke, ganz aufzugeben, kann ich mir nicht vorstellen.
Das heisst, es ist tatsächlich genau so, wie es sich der skeptische Arbeitgeber in der Worstcase-Variante denken würde. Ich hatte das beim Schreiben vorher eher als denkbare Möglichkeit vor Augen... ohne zu ahnen, dass es der Wirklichkeit DERART nah kommt. In diesem Fall könnte ich mir (ohne Dich zu kennen, natürlich) gut vorstellen, dass der vielleicht ohnehin nervösen Bewerberin unter professionell bohrenden Rückfragen etwas Kontraproduktives entfährt...
Neustart 2015
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Beitrag von Neustart 2015 »

Ich möchte auf keinen Fall lustlos wirken. Auch nicht dem potentiellen Arbeitgeber gegenüber. Ich würde auch mein ganzes Engagement und meine Arbeitskraft in diesen Job stecken, auch wenn er mich wahrscheinlich nicht wirklich glücklich machen wird und für mich dem reinen Broterwerb dient.
Aber ich habe ja eh keine andere Wahl und deshalb möchte ich auf jeden Fall von vorneherein alles richtig machen, und dazu gehört für mich schon die möglichst richtige Formulierung im Lebenslauf.

Vielleicht wäre es wirklich am schlausten, ich würde die Näherei gar nicht erwähnen, um mich eben nicht doof zu verplappern. Es reicht ja im Grunde, dass ich sage, dass mein Kind jetzt soweit aus dem Gröbsten raus ist, dass ich nicht mehr "nur" zu Hause sein muss, sondern wieder arbeiten gehen möchte. Wenn auch nur halbtags.
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