Lücke im Lebenslauf: Obdachlosigkeit erwähnen?
Lücke im Lebenslauf: Obdachlosigkeit erwähnen?
Hallo zusammen,
ich habe in meinem Lebenslauf eine Lücke von knapp einem Jahr. In dieser Zeit war ich Obdachlos und habe hauptsächlich auf der Straße gelebt. Diese Zeit ist noch gar nicht so lange her.
Nachdem ich meine Arbeit damals verlor und es auf dem Arbeitsmarkt düster aussah, ging es mit meinem Privatleben ganz schnell bergab. Das Resultat war, dass ich meine Wohnung ebenfalls verlor und mich bald auf der Straße wieder fand.
In dieser Zeit war ich aber nicht untätig: Ich habe eine Abendschule besucht. Tagsüber meist in Cafes gelernt und nebenbei eine Wohnung/einen Job gesucht. Geschlafen habe ich meist in Parkhäusern oder ich bin für einige Tage bei Freunden untergekommen.
Seit einiger Zeit habe ich nun wieder ein Zimmer in einer WG.
Ich hatte seither keine Bewerbungsgespräche aber in den kommenden Wochen stehen wieder 4 an. Ich habe Angst dieses Thema anzuschneiden (sofern ich danach gefragt werde), da ich befürchte, dass mich der Personalmensch als Penner abstempeln wird, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt.
Andererseits erfüllt es mich mit Stolz, dass ich diese schwere Zeit schlussendlich gemeistert habe und es nun wieder bergauf geht.
Was denkt ihr? Soll ich mit der Wahrheit herausrücken oder diese Zeit als "Umorientierungsphase" umschreiben?
ich habe in meinem Lebenslauf eine Lücke von knapp einem Jahr. In dieser Zeit war ich Obdachlos und habe hauptsächlich auf der Straße gelebt. Diese Zeit ist noch gar nicht so lange her.
Nachdem ich meine Arbeit damals verlor und es auf dem Arbeitsmarkt düster aussah, ging es mit meinem Privatleben ganz schnell bergab. Das Resultat war, dass ich meine Wohnung ebenfalls verlor und mich bald auf der Straße wieder fand.
In dieser Zeit war ich aber nicht untätig: Ich habe eine Abendschule besucht. Tagsüber meist in Cafes gelernt und nebenbei eine Wohnung/einen Job gesucht. Geschlafen habe ich meist in Parkhäusern oder ich bin für einige Tage bei Freunden untergekommen.
Seit einiger Zeit habe ich nun wieder ein Zimmer in einer WG.
Ich hatte seither keine Bewerbungsgespräche aber in den kommenden Wochen stehen wieder 4 an. Ich habe Angst dieses Thema anzuschneiden (sofern ich danach gefragt werde), da ich befürchte, dass mich der Personalmensch als Penner abstempeln wird, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt.
Andererseits erfüllt es mich mit Stolz, dass ich diese schwere Zeit schlussendlich gemeistert habe und es nun wieder bergauf geht.
Was denkt ihr? Soll ich mit der Wahrheit herausrücken oder diese Zeit als "Umorientierungsphase" umschreiben?
Hallo,
die Wohnverhältnisse gibt man nun wirklich nicht im Lebenslauf an. Ob man nun in einer Villa, einer Eigentumswohnung, im Hochhaus oder im Parkhaus nächtigt, hat den AG nun wirklich nicht zu interessieren.
Du hast doch schließlich die gesamte Zeit (?) eine Schule besucht, um einen Schulabschluss zu erwerben. Das alleine zählt.
Inwiefern du mit der Obdachlosigkeit punkten kannst, hängt sicherlich vom Job und dem AG ab, aber die Mehrheit wird skeptisch sein.
die Wohnverhältnisse gibt man nun wirklich nicht im Lebenslauf an. Ob man nun in einer Villa, einer Eigentumswohnung, im Hochhaus oder im Parkhaus nächtigt, hat den AG nun wirklich nicht zu interessieren.
Du hast doch schließlich die gesamte Zeit (?) eine Schule besucht, um einen Schulabschluss zu erwerben. Das alleine zählt.
Inwiefern du mit der Obdachlosigkeit punkten kannst, hängt sicherlich vom Job und dem AG ab, aber die Mehrheit wird skeptisch sein.
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Das hört sich doch erstmal sehr gut an, dass du nun nach der längeren Obdachlosigkeit gute Chancen hast, bald wieder eine Arbeit zu haben!
Ansonsten denke ich auch, dass es eher nicht so gut ankommt, wenn du das von dir aus ansprichst. Wahrscheinlich wird schon gefragt werden, was du in der Zeit gemacht hat, aber darauf kannst du ja antworten und die Obdachlosigkeit würde ich denen nicht unbedingt auf die Nase binden. Zumindest nicht, wenn es ein "ganz normaler" Job ist. Obdachlose werden in unserer Gesellschaft ja tendenziell herablassend betrachtet und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es einen positiven Eindruck machen würde, wenn du darstellen kannst, dass du es dort herausgeschafft hast. Denn dir werden die ülichen Vorurteile (Alkohol, Drogen) unterstellt werden (natürlich nicht offen). Wenn das abr ein Job als Streetworker oder bei einer sozialen Einrichtung zur Hilfe von Obdachlosen ist, würde die Sache eventuell anders aussehen.
Ansonsten denke ich auch, dass es eher nicht so gut ankommt, wenn du das von dir aus ansprichst. Wahrscheinlich wird schon gefragt werden, was du in der Zeit gemacht hat, aber darauf kannst du ja antworten und die Obdachlosigkeit würde ich denen nicht unbedingt auf die Nase binden. Zumindest nicht, wenn es ein "ganz normaler" Job ist. Obdachlose werden in unserer Gesellschaft ja tendenziell herablassend betrachtet und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es einen positiven Eindruck machen würde, wenn du darstellen kannst, dass du es dort herausgeschafft hast. Denn dir werden die ülichen Vorurteile (Alkohol, Drogen) unterstellt werden (natürlich nicht offen). Wenn das abr ein Job als Streetworker oder bei einer sozialen Einrichtung zur Hilfe von Obdachlosen ist, würde die Sache eventuell anders aussehen.
Ich habe meine Wohnungsverhältnisse natürlich weder im LL, noch im Bewerbungsschreiben angegeben. In meinem LL steht nur:Romanum hat geschrieben:Hallo,
die Wohnverhältnisse gibt man nun wirklich nicht im Lebenslauf an. Ob man nun in einer Villa, einer Eigentumswohnung, im Hochhaus oder im Parkhaus nächtigt, hat den AG nun wirklich nicht zu interessieren.
Du hast doch schließlich die gesamte Zeit (?) eine Schule besucht, um einen Schulabschluss zu erwerben. Das alleine zählt.
Inwiefern du mit der Obdachlosigkeit punkten kannst, hängt sicherlich vom Job und dem AG ab, aber die Mehrheit wird skeptisch sein.
Job 1 bis 10/2013 und dann Job 2 von 11/2014 bis 04/2015
Mein Betreuer vom Jobcenter meinte diesbezüglich, ich kann ruhig sagen (sofern ich darauf angesprochen werde), dass ich damals auf der Straße war, denn es zeugt von Disziplin und Zielstrebigkeit, dass ich trotz meiner Situation nicht auf die schiefe Bahn (Alkohol, Drogen) geriet und mich in ein geregeltes Leben zurück gekämpft habe.
Also muss ich, da ich mich nicht in einer sozialen Institution, sondern für einem "normalen" Job (Sachbearbeiter - Logistik) bewerbe, diese Zeit anders wiedergeben und ich dachte mit Ehrlichkeit würde ich weiterkommen...
Mir scheint, dass Du da gerade etwas missverstanden hast, Maldecido! Niemand hat gesagt, dass Du unehrlich sein sollst. Aber "Ehrlichkeit" ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit "Vollständigkeit"... schon gar nicht in Bezug auf Dinge, die eigentlich nicht vorstellungsrelevant sind! Die ehrliche und relevante Aussage ist die Deiner Berufs- (bzw. Fortbildungs)-Tätigkeit in besagtem Zeitraum. Ob, wo und wie Du in dieser Zeit gewohnt hast, ist KEINE relevante Aussage. Wer nicht obdachlos war oder ist, diskutiert mit Arbeitgebern ja auch nicht aktuelle oder vergangene Wohnlagen, Einrichtungen, Mitbewohner etc...
Wusstest Du BTW dass es verboten ist, Arbeitszeugnisse zu adressieren? Auf dem eigentlichen Zeugnis darf die Adresse des ehemalign Arbeitnehmers nicht stehen - um Diskriminierungen wegen vermeintlich "schlechten" Wohnlagen zu vermeiden!
Wusstest Du BTW dass es verboten ist, Arbeitszeugnisse zu adressieren? Auf dem eigentlichen Zeugnis darf die Adresse des ehemalign Arbeitnehmers nicht stehen - um Diskriminierungen wegen vermeintlich "schlechten" Wohnlagen zu vermeiden!
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Das kann man so und so auslegen. Ich bin hier anderer Meinung und vermute eher, dass bei den meisten Menschen der negative Eindruck vor dem positiven überwiegen würde, wenn sie hören, dass jemand obdachlos gewesen ist.Maldecido hat geschrieben: Mein Betreuer vom Jobcenter meinte diesbezüglich, ich kann ruhig sagen (sofern ich darauf angesprochen werde), dass ich damals auf der Straße war, denn es zeugt von Disziplin und Zielstrebigkeit, dass ich trotz meiner Situation nicht auf die schiefe Bahn (Alkohol, Drogen) geriet und mich in ein geregeltes Leben zurück gekämpft habe.
Mein Vorredner hat eigentlich schon alles so gesagt wie ich es auch getan hätte. Dazu möchte ich aber noch ergänzen, dass ich in der Tat die Erfahrung gemacht habe, dass man nicht immer mir Ehrlichkeit am Weitesten kommt... ja, die Realität kann hart sein.Maldecido hat geschrieben: Also muss ich, da ich mich nicht in einer sozialen Institution, sondern für einem "normalen" Job (Sachbearbeiter - Logistik) bewerbe, diese Zeit anders wiedergeben und ich dachte mit Ehrlichkeit würde ich weiterkommen...
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- Bewerbungshelfer
- Beiträge: 351
- Registriert: 14.01.2015, 13:40
Erst einmal: Hut ab! Ich finde das sehr beeindruckend, wie Du Dich da wieder rausgekämpft hast.
Dennoch bin ich auch der Meinung, im VG lieber nicht zu erwähnen, dass Du obdachlos warst. Du weißt nicht, wie es aufgefasst wird. Die kursierenden Vorurteile wurden ja schon angesprochen. Oder jemand denkt, Du willst Mitleid erregen, um den Job zu erhalten. Mir wäre das Risiko zu groß, zumal die Info für den Job - wie die anderen bereits schrieben - nicht relevant ist.
Dennoch bin ich auch der Meinung, im VG lieber nicht zu erwähnen, dass Du obdachlos warst. Du weißt nicht, wie es aufgefasst wird. Die kursierenden Vorurteile wurden ja schon angesprochen. Oder jemand denkt, Du willst Mitleid erregen, um den Job zu erhalten. Mir wäre das Risiko zu groß, zumal die Info für den Job - wie die anderen bereits schrieben - nicht relevant ist.
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- Bewerbungshelfer
- Beiträge: 258
- Registriert: 22.09.2009, 14:10
Ich denke auch, das die Obdachlosigkeit nicht erwähnt werden muss.
Du wurdest ja trotz der Lücke eingeladen und sicher fragt man nach, was da war.
Dann kannst Du ja sagen, dass Du in dieser Zeit die Abendschule besucht hast und tagsüber Dir Gedanken über Dein leben gemacht hast. Daher weist Du jetzt ganz genau wo es hingehen soll.
Ob Du in dieser zeit eine Wohnung hattest oder nicht, das wird keiner fragen.
Du wurdest ja trotz der Lücke eingeladen und sicher fragt man nach, was da war.
Dann kannst Du ja sagen, dass Du in dieser Zeit die Abendschule besucht hast und tagsüber Dir Gedanken über Dein leben gemacht hast. Daher weist Du jetzt ganz genau wo es hingehen soll.
Ob Du in dieser zeit eine Wohnung hattest oder nicht, das wird keiner fragen.