Hallo Earthquake95,
nun, ich finde deinen Anschreiben-Entwurf nicht schlecht, aber auch nicht gut (genug).
Nicht schlecht deswegen, weil du deine Motivation für den Job und das Unternehmen einbringst,
was in einem modernen Bewerbungsschreiben zum Hauptinhalt gehört.
Der Entwurf ist aber auch deswegen nicht gut, weil er nicht auf die beschriebenen Aufgaben und
zu wenig auf das Profil des Stellenangebotes eingeht. Insofern ist er kaum auf das Stellenangebot
optimiert - und kommt einem Serienbrief (Massenanschreiben) bedrohlich nah, was die entsprechend
geschulten Personaler schnell mit einer Absage quittieren.
So solltest du also stets dieses Stellenangebot beim Erarbeiten des Anschreibens vor Augen haben
und beständig Bezug darauf nehmen. Und das beginnt bereits in der Einleitung.
Daher empfiehlt es sich, gleich am Anfang auf deine Kenntnisse und Erfahrungen im Controlling,
die du während deiner Werkstudententätigkeit erworben hast, deutlich hinzuweisen.
In etwa:
Sehr geehrte/r ...,
mit den vielseitigen Kenntnissen und Erfahrungen, die ich als Werkstudent im Controlling erworben
habe, verfüge ich über sehr solide Voraussetzungen, um die Weiterentwicklung Ihres Controlling-
Bereiches aktiv und erfolgreich unterstützen zu können.
Somit wird der Personaler gleich mit zwei Fakten konfrontiert, für die er sich auch sehr interessieren wird:
1. Der Bewerber hat ein Studium absolviert und dabei speziell Controlling-Kenntnisse erworben
2. Der Bewerber will/kann damit unseren Controlling-Bereich weiter verstärken.
Die Einleitung hat daher auch gleich ihre Funktion erfüllt: die Aufmerksamkeit des Personalers gewonnen.
Und dabei wird sich auch niemand daran stören, dass sich "Controlling" in dem Satz wiederholt. Aber wenn
es kein anderes passendes Synonym dafür gibt, dann darf man auch mal wiederholt einen Fachbegriff nutzen.
Nach der Einleitung kannst du nun deine Motivation für das Unternehmen begründen. Dazu kannst du ein paar
Fakten benennen, die dich zu einer künftigen Mitarbeit bedeutsam bewegt haben.
Diese können sein:
- namhafter und leistungsstarker Hersteller von Unterhaltungselektronik und Informationstechnologie
- hat sich in einer international führenden Marktposition fest etabliert
- innovatives und zukunftsorientiertes Unternehmen
- investiert insbesondere auch in die Mitarbeiter*innen durch individuelle Fortbildungsmaßnahmen, durch die
auch attraktive Karriereziele realisiert werden können.
Ich empfehle jedoch nach der Einleitung erst die Motivation für den Job darzustellen.
Und dazu musst du dich konsequent auf die Aufgaben im Stellenangebot eingehen.
In etwa:
Während meiner aktuellen Suche nach einem idealen Einstieg in meine Berufskarriere, bei dem ich
insbesondere meine große Leidenschaft für das Controlling optimal entfalten kann, bin ich auf Ihr
Stellenangebot sehr aufmerksam geworden. Denn mit der Erarbeitung von Analysen zu den Schwerpunkten
Umsatz und Ergebnis sowie Plan-Ist-Abweichungen decken sich diese Aufgaben hervorragend mit meinen
Ambitionen. Dazu gehören auch die proaktive Unterstützung bei der Einführung bzw. Anpassung von
internationalen Geschäftsprozessen und in der Potentialanalyse mit dem entsprechendem Projekt-
management. Denn dafür kann ich sowohl mein vorhandenes Fachwissen einbringen und erweitern als
auch meine sehr guten MS-Excel- und Englisch-Kenntnisse anwenden.
Jetzt ist das Anschreiben bereits gut auf das Stellenangebot ausgerichtet (kein Massenanschreiben mehr) und
der Personaler ist überzeugt (zumindest im Bilde), dass der Bewerber für die konkreten Aufgaben gleichermaßen
geeignet und motiviert ist.
Übrigens: Es genügt, wenn du deine "sehr guten MS-Excel-Kenntnisse" im Anschreiben erwähnst. Du musst diese
nicht begründen - und schon gar nicht mit einem Fachtext (Thema der Masterarbeit) - und in einem Mammutsatz -
den man mindestens zweimal lesen muss, um ihn teilweise zu verstehen.
Im weiteren Verlauf des Anschreibens solltest du nun auf das Anforderungsprofil klar und deutlich eingehen.
Dabei ist es richtig, das Leistungssport- und Trainer-Engagement als Begründung für hohe Leistungs- und
Einsatzbereitschaft herauszustellen.
Was aber im Profil so ins Auge sticht, ist die
Hands-on-Mentalität, der „pragmatische Generalist“.
Weil so eine Fähigkeit höchst selten in den Stellenangeboten mal vorkommt, legt dieses Unternehmen darauf
sicherlich großen Wert. Und daher solltest du diesen Soft Skill nicht ignorieren. Dazu gehört auch das
"Analytisch
ausgeprägte Denkvermögen", das bei Controllern immer hohe Priorität hat.
Earthquake95 hat geschrieben: ↑28.01.2020, 16:19
Als ehemaliger Leistungssportler und Kadertrainer in einer Teamsportart besitzen Attribute wie Leistungs- und Einsatzbereitschaft und der Wille Entwicklungsprozesse strategisch, zielorientiert und erfolgreich mitzugestalten für mich einen persönlich hohen Stellenwert. Diese entsprechen, wie ich Ihrer Internetpräsenz entnehmen konnte Ihrer Unternehmensphilosophie und der Erwartung, die Ihr Unternehmen an seine Mitarbeiter/innen hat.
Ich empfehle daher diesen Abschnitt entsprechend zu ändern.
Die Inhalte zur Unternehmensphilosophie sollten im Absatz zur Motivation für das Unternehmen untergebracht
werden. Und statt dessen werden die wichtigen Fähigkeiten "Hands-on-Mentalität" und "Analytisch ausgeprägtes
Denkvermögen" ausformuliert.
In etwa:
Als ehemaliger Leistungssportler und Kadertrainer in einer Teamsportart nehmen für mich die Werte Leistungs-
und Einsatzbereitschaft einen hohen Stellenwert ein. Dazu gehört auch eine ausgeprägte Hands-on-Mentalität,
durch die ich mir ein konsequent ziel- und lösungsorientiertes sowie auch analytisches Denken und Handeln fest
verinnerlicht habe. Insofern gewinnen Sie mit mir einen "pragmatischen Generalisten", der auch mit viel
Flexibilität und Begeisterungsfähigkeit in der Lage ist, außergewöhnliche Herausforderungen zu meistern.
Earthquake95 hat geschrieben: ↑28.01.2020, 16:19
Ich kann Ihr Team ab sofort mit vollem Engagement unterstützen und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Einen vertiefenden Eindruck gebe ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch. Ich freue mich über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch.
Es gehört mittlerweile zu den Selbstverständlichkeiten, "mit vollem Engagement ... zum Erfolg des Unternehmens bei[zu]tragen". Daher sind diese Aussagen nur noch Floskeln und sollten aus dem Anschreiben verschwinden.
Und bitte auch nicht einen "vertiefenden Eindruck" geben. Diese gekünstelt-bürokratische Ausdrucksweise sollte
ausschließlich den "juristisch Verbeamteten" überlassen sein.
Formuliere statt dessen ein konkretes Datum für deinen nächstmöglichen Start (weil das die Personaler so haben
wollen) sowie einen ganz normal formulierten Hinweis auf ein Vorstellungsgespräch:
Ein nächstmöglicher Start kann bereits im Februar, etwa am 15.02.2020, erfolgen. Zuvor freue ich mich auf ein
persönliches Vorstellungsgespräch, bei dem Sie sich auch von meinen Kommunikationsfähigkeiten und einem
sicheren Auftreten überzeugen können.
Tilo