Hallo in die Runde und einen guten Morgen!
Vielen lieben Dank für eure Antworten und die Mühe, die ihr euch damit gemacht habt. Meine verzögerte Rückmeldung hier ruht auf eine „Auszeit“ die ich mir genommen habe, um mir Gedanken über meine aktuelle „Situation“ zu machen.
Hazel-Rah hat geschrieben:Ist auch schwer zu begründen bzw. zu verstehen.
Du begründest hauptsächlich mit Langeweile, hast dich aber von Anfang an unter Wert verkauft und bist so in so einen Teufelskreis aus Frustration und Selbstwertproblemen geraten.
Ja, es ist in der Tat so und das weiß ich auch! Auch in dem Punkt betreffend meinem „Gejammere auf hohem Niveau“ liegst du richtig, aber im Moment ist das eben das Einfachste.
Ich schaue permanent im Internet nach neuen Stellen, aber keine Stelle spricht mich irgendwie an. Ständig denke ich mir „Ok, da musst du wieder dies, das, jenes machen & das liegt dir doch gar nicht!“ und bin gleich wieder frustriert.
Erst am Wochenende habe ich mit meiner Schwiegermama diskutiert (gelernte Friseusin, aber noch nie in ihrem Leben in dieser Position Vollzeit gearbeitet). Sie meinte, ich solle nach dem Motto „Augen zu und durch“ leben, denn sie habe auch 8 Jahre lang etwas gemacht, was ihr keinen Spaß machte (Produktionsmitarbeiterin am Fließband). Ich fand es irgendwie unfair, dass sie meine Ausbildung mit ihrer verglichen hat. Ich argumentiere immer mit „Ich habe keine 5 Sprachen gelernt damit meine tägliche Herausforderung die Taxibestellung ist“, woraufhin ich mir anhören muss, dass keinen interessiert, dass ich 5 Sprachen kann.
Zugegeben: dieser Gedanke „Ich mache nicht xy wenn ich 5 Sprachen kann“ ist schon sehr, sehr arrogant und sitzt zu fest in mir. Manchmal merke ich selbst, dass ich zu verbissen an diesem Gedanken hänge.
Hazel-Rah hat geschrieben:
Wieso denn gleich nach Abschluss der Berufsausbildung Sachbearbeiter?
Gab es da eine existenzielle Not? Zeitdruck? .
Ich musste zuhause Miete zahlen (Eltern haben Haus gekauft). Mit Mühe und Not konnte ich meine Eltern überreden überhaupt 2,5 Jahre lang eine schulische Ausbildung machen zu dürfen (da bekommt man ja kein Geld, da zahlt man drauf! Kopiergeld zB, Auslandspraktikum [...]). Danach musste Geld her. Das ist der Grund!
Hazel-Rah hat geschrieben:
Danach nur abwärts. Wofür hast du die Ausbildung gemacht?
Kauffrau für Bürokommunikation hätte es getan und selbst da gibt es Positionen, die nicht langweilig sind. Und man kann sich mit einem Fachwirt spezialisieren.
Hast du in der Ausbildung kein Bewerbungstraining erhalten?
Dein Marktwert war sicher mal höher als er es jetzt ist - als Fremdsprachensekretärin. Aber es ist nicht ausgeschlossen.... .
Ich habe diese Ausbildung gemacht, weil ich Sprachen liebe. Ich übersetze gerne. Aber eben nicht so, dass ich stur Dokumente übersetze. Ich brauche eben das Menschliche, helfe gerne weiter, verhandle vielleicht auch.
Hazel-Rah hat geschrieben: 2 abgebrochene Ausbildungen habe ich auch: Industriekauffrau und Personaldienstleistungskauffrau.
Ich gebe zu, dass das sehr planlos war. Mein Gedanke dahinter war eben immer, dass ich so blöde Jobs hatte, mich unterforder gefühlt hatte und eigentlich immer neu dazu lernen wollte. Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen! Gescheitert bin ich dann immer an den Betrieben. Bzw. bei der 2. Abgebrochenen Ausbildung ist das Unternehmen in eine andere Stadt gezogen, wollte dort Fuß fassen und hat sich dann „aufgelöst“. Das Unternehmen gibt es seit 2010 nicht mehr.
Hazel-Rah hat geschrieben: Dann solltest du es noch mal mit FREMDSPRACHENSEKRETÄRIN probieren
Danke für den Tipp, darauf wäre ich nie gekommen

Nach meiner Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin habe ich mich auch in diversen Unternehmen als Fremdsprachensekretärin beworben. Ich erinnere mich, dass ich um die 60 Bewerbungen verschickt hatte und entweder gar keine Antworten erhielt, oder nur Absagen. Wenn ich dann mal eingeladen wurde, sagte man mir, ich habe keine Berufspraxis, da es „nur eine schulische Ausbildung war“. Irgendwann bewirbt man sich eben bei Zeitarbeitfirmen / Personalüberlassungsunternehmen und die vermitteln ja nun wirklich alles und überall hin. Ich habe mal 3 Monate lang (befristeter Einsatz über Zeitarbeit) ein Archiv für ein kleines Unternehmen aufgeräumt und Dokumente geschreddert – 40 Stunden / Woche!! Behalten wir im Kopf, dass ich zuhause Geld abgeben musste, musste ich ja nehmen was kommt. Ständig hatte ich jemanden im Nacken.
Heute wenn ich eine Stelle als Fremdsprachensekretärin sehe, studiere ich diese sehr ausführlich. Meine Angst ist, dass ich als Fremdsprachensek. reine Übersetzungen mache – im Back Office. Die meisten Stellen klingen ja auch danach! Ich trau‘ mich schon gar nicht, mich dort zu bewerben!
Und wie ich ja jetzt zum x-ten Mal lernen durfte, werden einem im Vorstellungsgespräch immer Dinge versprochen, die sowieso nicht eingehalten werden! Aktuell habe ich große Probleme mit meinem Arbeitgeber, weil ich im Vorstellungsgespräch ganz klar gesagt habe, dass ich keine Akquise machen möchte, sie aber jetzt trotzdem machen MUSS. Ich fühle mich auf ganzer Linie einfach nur belogen und ver*rscht!! Mir wurde auch bereits mit „Konsequenzen“ gedroht, falls ich dies nicht tun sollte…
Hazel-Rah hat geschrieben:
TheGuide hat geschrieben:Aber im Fremdsprachensekretariat gibt es doch an und für sich stellen?
Das ist so!
Ach ja? Dann her mit den Stellen! Ich wohne in der Nähe von FFM!
Hazel-Rah hat geschrieben:
*hüstel*
Wenn deine Bewerbungen ganz okay sein sollen, du als ausgebildete Fremdsprachensekretärin aber nicht weißt, was du mit deinen Sprachen anfangen kannst, dann sehe ich da Diskussionsbedarf.
Ach Hazel-Rah, ich gebe zu: ich bin so demotiviert, dass ich mir schon gar keine richtige Mühe mehr gebe! Ich bewerbe mich einfach IRGENDWO… als IRGENDWAS… in der Hoffnung, dass ich dieses Mal vielleicht nicht ganz verdumme & ich größere Herausforderungen bekomme, als die Küche sauber zu halten oder Bleistifte zu bestellen!
Hazel-Rah hat geschrieben:
Ich bin Übersetzerin. Richtig Glück hatte ich mit der ersten Stelle als Office Managerin mit Schwerpunkt Rechnungswesen.
Vielleicht fehlt mir auch einfach das: das Quäntchen Glück.
Hazel-Rah hat geschrieben:
Der Tourismusbereich ist tatsächlich fremdsprachenlasig. Das klingt schon eher nach einem Plan.
Was interessiert dich an der Tourismusbranche?
War neue Software bisher für dich ein Problem?
Ich muss gestehen, dass dank meinem aktuellen Frustrations-Tief mir so gar nichts Spaß macht, mir nichts gefällt und ich auch gar keine Vorstellungen darüber habe, was ich so wirklich will. Ich habe permanent nur im Kopf, dass ich hier an diesem Arbeitsplatz wieder belogen wurde, unterfordert bin und ich zum x-ten Mal den Arbeitgeber wechsle. Ich habe schon gar keine Ahnung mehr, wie ich dies in meinem Lebenslauf / Anschreiben / Vorstellungsgespräch „vorteilhaft“ verpacken kann!
Außerdem wäre ich immer bereit neue Programme zu lernen, ich gehe gerne auch auf Seminare oder Schulungen, das ist absolut kein Problem. Doch erwähnt dies jeder 2. In seiner Bewerbung, wieso sollte man dann
MIR glauben?
Hazel-Rah hat geschrieben:
Kann es zufälligerweise sein, dass du gar Fremdsprachensekretärin bist?
Wie darf ich das verstehen? Meinst du damit, dass ich zwar ausgebildete Fremdsprachensekretärin bin, aber nicht
wirklich eine bin? Also quasi, dass ich die falsche Ausbildung gemacht habe? Glaub‘ mir, daran habe ich auch schon oft gedacht… wie oft höre ich, dass Freundinnen, Bekannte, Bekannte von Bekannten XY gelernt haben und heute einen „spaßigen“ Job haben und gutes Geld verdienen.
Hazel-Rah hat geschrieben:
Vielleicht stellst du dir mal dein Wunschphantasiearbeitsplatz vor und überlegst, mit welchen Fähigkeiten, Kenntnissen und mit welcher Motivation du dich dort bewerben würdest.
Ich weiß genau, wie mein Wunschphantasiearbeitsplatz aussieht: ich arbeite für ein mittelgroßes / oder großes internationales Unternehmen in einem eigenen Büro, in dem vielleicht noch 2-3 andere sitzen. Mit diesen 2-3 anderen erledige ich u.A. administrative Aufgaben, vielleicht aufgeteilt nach Ländern?! Ich habe sowohl telefonischen, als auch persönlichen Kontakt zu unseren Kunden und kann 4 meiner gelernten Fremdsprachen anwenden. Ich verkaufe aktiv nichts – ich plane und organisiere. Vielleicht Events? Ich entscheide über Locations, über Partnerunternehmen, Franchaising-Unternehmen etc. Ich bereite einfach Event X vor. Ich recherchiere, erstelle Angebote und feile diese dann nach Kundenwunsch aus. Der Kunde steht im Focus, ich bin in ständigem Kontakt mit ihm. Ich plane Personal, Fahrzeuge, Catering und, und, und. Vor dem Event, ist nach dem Event: ich erledige auch die Nacharbeit. Stelle Rechnungen, kontrolliere vielleicht Rechnungen, hole mir Feedbacks usw. Meinen eigenen Kundenstamm habe ich übrigens auch
Und in meiner ganz, ganz, ganz großen Phantasie fliege ich im Jahr 3-4 à maximal 1 Wöchelchen zu Kunden nach Portugal / Frankreich, verdiene ein Arsch voll Geld und habe Gleitzeit

(man wird doch wohl träumen dürfen!!)
Hazel-Rah hat geschrieben:
Vielleicht trete ich dir zu nahe, vielleicht bis du verärgert. Das ist nicht meine Absicht. Ich hoffe, einen Denkanstoß geben zu können.
Nein, das hast du nicht. Ich brauche oft so „Denkanstöße“, bei uns sagt man „einen Tritt in den Hintern“, damit ich wieder hoch komme. Es war schon immer so, dass ich mich anscheinend „unter Wert“ verkaufe, aber wie soll ich auch wissen, wie viel ich oder meine Fähigkeiten Wert sind, wenn wir uns anhören müssen „Augen zu und durch“, „hör auf zu jammern“, oder „es interessiert niemanden das du 5 Sprachen kannst“.
Romanum hat geschrieben:Wenn dir das jetzt schon oft passiert ist, hast du denn nicht mal darüber nachgedacht, warum das so ist bzw. wie du das verhindern kannst? Bspw. durch die Auswahl der Arbeitgeber bzw. die "richtigen" Fragen im Vorstellungsgespräch, so dass du auch selbst konkret nachfragst. Denn viele AG beschreiben sich und die Aufgaben natürlich mit blumigen Worten; auch wenn dahinter nicht viel steckt.
Dazu habe ich weiter oben geantwortet.
Romanum hat geschrieben: Zu all' diesen Sprachen (außer vielleicht Deutsch) hast du aktuelle Zertifikate vorliegen, die dein vorhandenes Sprachniveau aufzeigen?
Ich habe mein Ausbildungszeugnis mit Noten, meine (Auslands-) Praktikumsbewertung und ein portugiesisches Schulzeugnis (offiziell auf Deutsch übersetzt).
Romanum hat geschrieben:Dann musst du dich mehr informieren, wirklich Informationsmaterial sammeln, zu Behörden und Unternehmen hingehen (Informationstage, telefonieren). In einer Großstadt gibt es so viele unterschiedliche Jobs. Als einziger Flughafen-Job kann einem doch nicht nur Bodenstewardess einfallen. Ich denke, das könnte eines der Probleme sein: du hast nicht so den wirtschaftlichen/beruflichen Überblick in deiner Region, aus welchen Gründen auch immer.
Das habe ich nicht erwähnt, da ich dachte das sei nicht relevant. Ich bin erst vor genau einem Jahr hier in die Großstadt gezogen, ich kenne mich hier wirklich nicht aus. Das einzige was ich dann „kennen lerne“ sind eben die Stellenanzeigen die ich finde.
Heute ist meine Laune wieder so tief im Keller: mein Kollege hat Urlaub und ich langweile mich mehr als sonst...ich sitze alleine am Empfang und mache –nichts- von 7.30Uhr bis 17.00 Uhr ohne Pause (es gibt ja keine Urlaubsvertretung). Willkommen in meiner Welt….
Kann ich nicht einfach so sein wie die Mehrheit meiner Familie? Einfach irgendeinen ungelernten Job machen, dafür sehr gutes Geld verdienen & die Fresse halten!? Ich wäre auch gerne so!!! Dann hätte ich mir auch jede Menge Ärger wegen meiner schulischen Ausbildung erspart!
Das Gejammere musste eben einfach sein!
