Hallo zusammen,
ich möchte gern meine bisherigen Erfahrung und Highlights im Bewerbungsprozess teilen und natürlich auch gern den ein oder anderen Ratschlag für die Zukunft erhalten.
Mittlerweile bin ich 30 Jahre alt und seit 9 Monaten auf der Suche nach einer neuen Anstellung.
Nach dem Abitur war ich 7 Jahre selbständig und habe in den letzten 4 Jahren davon Wirtschaftsrecht studiert. Mit dem Abschluss habe ich dann eine Stelle in einer kleinen Unternehmensberatung im Bereich Global Mobility erhalten. Hier habe ich 2,5 Jahre gearbeitet und war für die juristische Durchführung von Migrationsvorgängen für durchaus namenhafte Kunden verantwortlich. Der Job war auf Englisch.
Leider erwischte es mir gesundheitlich etwas schwerer und nach längerer Krankheitszeit folgte verständlicherweise die Kündigung.
Nachdem ich gesundheitlich wieder top fit war, begann für mich der mittlerweile doch sehr nervenaufreibende Bewerbungsprozess. Mir bleiben noch 2 Monate bevor Hartz 4 und alle damit verbundenen Konsequenzen vor meiner Tür stehen.
Ich hatte bisher lediglich 4 Bewerbungsgespräche auf ca. 100 Aussendungen. Mein Studium war Vollzeit aber meine Arbeit damals ebenfalls. Leider brachte ich es nur auf ein Befriedigend im Abschluss. Problematisch könnte ebenfalls sein, dass mir für Stellen z.B. im Compliance oder Controlling die Berufserfahrung fehlt. Es ist auch wirklich schwer mittlerweile zu argumentieren warum ich mich auf solche Stellen bewerbe - sofern wir als Grund die Verzweifelung einmal ausklammern.
Meine Unterlagen sind optimiert und ich verfasse (nur noch) individuelle Anschreiben. Anfangs ging ich eher auf Quantität. Ich habe ebenfalls eine sog. Karriereberatung hinter mir....mit eher suboptimaler Qualität. Die Unterlagen selbst sollten aber tatsächlich gut sein.
Meine Fragen:
- an die Erfahrenen: Wie kommt Ihr mit dem Druck klar? 2 Monate bis Hartz 4 abzüglich der Sommerferienzeit ist quasi nichts. Sport hilft mir aber an eine ganze Nacht Schlaf ist momentan absolut nicht mehr zu denken.
- Die Monate vom Jobverlust + Reha überdecke ich durch Angabe einer selbständigen Tätigkeit in dem Bereich, den ich bis dahin als Angestellter gemacht habe. Das ist in dem Bereich nicht unüblich und ich arbeite tätsächlich für 2 Firmen auf eigene Rechnung aber es ist bestenfalls ein kleiner Zuverdienst. Ist es ok bzw. sinnvoll die Zeit im CV so zu decken? Falls nicht, Alternativen?
- Mein CV ist aufgrund meiner langjährigen Selbständigkeit nach dem Abitur in einem kreativen Bereich sehr alternativ. Klar, das brachte mir auch Erfahrung aber ein konservativer Arbeitgeber wird eher abgeschreckt oder? Gibt es jemanden mit ähnlichen Erfahrungen?
- Wie bereits angesprochen: Ich habe bei vielen Stellen Probleme mit der ehrlichen Motivation und werde langsam zu einem "Verzweiflungsbewerber" Warum will ich ins Controlling wenn ich bisher etwas ganz anderes gemacht habe. Hat hier jemand Ratschläge? (Was ich tatsächlich will? Rechtsbereich, großes Unternehmen, langfristige Bindung und Entwicklung, gerne auf Englisch)
Generell traue ich mir viel zu aber ich bin darauf angewiesen, einen AG zu finden, der mir das auch zutraut und mir zudem eine Einarbeitung bietet.
Hier noch ein paar Highlights, die ich bisher so erlebt habe :
1. Telefon-Interview:
Ja, dann brauche ich jetzt nur noch ihre Geburtszeit
- Entschuldigung, sagten sie soeben Geburtszeit?
Ja
- Wofür benötigen sie die denn?
Für unsere Unterlagen
- Davon gehe ich aus aber was ist der Grund dafür?
Das kann ich Ihnen nicht sagen, tut mir Leid.
2. Erstes Bewerbungsgespräch bei der Firma mit der Geschäftsführerin
Als Herr X, ich habe einen Sohn in ihrem Alter und als Mutter würde ich mich schämen wenn er so einen Lebenslauf hätte. Wie sehen ihre Eltern das?
- Für Ihre Firma scheint es ja zu reichen. Ich denke aber, ich werde das Gespräch an dieser Stelle abbrechen und bedanke mich für die Einladung.
3. Zeitarbeitsfirma, erstes Gespräch
Herr X ich denke, sie passen sehr gut auf diese Position. Könnte ich aber ihr Profil etwas abändern und Erfahrung im Bereich XY einfügen?
- Ich habe hier aber leider keine Erfahrung. Ich bin mir aber sicher, ich kann mir bei entsprechender Einarbeitung alles aneignen.
Ja, das ist das Problem. Die wird es in der Form nicht geben und die Bank benötigt schnell jemanden
........
Nr. 2 ist mein persönliches Highlight. Ich wäre gern etwas mehr aus der Rolle gefallen
Fazit: Alles eher suboptimal und Hartz 4 als Motivation im Rücken. Ich freue mich auf den Austausch hier und bin dankbar für die Möglichkeit, hier mit Gleichgesinnten sprechen zu können.
Höhen und Tiefen als Bewerber - Fragen und Highlights
Re: Höhen und Tiefen als Bewerber - Fragen und Highlights
Falsche Reaktion: Das war eine sogenannte Stressfrage. Man will sehen, wie du reagierst. Sähe man deinen LL wirklich als Problem, hätte man sich gar nicht die Mühe gemacht, dich einzuladen. Warum Zeit in Bewerber investieren, die eh uninteressant sind?XXT hat geschrieben:2. Erstes Bewerbungsgespräch bei der Firma mit der Geschäftsführerin
Als Herr X, ich habe einen Sohn in ihrem Alter und als Mutter würde ich mich schämen wenn er so einen Lebenslauf hätte. Wie sehen ihre Eltern das?
- Für Ihre Firma scheint es ja zu reichen. Ich denke aber, ich werde das Gespräch an dieser Stelle abbrechen und bedanke mich für die Einladung.
Reagiere beim nächsten Mal freundlich aber sicher und bestimmt: Deine Eltern seien sehr stolz auf dich, du bist direkt nach dem Abi in den Beruf, warst sieben Jahre lang selbständig, hast dein Studium selbst finanziert und in angemessener Zeit abgeschlossen, warst immer fleißig.
Werde nicht pampig, drucks nicht herum und rechtfertige dich nicht.