Hallo Rat- und Jobsuchende,
wusstet ihr schon, dass viele Personaler zuerst den Lebenslauf studieren - noch bevor sie einen Blick auf das Anschreiben geworfen haben?
Das ist keinesfalls unüblich, und es kommt auch darauf an, wie die Bewerbung als Einheit präsentiert wird. Denn wenn das Anschreiben in die Bewerbungsmappe eingelegt ist, dann reizt es den Personaler nicht so sehr, es als erstes Dokument zu lesen. Deshalb sollte das Anschreiben auch immer ein völlig separater Teil der gesamten Bewerbung sein. Es sollte also auf der Bewerbungsmappe liegen oder – in einer E-Mail-Bewerbung – als separate PDF-Datei im Anhang zugesendet werden.
Aber das ist noch lange kein Grund für eine Absage, wenn das Anschreiben heutzutage nicht als gesonderter Bestandteil – eben als erster Bezugspunkt – präsentiert wird.
Wenn nun der Personaler den Lebenslauf zuerst gelesen hat, dann weiß er um die Qualifikationen, Fähigkeiten und Erfahrungen des Bewerbers schon bescheid. Zumindest dann, wenn der Lebenslauf auch gut gewichtet ist und somit die zentralen Tätigkeiten des Bewerbers in Bezug auf das Stellenangebot auch enthält.
Deshalb ist es völliger Unsinn, das Anschreiben als ausformulierten Lebenslauf zu „missbrauchen“.
Denn das ist der
Grund Nr. 3 für Absagen:
Wiederholung des Lebenslaufes!
Und diesen Fehler begehen die meisten Bewerber. Er ist sogar der Hauptgrund für Absagen, weil der wichtigste Teil des Anschreibens damit überflüssig wird.
Den Personaler interessiert im Anschreiben herzlich wenig, was der Bewerber bislang so alles bei den Firmen X, Y und Z getan und angestellt hat – eben weil er das im Lebenslauf entweder schon gelesen hat oder nach dem Anschreiben gleich zu lesen bekommt.
Seine Erwartungshaltung ist im Anschreiben des Bewerbers völlig anders ausgerichtet. Darin will er unmissverständlich und überzeugend dargelegt bekommen, warum und wie der Bewerber seine erworbenen Fähigkeiten und Erfahrungen in sein Wunsch-Unternehmen einbringen will.
Der Fokus liegt also im Anschreiben NICHT MEHR auf der beruflichen Vergangenheit, sondern einzig und allein auf der beruflichen Zukunft.
Und das ist der entscheidende und wichtigste Unterschied zwischen Anschreiben und Lebenslauf!
Denn wie sonst soll der Personaler zu der alles entscheidenden Überzeugung gelangen, dass sich der Bewerber wirklich und tatsächlich mit all seinen Qualis und Stärken in den weiteren Erfolg seines Wunsch-Unternehmens hinein knien wird, wenn er ihm lediglich seinen beruflichen Werdegang noch einmal unter die Nase wedelt?
Bewirb dich erfolgreich!
Tilo
Gründe für Absagen - Teil 3/5
Danke für all diese sehr hilfreichen Tipps! Wirklich erhellend, dass Du die Dinge so aus Erfahrung und aus anderer Perspektive erklärst.
Was mich aber immer wieder umtreibt, ist, dass Personaler wohl tatsächlich oft zu derartigen Gründen greifen, um ihre Entscheidung zu treffen. Ich kenne viele solche Warnungen: Der erste Eindruck zählt, perfekte Form nötig, bloß keinen Konventionsbruch, jedes Wort gründlich auf mögliche Missinterpretation prüfen, nach Bewerbung nachfragen = drängeln = K.O., nach Bewerbung nicht nachfragen = Desinteresse = K.O. ... am besten die Wünsche und Befindlichkeiten des Personalers per Telepathie und Zeitreise erforschen und berücksichtigen
Im Ernst, warum kann man denn nicht erwarten, dass die Bewerbung von einem halbwegs wohlwollenden, vernünftigen Menschen gelesen wird, der intelligent genug ist, die fachliche und persönliche Eignung zu erkennen, egal wie die Wortwahl nun im Detail ist? Was für ein (leider oftmals nicht ganz verkehrtes) Bild vom Personaler entsteht denn da? Irrational, unangemessen, bequem, überfordert, arrogant, ... und das in einer Funktion, die buchstäblich über die Lebensgrundlage von Menschen (und Bewerber sind solche) entscheidet. Ist das nicht sehr unfair, unwürdig, traurig? Und warum prangern weder Politik, Wirtschaftsverbände, noch Gewerkschaften diese Zustände an? Hat man sich damit abgefunden, wie mit den 10 Verkehrstoten täglich?
Und dann rede ich noch nicht über Unarten wie Stellenangebote, die eigentlich schon intern oder per Vetternwirtschaft besetzt sind, oder solche, die nur der (perversen) Werbung fürs Unternehmen dienen.
Wofür steht HR doch gleich, menschliche Ressourcen? Manch einer denkt dabei an eine Goldmine, die die Substanz des Unternehmens ist. Andere scheinen mehr an die Legebatterien von menschlichen Kraftwerken im Film "Matrix" zu denken.
Was mich aber immer wieder umtreibt, ist, dass Personaler wohl tatsächlich oft zu derartigen Gründen greifen, um ihre Entscheidung zu treffen. Ich kenne viele solche Warnungen: Der erste Eindruck zählt, perfekte Form nötig, bloß keinen Konventionsbruch, jedes Wort gründlich auf mögliche Missinterpretation prüfen, nach Bewerbung nachfragen = drängeln = K.O., nach Bewerbung nicht nachfragen = Desinteresse = K.O. ... am besten die Wünsche und Befindlichkeiten des Personalers per Telepathie und Zeitreise erforschen und berücksichtigen
Im Ernst, warum kann man denn nicht erwarten, dass die Bewerbung von einem halbwegs wohlwollenden, vernünftigen Menschen gelesen wird, der intelligent genug ist, die fachliche und persönliche Eignung zu erkennen, egal wie die Wortwahl nun im Detail ist? Was für ein (leider oftmals nicht ganz verkehrtes) Bild vom Personaler entsteht denn da? Irrational, unangemessen, bequem, überfordert, arrogant, ... und das in einer Funktion, die buchstäblich über die Lebensgrundlage von Menschen (und Bewerber sind solche) entscheidet. Ist das nicht sehr unfair, unwürdig, traurig? Und warum prangern weder Politik, Wirtschaftsverbände, noch Gewerkschaften diese Zustände an? Hat man sich damit abgefunden, wie mit den 10 Verkehrstoten täglich?
Und dann rede ich noch nicht über Unarten wie Stellenangebote, die eigentlich schon intern oder per Vetternwirtschaft besetzt sind, oder solche, die nur der (perversen) Werbung fürs Unternehmen dienen.
Wofür steht HR doch gleich, menschliche Ressourcen? Manch einer denkt dabei an eine Goldmine, die die Substanz des Unternehmens ist. Andere scheinen mehr an die Legebatterien von menschlichen Kraftwerken im Film "Matrix" zu denken.