Fremdsprachenkenntnisse unterteilen

Fragen zum Lebenslauf: Wie sieht ein tabellarischer Lebenslauf und wie ein handschriftlicher Lebenslauf aus? Welche Daten müssen unbedingt in den Lebenslauf und welche nicht?
Antworten
Perkele
Beiträge: 20
Registriert: 04.10.2007, 19:47

Fremdsprachenkenntnisse unterteilen

Beitrag von Perkele »

Hi.

Wollte Fragen ob ich meine Fremdsprachenkenntnisse so unterteilt angeben kann, vor allem die Englische?

Sprachen

Englisch
mündlich: Grundkenntnisse
verstehen: gut


Wäre mir deshalb so wichtig das so anzugeben, da englisch nunmal so wichtig ist als Fremdsprache, meine mündlichen Fähigkeiten aber dürftig sind, ich sie aber recht gut verstehen kann.

Gute oder schlechte Idee?

Gruß P
Felixx
Beiträge: 104
Registriert: 17.06.2008, 10:12

Beitrag von Felixx »

Schlechte Idee...

Es gibt 5 unterschiedliche Wertungen für die Sprachkenntnisse:

- Grundkenntnisse
- gute Kenntniss
- fließend
- verhandlungssicher
- Muttersprache

Wenn du beispielsweise mündlich nichts kannst in Englisch, wozu kann man dein Englisch (aus Arbeitgebersicht) dann gebrauchen?? (Achtung: rhetorische Frage)
Perkele
Beiträge: 20
Registriert: 04.10.2007, 19:47

Beitrag von Perkele »

Zum Teil hast du zwar recht, aber ich möchte durch die Unterteilung eben deutlich machen das meine Englischkenntnisse besser sind als nur Grundkennntnisse, wenn auch nur vom Verständnis/verstehen her.

Ich denke mir, das es spezielle für die Stelle auf die ich mich bewerbe von Vorteil ist wenn ich das tue, bzw. es meine chancen erhöht, als wenn ich nur generell Grundkenntnisse dazu schreibe.
Eauvive
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1292
Registriert: 06.08.2007, 15:01

Beitrag von Eauvive »

Was bedeutet denn "gut verstehen"?

Ein Schüler der 10ten Klasse zum Beispiel, der bei einem Lehraudiostück irgendwie noch mitkriegt, worum es geht, der selbst aber keinen halbwegs brauchbaren Satz bilden kann, der könnte auch sagen "ich kann es aber gut verstehen" - dabei wären seine Kenntnisse grade noch so auf Grundkenntnis-Level

Und wenn du dich auf Jobs bewirbst, bei denen Englisch eine Rolle spielt - wieso machst du keinen Englischkurs, statt die nicht vorhandenen Fähigkeiten hübschen zu wollen?
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Felixx hat geschrieben: Es gibt 5 unterschiedliche Wertungen für die Sprachkenntnisse:

- Grundkenntnisse
- gute Kenntniss
- fließend
- verhandlungssicher
- Muttersprache
was ist mir sehr gut z.B.?
der Aufstieg von gute Kenntnisse zu fließend könnte sonst ja auch nur durch einen einjährigen Auslandsaufenthalt erreicht werden ;-)
Felixx hat geschrieben: Wenn du beispielsweise mündlich nichts kannst in Englisch, wozu kann man dein Englisch (aus Arbeitgebersicht) dann gebrauchen?? (Achtung: rhetorische Frage)
Im Qualitätswesen, könntest du Arbeitsanweisungen o.ä. verfassen. Wenn man aus AG-Sicht jemand sucht, der "entsprechende" Englischkenntnisse hat, wird man auch jemanden suchen der mehr als nur gut versteht.

Perkele hat geschrieben: Englisch
mündlich: Grundkenntnisse
verstehen: gut
das Problem das ich sehe. Gerade in dieser Kombination zeigt dich das in einem ungünstigen Licht. Denn selbst dein Hörverständnis würde ich nun eher so einschätzen wie es Eauvive beschreibt als wie du es vermutlich vermitteln willst.

Auch. In meinen Augen muss jemand, der gut versteht, sich aber nicht gut ausdrücken kann schlicht die Übung fehlen.

und wenn du dir bei der "Einstufung" nicht sicher bist, gibt es Stellen (vielerort auch VHS) welche das für dich übernehmen.
Zuletzt geändert von ice_and_fire am 17.01.2009, 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
Felixx
Beiträge: 104
Registriert: 17.06.2008, 10:12

Beitrag von Felixx »

ice_and_fire hat geschrieben: was ist mir sehr gut z.B.?
Sehr gut ist fließend.
ice_and_fire hat geschrieben:
Felixx hat geschrieben: Englisch
mündlich: Grundkenntnisse
verstehen: gut
Gerade in dieser Kombination zeigt dich das in einem ungünstigen Licht.
Du hast recht, ich sollte an meinem Englisch noch ein wenig arbeiten. ;)
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Felixx hat geschrieben: Sehr gut ist fließend.
sagt wer?
Felixx hat geschrieben:
ice_and_fire hat geschrieben: Englisch
mündlich: Grundkenntnisse
verstehen: gut
Gerade in dieser Kombination zeigt dich das in einem ungünstigen Licht.
Du hast recht, ich sollte an meinem Englisch noch ein wenig arbeiten. ;)
hmm; ich achte eigentlich darauf; nicht falsch zu zitieren. Dachte ich hätte den Namen geändert. Dann mach ich das halt noch
Eauvive
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1292
Registriert: 06.08.2007, 15:01

Beitrag von Eauvive »

Na, es gibt ja Gründe, weshalb sich diese grobe Unterteilung eingebürgert hat in

Grundkenntnisse
(diverse Variationen von "gute Kenntnisse" über "Kommunikationssicher" und "Berufsenglisch")
Fließend
Verhandlungssicher

Muttersprachlich gibt es übrigens nicht bei Menschen, die nicht tatsächlich mit der Sprache aufgewachsen sind. Also jeder, der Englisch "gelernt" hat, statt damit aufzuwachsen, kommt automatisch niemals über "verhandlungssicher", selbst wenn seine Kenntnisse denen eines Muttersprachlers entsprechen.

Im Endeffekt ist ja auch (jedem AG) wurst, ob der Arbeitnehmer nun zwei Worte mehr oder weniger beherrscht. Es geht ja um eine Einschätzung der Einsetzbarkeit. Und das bedeutet eben:

Grundkenntnisse: Im Grunde unbrauchbar, wird nur angegeben, damit klar ist, dass derjenige irgendwann eine weiterführende Schule besucht hat.

Gute Kenntnisse (Und Variationen): Der AN kann sich in einem eingeschränkten Rahmen relativ gut verständigen, könnte also einen zweitägigen Privataufenthalt in London überleben oder mal mit einem versehentlich auftauchenden englischen Kollegen übers Wetter plaudern.

(Hier zwischen kommt eigentlich noch das Berufsenglisch, also klassische Kommunikationssicherheit z.B. innerhalb von Projekten, die im Alltag aber nicht gegeben wäre)

Fließend: Der AN kann sich in den meisten Situationen gut und relativ flüssig verständigen, so lange der Wortschatz nicht über Gebühr strapaziert wird. Dazu gehören berufliche Gespräche wie z.B. Meetings auf Englisch sowie Diskussionen o.ä.

Verhandlungssicher: Der AN könnte mühelos ein Seminar auf Englisch halten oder - daher der Name - vertragsverhandlungen auf Englisch führen, ohne dass die Gefahr besteht, es könnte aus Nichtverstehen heraus zu Missverständnissen kommen.

Sämtliche Stufen haben übrigens nichts mit einem Akzent zu tun. Man kann mit breitestem Akzent verhandlungssicheres Englisch sprechen.
KayC
Beiträge: 4
Registriert: 06.03.2009, 18:56

Beitrag von KayC »

Ich habe ziemliche Probleme mit der Bewertung meiner Sprachkenntnisse:
Französisch ist recht einfach. da komme ich über Grundkenntnisse kaum hinaus (4 Jahre Schulfranzösisch, nicht so wahnsinnig viel dabei gelernt ;) )
Aber die Englischbewertung macht mir Sorgen...
8 Jahre Schulenglisch, eigentlich immer gut bis sehr gut, zwar kein Auslandsaufenthalt (abgesehen von Urlauben etc.) aber das ein oder andere englische Gespräch führe ich öfter mal im privaten Rahmen, was mir auch keine größeren Probleme bereitet (klar ist die Grammatik nicht perfekt & mir fehlen auch öfter mal Vokabeln, die ich dann aber umschreiben kann). Ich persönlich schätze meine Fähigkeiten auch recht gut ein, dementsprechend wollte ich "gute Kenntnisse" schreiben.
Nach der hier dargelegten Bewertung wäre "gute kenntnisse" aber ja nicht so doll... Aber sehr gut bzw. fließend finde ich jetzt auch wieder etwas übertreiben... Was soll ich nur schreiben???
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Das ist genau das Bsp, welches ich mit sehr gut ansprach.
Auch finde ich, sollte man das Absender-Empfänger-Prinzip nicht vergessen.

Gute Kenntnisse würde ich nicht schreiben. Erstens bist du vermutlich -aber nicht zwingend- besser und zweitens schreibt inzwischen doch beinahe jeder zumindest "gut".

Daher ist für mich ganz klar, dass zwischen gut und fließend, sehr gut kommt und sehr gut keineswegs fließend ist.
Du bist in meinen Augen das perfekte Beispiel für jemanden der die Sprache "sehr gut" im Sinne einer Bewerbung spricht.

Fließend bist du m.E. nach nicht, wenn du bereits bei Gesprächen in privatem Rahmen -in denen du nicht ungeübt bist- immer mal wieder Wörter umschreiben musst.
KayC
Beiträge: 4
Registriert: 06.03.2009, 18:56

Beitrag von KayC »

Danke für die Antwort. Ich glaube, dann schreibe ich sehr gut, denn eigentlich ist es auch logisch, dass zwischen gut & fließend noch etwas kommt. Ansonsten hieße gut ja, etwas besser als Grundkenntnisse, aber nicht fließend... Als fließend würde ich mein Englisch nun wirklich nicht bezeichnen, aber verglichen mit meinem Französisch, für das Grundkenntnisse angebracht ist, liegen zu meinen Englischkenntnissen doch Welten. Ich will ja auch nicht zu tief stapeln ;)
Was mich eigentlich noch interessiert: Gibt es denn nicht eine anerkannte Bewertungsform für Sprachkenntnisse bei Bewerbungen? Das scheint mir sonst alles recht schwammig zu sein...
Und für wie sinnvoll haltet ihr es sich seine Sprachkenntnisse mit einem Test zertifizieren zu lassen (Cambridge etc.)? Lohnt sich die Investition wenn man nicht gerade eine Bewerbung in einem Beruf schreibt, in dem es sehr auf Sprachkenntnisse ankommt? Wie wichtig sind Personalern Sprachkenntnisse generell? Wie gesagt bzgl. Berufen die nicht vorwiegend mit Sprachen zu tun haben & bei denen auch nicht ausdrücklich Sprachkenntnisse in der Ausschreibung verlangt werden...
Dural
Beiträge: 124
Registriert: 18.01.2009, 10:47

Beitrag von Dural »

ice_and_fire ich will dir mal in einem Punkt widersprechen (die anderen verkneife ich mir):

Fließende Spachkenntnisse haben nichts mit einem Auslandsaufenthalt zu tun. Ich habe persönlich Leute kennengelernt, die ein Jahr in den USA verbrachten und in einem simplen TOFL-Test mit Pauken und Trompeten durchgefallen sind. Sie selbst meinten, dass sie zwar in diesem Jahr viel Englisch geredet haben, dass die Leute um sie herum sich aber nicht darum gekümmert haben, sie auf ihre vielen Fehler hinzuweisen. Ich hatte eine Dozentin aus Australien, die dauerhaft in Deutschland lebt, die kam nicht mit, wenn man ihr eine Telefonnummer auf Deutsch diktierte (in Deutsch sind die Zahlen "verdreht"). Wir alle kennen ausländische Mitbürger, deren Sprachkenntnisse mies sind, obwohl sie schon länger in Deutschland leben als in ihrer ursprünglichen Heimat. Auf der anderen Seite kenne ich einen Konferenzdolmetscher, der gar keinen Auslandsaufenthalt gemacht hat, weil er in der DDR ausgebildet wurde und DDR-Bürger, die Verwandte im Westen hatten, nicht an solchen Austauschen mit westlichen Ländern teilnehmen durften. Er ist einer der gefragtesten in seinem Bundesland und darüber hinaus. Er meint zum Thema Auslandsaufenhalt, dass das nur denjenigen Studenten etwas bringt, die bisher nur wenig Motivation zum Erlernen der Sprache hatten und durch den Auslandsaufenthalt dazu gewissermaßen gezwungen werden. Für die, die vorher schon motiviert waren und sich ausführlicher damit beschäftigt haben, ist es eine reine Belohnung. Die werden dadurch aber nicht signifikant besser. Er meint, dass man eine Sprache nur durch "Lernen" erlernen kann und nicht durch das reine Teilnehmen an Auslandsaufenthalten. Auf jeden Fall denke ich nicht, dass ein Auslandsaufenthalt besonders viel über das tatsächliche Können in der Sprache aussagt.


Kay C, die Sprachzertifikate haben nur eine Gültigkeit von wenigen Jahren und kosten einige hundert Euro (Kurs- + Testgebühren). Wenn in der Stellenbeschreibung nicht explizit Sprachkenntnisse verlangt werden, ist so ein Zertifkat eigentlich schon übertrieben. Man kann aber auch selbst dahinter kommen, ob Sprachkenntnisse bei einem Arbeitgeber gefragt sind. Wenn du im Hotel an der Rezeption bedienst oder bei einer Autovermietung bedienst oder am Flughafen, dann brauchst du sie. Wenn du im Lager arbeitest, brauchst du sie auch, um Lieferscheine lesen zu können und kleine Probleme mit ausländischen Fahrern zu klären. Wenn du dich bei einem sehr stark regional orientierten Unternehmen (Handwerker, der nur in einer Region auftäge annimmt) bewirbst, ist es wiederum völlig uninteressant.
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Dural hat geschrieben:ice_and_fire ich will dir mal in einem Punkt widersprechen (die anderen verkneife ich mir):
freut mich, dass du die Qual der Wahl hast :-D
Dural hat geschrieben:Fließende Spachkenntnisse haben nichts mit einem Auslandsaufenthalt zu tun.

Hmm wie steht es mit folgender Passage ...?
Dural hat geschrieben:Er meint, dass man eine Sprache nur durch "Lernen" erlernen kann und nicht durch das reine Teilnehmen an Auslandsaufenthalten.

Frage; wodurch "lernt" man eine Sprache? Indem man sie anwendet. Indem man sie im Alltag und in jeder Situation um sich hat. Mir wirst du das vermutlich nicht glauben. Schade dass Eauvive hier nicht mehr ist, sonst hättest du sie mal fragen können, wie wertvoll die 2 Jahre in England für die Sprachkenntnisse waren.
Dural hat geschrieben:Auf jeden Fall denke ich nicht, dass ein Auslandsaufenthalt besonders viel über das tatsächliche Können in der Sprache aussagt.
Dann muss ich dir ehrlich sagen, verstehst du in meinen Augen nicht, warum den Unternehmen solch ein Aufenthalt so wichtig ist. Ist es denn Zufall, dass in immer mehr Stellen Englischkenntnisse erwünscht sind? Ist es denn ein Zufall, dass inzwischen einige Unternehmen gewisse Stellen gar nicht mehr mit Leuten besetzen, die nicht im Ausland waren?

Aber nun gut, der Nutzen ist nicht nur die Sprache und du hast dich ja auf die Sprache beschränkt; also will ich das hier auch tun.
Natürlich ist ein Aufenthalt sehr wertvoll. Wie oben bereits geschrieben ist das DIE Gelgeneheit eine Sprache zu nutzen und zu verinnerlichen.
Was soll das für ein Beweis sein, dass es einige gibt, die einen Auslandsaufenthalt mit einem Urlaub verwechseln oder ihn nur anstreben, weil sie sonst keine Chance auf Job X haben? Die Tatsache, dass es einige -vermutlich leider wirklich zu viele- falsch machen ist ein Argument gegen den möglichen Nutzen eines Auslandsaufenthaltes? Sehe ich anders. Jeden den ich kenne, der eine Sprache inzwischen fließend spricht, hat dieses "fließend" erst im Ausland erworben. Jetzt kann es natürlich deinen Konferenzdolmetscher wirklich geben, i.d.R. wird es aber anders sein.
Zum Thema Motivation kann ich dir das Thema "Für den Lebenslauf leben" hier empfehlen.
Dural hat geschrieben: Für die, die vorher schon motiviert waren und sich ausführlicher damit beschäftigt haben, ist es eine reine Belohnung. Die werden dadurch aber nicht signifikant besser.
Das sehe ich wieder anders. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen und auch aus Gesprächen mit anderen Leuten. Zum Thema "reine Belohnung" verweise ich wieder an das Thema "Für den Lebenslauf leben". Ich denke da verwechselst du 2 Dinge. Aber signifikant besser wird man. Ich muss keine 2000 neue Vokabeln lernen um signifikant besser zu werden.
Dural hat geschrieben: Kay C, die Sprachzertifikate haben nur eine Gültigkeit von wenigen Jahren und kosten einige hundert Euro (Kurs- + Testgebühren). Wenn in der Stellenbeschreibung nicht explizit Sprachkenntnisse verlangt werden, ist so ein Zertifkat eigentlich schon übertrieben.

Das kommt drauf an. Ich stimme zu; Zertifikate "halten" nicht lange; aber teurer sein können sie, müssen es aber nicht.
Als immatrikulierter Student war es mir z.B. möglich ein Zertifikat für 30 Euro zu machen. Dabei konnte ich aus allen namenhaften Zertifikaten wählen.
Dural
Beiträge: 124
Registriert: 18.01.2009, 10:47

Beitrag von Dural »

An ice_and_fire:

Mit "eine Sprache lernen" meinte er, dass man sich bewusst mit der Sprache auseinandersetzt. Das bedeutet, dass man Fachzeitschriften (in seinem Arbeitsgebiet) in der Fremdprache liest und sich ganz gezielt Fachbegriffe und Wendungen unterstreicht, lernt, beim nächsten Mal bewusst wahrnimmt (was man schon mal unterstrichen hat). Dass man Podcasts herunterlädt, bewusst bei diesen Radiosendungen auf Begriffe achtet, die gerade im Zielsprachraum "in aller Munde sind", dasss man auf Veränderungen im Spachgebrauch über die Zeit achtet. Das langfristig praktiziert, ist seiner Meinung nach die einzige Möglichkeit für Erwachsene, richtig gut zu werden in einer Sprache. Ein Auslandsaufenthalt ist dazu nicht nötig und taugt Imo auch überhaupt nicht als Indiktator für die Auseinandersetzung mit einer fremden Sprache und die Kompetenz darin.

Ich finde es sehr fragwürdig, wenn du argumentiert, dass jemand ohne Auslandsaufenthalt automatisch als nicht fließend einzustufen ist und jemand mit Auslandsaufenthalt automatisch kompententer ist. Meine Erfahrung ist eine ganz andere. Ich habe von Leuten mit und ohne Auslandsaufenthalt sehr verschiedene Sprachniveaus erlebt . Jemand, der sich nicht dauerhaft engagiert, der wird nach dem Auslandsaufenthalt genauso schwach auf der Brust sein wie vorher. Und wer sich wirklich dauerhaft mit der Sprache auseinandersetzt (über Zeitschriften, Medien, eigene Homepage auf Englisch usw.), wird ein klasse Niveau haben, auch ohne Auslandsaufenthalt. Man merkt den Unterschied sehr schnell zwischen diesen zwei "Typen".

Ein "Aha-Erlebnis" in der Beherrschung der Fremdsprache durch den Auslandsaufenthalt kommt Imo nur bei jenen zustande, die sich vorher nur äußerst oberfläch mit der Sprache beschäftigt haben und jetzt durch den Aufenthalt im Ausland gezwungen wurden, sich mehr damit zu beschäftigen. Ich finde das auch von daher einsichtig, da mündliche Kommunikiation im Alltag nicht sehr komplex ist. Die Gesprächspartner stellen sich außerdem auf die schwachen Kenntnisse des Gesprächspartners ein. Wenn man das schon als Herausforderung ansieht.... Und dann müsste man sich auch fragen, wie deren Kenntnisse nach ein paar Jahren aussehen. Wahrscheinlich ist bei denen nicht mehr viel los. Denn eine Sprache muss man pflegen. Das ist nicht mit einem Jahr im Ausland erledigt.

Interessant ist auch der Vergleich, was man unter "fließend" versteht. Ich hatte schon mit mehren Kommilitonen Seminare besucht, die entweder zweisprachig aufgewachsen sind oder in eine interantionale Schule gegangen sind. Wenn sich in Englisch äußern, dann sagen die direkt, was sie wollen. Die finden immer die passenden Worte. Ich finde, man kann diese Leute sehr gut daran erkennen, wie sie mit der Sprache umgehen. Da gibt es keine Umschweife, die sagen, was sie denken. Ich hatte einen anderen Kommilitonen, für den Englisch eine Fremsprache war, der aber Fachzeitschriften liest. Ich fand es total beeindruckend, wie er die kompliziertesten Fachprobleme in Englsich rauf und runter diskutieren konnte. Man merkt es einfach, wenn sich jemand intensiv damit auseinandersetzt.

Auf der anderen Seite hatte ich auch welche, die ein Jahr in Amerika waren (und das waren nicht mal die schlechtesten, die TOFL nicht geschafft haben!), die konnten sich eigentlich gar nicht so gut ausdrücken. Was die gemacht haben, war nur erstens mit einem regionalen Akzent zu sprechen (ist ja eigentlich keine schlechte Sache, weil dann ist die Aussprache wenigstens korrekt, auch wenn das später auch mal für ein Schmunzeln beim Gesprächspartner sorgen wird, der gerade die andere Varietät als Muttersprache spricht) und zweitens ihr mangelndes Vokabular übermäßig häufig mit Platzhaltern wie "I mean" "like", "you know" zu kaschieren. Wenn man diese Phrasen verwendet, wirkt das dann überflächlich gesehen vielleicht flüssiger, als jemand, der in dem Moment einfach stockt. Aber mehr Sprachkompetenz ist dadurch nicht vorhanden. Denn Missverständnisse lassen sich mit "like" und "you know" nicht elegant aus der Welt schaffen. Am Ende war ich von den Sprachkenntnissen dieser Austauschleuten nicht sooo beeindruckt. Dass Hochschulen für ihre BWLer Englisch-Grammatikkurse anbieten, ist Imo ein wenig peinlich. Nur die mit Nebenfach Englisch kommen überhaupt dazu, mal einen zusammenhängenden Text zu schreiben.

Dass ein Auslandsaufenthalt gut für den Lebenslauf ist, will ich keinesfalls abstreiten. Ich bin ja auch nicht dagegen. Aber er ist auf das reine Sprachenkönnen bezogen ein reiner Schein und nicht viel Sein dahinter. Wenn mir jemand sagen würde, dass er gut Englisch kann, dann würde ich ihn fragen, in welchem Bereich er sich in der Sprache gut auskennt bzw. ob er sich in der Sprache seines beruflichen Bereichs gut auskennt oder was der umfangreichste Text war, den er geschrieben hat oder das längste Gespräch. Und wenn der dann argumentiert, dass er gut Englisch kann, weil er ein Jahr im Ausland war, und das alles ist, dann weiß ich, wie viel Uhr es ist.
chilipaprika
Beiträge: 2
Registriert: 17.03.2009, 04:07

eigene Einschätzung schwierig

Beitrag von chilipaprika »

Ich grabe mal das Thema wieder aus.
Ich fand die Diskussion sehr interessant. Als sprachinterressiere und linguistisch Studierte (deutsch, franz) fällt es mir schwer, Wörter wie "fliessend" in meinem Lebenslauf zu schreiben. Um es zu vermeiden, schrieb ich eine Schuldauer oder jetzt nach einem Auslandaufenthalt und Sprachkurs mit Zertifikat eben das Bestehen des Zertifikats.
Weil allerdings nicht alle ArbeitgeberInnen damit umgehen können, frage ich mich, wie ich es in eurem Muster einordnen sollte.

Folgendes: Franz ist meine Muttersprache, Deutsch würde ich (nicht unbedingt linguistisch gesehen aber für einen Job schon) mit "muttersprachähnliche Kompetenz" oder so etwas bezeichnen. Ich bin Germanistik-Absolventin in Deutschland, habe hier 9 Jahre gelebt und habe schon Deutsch an deutschen Gymnasien unterrichtet. Klar happert es immer wieder hier und da, aber mich auf eine Stufe mit Leuten zu stellen, die ein Jahr in den USA waren, nicht wirklich... Was ist da die Lösung?

English: Habe vor 4 Monaten das CAE (Cambridge Certificate of Advanced English) abgelegt, mit 70%. Ist zwar nicht perfekt, aber ich bin jetzt seit 7 Monaten in Neuseeland und es folgen noch 3 weitere. Bin seit drei Monaten in einer NGO Praktikantin, arbeite also auch auf Englisch.
Was kommt (mit diesen kleinen Infos) auf meinen Lebenslauf? was meint ihr?

Chilipaprika
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Beitrag von ice_and_fire »

Hi Dural, ich versuchs kurz zu machen (sorry schonmal für die gekürzten Zitate)
Dural hat geschrieben:An ice_and_fire:
Mit "eine Sprache lernen" meinte er, dass man sich bewusst mit der Sprache auseinandersetzt. ... Ein Auslandsaufenthalt ist dazu nicht nötig und taugt Imo auch überhaupt nicht als Indiktator für die Auseinandersetzung mit einer fremden Sprache und die Kompetenz darin.
Dir ist sicher klar, dass Podcasts hören, Fachzeitschriften lesen, Master-Thesis schreiben etc. sehr einseitige Dinge sind, oder?
Ich bekomme den Eindruck wir haben eine falsche Vorstellung von fließend. Was ist denn leichter? 100 neue Fachvokabeln zu lernen, oder lernen sich sicher in einer Sprache zu bewegen. Auch –und jetzt kommts- in Ausnahmesituationen.
Es gibt sicher Leute die sind super Schauspieler, wenn sie brav ihr Skript aufsagen können. Ich bin gespannt wieviele dieser Leute in einer improvisierten Szene versagen würden

Dural hat geschrieben:Ich finde es sehr fragwürdig, wenn du argumentiert, dass jemand ohne Auslandsaufenthalt automatisch als nicht fließend einzustufen ist und jemand mit Auslandsaufenthalt automatisch kompententer ist. Meine Erfahrung ist eine ganz andere. Ich habe von Leuten mit und ohne Auslandsaufenthalt sehr verschiedene Sprachniveaus erlebt . Jemand, der sich nicht dauerhaft engagiert, der wird nach dem Auslandsaufenthalt genauso schwach auf der Brust sein wie vorher. Und wer sich wirklich dauerhaft mit der Sprache auseinandersetzt (über Zeitschriften, Medien, eigene Homepage auf Englisch usw.), wird ein klasse Niveau haben, auch ohne Auslandsaufenthalt. Man merkt den Unterschied sehr schnell zwischen diesen zwei "Typen".
Ich finde es sehr fragwürdig, dass du zu diesem Schluß kommst. Dann hast du die Beiträge nicht aufmerksam genug gelesen; Engagement und Talent kann beinahe alles ausgleichen. Das sind aber vereinzelte Ausnahmen.

Auch finde ich es sehr fragwürdig, dass du Äpfel mit Birnen vergleichst. Nochmal was ist deine Argumentation?
Dass es Leute gibt die im Ausland waren und nicht gut die Sprache sprechen? – Einverstanden
Dass das Lernen einer Sprache erheblich vom Engagement abhängt? – Einverstanden
Dass im Durchschnitt der von dir oben beschriebene Weg erfolgsversprechender ist als der Aufenthalt im Ausland? – Nein, meiner Meinung nach klar nicht
Dural hat geschrieben:Ein "Aha-Erlebnis" in der Beherrschung der Fremdsprache durch den Auslandsaufenthalt kommt Imo nur bei jenen zustande, die sich vorher nur äußerst oberfläch mit der Sprache beschäftigt haben und jetzt durch den Aufenthalt im Ausland gezwungen wurden, sich mehr damit zu beschäftigen.... Wenn man das schon als Herausforderung ansieht.... Und dann müsste man sich auch fragen, wie deren Kenntnisse nach ein paar Jahren aussehen. Wahrscheinlich ist bei denen nicht mehr viel los. Denn eine Sprache muss man pflegen. Das ist nicht mit einem Jahr im Ausland erledigt.
Ich denke ich habe schon erklärt, dass es überhaupt keines Aha-Erlebnisses bedarf. Wenn, dann gilt eher das Gegenteil
Dural hat geschrieben:Interessant ist auch der Vergleich, was man unter "fließend" versteht. Ich hatte schon mit mehren Kommilitonen Seminare besucht, die entweder zweisprachig aufgewachsen sind oder in eine interantionale Schule gegangen sind. Wenn sich in Englisch äußern, dann sagen die direkt, was sie wollen. Die finden immer die passenden Worte. ... Wenn man diese Phrasen verwendet, wirkt das dann überflächlich gesehen vielleicht flüssiger, als jemand, der in dem Moment einfach stockt. Aber mehr Sprachkompetenz ist dadurch nicht vorhanden. Denn Missverständnisse lassen sich mit "like" und "you know" nicht elegant aus der Welt schaffen. Am Ende war ich von den Sprachkenntnissen dieser Austauschleuten nicht sooo beeindruckt.
Darauf bin ich schon weiter oben eingegangen
Eins möchte ich aber noch ergänzen. Die Person, der ich auf dem BBQ unter Freunden anmerke, dass sie ihr Englisch aus Fachzeitschriften hat, halte ich für ebenso wenig fließend wie die Person, der ich sofort anmerke, dass sie ihr Englisch aus Hollywood-Streifen hat.
Wir müssen uns mal klar machen, dass fließend –jetzt bewege ich mich vom Thema bewerben etwas weg- für einen Nicht-Muttersprachler heißt, dass er die Sprache in jeder Lebenslage beherrscht. Darüber kommt eigentlich nichts mehr. „Verhandlungssicher“ ist fast schon nur ein „Begriff“

Dural hat geschrieben:Dass ein Auslandsaufenthalt gut für den Lebenslauf ist, will ich keinesfalls abstreiten. Ich bin ja auch nicht dagegen. Aber er ist auf das reine Sprachenkönnen bezogen ein reiner Schein und nicht viel Sein dahinter. Wenn mir jemand sagen würde, dass er gut Englisch kann, dann würde ich ihn fragen, in welchem Bereich er sich in der Sprache gut auskennt bzw. ob er sich in der Sprache seines beruflichen Bereichs gut auskennt oder was der umfangreichste Text war, den er geschrieben hat oder das längste Gespräch. Und wenn der dann argumentiert, dass er gut Englisch kann, weil er ein Jahr im Ausland war, und das alles ist, dann weiß ich, wie viel Uhr es ist.
Du –oder ein Personaler- würde wohl gar nichts fragen, sondern die Sprache wechseln; völlig ohne Vorwarnung.
Ich bin der Meinung, dass –von Ausnahmen abgesehen- der Auslands-Kandidat hier besser abschneidet und sicherer agiert als der Fachzeitschrift-Kandidat.
Und wenn es bei Diesem an ganz banalen Dingen wie Schüchternheit scheitert … ;-)
ice_and_fire
Bewerbungshelfer
Beiträge: 1962
Registriert: 02.09.2008, 20:58

Re: eigene Einschätzung schwierig

Beitrag von ice_and_fire »

chilipaprika hat geschrieben:Ich grabe mal das Thema wieder aus.
Ich fand die Diskussion sehr interessant. Als sprachinterressiere und linguistisch Studierte (deutsch, franz) fällt es mir schwer, Wörter wie "fliessend" in meinem Lebenslauf zu schreiben. Um es zu vermeiden, schrieb ich eine Schuldauer oder jetzt nach einem Auslandaufenthalt und Sprachkurs mit Zertifikat eben das Bestehen des Zertifikats.
Weil allerdings nicht alle ArbeitgeberInnen damit umgehen können, frage ich mich, wie ich es in eurem Muster einordnen sollte.
Grundsätzlich kann es natürlich Missverständnissen vorbeugen zu erläutern, was man unter "Sehr gut" o.ä. versteht. Dazu sind Zertifikate (C1, B2 etc) genauso geeignet wie weitere Erläuterungen. Ich denke da bist du auf einem guten Weg. Allgemein solltest du dich beim Zweifel zwischen zwei Einschätzungen aber eher für die "arrogantere" Variante entscheiden :-) ... v.a. da du es beweisen kannst.
chilipaprika hat geschrieben:Folgendes: Franz ist meine Muttersprache, Deutsch würde ich (nicht unbedingt linguistisch gesehen aber für einen Job schon) mit "muttersprachähnliche Kompetenz" oder so etwas bezeichnen. Ich bin Germanistik-Absolventin in Deutschland, habe hier 9 Jahre gelebt und habe schon Deutsch an deutschen Gymnasien unterrichtet. Klar happert es immer wieder hier und da, aber mich auf eine Stufe mit Leuten zu stellen, die ein Jahr in den USA waren, nicht wirklich... Was ist da die Lösung?
Dir fällt es schwer "Deutsch - Fließend" in den Lebenslauf zu schreiben? Wenn du Deutsch an Gymnasien unterrichtest und so wie du hier schreibst, geht m.E. nach unter Fließend nichts bei dir
chilipaprika hat geschrieben:English: Habe vor 4 Monaten das CAE (Cambridge Certificate of Advanced English) abgelegt, mit 70%. Ist zwar nicht perfekt, aber ich bin jetzt seit 7 Monaten in Neuseeland und es folgen noch 3 weitere. Bin seit drei Monaten in einer NGO Praktikantin, arbeite also auch auf Englisch.
Was kommt (mit diesen kleinen Infos) auf meinen Lebenslauf? was meint ihr?
Die Frage ist ja, wie gut dein Englisch JETZT ist.
Ich denke ich würde ein "sehr gut" angeben

p.s.
sorry für die späte Antwort, war in letzter Zeit etwas stressig ;-)
fhbewer
Beiträge: 33
Registriert: 18.03.2009, 19:49

Beitrag von fhbewer »

@ ice_and_fire: du scheinst dich ja sehr gut auszukennen in sachen sprachkompetenz und bewerbungen :wink:

ich wollte dich deshalb darum bitten, meine frage in diesem thread zu beantworten (die letzte frage):

2-fragen-zum-lebenslauf-t26285.html

vielen dank
Dural
Beiträge: 124
Registriert: 18.01.2009, 10:47

Beitrag von Dural »

Hallo fire_and_ice,

ich habe den Thread erst jetzt wieder entdeckt. Was chilipaprika schreibt, spiegelt sehr schön wieder, was ich immer wieder erlebe: Für jemanden, der seit mehreren Monaten in Neuseeland ist und in einem englischsprachigen Umfeld arbeitet, sind 70% Punkte beim CAE ein ernüchterndes Ergebnis. Zumal jemand, der ernsthaft zweisprachig arbeiten will, das Examen auf "Proficiency" bestehen sollte und nicht nur so lala auf "Advance". Ich sehe die Korrelation zwischen Sprachenkönnen und Auslandsaufenthalten einfach nicht. Es gibt solche und solche und ein Auslandsaufenthalt sagt gar nichts aus.

Wer sich nicht in das Sprachenlernen reinhängt und die Sprache nicht ständig gebraucht, sondern nur, wenn er durch äußere Umstände gezwungen wird, der wird auch durch Auslandsaufenthalte nicht richtig gut werden. Und wer sich freiwillig reinhängt und die Sprache ständig gebraucht, der wird auch ohne Auslandsaufenthalt erstere Personen schriftlich und mündlich! ganz schön vorführen.
Antworten