danielstfn hat geschrieben:Sie suchen nach einem künftigen Kollegen mit hoher Belastbarkeit, Diligenz und „mit Augen wie ein Luchs“?
Reagierst du auf eine Ausschreibung? Dann verbietet sich der Frageeinstieg. Diligenz? Lebst du im 19. Jhdt.?
Vier Jahre nach meinem Abitur neigt sich mein derzeitiges viereinhalbjähriges ausbildungsintegriertes Studium bei der Big4 dem Ende. Ich kann somit am 01. März 2019 bei Ihnen mit der Ausbildung beginnen.
Reine Lebenslaufinformation. Wenn für die Ausbildung zum Fluglotsen nicht eine vorherige Ausbildung gefordert ist zudem völlig irrelevant.
Mein Organisationstalent und meine hohe Belastbarkeit konnte ich in der Kombination aus Berufsschule, Studium und Arbeit erfolgreich anwenden.
Verzichte auf Modalverben!!!
Belastbarkeit kann man nicht anwenden. Bei Organisationstalent bin ich mir nicht sicher. Aber diese Dinge belegt man eher, als das man sie anwendet. Semantisch ist das unsauber.
In der Abteilung ABC123 lerne ich zurzeit das Projektgeschäft kennen.
Relevanz für die Fluglotsenausbildung?
Ich erkenne, dass meine hohe Genauigkeit und Stressresistenz auch in zeitkritischen Arbeitsschritten stets vorhanden ist.
Das hört sich ein wenig esoterisch an, als würdest du aus deinem Köper hinaustreten und dich aus der Vogelperspektive selber beobachten.
Dieses bereitet mir große Freude, da ich nicht nur meinen Vorgesetzten und Kollegen, sondern vielmehr mir selber beweisen kann, dass ich in beschwerlichen und komplexen Situationen das leisteKOMMA was gefordert ist.
Das hört sich ja toll an. Aber mal ganz ehrlich: Was heißt das denn konkret? Letztendlich sind wir doch hier wieder bei der heißen Luft.
Als Schülersprecher wurde es mir ermöglicht einen Schüleraustausch mit unseren Partnerschulen in XYZ, Dänemark sowie ZYX, China zu organisieren.
Hands-on-Mentalität? Wird hier nicht deutlich. Dir wurde etwas ermöglicht? Von wem, von der Schulleitung? möglich = können = megaweiche Formulierung + Passiv = geht gar nicht!
Unter Anderem fielen die Transferplanung, die Erstellung des Rahmenprogramms und die Kontaktknüpfung in meinen Tätigkeitsbereich.
Subjekt?
DU solltest das Subjekt eines JEDEN Satzes deiner Bewerbung sein.
Ebenso viel es mir aufgrund meiner fünfjährigen Erfahrung als ehrenamtlicher Jugendreiseleiter in Spanien leicht,
für 21 meiner Kommilitonen eine viertägige Hochschulexkursion nach Barcelona ins Leben zu rufen, zu organisieren und durchzuführen.
Der Fehler
viel statt
fiel ist mir auch schon passiert, ist wohl ein Standard, den dir niemand übel nimmt, jeder wird ahnen, dass du den Unterschied eigentlich kennst. Die Frage ist nur, ob hier
leichtfallen das Verb der Wahl ist. Ob es sich um 21 oder 34 Kommilitonen handelt, ist irrelevant. Apropos Relevanz: Welche Schlussfolgerung soll deine Adressatin daraus für die Fluglotsentätigkeit ziehen?
. Hervorheben ist auch, dass ich in allen Situationen stets auf ein tolles Team zählen konnte und Hand in Hand gearbeitet habe.
Ich verstehe, dass du hier deine Teamfähigkeit hervorheben möchtest. Tstasächlich bewirbst du aber mit diesem Satz nicht dich, sondern die anderen Teammitglieder.
Durch meine Begeisterung für das Fliegen und meine hohe Verantwortungsbereitschaft freue ich mich die anspruchsvolle Ausbildung zu durchlaufen und mich in Zukunft Fluglotse zu nennen.
Durch x freust du dich? Das ist kein sinnvolles Deutsch. Überhaupt
durch verwende doch am besten ausschließlich mit Verben der Bewegung! In fast allen anderen Fällen verlagert dieses Wörtchen die Leistung von dir weg.
Mir erscheint es so, als sei nach den "Augen wie ein Luchs" das eigentliche Berufsbild des Fluglotsen so gut wie vergessen. Nichts zu deinen Sprachkenntnissen oder zu deinen mathematischen oder physikalischen Fertigkeiten. Insgesamt fehlt der Transfer von den durchaus tollen Dingen, die du bisher geleistet hast, daran besteht gar kein Zweifel, zu den Aufgaben des Fluglotsen.
Deine Stärken kommen durchaus vor, man versteht sogar, warum sie wichtig sind, ich nenne mal Konzentration auf Dinge, aber hier formulierst du unheimlich schwafelig und altbacken ("Diligenz"). Wenn Frau Musterfrau erst mal nachschlagen muss, was Diligenz heißt, ist sie schon gegen die eingenommen und sucht vielleicht schon nach Argumenten gegen deine Einladung zum Eignungstest (und da kommt ihr dein Geschwafel als Ablehnungsgrund eigentlich nur recht).
Diligenz kannst du verwenden, wenn du dich an einer Uni als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der altsprachlichen Philologie (Latein, Griechisch o.ä.) bewirbst oder am Lehrstuhl für Germanistik oder Philosophie, wenn aus der Stellenausschreibung hervorgeht, dass der Schwerpunkt auf dem 18. und 19. Jhdt. liegt. Aber auch da ist Schwafelei der Einladungskiller. Ansonsten ist der Begriff eher unangemessen.
Fazit: 1.) Weniger schwafeln, 2.) mehr auf den Punkt formulieren, 3.)das Ziel Fluglotse zu werden nicht aus den Augen verlieren.*
Warum will ich Fluglotse werden?
Was bringe ich bereits an Handwerkszeug für den Fluglotsenberuf mit? Wann/wo/wie habe ich diese Kenntnisse erworben?
Welche meiner Stärken eignet sich für diesen Beruf besonders und wann/wo/wie habe ich sie schon einmal eingesetzt/bewiesen?
*Man hat das Gefühl, dass du einfach nur unstrategisch aufzählst, um am Ende des Tages ein gefülltes Blatt vorliegen zu haben.