Die Suche nach dem Traumjob

Auch im Berufsleben steht man immer wieder vor Herausforderungen und Problemen. Die könnt ihr hier diskutieren.
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Tom Sailor
Beiträge: 65
Registriert: 19.10.2011, 17:09

Die Suche nach dem Traumjob

Beitrag von Tom Sailor »

Hallo,

ich möchte hier mal meine Situation schildern, weil es mich schon seit einer Weile umtreibt. Am Montag fange ich eine neue Stelle an. Zunächst mal bin ich froh, wieder etwas gefunden zu haben. Es hat insgesamt 10 Monate gedauert (von Arbeitsende bis Arbeitsbeginn). Die 100% Erleichterung verspüre ich jedoch nicht denn: die vorherige Anstellung war einfach ein Traumjob. Ein größeres mittelständisches Unternehmen in Mitteldeutschland, das stetig wächst, prächtig dasteht, einen sehr guten Tarifvertrag hat und wo die Angestellten im Schnitt 10 Jahre bleiben. Bei mir war leider schon noch 1 1/2 Jahren Schluss (Befristung, eine Weiteranstellung wurde aber zunächst avisiert). Ich bin leider in die falsche Abteilung geraten. Im Schnitt geht dort alle vier Monate einer und das, obwohl die Abteilung sehr klein ist und eigentlich ausgebaut werden soll. Nunja, die leitende Person kommt aus einem "anderen" Kulturkreis, wo das so gang und gäbe ist. Vorher war ich ein Jahr in einem kleinen Familienunternehmen in der selben Region, für die ich aber nach einem Jahr nichts mehr tun konnte. Es war schlicht abgearbeitet. Davor - also zwischen Studium und erstem "festem" Job habe ich 1 1/2 Jahre mit einem Minijob und selbstständiger Arbeit überbrückt. Der Lebenslauf ist also ungefähr so:

6/2011: Masterabschluss Linguistik und Webdesign
10/2009 - 12/2012: Minijob im Bereich Content Management (während Studium begonnen)
4/2012 - 12/2012: kleinere Arbeiten als Selbstständiger (auch im Bereich CM)
1/2013-12/2013: Festangestellt in einem KMU (auch Content Management bzw. Webseitenbetreuung)
2/2014-6/2015: Festangestellt in einem großen mittelständsichen Unternehmen (auch als Content Manager)
7/2015-5/2016 arbeitssuchend aber ab 1/2016 Teilzeit-Fernlehrgang am ILS

Letztes Jahr habe ich dann immer noch gehofft in der Region bleiben zu können, auf 44 Bewerbungen hatte ich aber gerade mal 4 Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Dieses Jahr habe ich dann bundesweit Gesucht und hatte bei 16 Bewerbungen gleich mal 9 Einladungen zu Gesprächen. Grundsätzlich scheint also ein Markt für mich da zu sein. Am Ende hat sich der Job neue eher für mich entschieden als ich mich für ihn. Sie waren einfach die Schnellsten. Ein anderer interessanter Kandidat brauchte noch "ein paar Wochen" und dann hätte es erst das nächste Gespräch gegeben. Die anderen wollten aber vor Ostern Klarheit. Ich wollte nichts riskieren, da schon lange am suchen, und habe dann zugesagt. Grundsätzlich waren sie dort auch SEHR sympathisch. Es ist aber eine Branche mit ihren ganz eigenen Konditionen (deutlich unter dem Vergangenen) und das in einer Stadt, wo die Lebenshaltung sehr teuer ist. Ich sehe dies für mich nicht als langfristiges Projekt. Zunächst werde ich in einer Pension wohnen und dort möglicherweise die komplette Probezeit überbrücken um nichts zu riskieren - gerade erst habe ich meine alte Wohnung aufgelöst und konnte glücklicherweise alles sauber verpackt in Kisten bei meinen Eltern zwischenlagern. Nun bin ich (leider) schon 33. Das Studium hat sich (aus persönlichen Gründen) etwas gezogen. Ich habe bisher nicht länger als 1 1/2 Jahre in ein und demselben Unternehmen gearbeitet. Grundsätzlich suche ich nach einer Bindung für die nächsten 5 Jahre und mehr. Ich wollte nie der Jobhopper sein und bei der einen Firma hatte ich ja auch praktisch das, was ich suchte. Ich bin jetzt hin- und hergerissen, wie ich weiter machen soll. Ich habe zu Beginn dieses Jahres auch einen Teilzeit-Fernkurs mit IHK-Abschluss beim ILS angefangen. Zunächst mal würde ich diesen auf jeden Fall abschließen wollen. Ein Gedanke ist, sich danach noch mal nach Job-Alternativen umzuschauen. Wenn ich mir anschaue wie erfolgreich ich trotz einem halben Jahr Arbeitslosigkeit plötzlich dieses Jahr war (50% plus Einladungen zu Vorstellungsgesprächen), dann müsste es aus einem Job heraus ja noch besser gelingen. Ich wäre dann allerdings wieder nur für rund ein Jahr dort gewesen... Es wäre wiederum das erste Mal, dass ich aus eigenem Antrieb ginge. Wie seht Ihr das? Ich habe halt Bauchschmerzen damit, auf Dauer beruflich kleinere Brötchen zu backen. Auf der anderen Seite habe ich sorge, dass die vielen Wechsel irgendwann mal ein Klotz am Bein werden könnten. Wie seht Ihr das? Der Jobverlust letztes Jahr hat mich schon hart erwischt - auch weil es teilweise mit mobbingähnlichem Gebaren einherging. Ich habe dabei zuviel auf einmal verloren: zum einen das Umfeld, zum anderen einen tollen Job. Im selben Umfeld hätte ich durchaus auch kleinere Brötchen gebacken (Lebenshaltung ist auch billiger dort), für DEN Job schlechthin zieht man natürlich auch um. Nach 10 Monaten Kampf bin ich aber erst einmal froh, wieder Ruhe zu haben und froh, dank der gefundenen Pension nicht in den Kampf um eine Wohnung am Arbeitsort einsteigen zu müssen. Ich bin halt ziemlich angeschossen...
Romanum
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Beitrag von Romanum »

Hallo,

du musst dir ja nicht, bevor du überhaupt den Job angetreten hast, jetzt schon Gedanken darüber machen, wie deine Bewerbungschancen stehen werden, wenn du den neuen Job nach kurzer Zeit wieder verlierst. Außerdem hast du doch gesehen, dass es für deine Qualifikationen durchaus einen Markt gibt. Daher mache dir mal nicht so viele Gedanken über ungelegte Eier...

Aber in welche berufliche Richtung hattest du denn während deines Studiums geplant, als du dich für Linguistik entschieden hast? Bei deiner Fächerkombination wäre der Bereich (sprachliche) Usability (allgemein von Ausgabegeräten) vielleicht eine berufliche Möglichkeit gewesen.
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Mein Bachelor ist "Sprachwissenschaft und Kommunikation". Hat ziemlch viel Zeit gefressen weil es mir zwischenzeitlich nicht gut ging. Dann wurde der Master neu angeboten und ich habe da meine Perspektive in Richtung online Redaktion / CMS gesehen. Human Language Technologies - also das was Du mit Usability bezeichnest - war tatsächlich auch Teil des Studienganges. War aber nicht so meins weil der Dozent 'ne Pfeife war.

Aber nochmal zur Klarstellung: es ist nicht so, dass ich Angst hätte den neuen Job kurzfristig zu verlieren. Die wollten mich und hatten fast schon Angst, dass ich woanders hingehen können wollte. Ich selber hadere damit, dass es - verglichen zur vorangegangenen Anstellung - in mehrerlei Hinsicht ein Abstieg ist. Zuletzt hatte ich IG Metall-Tarifvertrag (35h, Urlaubs+Weihnachtsgeld, Überstundenausgleich etc. pp.), nun sind es die Konditionen einer etwas rauheren Branche. Dazu kommt eben noch, dass es ein vergleichsweise teures Umfeld ist. Deswegen überlege ich jetzt schon an der Perspektive. Das Doofe ist aber eben, dass ich bisher keine wirklich lange Bindung bei ein und demselben Arbeitgeber vorweisen kann (was aber nie mein Verschulden war) und dementsprechend habe ich Bauchschmerzen... Ich hätte mir eine Braut gewünscht, bei der man sich wie zu Großvatis Zeiten bis ans Lebensende bindet. In dem jetzt neuen Job sehe ich das nicht so und es ist in der Branche auch nicht unbedingt üblich. Die Frage ist eben: wann fängt man an, den nächsten Schritt zu planen. Jünger werde ich leider auch nicht! Ich muss kein Director oder Vice President mehr werden aber einen gewissen Lebensstandard würde ich mir schon gerne erarbeiten... und vor allen Dingen Sicherheit! :roll:
tanda
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Beitrag von tanda »

Tom Sailor hat geschrieben:Ich selber hadere damit, dass es - verglichen zur vorangegangenen Anstellung - in mehrerlei Hinsicht ein Abstieg ist. Zuletzt hatte ich IG Metall-Tarifvertrag (35h, Urlaubs+Weihnachtsgeld, Überstundenausgleich etc. pp.), nun sind es die Konditionen einer etwas rauheren Branche. Dazu kommt eben noch, dass es ein vergleichsweise teures Umfeld ist. Deswegen überlege ich jetzt schon an der Perspektive. Das Doofe ist aber eben, dass ich bisher keine wirklich lange Bindung bei ein und demselben Arbeitgeber vorweisen kann (was aber nie mein Verschulden war) und dementsprechend habe ich Bauchschmerzen... Ich hätte mir eine Braut gewünscht, bei der man sich wie zu Großvatis Zeiten bis ans Lebensende bindet. In dem jetzt neuen Job sehe ich das nicht so und es ist in der Branche auch nicht unbedingt üblich. Die Frage ist eben: wann fängt man an, den nächsten Schritt zu planen. Jünger werde ich leider auch nicht! Ich muss kein Director oder Vice President mehr werden aber einen gewissen Lebensstandard würde ich mir schon gerne erarbeiten... und vor allen Dingen Sicherheit! :roll:
Ich bin auch Content Manager und nach der Insolvenz meines Arbeitgebers finanziell abgestiegen. An deiner Stelle würde ich einfach den Markt beobachten, d. h. Suchagenten für dein Berufsfeld und den angestrebten Arbeitsort setzen und mich auf alle interessanten Stellen bewerben. Eine bestimmte Frist würde ich mir nicht setzen, weil einem vielleicht sonst die Traumstelle entgeht.

Für die Angehörige von Medienberufen sind Arbeitgeberwechsel nach ein oder zwei Jahren nicht unüblich. Meine längste Verweildauer betrug 2 Jahre. Auch meine AG-Wechsel waren eher unfreiwillig. Einmal bin ich zum Ablauf eines befristeten Vertrages (der hätte verlängert werden sollen) gewechselt, weil mir ein anderer AG einen unbefristeten Vertrag angeboten hat. Der nächste Wechsel wurde durch die Insolvenz ausgelöst. Wenn man Stellenwechsel begründen kann, sind sie kaum ein Problem bei der Bewerbung. Bei befristeten Stellen schreibe ich immer "befristeter Arbeitsvertrag" in den Lebenslauf. Dann wissen die Personaler, warum ich gewechselt habe.
Tom Sailor
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Danke!

Beitrag von Tom Sailor »

Deine Ausführungen beruhigen mich schon mal sehr. Darf ich fragen ob Du auch einen akademischen Hintergrund hast? Ich weiß, dass man in diesem Beruf kein Millionär werden wird aber ich habe schon den Anspruch mehr zu sein als nur jemand, der etwas in ein System dremelt, und würde schon ein entsprechend höheres Gehalt erwarten. Ich versuche auch, stärker in den Bereich Content Marketing / SEO zu kommen.
tanda
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Beitrag von tanda »

Ja, ich habe auch studiert. Das ist aber schon länger her.

Nicht nur die Position, sondern auch die Branche, in der das Unternehmen tätig ist, hat einen großen Einfluss auf das Gehalt. Ich arbeite zurzeit leider in einer Branche, in der traditionell schlecht gezahlt wird. Daher bewerbe ich mich ständig - auch weil mein Arbeitsvertrag befristet ist. Das Gute daran ist doch, dass man nicht jede Stelle annehmen muss, wenn man sich nicht aus der Arbeitslosigkeit heraus bewirbt. Man kann es daher einigermaßen entspannt angehen lassen und einfach abwarten, wann sich eine passende Gelegenheit zum Arbeitgeberwechsel ergibt.
Tom Sailor
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Beitrag von Tom Sailor »

Ditto! Ich hatte zuletzt das große Glück, in der Biopharmabranche arbeiten zu dürfen. :P Da kann kein anderer mithalten. Also Augen offenhalten. :wink: Viel Glück Dir!
tanda
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Beitrag von tanda »

Tom Sailor hat geschrieben:Ditto! Ich hatte zuletzt das große Glück, in der Biopharmabranche arbeiten zu dürfen. :P Da kann kein anderer mithalten. Also Augen offenhalten. :wink: Viel Glück Dir!
Ja, meine Suchagenten benachrichtigen mich permanent, wenn in meiner Umgebung Stellenanzeigen in meinem Berufsfeld erscheinen. Dir auch vel Glück bei der Suche!
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