Bewerbungsschreiben nach 3. Studienabbruch

Informationen und Fragen zum Bewerbungsablauf, zu einzelnen Elementen der Bewerbungsmappe und zu individuellen Formulierungen. Wie soll eine Bewerbungsmappe aufgebaut sein? Welche Fakten gehören in ein Anschreiben? Welche Formulierungen sollten unbedingt vermieden werden?
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cs1337
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Bewerbungsschreiben nach 3. Studienabbruch

Beitrag von cs1337 »

Hallo Leute,
bin gerade wie viele hier ein wenig verzweifelt. Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Wie ihr schon im Threadtitel lesen könnt, habe ich soeben mein drittes Studium abgebrochen und bin nun auf der Suche nach einer Ausbildung. Wäre klasse wenn ihr mir ein paar Tipps diesbezüglich geben könntet. Ich hoffe dass ihr euch nicht von dem langen Text abschrecken lässt :(

Ich fange mal mit meinem Werdegang an. Nach meinem glatten 3er Abi wollte ich unbedingt erst einmal studieren, nur wusste ich nicht so recht was es denn sein sollte. Damals war ich noch der Ansicht, dass ich unbedingt ein Universitätsabschluss erreichen sollte, wo ich doch schonmal das Abitur habe. Heute ist mir überdurchschnittlich viel Geld, Ansehen und Karriere relativ egal. Ich möchte nur ein gutes Arbeitsklima, Geld das zum ordentlich Leben ohne viel Luxus reicht und "Spaß" bei der Arbeit.

Naja, zurück zum Werdegang: Jura fand ich immer ganz interessant vom Hörensagen, und bin sogar genommen worden mit dem miesen 3er Abi. Ich war mir niemals sicher, ob es genau das Richtige für mich ist, nur wenn ich schon so eine Chance bekomme, wollte ich es unbedingt auch ausprobieren. Nach zwei Semestern habe ich direkt zu dem Studienfach VWL gewechselt, da mir der Stoff größtenteils dann doch zu "trocken" wurde, wie man so schön sagt. Ein Versuch war es jedenfalls wirklich wert und hat teilweise auch Spaß gemacht, leider nicht zu oft. VWL habe ich dann gewählt, weil ich ein Wirtschaftsabi habe, 3 Semester hat es ganz gut geklappt, doch dann fing die beschi**enste Zeit meines Lebens an. Ein Schicksalsschlag, der mich ein wenig aus der Bahn geworfen hat. Etwas was ich so bisher nicht kannte. Ich war längere Zeit echt down, habe mich jedoch trotzdem zu den Klausuren und Nachholklausuren angemeldet, bin teilweise garnicht hingegangen, teilweise null aufs Papier bekommen. Ich habe gehofft vielleicht doch noch die Kurve zu kriegen, im Endeffekt bin endgültig durchgefallen. Und ich Nachhinein bin ich einfach sauer auf mich selbst, ich hätte stärker sein sollen und mich durchringen mehr zu lernen. Ist nun aber nichtmehr zu ändern. Danach wusste ich nicht mehr was ich machen soll. Ein drittes Studium anfangen oder doch eine Ausbildung. Wenn es eine Ausbildung werden sollte, dann nur was im Bereich Sport, am Ehesten jedoch im IT-Sektor. Ich befasse mich gerne mit Technik und Hardware, sowie Software. Bin schon ein eventuell ein kleiner Nerd. (Wenn nun die Frage aufkommt, wieso ich nicht Informatik studiert habe: war mir auch ein Gedanke, nur glaube ich kann ich realistisch einschätzen, dass mir das Studium zu theoretisch und zu schwer gewesen wäre. Bin eben nur ein kleiner, kein großer Nerd ;)) Es blieb jedoch wenig Zeit, freie Ausbildungsplätze in der Nähe gab es zu der Zeit nicht wirklich mehr, ich wollte davor sowieso erst mit einem kurzen Praktikum reinschnuppern ob der IT-Sektor so ist wie ich es mir vorstelle, und als Kurzschlussreaktion habe ich mich einfach ins Studienfach Mathe eingeschrieben damit ich irgendwo was mache, wurde aber ehrlichgesagt auch dazu gedrängt. Zu Beginn des Studiums war mir klar, dass das auch nichts wird (auch zu schwer und theoretisch) und ich muss sagen, dass mir die Lust am Studieren seitdem wirklich fürs Erste vergangen ist. Die Informatikteile des Mathestudiums haben mir jedoch gelegen. Noch im ersten Semester habe ich ein kurzes, nur 3-wöchiges Praktikum als Fachinformatiker gemacht, was ich mir wirklich am besten als Ausbildung vorstellen konnte und tatsächlich, es hat mir richtig gefallen. Die 3 Wochen haben gereicht um mein Interesse zu vergrößern. Außerdem wurde mir in Aussicht gestellt, dass ich gute Chance hätte bei einer Bewerbung genommen zu werden, sie würden aber erst für das nächste Jahr Azubis suchen. Ich habe mich entschlossen deshalb ein Jahr weiter zu studieren, wenn man das so nennen kann was ich da gemacht habe(eher bei Mutti in der Gaststätte geholfen)... wo doch eh klar war dass ich es abbrechen werde. Hab mich also erkundigt wie es nun mit einer Ausbildung bei ihnen aussieht und dummerweise haben sich einige "Strukturen" geändert und sie suchen erst einmal doch keine Azubis... Nichtdestotrotz habe ich mein Studium am Anfang des Monats abgebrochen und suche nun eine Ausbildung zum Fachinformatiker. In wenigen Tagen habe ich ein Beratungsgespräch bei der Agentur für Arbeit da ich mich Ausbildungssuchend gemeldet habe. Ich solle doch bitte mein Bewerbungsschreiben mitnehmen, letztes Zeugnis und Lebenslauf.
Jetzt möchte ich natürlich von euch wissen, wie ich am besten so einen verhunzten Werdegang positiv in das Bewerbungsschreiben einfließen lassen kann. Natürlich könnte ich ehrlich sein mit dem Schicksalsschlag, denke aber mal die Depriphase kommt als Schwäche rüber. Deswegen hier meine Fragen:

1. Wie verpacke ich das ganze?

2. Muss man zu allem ehrlich sein? Wird der Personaler/Chef mein Studienbuch bei einer Bewerbung sehen wollen? Falls nicht, könnte ich deshalb aus 3 Studienfächern nur zwei machen und sagen ich hätte nur Jura und VWL studiert bis der Schicksalsschlag quasi mein Studium beendet hat? 2 abgebrochene sind wohl besser als 3. Er muss ja nicht alles ganz genau wissen...vielleicht ein bisschen was zurecht drehen... Ja natürlich soll man nicht lügen, ich habe jedoch auch von Leuten gehört, die wirklich Lügen mussten damit sie einen Job bekommen konnten und sind jetzt glücklich. Ist natürlich ein Risiko, aber wenn man keinen anderen Weg sieht?

3. Nachdem ich das Praktikum beendet habe, habe ich garnicht daran gedacht dass es sowas wie ein Praktikumsnachweis gibt, die ich zu einer Bewerbung beilegen kann. Ich habe nach keinem gefragt und mir wurde auch keines angeboten. Ist es anzuraten es nachträglich ausstellen zu lassen oder kommt das eher bei längeren Praktika in Frage. Neben der Tatsache, dass ich das Praktikum ja in der Studienzeit gemacht habe, es also quasi keine Lücke im Lebenslauf gäbe, die ich durch das Praktikum versuchen würde zu stopfen.

Das wäre es gewesen. Ich danke jedem der sich den Text antut und versucht die Fragen zu beantworten. Auch einfache Meinungen sind gerne gesehen. Es ist dringend.

MFG
Romanum
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Beitrag von Romanum »

Bei der Wahl der Studienfächer warst du ja ziemlich konsequent: immer etwas sehr Schwieriges. :wink:

Ob nun 2 oder 3 Studienfächer abgebrochen wurden, macht keinen großen Unterschied. Entweder der AG steht drauf oder nicht, weil lieber direkt Schulabgänger bevorzugt werden. Einige AG sehen in Studienabbrechern aber auch bessere Azubis, weil sie meistens dann wissen, was sie wollen, besonders motiviert sind und auch schon Fachwissen mitbringen, so dass der Azubi produktiv eingesetzt werden kann. Darauf musst du dich konzentrieren, besinne dich auf dein Können und deine Stärken, also den Inhalt. Die schönste Verpackung nützt nichts, wenn der Inhalt unbrauchbar ist. Im Anschreiben stehst du nicht am Pranger, du musst deinen Lebenslauf rechtfertigen. Denke daran: du schreibst eine Bewerbung nicht für alle AG, sondern für einen AG, die genau so einen Typen wie dich suchen!
cs1337
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Beitrag von cs1337 »

Danke für die Antwort :).

Dein Satz "Im Anschreiben stehst du nicht am Pranger, du musst deinen Lebenslauf rechtfertigen" hört sich ein wenig paradox an. Muss ich meinen Lebenslauf rechtfertigen? Viele meinen ja, dass in das Aschreiben die Motivationsgründe und die allgemeinen und berufsbezogenen Stärken einbezogen werden sollten, nicht aber die Gründe wieso ich das Studium abgebrochen habe, das wird eher im Vorstellungsgespräch erläutert.

Hättet ihr weitere Tipps für mich, vielleicht speziell Antworten auf meine Fragen. Denn morgen ist schon das Beratungsgespräch zu dem ich das Bewerbungschreiben mitnehmen soll. Ich denke mal dort werden mir auch noch Tipps diesbezüglich gegeben.

MFG
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Dein Satz "Im Anschreiben stehst du nicht am Pranger, du musst deinen Lebenslauf rechtfertigen" hört sich ein wenig paradox an.

Ich denke, da fehlt einfach ein "nicht" vor dem "Lebenslauf"... ;-)
cs1337 hat geschrieben:Viele meinen ja, dass in das Aschreiben die Motivationsgründe und die allgemeinen und berufsbezogenen Stärken einbezogen werden sollten, nicht aber die Gründe wieso ich das Studium abgebrochen habe, das wird eher im Vorstellungsgespräch erläutert.
Der letzte Rat kommt m. E. meist von Leuten, die mit der Erstellung von Bewerbungsschreiben ihr Geld verdienen und den komplexesten Teil der Anforderung gern wieder an ihren Auftraggeber zurückschieben wollen. So können sie für die unspezifische Standardnummer in ihrer Schublade abkassieren und sind die eigentliche Frage los... ;-)

Der Gedanke basiert ja auf der unausgesprochenen Voraussetzung, dass das Gespräch ohnehin auf jeden Fall zustande kommt... und man die entscheidungsrelevanten Themen für oder gegen eine Einstellung dementsprechend so zwischen Brief und Gespräch verteilen kann, wie es einem beliebt. Aber so ist es ja nicht. Der Arbeitgeber will ja mit möglichst wenig Aufwand eine möglichst schnelle Entscheidung mit möglichst wenig Risiko. Insofern geht es ihm ganz wesentlich darum, die Zahl der Gesprächseinladungen möglichst gering zu halten - und schon im ersten aller Selektionsdurchgänge auf den Kreis derer zu beschränken, die keine fundamentalen Fragen offenlassen. Die Frage nach der Zuverlässigkeit von einem nachweislichen "Serien-Abbrecher" gehört aber in die allererste Reihe dieser fundamentalen Fragen... und ist m. E. von daher so ziemlich die letzte von allen, die sich auf einseitigen Wunsch des Bewerbers vorab in ein Vorstellungsgespräch verschieben liesse.

Auf der anderen Seite würden vertieft ausgebreitete Einzelgründe von drei Abbrüchen schon rein vom Umfang her den Rahmen sprengen. Was tun? Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen den Gründen für die eine und denen gegen die andere Sache gar nicht so gross, wie man denken könnte. Zumindest muss er das nicht sein. Ich würde mich ebenfalls in erster Linie auf meine Argumentation FÜR das nun akute Fach konzentrieren - dabei aber implizit die anderen im Hinterkopf behalten... d. h. für das jetzige Ziel so argumentieren, dass dabei deutlich wird, inwiefern die anderen schlechter gepasst hätten. Die Differenzierung "Kleiner Nerd <> Grosser Nerd" gefällt mir dabei schon einmal relativ gut. Auf ganz abstrakter Ebene ist da im Grunde ja schon alles drin: Du hast als gemeinsamen Nenner der bisherigen Studienfächer (und des jetzigen Ausbildungswunsches) auf jeden Fall ein nachweisliches Interesse an logisch strukturierten Dingen... was allerdings nicht bis zur wissenschaftlichen Tiefe reicht. Das hast Du im dritten Anlauf jetzt ein für allemal kapiert. Finde ich glasklar - und als Erläuterung viel zu schade, um es auf ein (ohne Erklärung wohl niemals stattfindendes) VG zu verschieben... ;-)
crystalclear
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Bewerbung für Ausbildung mit 3 angefangenen Studiengängen

Beitrag von crystalclear »

Hallo Leute,

Ich habe ein Problem ich habe 2013 meine Hochschulreife erworben. Nach einem Jahr „künstlerischer Pause“ habe ich dann Wirtschafts-Ingeneuwesen studiert musste dies jedoch auf Grund einer psychischen Krankheit ,nach dem 4 Semester, aufgeben. Im folgenden Jahr war ich dann nur zu Hause. Ich war bei weitem nicht gesund jedoch habe ich mich dann für weitere Studiengänge eingeschrieben um zumindest die soziale/finanzielle Komponente des Studienlebens erhalten zu können. Nun bin ich wieder vollständig genesen. Das Problem ist nun dass ich 3 angefangene Studiengänge (Witschaftsingeneuwesen, BWl und Maschienenbau) in meinem Lebenslauf habe und zwei Jahre gar nichts. Ich will jetzt eine Ausbildung machen wir ihr euch Vorstellen könnt ist die Personalabteilung von den Arbeitgebern nicht besonders angetan von meinen Bewerbungen. Habt ihr irgendwelche Tipps für mich?
Lügen will ich eigentlich nicht. Sollte aber nichts anderes „fruchten“ so wird mir ggf. nur das übrig bleiben. Aber vielleicht habt ihr ja noch eine gute Idee was ich machen kann.

Mit freundlichen Grüßen
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TheGuide
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Re: Bewerbung für Ausbildung mit 3 angefangenen Studiengängen

Beitrag von TheGuide »

1. Wer zwingt dich, alle Studiengänge anzugeben? GIb doch einfach die Studienzeit als einen Block an.
2. Es gibt die Initiative studienabbrecher.de (IHKs, und Arbeitsagentur), da wollen Unternehmen Leute abgreifen, die ein Studien abgebrochen haben, aber deswegen ja nicht plötzlich doof geworden sind. Also Potential aufgreifen, dass gewissermaßen sonst verloren ginge. Besprich dich mit der IHK, ob du alle Studiengänge angibst, oder nur eine Auswahl.
crystalclear
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Re: Bewerbung für Ausbildung mit 3 angefangenen Studiengängen

Beitrag von crystalclear »

Stimmt etwas weglassen kann einem auch bei der Bewerbung auf der Uni helfen. Dann könnte es auch bei der Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz funktionieren
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TheGuide
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Re: Bewerbung für Ausbildung mit 3 angefangenen Studiengängen

Beitrag von TheGuide »

TheGuide hat geschrieben: 09.11.2021, 19:32 die ein Studien abgebrochen haben,
Da hat wohl die Rechtschreibkorrektur verschlimmbessernd zugeschlagen.
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