Bewerbung Volontariat Muster Kulturorganisation

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Magnolia2013
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Bewerbung Volontariat Muster Kulturorganisation

Beitrag von Magnolia2013 »

Liebes Forum,

da ich bereits seit einer Woche an diesem Anschreiben sitze und einfach nicht weiter komme, stelle ich auch mal wieder ein Anschreiben ein. Ich bin für jede Hilfe dankbar!

Es geht um ein Volontariat im Projektmanagement (kultureller Bereich).

Anforderungen der Stelle:
Studium Kulturmanagement oder Kulturwissenschaften
Interesse an Kultur/Kunst, gerne Affinität zu bildender Kunst
Erfahrungen im kulturellen Bereich
Strukturiertes Arbeiten, Verantwortungsbereitschaft und Eigeninitiative
Gute Softwarekenntnisse/Internet
Bereitschaft, abends und am Wochenende zu arbeiten
idealerweise Kenntnisse in Veranstaltungtechnik

Hier das Anschreiben:
Sehr geehrte xy,

als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin fasziniert es mich, kulturelle Projekte zu organisieren und dabei gemeinsam mit der Bevölkerung unsere Alltags- und Stadtwelt zu gestalten. Im YYYY und beim XXXX lernte ich die Projekt- und Kulturarbeit aus erster Hand kennen. Meine organisatorischen, kommunikativen und konzeptionellen Fähigkeiten möchte ich jetzt als Volontärin der FIRMA einbringen und Sie bei so spannenden Projekten wie Projekt 1 unterstützen und mit meinen Erfahrungen in der Öffentlichkeitsarbeit und CMS-Kenntnissen dazu beitragen, dass die FIRMA noch bekannter wird.

In meinen Praktika im Kultur- und Projektmanagement habe ich bereits mehrere Projekte und Veranstaltungen in Kultur und Bildung sowohl administrativ als auch inhaltlich begleitet. Darüber hi-naus verfüge ich über umfangreiche Arbeitspraxis in der Öffentlichkeitsarbeit, bin geübt in der Kommunikation mit Kunden und Partnern aus Kultur, Politik und Wirtschaft und habe erste Erfahrungen in der Akquise.

Im XXXX erhielt ich eine Einführung in das Projektmanagement in kulturellen Organisationen, betreute internationale Stipendiaten und erstellte Abrechnungen und Anträge. Recherchen zu kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Themen und die Kommunikation mit Partnern und Institutionen gehörten zu meiner täglichen Arbeit. Darüber hinaus war ich für das Teilnehmermanagement und den Gästeempfang bei der Jahrestagung des XXXX zuständig und koordinierte den Druck eines Tagungsflyers. Beim Relaunch der Vereinswebsite eignete ich mir umfangreiche CMS-Kenntnisse an, die ich gerne bei der Aktualisierung Ihrer Website einbringen möchte.

Für YYYY koordinierte ich in einem kleinen Presseteam alle PR-Maßnahmen rund um das Festival und erhielt ich einen Einblick in die Bereiche Umwelt, Stadtkultur und bürgerliches Engagement. Das Projekt 1 spricht mich daher persönlich an. Ich bin gerne in der Natur und verfüge über praktische Erfahrungen im Gärtnern. Aktuell unterstütze ich zudem das Redaktionsteam einer thematisch passenden Publikation für Stadt X.

Meine strukturierte und eigenverantwortliche Arbeitsweise stellte ich bei meinen bisherigen Tätigkeiten täglich unter Beweis. Der routinierte Umgang mit MS Office und Internetanwendungen ist dabei für mich selbstverständlich. Durch die Mitarbeit auf zahlreichen Tagungen verfüge ich auch über gute Kenntnisse in Veranstaltungstechnik und kann Beamer, Mikrofon und Mischpult bedienen. Durch die Mitarbeit in XXXX und YYYY-Team bin ich zudem erfahren in der Arbeit in einem kleinen Team mit überschneidenden Aufgabenbereichen. Besonders wichtig sind mir dabei eine offene Kommunikation sowie ein kollegiales Miteinander. Persönliches Engagement sowie die Bereitschaft abends und am Wochenende zu arbeiten sind für mich selbstverständlich.

Mit meinen umfangreichen Erfahrungen in der Projektarbeit, bin ich überzeugt, dass ich mich schnell in die vielfältigen Aufgaben des Volontariats einarbeiten kann und freue mich auf eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch.
Meine Fragen:
1. Das Anschreiben ist viel zu lang - was würdet ihr weglassen?
2. Wie findet ihr den Ton insgesamt? Passt das Anschreiben, wenn man sich auf ein Volontariat bewirbt? Meine letzten Bewerbungen für Volontariatsstellen, auf die ich wirklich gut gepasst habe, haben leider überhaupt keine Resonanz gefunden und ich befürchte, dass ich in meinen Anschreiben irgendwas grundlegend falsch mache. Diesmal habe ich den Softskillsteil weiter ausgebaut, vielmehr fällt mir aber auch nicht ein...
3. Affinität zu bildender Kunst - würdet ihr das reinbringen? Das aktuelle Projekt (im Anschreiben "Projekt 1") hat nichts mit bildender Kunst zu tun, sondern passt sehr zu dem Bereich Umwelt/Nachhaltigkeit, den ich durch die Arbeitsstelle YYYY abdecke (das ist ein kulturelles Projekt zum Thema Umwelt).
4. Die Tätigkeiten und Beispiele, die ich nenne, passen alle direkt zu den Tätigkeiten im Volontariat - soll ich die trotzdem weglassen? Also die Bewerbung auf die Anforderungen und Motivation für das Volontariat reduzieren?
5. Stadt X in Absatz 4 ist meine Stadt und nicht die Zielstadt - sollte ich die Publikation dann lieber weglassen? Andererseits zeigt das mein Engagement...
6. Alles andere... Ich habe mittlerweile 10 Versionen hier liegen, die alle zu lang, zu umständlich und irgendwie nicht rund sind. Ich bin für jeden Tipp, der den Knoten platzen lässt, unendlich dankbar :)

Entschuldigt den langen Beitrag und vielen Dank schon einmal, für jeden, der bis hierhin gelesen hat!

Schöne Grüße
Magnolia2013
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Hallo Magnolia2013!

Dass Du hervorragend schreiben kannst, weisst Du. Dass Du mit Deinen Erfahrungen und Vorkenntnissen grundsätzlich "passen" würdest, steht ebenfalls ausser Frage. Ich muss jetzt leider gleich aus dem Haus... von daher nur ganz kurz das, was mir in Richtung "Grundsatzfehler" bzw. "Knotenplatzung" spontan durch den Kopf geht.

Erstens merkt man Dir an, dass Du einen langen Atem hast und Deine Arbeit (wohl aus alter Studiengewohnheit) sehr weiträumig angehst. Die ersten beiden Absätze sind (obwohl gut geschrieben), erst einmal derart allgemein gefasst, dass sie für mich schon beinahe wie eine Präambel zu einem Schriftstück von mindestens 50 Folgeseiten klingen. Das könnte jemanden, der ein Volontariat (von Arbeitgeberseite aus) mit einem gewissen Pragmatismus betrachtet, leicht abschreckend wirken.

Zweitens finde ich es auffallend, dass Du in inhaltlicher Hinsicht weder auf die Arbeit noch auf den Arbeitgeber eingehst. Es ist im Grunde eine reine Selbstvorstellung, die Du da in den Raum stellst... wenngleich eine sehr ambitionierte und an den Zielkriterien der Ausschreibung orientierte.

Drittens kommt mir der (jetzt eigens vergrösserte) Softskill-Abschnitt nun einerseits überdimensioniert und andererseits auch irgendwie pflichtschuldig nachgereicht vor. Mein Eindruck ist, dass die Verfasserin (obwohl dann auch wieder gar nicht schlecht gemacht) hier ohne wirkliche Überzeugung etwas schreibt, von dem sie glaubt, dass der Empfänger es halt haben will...

Deine Projekterfahrungen sind natürlich toll. Bringen muss man die auf jeden Fall. Ich könnte mir in Fällen mit derart viel Substanz allerdings vorstellen, die projektbezogenen Detailaussagen in separate "Doku"-Schriftstücke auszulagern, um im Anschreiben Platz zu sparen.

Wenn Dein Hintergrundwissen über Arbeitgeber und Aufgabenstellung dies inhaltlich zulässt (bzw. wenn sich hier weitere Einzelheiten in Erfahrung bringen lassen), würde ich noch einmal eine "Version 11" versuchen, die die gesamte Bewerbung aus DIESER Richtung aufzieht! Mit deutlichen Reduzierungen in Einleitungen und SS-Teil und (falls nötig) separaten Seiten zu den Referenzprojekten...
Magnolia2013
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Beitrag von Magnolia2013 »

Hallo Fragen,

vielen Dank für deine Antwort und ehrliche Kritik!
Mit Punkt 1 triffst du voll ins Schwarze: Mein Studium hat meinen Stil ruiniert. Ironischerweise arbeite ich noch in der Pressearbeit und muss mich da permanent selbst kürzen ;)
Punkt 2 klingt für mich sehr einleuchtend, vor allem, da mir jeder sagt, ich müsste ja eigentlich was finden, aber wie bzw. warum nicht, da ist mein Umfeld dann ratlos... (und ich bisher auch).
Allerdings habe ich zwischendurch auch schöne, knappe und präzise Bewerbungen mit explizitem Unternehmensbezug geschrieben, aber wenn die Resonanz ausbleibt, ist es schwierig zu wissen, was jetzt richtig ist. Um die Verwirrung komplett zu machen, hbae ich gestern eine halb-positve Antwort (die Stelle kann aktuell nicht besetzt werden, aber sie würden gerne später auf mich zurückkommen) auf eine meiner "ambitionierten Selbstdarstellungen" bekommen.

Mehr Unternehmensbezug, mehr zielgruppenorientierte Werbung und weniger Geschwafel klingt für mich aber unabhängig davon gut. Hier ist sie also, meine neue Bewerbung. Immer noch etwas zu lang, aber meiner Meinung nach schon wesentlich besser als die erste. Wie findest du sie?
Sehr geehrte Frau X,

nach erfolgreichem Abschluss meines kulturwissenschaftlichen Studiums und ersten Erfahrungen im Projektmanagement und in der Öffentlichkeitsarbeit möchte ich meine Leidenschaft für die Kultur- und Projektarbeit jetzt als Volontärin der ORGANISATION einbringen und Sie bei der Durchführung des spannenden PROJEKT 2014 unterstützen und mit meinen kommunikativen und redaktionellen Fähigkeiten dazu beitragen, die ORGANISATION noch bekannter zu machen.

Im UNTERNEHMEN 1 arbeitete ich im Projektmanagement des PROJEKT 1 mit, erstellte Abrechnungen und Berichte und assistierte bei der Jahrestagung des UNTERNEHMEN 1. Recherchen zu kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Themen sowie die Kommunikation mit Partnern in Politik und Kultur gehörten zu meiner täglichen Arbeit. Ich bin daher überzeugt, Sie in allen Phasen der Projektplanung kompetent unterstützen zu können. Mit meinen Kenntnissen in der Veranstaltungsorganisation und -technik kann ich zudem für eine professionelle Vorbereitung und Durchführung Ihrer Veranstaltungen sorgen.
Für das UNTERNEHMEN 2 koordinierte ich alle Pressemaßnahmen rund um das PROJEKT 2 und arbeite aktuell an einer Publikation für Stadt 1 mit. Mein Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit sowie mein persönliches Interesse für städtische Kulturinitiativen und das Gärtnern werden mir besonders bei der Mitarbeit im PROJEKT 2014 nützlich sein. Meine umfangreichen Erfahrungen in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Kenntnisse in CMS und Social Media möchte ich zudem beim Relaunch Ihrer Website und der redaktionellen Betreuung Ihrer Onlineauftritte einbringen. Mit praktischen Erfahrungen im Pressemonitoring und der Evaluation kann ich Sie auch bei der Nachbereitung Ihrer Veranstaltungen kompetent unterstützen.

Persönliches Engagement sowie die Bereitschaft abends und am Wochenende zu arbeiten sind für mich selbstverständlich. Durch die Mitarbeit in UNTERNEHMEN 1 und TEAM-2 bin ich es zudem gewohnt sowohl eigenständig als auch in einem kleinen Team mit überschneidenden Aufgabenbereichen zu arbeiten.

Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch davon, dass ich ORGANISATION nicht allein durch fachliche Erfahrung, sondern insbesondere durch meine engagierte, zuverlässige und offene Art ideal unterstützen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Ps. Die Dokumentationsseite finde ich übrigens eine tolle Idee. Für diese Bewerbung ist die Zeit dafür zu knapp, aber ich werde das bald mal angehen, danke!
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Magnolia2013 hat geschrieben: Allerdings habe ich zwischendurch auch schöne, knappe und präzise Bewerbungen mit explizitem Unternehmensbezug geschrieben, aber wenn die Resonanz ausbleibt, ist es schwierig zu wissen, was jetzt richtig ist. Um die Verwirrung komplett zu machen, hbae ich gestern eine halb-positve Antwort (die Stelle kann aktuell nicht besetzt werden, aber sie würden gerne später auf mich zurückkommen) auf eine meiner "ambitionierten Selbstdarstellungen" bekommen.
Der grosse Haken bei der (ausbleibenden) Reaktion ist ja, dass man letztendlich niemals weiss, woran es lag. Die Möglichkeiten sind unendlich... und keine der bisherigen Aussenreaktionen muss auch nur die kleinste Kleinigkeit mit Dingen zu tun haben, die ich oben angesprochen habe. Ich habe schon Personalentscheidungen aus Gründen fallen sehen... das kann sich ein normal denkender Mensch gar nicht vorstellen... ;-)

So kann man bei allem notwendigen Herzbluteinsatz unter'm Strich wirklich nur statistisch denken: Mit möglichst viel gesundem Menschenverstand so, dass man einem relativ rational agierenden Menschen die bestmögliche Basis liefert, sich aus guten Gründen für einen zu entscheiden. Es sei denn, man wüsste zufällig die exakte Richtung der Irrationalität, die bei dem konkreten Ansprechpartner am allerbesten zieht... sofern man diese bedienen kann... ;-)

Doch zu Dir und Deiner neuen Bewerbungsversion: Auch ich finde die im Vergleich zur vorherigen deutlich eingängiger und stimmiger, was die Gewichtung der verschiedenen Bestandteile zueinander angeht. Was ich - vor allem für Deine Berufsrichtung (!) - allerdings schade finde, ist die immer noch auffällige Konzentration auf die handwerklichen Fertigkeiten. All diese Dinge (Projektmanagement, Recherche, CMS, Social Media etc.) sind für Dein Wirken doch nur Mittel zu einem primär INHALTLICHEN Zweck. Und dieser fehlt komplett - sowohl bei Deinem Wunscharbeitgeber als auch bei den Referenzen. Diese inhaltliche Seite war eigentlich das, was ich zuvor (im Nachhinein zugegebenermassen unklar formuliert) mit dem "Unternehmensbezug" gemeint hatte: Erkennbare Auseinandersetzung mit Zielen, Aktivitäten, Herangehensweisen, Werten etc. des Zielunternehmens...

Vor meinem geistigen Auge sehe ich Dich jetzt stöhnen: "Ist der Typ wahnsinnig? Dann wird das ja noch länger als zuvor!" Ich glaube aber nicht, dass dem so sein muss - weil dies nicht zwingend hinzu kommende Blöcke sein müssen, sondern mit den bestehenden derart verschmelzen könnten, dass man im Saldo kaum zusätzliche Wörter braucht. Im Detail würde sich damit allerdings noch einmal einiges ändern.

Wenn Du dann trotzdem noch Platzprobleme hast: In Deinem Fall kann man den SS-Teil m. E. auch komplett streichen. Die wirklich relevanten Persönlichkeitsmerkmale für Dich kann man für meine Begriffe auch sehr gut indirekt aus dem Rest hervorgehen lassen. Seitenlange Abhandlungen über Allerweltsthemen wie "Engagement" oder "Teamfähigkeit" sind m. E. die allerletzte Notlösung für Leute, die zum eigentlichen Thema beim besten Willen nichts zu sagen haben... ;-)

Eine Kleinigkeit noch: Auch die Dopplung des Organisationsnamens auf engstem Raum im Eingangsabsatz hat auf mich etwas fast Aufdringliches im Sinne von "befolgtem Bewerbungstip". Einmal reicht dicke... wobei der sinnvollere Ort m. E. am Absatzende (d. h. bei der "Bekanntheit" der Organisation nach aussen) wäre. In diesem Kontext ergibt es einen gewissen Sinn, von seinem Ansprechpartner in der dritten Person zu sprechen. Ansonsten würde ich grundsätzlich eher mit Pronomina der zweiten Person arbeiten.
Magnolia2013
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Beitrag von Magnolia2013 »

Hallo Fragen,

vielen Dank noch einmal - bevor ich jetzt viel (be)schreibe, hier mal ein kurzer Schnipsel aus einem früheren Entwurf:
Mein breit gefächertes Interesse für Kunst und Kultur spiegelt sich in der Wahl meines interdisziplinären Studiums der xyz. So setzte ich mich in Projektarbeiten immer wieder mit der Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft auseinander. Privat beschäftige ich mich darüber hinaus mit Malerei, Fotografie und besonders zeitgenössischer Kunst.
(Das ist dir wahrscheinlich zu allgemein, oder?)

Dann gibt es noch das
Als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin habe ich mich in meinem Studium schwerpunktmäßig mit zeitgenössischer Kunst und Kultur befasst. Dabei interessiert mich die Schnittstelle zwischen Kunst und Gesellschaft besonders. Es fasziniert mich, wie Kunst unser Alltagsleben prägt und zu gesell-schaftlichen Diskursen beiträgt. Die Arbeit der ORGANISATION ist für mich deshalb von großem Interesse. Das Projekt XYZ spricht mich zudem persönlich an: ... Darüber hinaus konnte ich beim PROJEKT 2, einen Einblick in die Themen Umweltschutz und bürgerschaftliches Engagement erhalten und freue mich darauf, diese Kenntnisse zu vertiefen.
Vermutlich auch noch zu allgemein? (zu lang ja sowieso ;))

Das Problem ist für mich, dass Kulturarbeit immer ein bisschen unscharf ist - und meine Texte darüber dementsprechend auch. Und ich da zweitens etwas selbstverständliches erklären soll (mein Profil ist fürchterlich kulturlastig mit einem Studiengang, bei dem viele den Kopf schütteln, haufenweise einschlägigen Praktika und seit Ende meines Studiums auch noch einer sehr spezifischen Weiterbildung).
Die Projekte, die ich im Anschreiben erwähne sind dazu sehr passend, also alles Kulturprojekte - ich dachte die sprechen für sich selbst?


Danke übrigens für den Hinweis zum Softskillsteil - meiner Meinung nach kann man das in einem Text ohnehin nicht beweisen und ich hatte das bisher einfach weggelassen bzw. elegant in meinen Schlusssatz eingebaut. Dann kehre ich wieder zu dieser Methode zurück.

Ps. Im übrigen finde ich nicht, dass du spinnst. Ich bin eher furchtbar dankbar, dass du dir die Mühe machst, meine Texte auf diesem abstrakten Niveau zu kritisieren! Im Real life will das nämlich niemand machen ;)
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

Magnolia2013 hat geschrieben:Ich bin eher furchtbar dankbar, dass du dir die Mühe machst, meine Texte auf diesem abstrakten Niveau zu kritisieren!
Dafür möchte ich Dich wiederum digital drücken... echt, Du bist die Allererste in 8 Jahren, die sich ausgerechnet für meine Abstraktion bedankt. Ich mache das ja mit voller Überzeugung, weil ich mir ganz sicher bin, dass die Bewerber selbst die Details ihrer jeweiligen Fachrichtung viel besser wissen als ich... aber irgendwie kommt das nie so an. Die übliche Reaktion ist sinngemäss: "Jaja, meinetwegen. Aber was soll ich denn jetzt schreiben?" ;-)

Die etwas Smarteren dieser Sorte: "Super! Mach ich! Hast Du übrigens mal eben ein Beispiel?" ;-);-)

Am Allerbesten die Topscorer, die sich jegliche Abstraktion bereits im Vorfeld explizit verbitten: "Bitte nur konkrete Korrekturen!" ;-);-);-)

Deine beiden Schnipsel gehen BTW genau in die Richtung, die ich meinte. Du ahnst zwar schon ganz richtig, dass ich eine weitere Spezifizierung im Einzelfall begrüssen würde... aber bei beiden meint man auf jeden Fall schon einmal, neben der handwerklichen Befähigung auch ein persönliches Interesse an Unternehmens- und/oder Projektausrichtung zu sehen. Beide haben damit definitiv etwas, was den beiden bislang geposteten Versionen fehlt.
Magnolia2013 hat geschrieben:Das Problem ist für mich, dass Kulturarbeit immer ein bisschen unscharf ist - und meine Texte darüber dementsprechend auch. Und ich da zweitens etwas selbstverständliches erklären soll (mein Profil ist fürchterlich kulturlastig mit einem Studiengang, bei dem viele den Kopf schütteln, haufenweise einschlägigen Praktika und seit Ende meines Studiums auch noch einer sehr spezifischen Weiterbildung).
Das ist auch alles richtig... aber halt immer noch sehr stark aus dem Ansatz der "ambitionierten Selbstvorstellung" heraus gedacht. M. E. erledigt sich das von alleine, wenn Du die konkrete Aufgabe bei dem jeweiligen Zielunternehmen ins Zentrum Deiner Gedanken stellst.
Magnolia2013 hat geschrieben:Danke übrigens für den Hinweis zum Softskillsteil [...] ich hatte das bisher einfach weggelassen bzw. elegant in meinen Schlusssatz eingebaut.
Stimmt. Das hatte ich erst hinterher gesehen: Dein Schluss-Satz ist exakt der richtige SS-Absatz für Dich. Wer mit letzter Gewissheit wissen will, ob das, was aus dem Bewerbungsganzen über Dich als Mensch zu vermuten ist, wirklich den Tatsachen entspricht, soll Dich einladen... ;-)
Magnolia2013
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Beitrag von Magnolia2013 »

Hallo Fragen,

etwas spät, aber meine Antwort kommt noch ;)
Mir ist ein wichtiger Termin dazwischen gekommen, so dass die Bewerbung nun in einer Kompromissfassung abgeschickt werden musste. Um die "Lernerfahrung" komplett zu machen, wollte ich die finale Version aber trotzdem noch posten. Aber dazu gleich mehr.

Was das Abstrakte betrifft: Ich glaube, dass Beispiele helfen, wenn man total auf dem Schlauch steht und gerade das Bewerbungsschreiben ist häufig so komplex, dass man sich in dem Versuch, einen Text zu schreiben, selbst in den Schlauch einwickelt und nicht mehr befreien kann - manchmal hilft da ein plattes Beispiel weiter, um zu sehen, dass der Schlauch vollkommen egal ist und der Arbeitgeber am Gartenzaun steht und vielleicht leicht amüsiert, vermutlich aber eher etwas genervt dem ganzen Gewickel zuschaut und sich fragt, was zur Hölle man da macht.

Der abstrakte Weg ist dafür hart erkämpft und mit vielen Grübelstunden verbunden, für eine grundsätzliche Manöverkritik wie in meinem Fall, aber der einzige Ausweg und pädagogisch sicher wesentlich effektiver ;)

Meinen SS-Schlusssatz werde ich nun standardmäßig so verwenden und zumindest darüber nicht mehr grübeln, danke!

So viel an vorläufigem Blabla, hier ist meine Bewerbung - etwas Kürzung, etwas rundere Übergänge und mehr Konkretheit und Sachbezug hätte der Bewerbung noch gut getan - aber den guten Willen kann man, denke ich, erkennen und abschicken, wollte ich die Bewerbung wenigstens doch noch, auch in nicht ganz perfekter Form:
Sehr geehrte Frau Kultur,

als Literatur- und Kulturwissenschaftlerin mit praktischen Erfahrungen im Projektmanagement und der Öffentlichkeitsarbeit fasziniert es mich, kulturelle Projekte zu organisieren und gemeinsam mit der Bevölkerung unsere Alltags- und Stadtwelt zu gestalten. Meine Leidenschaft für die Kultur- und Projektarbeit möchte ich jetzt als Volontärin der ORGANISATION einbringen und Sie bei der Durchführung des spannenden HAUPTPROJEKT unterstützen und mit meinen kommunikativen und redaktionellen Fähigkeiten dazu beitragen, die ORGANISATION noch bekannter zu machen.

Mein breit gefächertes Interesse für Kunst und Kultur spiegelt sich in der Wahl meines interdisziplinären Studiums der seltsame Studienfächerkombi. Dabei interessiert mich besonders, wie Kunst unser Alltagsleben prägt und zu gesellschaftlichen Diskursen beiträgt. Im VEREIN 1 und beim VEREIN 2 lernte ich die Kulturarbeit aus erster Hand kennen. Im VEREIN 1 arbeitete ich im menschenrechtlichen Projekt 2 mit und betreute internationale Autoren aus spannenden Ländern. Recherchen zu kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Themen sowie die Kommunikation mit Partnern in Politik und Kultur gehörten zu meiner täglichen Arbeit. Für VEREIN 2 koordinierte ich die Pressemaßnahmen des Projekt 2, wirkte am kulturellen Begleitprogramm mit und unterstütze aktuell das Redaktionsteam einer thematisch passenden Publikation für Stadt x.

Mit meinen vielfältigen Erfahrungen in der Kulturarbeit bin ich überzeugt, Sie in allen Phasen der Projektplanung kompetent unterstützen zu können. Mein Fachwissen zum Thema Nachhaltigkeit sowie mein persönliches Interesse für städtische Kulturinitiativen und das Gärtnern möchte ich besonders im HAUPTPROJEKT einbringen. Mit Kenntnissen in der Veranstaltungsorganisation und -technik kann ich zudem für eine professionelle Vorbereitung und Durchführung Ihrer Veranstaltungen sorgen.

Persönliches Engagement sowie die Bereitschaft abends und am Wochenende zu arbeiten sind für mich selbstverständlich. Gerne überzeuge ich Sie in einem persönlichen Gespräch davon, dass ich Ihr Team nicht allein durch fachliche Erfahrung, sondern insbesondere durch meine engagierte, zuverlässige und offene Art ideal unterstützen kann.

Mit freundlichen Grüßen
(Die Dopplung der ORGANISATION im ersten Absatz ergibt sich übrigens daraus, dass die ORGANISATION gleichzeitig eine örtliche Bezeichnung ist, und ich die Bezeichnungen einmal in der und einmal in der anderen Bedeutung verwende. Nicht ganz geschickt, aber mit Klarnamen wesentlich flüssiger lesbar als hier.)

Was meinst du? Eine Version, mit der ich beim nächsten Mal direkt starten kann und dann an die Feinarbeit gehe? Da meine Projekte übrigens inhaltlich alle passen, ist der Unternehmensbezug in der Klarversion auch etwas deutlicher als hier lesbar.
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FRAGEN
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Beitrag von FRAGEN »

N'abend Magnolia!

Zunächst einmal vielen Dank für die äusserst anschauliche Erläuterung der "Schlauch"-Problematik; da musste ich wirklich lachen. In Fällen, wo es sich so verhält, wie von Dir beschrieben, würde ich (vorausgesetzt, ich erkenne diese Fälle als solche) mich vermutlich auch trotz Allem um ein kleines Beispiel bemühen. Mir standen beim Schreiben wohl eher die Fälle vor Augen, wo den Betreffenden schon der Weg in den Schuppen (wo der Schlauch liegt) so weit ist, dass sie es vorziehen, einfach vom Sofa aus "Wasser marsch!" zu brüllen, wenn sie jemand anders in Schuppennähe vermuten... ;-)

Dein Brief gefällt mir wirklich gut. Vor allem die Projekterfahrungen haben einen schönen erzählerischen "Zug" bekommen. In Deinem Fall ist es wirklich schade, dass eine Seite so schnell voll ist. Speziell bei dem vorletzten Absatz würde einen zu beinahe jedem Stichwort "mehr" interessieren... was natürlich eine schöne Ausgangslage für beiderseits interessante Vorstellungsgespräche ist. Wobei man sicherheitshalber vielleicht noch Sonder-Rubriken in den Lebenslauf integrieren könnte, in denen man zu den biggest points noch ein paar Stichworte liefern liessen. Insbesondere denke ich dabei an die Themen "Erfahrungen in der Kulturarbeit", "Fachwissen zur Nachhaltigkeit" und "Veranstaltungsorganisation/ -technik"...
Magnolia2013
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Beitrag von Magnolia2013 »

Guten Abend Fragen,

freut mich, dass die Bewerbung auch meinem ärgsten Kritiker gefällt ;)

Vielen Dank noch einmal für dein letztes Feedback und überhaupt für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Geschreibe!
So langsam glaube ich, der Knoten ist geplatzt - die Sonderrubriken "Erfahrungen in der Kulturarbeit", "Fachwissen zur Nachhaltigkeit" und "Veranstaltungsorganisation/ -technik" sind jedenfalls schon für das etwas andere Bewerbungskonzept abgespeichert.

Bis bald mal wieder!

Ps. In Einzelfällen mutieren Sofasitzer ja auch zu ganz guten Gärtnern - deine Mühe ist also sicher nicht vergeblich. Nur wird dem mit der pieksenden Mistgabel vermutlich selten Lob ausgesprochen ;)
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