Bewerbung als Mathematiker Bachelor of Science

[jigga]

Hallo liebe Forummitglieder,

hab das Problem, dass ich seit einem Jahr meinen Bachelorabschluss habe und arbeitslos bin. Mindestens 100 Bewerbungen habe ich versendet und nur Absagen erhalten... Weiss wirklich nicht mehr weiter und bitte euch um Hilfe!

Meine Bachelorarbeit habe ich in DGL gemacht und dafür eine 1,0 gekriegt. Insgesamt habe ich eine 2,9.

Hier mal mein Anschreiben:

Sehr geehrter (Ansprechpartner),

mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen und möchte mich hiermit als (Beruf) in Ihrem Hause bewerben. Im März 2013 habe ich erfolgreich mein Mathematikstudium abgeschlossen und will jetzt mein erworbenes Wissen unter Beweis stellen, dieses weiter ausbauen und mich dabei neuen Herausforderungen stellen.

Das Studium der Mathematik befähigt mich dazu sich schnell in neue komplexe Aufgabengebiete einzuarbeiten, um anschließend mit analytischem Denkvermögen neue Ideen und Ansätze zu entwickeln. Als Absolvent suche ich nun nach der Möglichkeit weitere Berufserfahrung zu sammeln und Ihnen mit voller Kraft zur Seite zu stehen.

Von meinem Umfeld geschätzt werden meine persönlichen Qualitäten. Dazu zählen Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Arbeitseifer und Arbeitswille, aber auch ein freundliches Wesen.

Berufserfahrung habe ich zuletzt bei der (Firma XY) gesammelt, wo ich als Werkstudent volle Verantwortung für den Produktionsprozess sehr erfolgreich übernommen habe. Mit diesem Job war es mir nicht nur möglich, viel für das Berufsleben mitzunehmen und sich ein breites technisches Wissen anzueignen, sondern auch das gesamte Studium selbstständig zu finanzieren.

Für ein Vorstellungsgespräch stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Bewerbungen verschicke ich mit diesem Anschreiben incl Lebenslauf und meinem Abi-, Bachelor- und Arbeitszeugnis.

Der Job hatte nichts mit Mathematik zu tun gehabt. Da war ich nur Führungsperson beim Produktionsprozess.
Leider habe ich auch keinerlei Programmierkenntnisse. Hab zwar versucht mir das beizubringen, bin aber kläglichst gescheitert.

Mittlerweile zweifle ich daran, dass Mathe zu studieren eine gute Idee war...

Ich danke euch vielmals für eure Hilfe!

[TheGuide]

Mindestens 100 Bewerbungen habe ich versendet und nur Absagen erhalten... [...]
Hier mal mein Anschreiben:

Das klingt so, als sei dein Anschreiben standardisiert?! Vergiss das! Reagiere in deinen Anschreiben auf die Anforderungen und Aufgaben, die in der Ausschreibung genannt werden.

mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen und möchte mich hiermit als (Beruf) in Ihrem Hause bewerben. Im März 2013 habe ich erfolgreich mein Mathematikstudium abgeschlossen und will jetzt mein erworbenes Wissen unter Beweis stellen, dieses weiter ausbauen und mich dabei neuen Herausforderungen stellen.

Der erste Satz enthält keine wesentliche Information, die nicht logisch ist oder sonstwies schon klar. Also streichen.
Der zweite Satz enthält zwar eine interessante Information, sollte aber der Einstieg in die Bewerbung sollte deutlich stellenbezogener sein. Keine Floskeln sondern harte Fakten!

Ansonsten ist deine Bewerbung stilistisch schon ganz brauchbar, sollte aber deutlich stellenbezogener sein. Nur ein Problem sehe ich noch:

Das Studium der Mathematik befähigt mich dazu sich schnell in neue komplexe Aufgabengebiete einzuarbeiten,

Mit diesem Job war es mir nicht nur möglich, viel für das Berufsleben mitzunehmen und sich ein breites technisches Wissen anzueignen,

Offensichtlich in dem Bemühen, nicht ganz so egozentrisch zu wirken, distanzierst du dich mit diesem "sich" von dir selbst.
Ich kann das verstehen, die Selbsthudelei bei Bewerbungen widerspricht der Erziehung der meisten von uns, die wir Egoismus und Egozentrismus ausgetrieben bekommen haben (was grundsätzlich auch sinnvoll ist). Beim Schreiben einer Bewerbung müssen wird das aber kurzfristig mal vergessen. Wir beWERBEN schließlich UNS und sprechen nicht für eine graue Masse oder eine hypothetische dritte Person.

Mittlerweile zweifle ich daran, dass Mathe zu studieren eine gute Idee war...

Das können wir hier nicht beurteilen. Dass du derzeit Frust schiebst, ist nachvollziehbar, die 1 in der BT spricht aber durchaus dafür, dass du mit dem Studium nicht ganz falsch lagst. Ich kann nur noch mal darauf drängen, dass du die Stellenanzeigen nach Möglichkeit auf Muss- und Kann-Kriterien analysierst und damit schon eine Vorauswahl triffst und dann versuchst, im Anschreiben alle Punkte abzudecken.

Vor einigen Jahren war es noch so, dass die Arbeitgeber mit dem Bachelor noch nicht so viel anfangen konnten, ich weiß nicht, ob das immer noch so ist, aber ggf. solltest du mal über den Master nachdenken.

Des Weiteren könntest du mitteilen, in welchen Branchen du dich bisher beworben hast, vielleicht hat ja ein anderes Forenmitglied noch Ideen, auf die du noch nicht gekommen bist.

[FRAGEN]

Ich stimme dem Guide in allen Punkten zu... und hätte noch ein paar kleine Ergänzungen:

Auffallend finde ich zunächst einmal, dass nicht nur jegliches Eingehen auf das angebliche Zielunternehmen fehlt (streng genommen hat man überhaupt nicht den Eindruck, dass überhaupt ein inhaltliches Ziel in Bezug auf eine Tätigkeit existiert)... sondern auch jegliche Erwähnung FACHLICHER Qualitäten. Ich meine... Du hast Mathematik studiert - eine absolute Angstvorstellung für 95% Deiner Mitmenschen! Das, was Du nun dementsprechend liefern kannst, muss in irgendeiner Form "besonders" sein... Und womit stellst Du Dich nun vor?

Von meinem Umfeld geschätzt werden meine persönlichen Qualitäten. Dazu zählen Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Arbeitseifer und Arbeitswille, aber auch ein freundliches Wesen.

Nicht, dass irgendetwas davon schlecht wäre... aber das sind exakt und ausschließlich die Tugenden, die den aller-allereinfachsten Menschen und Geistern offen stehen... den konsequentestmöglichen Gegenteilen von Mathematikern, wenn Du verstehst, was ich meine...

Das Studium der Mathematik befähigt mich dazu sich schnell in neue komplexe Aufgabengebiete einzuarbeiten, um anschließend mit analytischem Denkvermögen neue Ideen und Ansätze zu entwickeln.

Das wäre gewissermassen der Ausgangspunkt - den man inhaltlich allerdings für jede einzelne Bewerbungssituation individuell zuspitzen müsste. Gut wäre es dann natürlich, wenn bestimmte Schwerpunkte des Studiums tatsächlich mit möglichst konkreten Problemstellungen des Ansprechpartners korrespondieren würden. Diese möglichen Bezüge gälte es, herauszuarbeiten. Das "analytische Denkvermögen" war ja eher Voraussetzung als Ergebnis des Studiums. Von daher geht das Argument in seiner derzeitigen Form noch fast ins Leere...

Ich würde ebenfalls über ein Masterstudium nachdenken. Gerade Mathematik als "Bachelor"-Studium klingt für mich (zugegebenermassen erstens Laie und zweitens vor Bologna studiert) ziemlich gewöhnungsbedürftig... so in Richtung "Leichtmatrose"...

Überleg doch mal, in welcher Branche Du gern arbeiten würdest - und such Dir dann die passende Spezialisierungsrichtung für den Master dazu! Was meinst Du, wie flüssig Dir die Bewerbungen DANACH von der Hand gehen...